Cestius-Pyramide
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Cestius-Pyramide, genauer Pyramide des Caius Cestius (italienisch: Piramide Cestia), in Rom ist das Grabmal des römischen Praetors und Volkstribuns Caius Cestius Epulo.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Lage
Bestattungen waren bis ins 5. Jh. innerhalb der Stadt verboten. Grabmäler wurden deshalb üblicherweise an den Ausfallstraßen errichtet. Die Cestius-Pyramide steht in exponierter Lage an der Via Ostiensis, einer der belebtesten Straßen Roms, die zum Hafen in Ostia führte.
Ab 271 wurde die Pyramide in die Stadtmauer Kaiser Aurelians („Aurelianische Mauer einbezogen. Neben ihr öffnete sich die Porta Ostiensis, heute Porta San Paolo.
[Bearbeiten] Bauherr
Wir wissen sehr wenig über Cestius selbst; aber seine Pyramide hat ihn unsterblich gemacht. Er war Prätor des Jahres 43 v. Chr.[1] und Mitglied der Septemviri Epulonum, eines der vier Priesterkollegien. Caius Cestius Epulo starb im Jahr 12 v. Chr.
[Bearbeiten] Bauwerk
Nach der Eroberung Ägyptens durch Kaiser Augustus wurde die ägyptische Kultur in Rom Mode. Diese umfasste auch Pyramiden, und mehrere Römer ließen sich kleine Pyramiden als Grabstätten bauen. Heute ist von dieser kurzen Episode der römischen Kultur nur noch die Cestius-Pyramide übrig. Der Bau entstand zwischen 18 und 12 v. Chr.[2]
Er wurde als Ziegelbauwerk ausgeführt und mit Travertin- und Marmorplatten verkleidet.
Die Pyramide ist 36,4 m hoch (ein Viertel der Höhe der Cheops-Pyramide) und hat eine Seitenlänge von 29,5 m. Im Inneren befindet sich eine 4,10 auf 5,95 m große und 4,80 m hohe Grabkammer (nur an wenigen Tagen zugänglich) mit Resten von Fresken.
Das Grabmal trägt folgende Inschriften:
An der West- und Ostseite jeweils:
C CESTIUS L F POB EPULO PR TR PL
VII VIR EPULONUM
Caius Cestius, Sohn des Lucius, Prätor, Volkstribun und Mitglied der Septemviri Epulonum
An der Ostseite zusätzlich eine kleinere Inschrift:
Opus apsolutum ex testamento diebus CCCXXX
arbitratu
L. Ponti P. F. Cla. Melae heredis et Pothi L.
Übersetzung in etwa: In Übereinstimmung mit dem Testament, wurde der Bau in 330 Tagen, unter der Leitung von L. Pontius Mela, Sohn des Publius, mit dem Freigelassenen Pothus, errichtet.
Vor der Pyramide standen vier Säulen, von denen zwei wieder aufgestellt wurden. Sie trugen vermutlich Bronzestatuen des Cestius.
[Bearbeiten] weitere Pyramiden
Im Mittelalter wurde die Cestius-Pyramide als Meta Remi, Grab des Remus bezeichnet, analog zur Meta Romuli, Grab des Romolus, einer weitere Pyramide in der Nähe der Engelsburg. Dieses Grabmal wurde 1499 von Papst Alexander VI. abgerissen, um für das Heilige Jahr 1500 die Zugangsstraße zum Vatikan zu verbreitern. Der Marmor dieser Pyramide wurde im Petersdom verbaut.
Zwei weitere Pyramiden standen im Bereich der heutigen Piazza del Popolo.
[Bearbeiten] nach der Antike
1656 ließ Papst Alexander VII. die Pyramide restaurieren und wieder freilegen, denn im Laufe der Jahrhunderte hatte sich das Bodenniveau um einige Meter angehoben. Dabei wurde auch die zwei Säulen und die Base der zwei verlorenen Säulen wiedergefunden. [3]
An der westliche Seite der Pyramide wurde ab 1738 der Friedhof für Nichtkatholiken, der sogenannte Protestantische Friedhof, eingerichtet. Auf ihm liegen Prominente wie die englischen Schriftsteller John Keats und Percy Shelley, August von Goethe, der Sohn von Johann Wolfgang von Goethe und Wilhelm Waiblinger, der Biograph von Friedrich Hölderlin
Im 19 Jh. wurde die Mauer zwischen der Pyramide und der Porta San Paolo abgerissen.
1999 fand die letzte umfangreiche Restaurierung des Baus statt.
Das Bauwerk gab der nahen U-Bahn-Station Piramide ihren Namen.
[Bearbeiten] Literatur
- s. v. Sepulcrum C. Cestii. In: E. Nash: Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom, Band 2, 1962, S. 321-323.
- Karl-Ludwig Elvers: Lemma Cestius". In: Der Neue Pauly - Enzyklopädie der Antike (DNP) - Altertum, hrsg. von Hubert Cancik und Helmuth Schneider, Band 2: Ark - Ci, Verlag J. B. Metzler Stuttgart/Weimar, 1997, Sp. 1077-1078. ISBN 3-476-01470-3 und 476-01472-X.
- O. Falconieri: De pramide Cestii Epulonis dissertatio. Romae 1697.
- C. Krause, s.v. Sepulcrum: C. Cestius. In: Lexicon topographicum urbis Romae Band 4, 1999, S. 278-279.
- Münzer: s. v. Cestius. 7). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung, hrsg. von Georg Wissowa. 6. Halbband: Campanus ager - Claudius, Stuttgart, J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, 1899, Sp. 2005.
- Richard Neudecker: Die Pyramide des Cestius. In: Luca Giuliani (Hrsg.): Meisterwerke der antiken Kunst. S. 94-113. C. H. Beck Verlag, München 2005. 185 S. mit 77 sw-Abb.. ISBN 3-406-53095-X (mit formal falscher ISBN ausgeliefert und katalogisiert, Suche über KVK möglich).
- R. T. Ridley: The Praetor and the Pyramid - The Tomb of Gaius Cestius in History, Archaeology and Literature. In: Bollettino di Archeologia Band 13-15, 1992, S. 1-29.
- P. Santi Bartoli: Gli antichi sepolcri, Roma 1697.
[Bearbeiten] Weblinks
- Seite bei "Roma Antiqua"
- Artikel in Platner/Ashby, A topographical dictionary of ancient Rome (englisch)
- Modellfotos auch der anderen Grabmäler
- Die Cestius-Pyramide und der Protestantische Friedhof in Rom
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Frank Kolb, Rom, die Geschichte der Stadt in der Antike, C. H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39666-6
- ↑ http://www.satyrnet.it/archeologia/giugno2004/piramide.htm, Marisa Uberti 11. 06. 04
- ↑ http://www.satyrnet.it/archeologia/giugno2004/piramide.htm, Marisa Uberti 11. 06. 04
Koordinaten: 41° 52' 35" N, 12° 28' 51" O