Antikentempel
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Der Antikentempel ist ein kleiner Rundtempel im westlichen Teil des Parks Sanssouci in Potsdam. Friedrich der Große ließ das Gebäude zur Aufbewahrung seiner Sammlung antiker Kunstgegenstände, Münzen und Gemmen errichten. In der Nähe des Neuen Palais, nördlich der Hauptallee, schuf Carl von Gontard 1768/69 das Gebäude als Pendant zu dem in einer Achse südlich der Allee gelegenen Freundschaftstempel. Ab 1921 wurde der Antikentempel als Mausoleum für Mitglieder des Hauses Hohenzollern genutzt. Er ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
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[Bearbeiten] Die Nutzung unter Friedrich dem Großen
Der Antikentempel war, wie die Bildergalerie im Park von Sanssouci, von Anfang an als Museumsbau konzipiert und konnte zur Zeit Friedrichs des Großen, nach Anmeldung bei dem Kastellan des Neuen Palais, besichtigt werden. Neben dutzenden Gegenständen antiker Kleinkunst, wie Marmorurnen, Bronzefiguren, Werkzeugen, Gewichten und Keramiken, fanden zehn lebensgroße Marmorstatuen auf marmornen Sockeln Aufstellung, die sogenannte Familie des Lykomedes. Sie erwarb Friedrich der Große aus der Kunstsammlung des französischen Kardinals Melchior de Polignac. Auf fünfzig vergoldeten Konsolen waren Büsten aus Marmor, Basalt und Bronze platziert, von denen einunddreißig ebenfalls aus der Sammlung Polignacs stammten. Alle anderen stammen von der antikenbegeisterten Lieblingsschwester Friedrichs, Wilhelmine von Bayreuth. In einem quadratischen Anbau, der nur durch eine Türöffnung vom runden Hauptraum betreten werden konnte, war das Münzkabinett untergebracht. Vier Zedernholzschränke waren gefüllt mit über 9200 Gold-, Silber- und Bronzemünzen, circa 4370 Gemmen und Kameen, 48 Marmor-, Terrakotta- und Bronzereliefteilen, sowie Büchern aus der archäologischen Bibliothek Friedrichs des Großen.
[Bearbeiten] Neue Nutzung unter Friedrich Wilhelm III.
Friedrich Wilhelm III., der ab 1797 regierende König auf dem preußischen Thron, verfügte in einer Kabinettorder vom 1. September 1798: „...zur Beförderung des Studiums der Alterthümer und der Kunst...die Sammlung der Medaillen und Antiken im Antiken-Tempel zu Potsdam mit den ähnlichen Sammlungen in Berlin zu vereinigen und der Akademie der Wissenschaften anzuvertrauen,...“ Die Münzen- und Gemmensammlung kam in das Antikenkabinett des Berliner Stadtschlosses. 1828 folgten die Skulpturen und Büsten, die nach einer Restaurierung in der Werkstatt des Bildhauers Christian Daniel Rauch in dem 1824-1828 nach Plänen des Architekten Karl Friedrich Schinkel erbauten und 1830 eröffneten Berliner Museums am Lustgarten ihren Platz fanden.
In dem leer gewordenen Antikentempel ließ Friedrich Wilhelm III. im Juni 1828 die zweite Fassung eines von Christian Daniel Rauch entworfenen Sarkophags aufstellen, dessen berühmtes Original im Mausoleum des Schlossparks Charlottenburg in Berlin steht, das für die am 19. Juli 1810 verstorbene Königin Luise von Rauch 1815 angefertigt wurde. Bis 1904 verblieb die Zweitfassung des Sarkophags im Antikentempel und gelangte im Herbst des Jahres in das 1877 für die Allgemeinheit eröffnete Hohenzollernmuseum des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schlosses Monbijou in Berlin.
[Bearbeiten] Geplante Nutzungsänderung unter Wilhelm II.
In der Regierungszeit Wilhelms II., des letzten deutschen Kaisers, wurden Pläne für die Nutzung des Antikentempels als Hofkapelle erstellt. Der Architekt Ernst Eberhard von Ihne fertigte mehrere Entwurfszeichnungen an. Die ersten von 1904/05 sahen eine Umgestaltung im Stil der italienischen Hochrenaissance vor. Acht Jahre später, 1913, entstanden Zeichnungen mit einer Innenraumgestaltung im Stil des Klassizismus. Durch andere Bauvorhaben und den Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde das Projekt jedoch nicht realisiert. Auch ein Auftrag von 1918, das Gebäude zu einer Grabstätte für die kaiserlichen Herrschaften herzurichten, kam nicht zur Ausführung. Dennoch wurde Kaiserin Auguste Viktoria, ihrem Wunsch entsprechend, am 19. April 1921 im Antikentempel beigesetzt, der bis in die 1940er Jahre für weitere Mitglieder des Hauses Hohenzollern zur letzten Ruhestätte wurde.
[Bearbeiten] Nutzung als Mausoleum
Fünf Mitglieder des Hauses Hohenzollern fanden im Antikentempel ihre letzte Ruhe:
- Kaiserin Auguste Viktoria zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (* 22. Oktober 1858; † 11. April 1921)
- Die erste Gemahlin Kaiser Wilhelms II. starb nach schwerer Krankheit in ihrem Exil in Haus Doorn, nahe Utrecht. Das Schloss war ab 1920 Wohnsitz des abgedankten deutschen Kaisers.
- Der jüngste Sohn des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., starb einen Tag nach seinem Selbstmordversuch mit einem Armeerevolver im St. Josef-Krankenhaus, Potsdam. Der Sarkophag des Prinzen stand zunächst in der Sakristei der Potsdamer Friedenskirche und wurde nach 1931 in den Antikentempel überführt.
- Wilhelm von Preußen (* 4. Juli 1906; † 26. Mai 1940)
- Prinz Wilhelm war der älteste Sohn des Kronprinzen Wilhelm und seiner Gemahlin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin, somit Enkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. Der Prinz nahm im Zweiten Weltkrieg am Frankreichfeldzug teil. Nach schwerer Verwundung bei den Kämpfen um Valenciennes verstarb er in einem Feldlazarett in Nivelles.
- Der zweitälteste Sohn Kaiser Wilhelms II. starb in seiner Potsdamer Villa Ingenheim.
- Hermine von Reuß ä. L., verw. von Schönaich-Carolath, Prinzessin von Preußen (* 17. Dezember 1887; † 7. August 1947)
- Die zweite Gemahlin Wilhelms II. starb plötzlich an Herzversagen in einer kleinen Wohnung in Frankfurt an der Oder, wo sie von der russischen Besatzungsmacht unter strenger Bewachung stand.
[Bearbeiten] Architektur
[Bearbeiten] Äußere Gestaltung
Der schmucklose Bau ist ein geschlossener Rundtempel, der von zehn toskanischen Säulen umgeben ist (Tholos). Der Innendurchmesser des Rundbaus (Rotunde) beträgt cica 16 Meter. Der quadratische Anbau (Annex) an der Rückseite des Gebäudes misst 9,40 x 9,40 Meter. Er ist mit drei Fenstern versehen. Das gewölbte Dach wird von einer Laterne bekrönt, von deren vier querovalen Fensteröffnungen Licht in den Zentralraum fällt. Durch den einzigen Zugang, eine rundbogige, vier Meter hohe Eingangstür, der eine Freitreppe vorliegt, kann das Gebäude betreten werden. Ein rechteckiger Giebelaufsatz über dem Gesims betont die Vorderseite des Rundbaus.
[Bearbeiten] Innenraumgestaltung
Die Wandfläche der Rotunde wurde mit grauem schlesischen Marmor verkleidet. Auf einer heute noch vorhandenen, umlaufenden Konsolbank aus Holz standen größere Skulpturen und Gefäße. Darüber in drei Etagen, auf fünfzig Konsolen, die antiken Büsten. Ein marmornes Supraportenrelief Kaiser Trajan zu Pferde in einer vergoldeten Rahmung schmückt ebenfalls heute noch den Wandbereich über der Eingangstür. Eine verblasste Bemalung im Innern der Laterne zeigt Genien in Wolken, die eine Blumengirlande halten. Die Wandflächen des Anbaus, der durch eine rundbogige Tür von der Rotunde aus erreicht wird, sind mit Holz vertäfelt (Boiserie).
[Bearbeiten] Literatur
- Generaldirektion der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci (Hrsg.): Potsdamer Schlösser und Gärten. Bau- und Gartenkunst vom 17. bis 20. Jahrhundert. UNZE VG mbH, Potsdam 1993 ISBN 3-910196-14-4
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 52°24′8″ N 13°1′7″ O