Austromarxismus
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Der Austromarxismus ist die vom österreichischen Sozialdemokraten Otto Bauer als dem Vorsitzender und Chefideologen der österreichischen SDAP geprägte Abart des Marxismus, der auch in der Folgeorganisationen der SDAP, den Revolutionären Sozialisten (R.S.) und der Exilorganisation AVOES die maßgebliche Denkrichtung blieb. Auch bei der Neugründung der Partei im Jahr 1945 wurde den Ideen des Austromarxismus noch Raum gegeben, was allerdings von sehr kurzer Dauer war.
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[Bearbeiten] Geschichte des Austromarxismus
Offiziell wurde der Austromarxismus von Otto Bauer von 1918 bis 1934 propagiert. Er setzte ihn in den Parteigremien gegen (geringe) Widerstände von links (Max Adler u.a.) und rechts (Karl Renner u.a.) durch und verankerte ihn im Linzer Programm der Partei. Als markantestes Spezifikum des Austromarxismus kann Bauers Idee vom "Integralen Sozialismus" gelten. Es ist dies der Versuch, u.a. im Rahmen der Internationalen Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Parteien den Sowjetkommunismus und die Sozialdemokratie wieder im Rahmen einer Internationale zu vereinen. Bauer forderte diesbezüglich von den Bolschewiki Demokratisierungsschritte und von der Sozialdemokratie die Abkehr vom Reformismus und den Übergang zu einer revolutionären Entwicklung. Als weiteres Spezifikum kann die Überzeugung gelten, dass der unausweichliche Zusammenbruch der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaftsordnung nicht speziell gefördert werden müsse. Es sei vielmehr Geduld zur Reifung der Entwicklung im Rahmen einer "revolutionären Pause" angebracht, Rückschläge und Fehlentwicklungen habe man als notwendige Vorstufen zum revolutionären Endziel zu rezipieren, das erst beim Eintreten der für die Revolution notwendigen Objektiven Verhältnisse erreichbar sei. Auch Otto Bauers Nachfolger Joseph Buttinger blieb mit seinen Revolutionären Sozialisten von 1935 bis 1938 auf Otto Bauers austromarxistischem Kurs, die Exilpolitik der AVOES wurde ebenfalls von diesem Gedankengut geprägt. Erst die 1945 neugegründete Sozialistische Partei Österreichs schwenkte nach einer nur wenige Monate dauernden Übergangsphase wieder voll auf den reformistischen Kurs der Zweiten Internationale ein.
Manche Publizisten [1] vertreten die Meinung, dass unter dem Oberbegriff „Austromarxismus“ alles zu subsummieren wäre was österreichische Sozialisten von 1900 bis 1945 dachten und publizierten, dass der Begriff also tendenziell eher eine Herkunftsbeschreibung im Sinne einer österreichischen Schule des wissenschaftlichen Sozialismus als die klare Basis eines gemeinsamen inhaltlichen Nenners sei. Diese Publizisten zählen zum Austromarxismus vor allem jene Grundlagendenker der Partei, die ab 1904 die „Blätter zur Theorie und Politik des wissenschaftlichen Sozialismus“ bzw. die „Marx-Studien“ und ab 1907 die Monatsschrift „Der Kampf“ herausgaben bzw. dort publizierten. Dieser Personenkreis, der von Otto Bauer über Max Adler, Rudolf Hilferding, Otto Bauer, Gustav Eckstein bis Karl Renner reichte vertrat allerdings sehr unterschiedliche Ansichten. Es fällt daher schwer, aus der Summe der Schriften jenen gemeinsamen Nenner herauszufiltern, der als österreichisches Spezifikum gewertet werden könnte. Unter zusätzlicher Beachtung der Tatsache, dass die Austromarxisten grundsätzlich dem linken Flügel der Sozialistischen Internationale zugeordnet wurden, scheint also die Annahme berechtigt, dass es sich beim "Austromarxismus" doch um eine klar definierte promarxistische und antireformistische Denkrichtung handelte, die Otto Bauer als Chefideologe und Vorsitzende der Partei vorgab und mit wechselndem Erfolg durchsetzte.
[Bearbeiten] Das Erbe des Austromarxismus
Unter dem Strich bleibt aus Sicht der österreichischen Sozialdemokratie die Tatsache, dass der Austromarxismus keine tragfähige Basis für das Erreichen des vorgegebenen Zieles des demokratischen Sozialismus war und auch keine Strategie gegen den aufkeimenden Faschismus entwickelte. Mit der Zerschlagung der Organisationen der Arbeiterbewegung durch den Austrofaschismus und erst recht mit der Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland war die austromarxistische Theorie im Wesentlichen nur mehr im Untergrund bzw. im Exil vertreten, nach 1945 spielte sie in der SPÖ keine bedeutsame Rolle mehr. Trotzdem gibt es – vor allem in der Sozialistischen Jugend weiterhin austromarxistische Denkansätze, die die Unzufriedenheit mit dem reformistischen Kurs der aktuellen Partei widerspiegeln.
[Bearbeiten] Quellen
- Norbert Leser: Zwischen Reformismus und Bolschewismus. Der Austromarxismus als Theorie und Praxis (Wien 1968)
- Ernst Glaser: Im Umfeld des Austromarxismus (Wien 1981)
- Joseph Buttinger: Am Beispiel Österreichs. Ein geschichtlicher Beitrag zur Krise der sozialistischen Bewegung (Köln 1952)
- Otto Bauer: Die österreichische Revolution (Wien 1923)
- Otto Bauer: Revolutionäre Kleinarbeit (Wien 1928)
[Bearbeiten] Weblinks
Darstellungen des Austromarxismus:
- Otto Bauer - Austromarxismus:[1]
- Linzer Programm der SDAP:[2]
- Zeitschrift für Sozialistische Politik und Wirtschaft:[[3]]
Kritik des Austromarxismus:
- Austromarxismus und Sozialdemokratie:[4]