Ústecký kraj

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Die Region Ústí (tschechisch:Ústecký kraj) umfasst den nordöstlichen Teil des dichtbesiedelten Nordböhmen in Tschechien um die Hauptstadt Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe).

Lage Ústís in Tschechien

. Die Region ist nach ihrer Hauptstadt Ústí nad Labem (deutsch Aussig, bzw. Aussig an der Elbe benannt).

[Bearbeiten] Lage

Die Region Ústí befindet sich im Nordwesten Böhmens und umfasst die westliche Hälfte des für Tschechien wichtigen nordböhmischen Industriegebietes. Die nordwestliche Grenze bildet gleichzeitig die Staatsgrenze zu Deutschland (Sachsen), im Uhrzeigersinn folgen innerstaatlich Kreis Liberec, Mittelböhmischer Kreis, Kreis Pilsen und Karlsbad. Die Gesamtfläche beträgt 5.335 km² (6,8 % der Fläche Tschechiens.) Landwirtschaftlich werden 50 % des Bodens genutzt, Wälder nehmen 30 % ein, Wasserflächen 2 %.

[Bearbeiten] Geographische Lage

Flüsse und Städte

Die Grenze zu Deutschland bilden die Gebirge Krušné hory (Erzgebirge), Elbsandsteingebirge und Lužické hory (Lausitzer Gebirge). Im Südosten breiten sich Ebenen aus, die sogenannte Česká křídová tabule (Böhmische Kreidetafel) mit dem legendärem Berg Říp (Georgsberg) und České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge). Der größte Fluss im Kreis ist die Labe (Elbe). Linke Nebenflüsse sind Ohře (Eger) und Bílina (Biela), rechte Nebenflüsse sind Ploučnice (Polzen) und Kamenice (Kamnitz). Im Kreis befinden sich auch Mineralwasser- und Heilwasserquellen. Die größte Wasserfläche bildet der Stausee Nechranická nádrž am Fluss Eger im westlichen Teil des Kreises. Der höchstgelegene Punkt ist der Berg Klínovec (Keilberg), dessen höchster Punkt sich allerdings im Kreis Karlovy Vary (Karlsbad) befindet. Der tiefste natürliche Punkt ist die Oberfläche des Flusses Labe (Elbe) bei Hřensko (Herrnskretschen) (115 M.ü.M.), gleichzeitig der tiefste Punkt in ganz Tschechien.

[Bearbeiten] Statistische Kennzahlen 2002: Kreis Ústecký kraj

	Fläche in km²	Einwohner	Durchschnittsalter	Anzahl Gemeinden
okres Děčín	909	133.631	38,3	52
okres Chomutov	935	124.744	37,2	44
okres Litoměřice	1.032	114.497	39,1	105
okres Louny	1.118	85.830	38,3	70
okres Most	467	116.786	38,1	26
okres Teplice	469	126.635	38,7	34
okres Ústí nad Labem	405	117.589	38,4	23
Summe	5335	819.712	--	354

Anteil am Bruttoinlandsprodukt (2001): 6,4 Arbeitslosenquote (2002): 17,1

[Bearbeiten] Wirtschaftsstruktur

Bedeutende Rolle für die Wirtschaft des Kreises spielt der hohe Anteil an Bodenschätzen, vor allem Braunkohle. Die Braunkohlepfanne erstreckt sich am Fuß des Erzgebirges von der Kreisstadt Ústí nad Labem bis Kadaň. Hinzu kommen qualitativ hohe Glas- und Gießereisande und Naturbausteine. Vier Gebiete zeichnen sich durch eine hohe Industrieansiedlung vor allem ebenfalls am Fuß des Erzgebirges aus: Okres Chomutov, Most, Teplice und zum Teil Ústí nad Labem. Stark vertreten sind die Branchen Energieversorgung, Bergbau, Maschinenbau, chemische Industrie und Glaserzeugung. In den Bezirken Litoměřice und Louny spielt dagegen die Landwirtschaft eine übergeordnete Rolle. Angebaut werden vor allem Gemüse und Hopfen. In den Elbetälern und dem Flussverlauf von Eger wird Obst angebaut. Diese Gegenden werden auch als Zahrada Čech (Garten Böhmens) bezeichnet. Guten Ruf haben auch die Weine aus der Gegend um Litoměřice und in den letzten Jahren auch die Weinbaugebiete um Most. Kaum wirtschaftliche Tätigkeiten trifft man auf den Kämmen des Erzgebirges an und in der Gegend nördlich von Děčín (Šluknovsko).

[Bearbeiten] Unternehmensstatistik

Ende 2002 waren 156.000 Unternehmen registriert, davon 113.000 Kleingewerbetreibende. Die meisten Unternehmen betreiben Handel.

[Bearbeiten] Verkehrsinfrastruktur

Der Kreis spielt eine wichtige Rolle in der Sparte Verkehr. Durch die Bezirke Teplice und Litoměřice führt die internationale Trasse E 55, die den Norden mit dem Süden Europas verbindet. Weitere bedeutende Straße verbindet den Karlovarský kraj entlang des Erzgebirges mit dem nördlichen teil des Liberecký kraj. Von zunehmender Bedeutung ist auch die Verbindung von Deutschland über Chomutov und Louny nach Praha. Der Hauptschienenweg führt von Deutschland über Ústí nad Labem nach Praha. Entlang der Elbe verlaufen die wichtigsten Verkehrsströme des Landes (Berlin-Prag-Wien, Berlin-Prag-Budapest). Der Fluss selbst ermöglicht den Zugang zur Nordsee.

[Bearbeiten] Arbeitsmarkt

Im Kreis sind etwa 358 Tausend Personen beschäftigt, die Meisten (85 Tausend) in der Industrie. Der Durchschnittslohn beträgt 14.269 Kč (etwa 470 EUR) und liegt 1.588 Kč unter dem Landesdurchschnitt. Der Rückgang des Bergbaus, Abbau der Großbetriebe, Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion sind Ursachen für langfristig höchste Arbeitslosigkeit in Tschechien von etwa 17,1 % (Tschechien 9.8 %).

[Bearbeiten] Politische Aufteilung

Der Kreis besteht aus sieben Okres (Bezirken), in denen sich 354 Gemeinden befinden, darunter 46 Städte.

[Bearbeiten] Bevölkerung

Ende 2002 lebten im Kreis etwa 820.000 Einwohner, damit belegt der Kreis den fünften Rang in Tschechien. Die Bevölkerungsdichte beträgt 154 Einwohner/km² und liegt damit deutlich über den Schnitt des Landes von 129 Einwohnern/km². Die höchste Bevölkerungsdichte findet man in der Braunkohlepfanne, dünn besiedelt ist das Erzgebirge und die landwirtschaftlich geprägte Gegend um Louny und Litoměřice. Der größte Ort ist die Kreisstadt Ústí nad Labem (Aussig) mit 95.000 Einwohnern. Charakteristisch für die Gegend ist das relativ junge Durchschnittsalter der Bevölkerung mit 38,3 Jahren. Der Kreis belegt den vordersten Platz bei der Geburtenrate (10 auf 1000 Einwohner), hat aber auch eine relativ hohe Sterberate von 11,3 auf 1000 Einwohner. Ähnlich wie im Karlovarský kraj liegt die Scheidungsrate sehr hoch, 3,8 auf 1000 Einwohner.

[Bearbeiten] Größte Städte

Stadt	Einwohner (31. Dezember 2005)
Ústí nad Labem	94.298
Most	67.805
Děčín	51.875
Teplice	51.010
Chomutov	50.027
Litvínov	27.056
Litoměřice	23.909
Jirkov	21.093
Žatec	19.517
Louny	18.841
Kadaň	17.807
Varnsdorf	15.786
Bílina	15.669
Klášterec nad Ohří	15.593
Krupka	13.894
Roudnice nad Labem	12.923
Rumburk	11.181
Lovosice	9.209
Štětí	9.144
Duchcov	8.937
Dubí	7.714
Podbořany	6.298
Šluknov	5.713
Česká Kamenice	5.485
Jílové	5.292
Postoloprty	5.002

[Bearbeiten] Bruttoinlandsprodukt

Der Kreis beteiligt sich am Gesamt Bruttoinlandsprodukt Tschechiens mit 6,4 %. Umgerechnet auf einen Einwohner erreicht er 94,9 % des Landesdurchschnitts und belegt bei den Kreisen den fünften Platz. Zu den bedeutendsten Unternehmen im Kreis gehören Mostecká uhelná společnost (Brüxer Kohlengesellschaft), Severočeské doly (Nordböhmische Bergwerke), Chemopetrol Litvínov und die Krankenhäuser in Ústí nad Labem und Most.

[Bearbeiten] Umwelt

Die Industrialisierung vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg verursachte hohe Umweltbelastungen. Der Obertagebergbau beschleunigte die Erosion in der Kohlepfanne. Die Emissionen führten Anfang der Siebziger-Jahre zu einem fast vollständigem Absterben der Wälder. Trotz vieler Bemühungen bei der Rekultivierung und Emissionsreduzierung ist die Belastung der Umwelt nach wie vor noch hoch und Ústecký kraj gehört zu den Kreisen mit den größten Umweltschäden Tschechiens.

[Bearbeiten] Naturschutz

Im Gebiet von Ústecký kraj befinden sich eine Reihe geschützter Landschaften: Nationalpark České Švýcarsko (Böhmische Schweiz), die Landschaftsschutzgebiete (ChKO) Labské pískovce (Elbsandsteingebirge), České Středohoří (Böhmisches Mittelgebirge), Lužické hory (Lausitzer Gebirge), Kokořínsko (Daubaer Schweiz) sowie 136 als Naturreservate und Naturdenkmäler geschützte Gebiete.

[Bearbeiten] Soziale Einrichtungen

[Bearbeiten] Bildung

Im Kreis befinden sich 407 Kindergärten, 265 Grundschulen, 24 Gymnasien, 74 Fachschulen sowie 4 Hochschulen (in Ústí nad Labem Universität Jana Evangelisty Purkyně, in Děčín Technische Fakultät, in Most Hochschule der Finanzverwaltung und Fakultät des Bergbaus.)

[Bearbeiten] Gesundheit

20 Krankenhäuser stellen 5.893 Betten zur Verfügung. Bedeutendstes Krankenhaus ist das Masaryk Krankenhaus in Ústí nad Labem und das Krankenhaus in Most. Daneben findet man im Kreis 10 Rehabilitationskliniken mit 1.436 Betten.

[Bearbeiten] Internationale Zusammenarbeit

In den letzten Jahren wächst die internationale Zusammenarbeit. Zu diesem Zweck wurden Euroregionen ins Leben gerufen.

[Bearbeiten] Euroregion Elbe-Labe

hat eine Größe von 5400 km² mit 1,4 Mio. Einwohner. Zu ihr gehören 214 tschechische und 63 sächsische Gemeinden. Hierzu gehören Gebiete Nordböhmens, der Sächsischen Schweiz, ein Teil der Oberelbe und Süderzgebirge.

[Bearbeiten] Euroregion Erzgebirge/Krusnohori

beinhaltet auf der tschechischen Seite 72 Gemeinden in den Bezirken Chomutov, Most, Louny und Teplice. Ziel ist die Umsetzung gemeinsamer Projekte im Bereich der Dienstleistungen, des Fremdenverkehrs und der Kultur sowie Naturschutz.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

In Anbetracht der dichten Besiedlung bereits im frühen Mittelalter findet man im Kreis eine hohe Anzahl historischer Stätten. Zu den bekanntesten gehören die romanische Rotunde auf dem Berg Říp, gotische Kirche in Most(Brüx), das Barock schloss Duchcov (Dux), Kloster Osek (Ossegg) und Kloster Doksany (Doxan), Schlösser Ploskovice (Ploschkowitz), Libochovice (Libochowitz). Litoměřice (Leitmeritz), Úštěk (Auscha) und Terezín (Theresienstadt). In der Stadt Roudnice nad Labem (Raudnitz) kann man den geschützten Stadtkern bewundern. Einige Dörfer im Bezirk Litoměřice gehören zu Dorfdenkmälern. In der Galerie in Litoměřice befinden sich zahlreiche seltene Bilder und Gemälde. In Litoměřice finden auch einige Ausstellungen statt, die bekanntesten sind die Verkaufsmesse Zahrada Čech (Böhmischer Garten) sowie die Bau- und Möbelmesse Můj dům, můj hrad (Mein Haus, meine Burg). Aber auch landschaftlich hat der Kreis einiges zu bieten. Dazu gehören die Naturparks České Švýcarsko (Böhmische Schweiz), der Elbeweg mit Porta Bohemica, die Felsenlandschaft Tiské stěny (Tyssaer Wände) und viele andere. Sportbegeisterte besuchen die Rennbahnen Hippodrom, Autodrom und Golfplätze in Most. Der Kreis ist auch mit Radwanderwegen gut erschlossen, die künftig unter anderem Prag mit Dresden verbinden sollen. Hinzu kommen vorzügliche Wintersportmöglichkeiten im Erzgebirge und Lausitzer Gebirge.