Burg Bodenstein
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Die Burg Bodenstein liegt im Ohmgebirge im nordwestlichen Eichsfeld. Unterhalb der Burganlage erstreckt sich das Dorf Wintzingerode (heute Ortsteil von Leinefelde-Worbis), nach dem sich die Familie der späteren Burgherren benannte. Sie ist die am besten erhaltene Burg im Eichsfeld.
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[Bearbeiten] Geschichte
Ursprünglich wohl ein Grenzposten zwischen den Stämmen der Sachsen und der Franken, war die Burg wohl unter den frühen Sachsenkaisern liudolfingisches Hausgut, nachdem sie von Heinrich I. als Befestigung gegen die Ungarneinfälle ausgebaut worden war. In der Zeit des salischen Kaisers Heinrich IV. gehörte Bodenstein zum Besitz des Grafen Otto von Northeim, eines Verwandten der Liudolfinger und Führers der sächsischen Adelsopposition. Im folgenden taucht eine dynastische Familie von Bodenstein auf, die vermutlich eine Seitenlinie der Northeimer und damit der Liudolfinger war, die sich nach ihrem neuen Stammsitz benannte. Eine Zeit lang spielte dieses Geschlecht eine führende Rolle in der Region, was sie vor allem durch die Stiftung des Klosters Beuren im Leinetal dokumentierte. Im Verlauf des 13. Jahrhunderts verlor sie jedoch an Einfluss, und die Herrschaft Bodenstein fiel 1275 an die Welfen. Im Jahre 1293 wurde die Burg von Herzog Heinrich I. an die Grafen von Honstein verkauft, von denen sie 1322 vereinbarungsgemäß wieder eingelöst wurde. 1327 traten die Welfen sie erneut an die Honsteiner ab, welche sie 1337 an Hans von Wintzingerode, Otto von Rusteberg, Berthold von Worbis und Heinrich Wolf verkauften. Bis 1448 lösten die Herren von Wintzingerode ihre Mitbesitzer aus und blieben von da an bis 1945 Alleinbesitzer der Burg. 1209 mit Bertholdus de Wincigeroth, testis liber et nobilis, erstmals erwähnt, waren sie eventuell ihrerseits eine Seitenlinie der Herren von Bodenstein. 1525 wurden große Teile der Burg durch den Zug des Bauernführers Thomas Müntzer zerstört und anschließend in zeitgemäßer Form wieder aufgebaut. Ab 1530 führten die Herren von Wintzingerode offiziell die Reformation in ihren Herrschaftsgebieten ein, worüber sie in Konflikt mit den Honsteinern und Kurmainz gerieten. 1575 wurde der Burgherr Berthold von Wintzingerode deshalb in Mainz hingerichtet. Im folgenden bewahrte der Anspruch der Welfen auf die Oberlehnsherrschaft und ihre Protektion die Herrschaft Bodenstein vor einer erzwungenen Gegenreformation. Als Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges wurde die evangelische Konfession und die Stellung der Herren von Wintzingerode in dem Herrschaftsgebiet weiter gestärkt. Bis 1803 verfügte sie dort als einzige nichtfürstliche Familie des Alten Reichs über sämtliche landesherrlichen Rechte, ohne ein Reichsstand zu sein. Besonders stach dabei die Ausübung des Episkopalrechts heraus, was die kleine Herrschaft zum kirchlichen Zentrum der Evangelischen des Untereichsfelds werden ließ. 1668 wurde die Burg um eine Kapelle erweitert. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hielt sich die Landgräfinwitwe Philippine von Hessen-Kassel, eine Nichte Friedrichs des Großen, mehrfach über längere Zeit auf der Burg auf, deren Besitzer, ihren langjährigen Oberhofmeister, sie 1794 in morganatischer Ehe heiratete. 1803 erfolgte die Angliederung der Burg an das Königreich Preußen. Durch die Koalitionskriege Preußens gegen Napoleon I. und der Niederlage bei der Schlacht von Jena und Auerstedt gelangte das Eichsfeld und die Herrschaft Bodenstein von 1807 bis 1813 an das Königreich Westfalen. 1815 kam sie dann wieder zu Preußen. Ab 1801 wurde die Burg mit einer bedeutenden Kunstsammlung ausgestattet, die der württembergische Premierminister Georg Ernst Levin Reichsgraf von Wintzingerode zusammentrug. 1848 musste der Burgherr Graf Heinrich Levin von Wintzingerode vor der Bedrohung durch Aufständische nach Göttingen fliehen.
[Bearbeiten] Gräfin Gisela von Wintzingerode
Seit 1914 verwaltete Gisela Gräfin von Wintzingerode, geb. Gräfin von der Schulenburg (1886-1972) das 1876 gegründete Fideikommiss Bodenstein für ihren unmündigen Sohn. Während des Dritten Reichs engagierte sie sich stark in der Bekennenden Kirche. Der Bodenstein war ein Zentrum der kirchlichen Resistenz gegen den nationalsozialistischen Kirchenkampf um die späteren Landesbischöfe Hanns Lilje und Ludolf Hermann Müller.
1945 wurde die Familie Wintzingerode im Zuge der sog. "Demokratischen Bodenreform" entschädigungslos enteignet und vertrieben. Vom Westen aus nutzte Gräfin Gisela ihre kirchlichen Kontakte, um eine Übertragung der Burg an die Evangelische Landeskirche der Kirchenprovinz Sachsen zu erreichen, was 1948 geschah.
[Bearbeiten] Heutige Nutzung der Burg
Heute befindet sich in der Burg eine Familienerholungs- und Begegnungsstätte der evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Daneben bietet die Burg den Raum für kulturelle Angebote der Region Eichsfeld, wie Schlosskonzerte, Kabarettabende und politische Gesprächsabende.
[Bearbeiten] Galerie
Glasfenster (Glasmalerei) mit dem Bild Georg Ernst Levin von Wintzingerode in der Kapelle |
[Bearbeiten] Literatur
Heinrich Jobst Graf von Wintzingerode/Bernd Winkelmann/Rita Gaßmann, Die Burg Bodenstein im Eichsfeld, Geschichte und Gegenwart, 2. Auflage, Duderstadt 1996.
Heinrich Jobst Graf von Wintzingerode, Recht tun behält sein Preis allzeit, Die Geschichte der Herren von Wintzingerode und der Burg Bodenstein (Bodunger Beiträge 8), Großbodungen 2004.
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Siehe auch
Koordinaten: 51° 27' 13" N, 10° 20' 33" O