Christian Weber (NSDAP)
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Christian Weber (* 25. August 1883 in Polsingen, † 11. Mai 1945 auf der Schwäbischen Alb) war SS-Brigadeführer und nationalsozialistischer Ratspräsident.
Nach dem Besuch der Volksschule musste Weber, der aus armen Verhältnissen stammte, als Knecht auf einem Gut arbeiten. Zwischen 1901 und 1904 und zuletzt 1906 tat er Dienst im Militär, und musste dennoch wegen zu wenig Einkommens wieder als Pferdeknecht, zuletzt in München, arbeiten.
Ab August 1914 diente er im Ersten Weltkrieg, und wurde im Januar 1919 im Rang eines Hauptmanns entlassen. Mit dem ersparten Geld und dem Sold konnte sich Weber zunächst einen eigenen Pferdeverleih aufbauen, und betrieb ab 1925 sogar eine eigene Tankstelle.
Bereits 1920 lernte Weber Adolf Hitler und Dietrich Eckart kennen, die ihn schließlich ermutigten, im August 1921 der NSDAP beizutreten.
Zwischen 1921 und 1922 agierte Weber als Sicherheitsbegleiter Hitlers, der ihn im Herbst 1921 auch noch zum Leiter des Fuhrparks der Partei ernannte.
Nach der Neugründung der Partei, die wegen des misslungenen Hitler-Putsches und der Gefängnisstrafe des "Führers" in Landsberg am Lech nötig war, stieg Weber in die Münchner Lokalpolitik ein. Ab 1926 fungierte er als Stadtrat und ab 1934 als Ratsherr. Auch übernahm er den Vorsitz der NSDAP-Stadtratsfraktion.
Im März 1933 ernannte ihn Hitler zum Präsidenten des Kreistags von Oberbayern (was heute dem Regierungsbezirk entspricht), und zum Präsidenten des Wirtschaftsbundes Deutscher Reitstallbesitzer und Vollblutzüchter. Ein weiteres Amt, das Weber ausübte, war jenes des Präsidenten des Kuratoriums für das Braune Band von Deutschland.
Im Juli 1936 ernannte ihn Heinrich Himmler zum SS-Brigadeführer und am 1. November 1937 zum Inspekteur der SS-Reitschulen.
Als er in den Endtagen des 2. Weltkriegs wegen der Zerstörung seiner Diensträume im Rathaus am Marienplatz wohnte wurde er im Rahmen der "Freiheitsaktion Bayern" festgenommen und nach Erding gebracht. Nach seiner Freilassung verlangte er das Todesurteil für den Rathausinspektor Hans Scharrer, der dem Stoßtrupp der Freiheitsaktion das Tor zum Rathaus geöffnet hatte.
Am 1. Mai 1945 wurde Weber von der US-Armee bei Berlin verhaftet und wenige Tage später für weitere Verhöre nach Heilbronn überstellt. Das Armeefahrzeug, in dem sich Weber befand, wurde jedoch in einen Verkehrsunfall verwickelt, bei dem Weber tödlich verletzt wurde.
Christian Weber war der für die NSDAP nicht gerade uncharakteristische Typ des Kriegsgewinnlers und reichlich primitiven Neureichen, der seine Macht schamlos zum eigenen Vorteil ausnützte. Überaus geschäftstüchtig und unbedenklich in seinen Mitteln, setzte er sich fast immer durch, auch wenn er sich in München durch sein rüpelhaftes Auftreten auch in Parteikreisen viele Feinde machte.
Bereits der Parteigründer Anton Drexler beklagte sich 1923 über das Bonzentum in der Partei und meinte damit Christian Weber; der angesehene und einflussreiche Parteischatzmeister Franz Xaver Schwarz legte sich 1939 quer, als Weber sich an dem Weiterverkauf jüdischer Immobilien bereichern wollte.
Enthüllte sich Weber im praktischen Alltagsgeschäft wie in der Politik oft als primitiver, aber brutaler Machtmensch, so zeigte er sich andererseits aus Anlass des von ihm kreierten Pferderennens um das Braune Band von Deutschland von seiner operettenhaften Seite, wenn er als Initiator historischer Umzüge und Sommerfeste auf den Teichen des Nymphenburger Schlossparks von kaum bekleideten Darstellerinnen "lebende Bilder" mehr oder weniger mythologischen Inhalts gestalten ließ, die vom Publikum teils belächelt, teils als anstößig kritisiert wurden.
Himmler sammelte Unterlagen aus den zahlreichen Parteigerichtsverfahren, in die Weber verwickelt war, wagte aber trotz sich bietender Möglichkeiten, nicht, gegen ihn in irgendeiner Weise vorzugehen.
[Bearbeiten] Literatur
- Thomas Martin: Aspekte der politischen Biographie eines lokalen NS-Funktionärs. Der Fall Christian Weber. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 57/1994, S. 435–484. [1]
- Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen. München: dtv 1992, ISBN 3423115440 beschreibt in einem amüsanten Roman Webers Werdegang.
Personendaten | |
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NAME | Weber, Christian |
KURZBESCHREIBUNG | SS-Brigadeführer und nationalsozialistischer Ratspräsident |
GEBURTSDATUM | 25. August 1883 |
GEBURTSORT | Polsingen |
STERBEDATUM | 11. Mai 1945 |
STERBEORT | Schwäbische Alb |