Berlin-Britz
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Britz |
||
---|---|---|
|
||
Koordinaten | Koordinaten: 52° 27′ 0″ N, 13° 26′ 0″ O52° 27′ 0″ N, 13° 26′ 0″ O | |
Einwohner | 38.251 (31. Dez. 2005) | |
Postleitzahlen | 12347, 12359 | |
Ortsteilummer | 0802 | |
Verwaltungsbezirk | Neukölln | |
Quelle: statistik-berlin.de |
Britz ist ein Ortsteil im Bezirk Neukölln von Berlin. Britz ist bekannt geworden durch die Sendeanlage des Deutschlandradios (früher Sendeanlage des RIAS), die Hufeisensiedlung und die Großwohnsiedlung Britz-Buckow-Rudow, die seit 2002 einen eigenen Ortsteil Berlin-Gropiusstadt bildet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Britz wird 1237 erstmals urkundlich erwähnt als Dorf Britzig, im Landbuch Kaiser Karls IV wird es als Briczik geführt. Unter seinem Besitzer Otto von Britzke wurde es zum Rittergut erklärt.
[Bearbeiten] Eingemeindungen
Bei der Bildung Groß-Berlins 1920 kam Berlin-Britz als Landgemeinde mit 13.475 Einwohnern zum Bezirk Neukölln.
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Bauwerke
- Die Dorfkirche, Backbergstraße 40, ist eine Feldsteinkirche der Zeit um 1250. Nach Brandschäden 1948 wiederhergestellt, erhielt die Kirche Glasmalereien von Charles Crodel (Weihnachts- und Tauffenster).
- Der Gutshof Britz mit historischem Pferde- und Ochsenstall, Alt-Britz 81/89, gehörte wie die Dorfkirche zum ehemaligen Rittergut.
- Das Schloss Britz mit Gutsgarten, Alt Britz 73, ist das einstige Gutshaus der Britzkes. Es geht auf das abgebrannte Gutshaus aus dem 15. Jahrhundert zurück. 1706 wurde das jetztige Herrenhaus unter dem Gutsherr Feldmarschall von Erlach errichtet. 1880 erfolgte die letzte große Umgestaltung nach Entwürfen von Julius Wrede, der Ausstattung und Turm im Neurenaissance-Stil hinzufügte.
- Die Britzer Mühle, eine Holländerwindmühle 1863 erbaut und 1985 im Rahmen der der Bundesgartenschau umfassend restauriert, heute ein produzierendes Denkmal.
- Die Hufeisensiedlung (Siedlung Britz) entstand von 1925 bis 1933 nach Plänen von Bruno Taut und Martin Wagner. Sie ist eines der ersten Projekte des sozialen Wohnungsbaus.
[Bearbeiten] Großsiedlung Britz
Nach den planerischen Vorarbeiten der Kommune im Winter 1924/Frühjahr 1925 sollen auf dem Ackerland des ehemaligen Rittergutes Britz mit Hauszinssteuermitteln öffentlich geförderte Wohnungen erstellt werden. Die dabei entstehende Großsiedlung Britz wird an der trennenden Nord-Süd-Achse („Rote Front“) in zwei in sich geschlossene, aber sich beinahe feindlich gegenüber stehende Siedlungen mit jeweils rund 1000 Wohneinheiten geteilt, die im ersten Bauabschnitt 1925/26 von zwei unterschiedlichen – erst im Jahre 1924 neu gegründeten – Wohnungsbaugesellschaften hochgezogen werden:
- Die Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaus (DeGeWo) erhält den östlich des Grünen Rings (heute: Fritz-Reuter-Allee) liegenden Bereich zugeteilt und errichtet hier die so genannte „Eierteichsiedlung“ bzw. „Krugpfuhl-Siedlung“ an der Buschkrugallee (Planung: Engelmann & Fangmeyer);
- die Gemeinnützige Heimstätten-Aktien-Gesellschaft (GEHAG), eine Tochtergesellschaft der von Martin Wagner geleiteten Deutschen Wohnungsfürsorge Aktiengesellschaft (DEWOG), stellt auf dem westlich der Fritz-Reuter-Allee liegenden Gelände unter der organisatorischen bzw. künstlerischen Leitung von Martin Wagner und Bruno Taut die bekannte „Hufeisensiedlung“ dagegen.
Bei der nach knapp einem Jahr Bauzeit anstehenden Fertigstellung des ersten Bauabschnittes sind „links“ das halbe Hufeisen, die „Rote Front“ und die Einfamilienhäuser im Hüsung und dem nördlich angrenzenden Gelände mit zusammen 500 Wohneinheiten zum 1. September 1926 bezugsfertig; dem steht „rechts“ die schon einige Monate eher begonnene DeGeWo-Siedlung fast abgeschlossen gegenüber.
Über das Belegungsverfahren in der Hufeisensiedlung gibt es unterschiedliche Ansichten; während auf der einen Seite die Belegung – quasi offiziell – durch die Wohnungsämter ohne große Mitsprache der gewerkschaftlichen Wohnungsbauorganisation geschehen sein soll, berichten die Betroffenen ex post, dass die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft Grundbedingung für den Einzug gewesen sei. Unabhängig von dieser offenen Frage des unmittelbaren Gewerkschaftsbezuges ist eindeutig belegt, dass die Mieter der Großsiedlung Britz hauptsächlich aus Anhängern der Sozialdemokratischen Partei bestehen; das erste Wahlergebnis von 1928 weist über 50 % der Stimmen für die SPD bzw. fast 70 % für die – aus SPD und KPD bestehende – Linke aus.
Die Mieter der beiden Siedlungsteile schließen sich unmittelbar nach ihrem Einzug im Herbst 1926 zu zwei getrennten Mietervertretungen zusammen:
- In der DeGeWo-Siedlung gründet sich der „Siedlerverein am Buschkrug e.V.“: Dieser vertritt die Interessen der unter einem spitzen Dach lebenden Bewohner östlich der Fritz-Reuter- Allee und gibt als Informationsorgan das wöchentlich erscheinende „Nachrichtenblatt der Großsiedlung Berlin-Britz“, im Laufe des Jahres 1928 für kurze Zeit zusätzlich oder wahrscheinlich statt dessen das Informationsblatt „Heim am Buschkrug“ heraus.
- Auf der anderen Seite der Straße schließen sich die unter dem Flachdach wohnenden Mieter der Hufeisensiedlung zu einem „Bewohnerausschuss der Gehagsiedlung“ zusammen und geben im Herbst 1926 die noch im gleichen Jahr wieder eingestellte Zeitschrift Das Hufeisen heraus. An die Stelle dieser reinen Siedlungszeitschrift tritt ab März 1927 das wöchentlich erscheinende Organ Die Wohngemeinschaft – Das Blatt der Großsiedlung Britz, Neukölln-Dammweg und des Siedlervereins Neu-Rudow. Diese Zeitschrift erscheint bis mindestens Ende 1929, ab Ende 1928 überregional mit dem Untertitel Das Blatt der Großsiedlungen.
[Bearbeiten] Sendeanlage RIAS/Deutschlandradio
1946 errichtete die amerikanische Militärverwaltung auf dem Areal einer ehemaligen Baumschule eine Sendeanlage für den neu gegründeten RIAS. Die Antenne war zwischen zwei 30 Meter hohen Holzmasten gespannt. 1947 wurde sie durch einen 60 Meter hohen gegen Erde isolierten abgespannten Gittermast ersetzt. Dieser wiederum wurde 1948 von zwei noch heute vorhandenen – gegen Erdung isolierten – abgespannten Stahlfachwerkmasten von je 100 Metern Höhe abgelöst.
In den Folgejahren wurden beide selbststrahlende Sendemasten auf ihre heutigen Höhen von 160 Metern und 144 Metern aufgestockt und auch mit Sendeantennen für UKW versehen[1].
Ab 1949 wurde von Berlin-Britz aus auch auf Kurzwelle gesendet. Hierfür wurde eine in Ost-West-Richtung orientierte Dipolantenne auf dem Stationsgelände errichtet. Als zweite Kurzwellenantenne kam 1983 ein Ganzwellendipol hinzu.
1978 ging zur besseren Versorgung der damaligen DDR mit dem 1. Programm des RIAS auf dem Stationsgelände eine Kreuzdipolantenne für die Mittelwellenfrequenz 990 kHz in Betrieb. Diese zirkular polarisierte Antenne strahlte steil in die Ionosphäre und ermöglichte so während der Nachtstunden einen guten Empfang dieses Programms in der gesamten DDR. Diese – an fünf 30½ Meter hohen abgespannten Masten aufgehängte – Sendeantenne musste Ende 1995 aus Gründen der nicht gegebenen elektromagnetischen Umweltvertäglichkeit stillgelegt werden. Mittlerweile wird das Programm des Deutschlandradio von hier gesendet.
[Bearbeiten] Parks
- Das 90 ha große Gelände der Bundesgartenschau 1985 wird heute als Parkanlage Britzer Garten geführt.
[Bearbeiten] Literatur
Kunze, Ronald: Mieterbeteiligung im Sozialen Wohnungsbau. Entstehung und Entwicklung der Mietervertretungen in den Siedlungen der Gemeinnützigen Wohnungsunternehmen. Kassel 1992
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Berlin-Britz – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- "Berlin-Neukölln, seine Geschichte und Denkmale - Britz", Broschüre (Archiv / Publikationen), BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH (Neubritz.de), August 2000
- "Britzer Heimatbote", und Archiv der Heimatkundlichen Vereinigung, Bürgerverein Berlin-Britz e.V.
- Betrieb der Britzer Mühle, mit Britzer Müller Verein e.V. Berlin, Hrsg. Gerald Bost (Diplom-Windmüller)
- Britzer Heimatgeschichte, veröffentlicht im Gemeindebrief der Dorfkirche Britz, Ausgaben Feb. 1979 bis Dez. 2000