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Degussa - Wikipedia

Degussa

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Degussa GmbH
Unternehmensform GmbH
Gegründet 18. Januar 1873
Unternehmenssitz Düsseldorf
Unternehmensleitung Dr. Klaus Engel (Vorsitzender der Geschäftsführung)
Mitarbeiter rund 44.000 (31. Dez. 2005)[1]
Umsatz 11,8 Mrd. EUR (2005)
Branche Spezialchemie
Webadresse www.degussa.de

Die Degussa GmbH (bis Ende 2006: Degussa AG) ist ein Konzern mit Sitz in Düsseldorf. Er ist das drittgrößte deutsche Chemieunternehmen und zugleich das weltgrößte Spezialchemieunternehmen. Sie ist ein Teilkonzern der RAG Aktiengesellschaft. Das Wort Degussa war ursprünglich ein Akronym (und „Drahtadresse“) für „Deutsche Gold- und Silber-Scheide-Anstalt“.

Vorgängergesellschaften waren die Degussa-Hüls AG und SKW Trostberg AG.

Seit dem 2. Januar 2007 ist die Degussa eine GmbH.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Kennzahlen

Degussa ist ein multinationales Unternehmen mit Ausrichtung auf die Spezialchemie. Im Geschäftsjahr 2005 erwirtschafteten 43.601 Mitarbeiter einen Umsatz von 11,8 Mrd. EUR und ein operatives Ergebnis (EBIT) von 940 Mio. EUR. Damit ist Degussa das drittgrößte deutsche Chemieunternehmen und in der Spezialchemie weltweit der führende Anbieter.

[Bearbeiten] Firmengeschichte

Die Degussa wurde am 18. Januar 1873 als Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler AG in Frankfurt am Main gegründet. Sie ging aus der 30 Jahre zuvor in Betrieb genommenen Frankfurter Scheideanstalt hervor, die vom vormaligen Frankfurter „Münzwardein“ Friedrich Roessler (18131883) zunächst gepachtet und als privates Unternehmen betrieben worden war. Nach der Annexion der Freien Reichsstadt Frankfurt durch Preußen 1866 wurde die Scheiderei von seinen Söhnen Heinrich Roessler (18451924) und Hector Roessler erworben und fortgeführt.

Direkter Anlass zur Gründung der neuen Aktiengesellschaft war die deutsche Reichsgründung 1871 mit der Einführung der nationalen Währung Mark, durch die die Partikularwährungen der deutschen Länder obsolet wurden (z. B. der süddeutsche Gulden). Dem entsprechend wurden große Mengen an Münzen aus dem Verkehr gezogen; für die Rückgewinnung des darin enthaltenen Edelmetalls sollte Scheidekapazität in industriellem Maßstab geschaffen werden. Das Tätigkeitsfeld wurde bald auf weitere Edelmetallprodukte (Glanzgold für die Keramik-Industrie) und Chemikalien ausgedehnt.

Während des Dritten Reiches, zwischen 1933 und 1945, war die Degussa stark in die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes verwickelt (siehe dazu den Abschnitt „Die Degussa im Dritten Reich“).

Erst 1980 wurde das Unternehmen offiziell in „Degussa AG“ umbenannt.

1990 beschäftigte Degussa 35.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 13,925 Milliarden DM.

1999 wurde die „alte“ Degussa in die VEBA-Tochter Hüls AG (Marl) zur Degussa-Hüls AG fusioniert; damit wurde der Energiekonzern VEBA zum Hauptaktionär.

Nach der Vereinigung von VEBA und VIAG zur E.ON AG wurden die Degussa-Hüls und die VIAG-Tochter SKW Trostberg im Jahr 2001 zur „neuen“ Degussa AG zusammengelegt. Zugleich wurde der Konzernsitz nach Düsseldorf verlegt. Durch die Fusion wurde die E.ON zum Mehrheitsgesellschafter; aufgrund der reduzierten Börsenkapitalisierung schied die Degussa 2002 aus dem DAX 30 aus und wurde im M-DAX notiert.

2000 wurden die Edelmetall-Aktivitäten der Degussa in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert, die mittlerweile als Umicore AG & Co. KG zum belgischen Umicore-Konzern gehört. Damit hat sich die Degussa von ihrem ehemaligen Kerngeschäft getrennt, das ihr auch den Namen gab.

2003 bekannte sich die Degussa unter Vorstandsvorsitzenden Professor Dr. Utz-Hellmuth Felcht als ehemalige Miteigentümerin der Degesch dazu, dass die Degesch Zyklon B herstellte welches zwischen 1941 und 1944 systematisch für Massenmorde an den Menschen in den Vernichtungslagern eingesetze wurde. Daran verdiente die Degesch pro Jahr 200.000 RM [2].

Seit dem 1. Juni 2004 gehört Degussa mehrheitlich zur RAG (97,5 %), nachdem der E.ON-Konzern von dieser die Mehrheit der Ruhrgas-Anteile übernommen hatte. Nach Einigung der Konzerne im Dezember 2005 erwarb die RAG bis Frühjahr 2006 auch die restlichen von der E.ON gehaltenen bzw. in Streubesitz befindlichen Anteile an der Degussa und will das Spezialchemieunternehmen zum Standbein für den 2007 geplanten RAG-Börsengang machen. Die Hauptversammlung am 29. Mai 2006 hat dafür die Weichen gestellt und dem Squeeze-out zugestimmt. Zur Finanzierung wurde die einträgliche Bauchemiesparte der Degussa an die BASF veräußert. Utz-Helmut Felcht, der Vorstandsvorsitzende der Degussa, hat am 1. Juni 2006 den Vorsitz an Klaus Engel abgeben. Seit dem 14. September 2006 ist die Degussa AG eine 100%ige Tochter der RAG. Sie wurde von der Börse genommen und in eine GmbH umgewandelt.

Am 31. August 2006 begann die Degussa im Werk Rheinfelden (Baden) den Bau einer Anlage zur Herstellung von Monosilan und - in einem Joint Venture mit der SolarWorld AG - einer Anlage zur Herstellung von Solarsilizium aus diesem Monosilan. SolarWorld fertigt aus dem Solarsilizium dann Wafer, die zu Solarzellen und -modulen verarbeitet werden. 2008 soll die Produktion mit einer Jahreskapazität von zunächst 850 Tonnen Solarsilizium starten.

Degussa ist Gründungsmitglied der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft. Dr. Michael Jansen, ehemaliger Degussa-Generalbevollmächtigter, war von 2000 bis Juni 2004 Vorstandsvorsitzender der vom Deutschen Bundestag ins Leben gerufenen Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, die Wiedergutmachungen an ehemalige NS-Zwangs- und Sklavenarbeiter zahlt.

[Bearbeiten] Firmenbeteiligungen

Beteiligungen in Deutschland:

[Bearbeiten] Aus der Degussa hervorgegangene Firmen

  • Degudent GmbH, Zahnersatzstoffe und Dentalwerkzeuge
  • Umicore, Autoabgaskatalysatoren- und Edelmetallgeschäft
  • Degussa Bank, Frankfurt

[Bearbeiten] Die Degussa im Dritten Reich

Degussa beauftragte 1997 den amerikanischen Historiker Peter Hayes zur Aufarbeitung der Firmengeschichte während des Dritten Reiches. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse von Hayes über die Verstrickung der Degussa in den Nationalsozialismus ist auf einer der Degussa Geschichtswebseite zu finden. Das Buch „Die Degussa im Dritten Reich. Von der Zusammenarbeit zur Mittäterschaft“ (engl. Originattitel: „From Cooperation to Complicity: Degussa in the Third Reich“) von Peter Hayes erschien 2004.

Die Degussa war demnach stark in die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes verwickelt. Unter anderem in die Verfolgung und Beraubung der Juden, in die Aufrüstung und Kriegsvorbereitung, in die Zwangs- und Sklavenarbeit und in die fabrikmäßige Massenvernichtung der Juden. Eine ihrer Tochterfirmen (Degesch - „Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung mbH“) lieferte Zyklon B, mit dem Juden in Auschwitz vergast wurden. In den Schmelzöfen der Degussa wurde auch Zahngold ermordeter Juden verarbeitet.

[Bearbeiten] Beteiligung an Zyklon-B-Herstellung

Degussa war formal gesehen nur indirekt an der Produktion von Zyklon B beteiligt. Das Patent für die hochgiftige Substanz wurde für die Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung mbH“ („Degesch“) beantragt. Degesch gehörte zu 42,5 % Degussa. Ab 1924 wurde Zyklon B als Schädlingsbekämpfungsmittel im Auftrag und auf Rechnung der Degussa bei den Dessauer Zuckerraffinerie GmbH hergestellt[3] und über die Degesch u.a. an Tesch & Stabenow geliefert. Tesch & Stabenow (Sitz in Hamburg) war von 1941 an für die Lieferungen an das Konzentrationslager Auschwitz zuständig. Der Umsatz mit Zyklon B war in Bezug auf das Degussa-Gesamtgeschäft unbedeutend. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Vorstände der Degussa von dem Vorwurf freigesprochen, vom wirklichen Verwendungszweck von Zyklon B gewusst zu haben.

[Bearbeiten] Beteiligung am Bau des Holocaust-Mahnmals in Berlin

Degussas Beteiligung an der Zyklon-B-Herstellung kam wieder in die öffentliche Diskussion im Zusammenhang mit dem Bau des Denkmals für die ermordeten Juden Europas, als bekannt wurde, dass sowohl der Betonverflüssiger als auch die Anti-Graffiti-Beschichtung (Protectosil®, Geschäftsgebiet AEROSIL® & Silane) des Mahnmals aus dem Hause Degussa stammen. Die Arbeit am Mahnmal wurde zur Erörterung der Situation vorübergehend unterbrochen. Am 13. November 2003 beschloss jedoch das Kuratorium der Mahnmal-Stiftung den Weiterbau mit weiterer Beteiligung der Degussa: Gerade die Degussa AG habe sich in den letzten Jahren sehr um Vergangenheitsbewältigung und Offenlegung der eigenen Geschichte bemüht.

[Bearbeiten] Literatur

  • Peter Hayes: Die Degussa im Dritten Reich. Von der Zusammenarbeit zur Mittäterschaft. C.H.Beck, München 2004, ISBN 3-406-52204-1

[Bearbeiten] Fußnoten

  1. http://www.degussa.de/degussa/de/unternehmen/zahlen_fakten
  2. Artikel aus Sueddeutscher[1]
  3. [2]

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 51° 15' N, 6° 46' O

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