Der Mann ohne Eigenschaften
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Der Roman Der Mann ohne Eigenschaften ist das Hauptwerk Robert Musils.
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[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte
Die Arbeit an diesem Roman begann Musil 1921. Der erste Band mit dem ersten Buch des auf drei Bücher angelegten Romans erschien am 26. November 1930, der erste Teil des zweiten Buches 1932. Musil arbeitete bis zu seinem Lebensende 1942 an dem Roman, konnte ihn jedoch nicht vollenden. Allerdings sind zahlreiche Fragmente erhalten, die im Umfang etwa der durch den Autor autorisierten ersten Hälfte des Romans entsprechen.
[Bearbeiten] Inhalt, Gehalt und Rezeption
Die Handlung setzt ein in Wien im Jahre 1913 und wird im Rahmen der Vorbereitungen zum 70. Thronjubiläum Kaiser Franz Josef I. erzählt. In der stark durch essayistische Exkurse und Reflexionen geprägten Prosa entfaltet Musil ein zeitgeschichtliches Panoptikum, das im Mikrokosmos des Romans den Übergang von der durch Aufklärung und Rationalität geprägten großbürgerlichen Gesellschaft zur modernen Massengesellschaft illustriert. Den Verwerfungen zwischen Individuum und Gesellschaft, welche diesen Prozess begleiten, gilt Musils Hauptinteresse. In einer der Lebensphilosophie und Nietzsche nahestehenden Weise arbeitet er immer wieder Ansätze einer mystischen Lebenshaltung heraus. Der Versuchung der Verabsolutierung des mystischen "anderen" Zustands steht dabei die vielzitierte Formel der geforderten Verbindung von "Genauigkeit und Seele" entgegen. Der autornahe Protagonist Ulrich (siehe unten unter Figuren) trägt den Widerstreit von "Mathematik" und "Mystik" exemplarisch in sich aus. Notizen Musils zum Romanaufbau sehen den falschen Gegensatz von "Genauigkeit" und "Seele" in der griechischen Antike grundgelegt. Auch unter diesem Gesichtspunkt beziehen sich spätere Theoretiker auf dem Feld der Anthropologie nicht selten auf Musils "Mann ohne Eigenschaften" (so Peter Sloterdijk in seiner Trilogie "Sphären") oder werden auf diesen rückbezogen (so Niklas Luhmann aus der Sicht von Robert Spaemann in: Paradigm lost: Über die ethische Reflexion der Moral. Niklas Luhmanns Herausforderung an die Philosophie).
Durch den Roman prägte Musil das Wort Kakanien (von "k. k." für "kaiserlich-königlich") als liebevoll-ironische Bezeichnung für die österreichisch-ungarische Monarchie. Dass die sehr ähnliche, aus dem Griechischen stammende Wurzel (Liste griechischer Wortstämme in deutschen Fremdwörtern) kaka- auf deutsch schlecht bedeutet, kann als Wertung Musils gegenüber dem damaligen System verstanden werden.
[Bearbeiten] Figuren
- Hauptfigur des Romans ist Ulrich, der im Laufe des Werkes verschiedene Berufsrollen erfüllt, z.B. als Mathematiker, Ingenieur oder politischer Berater. Er erlebt jedoch alle diese Rollen als existentielle Verengungen und bietet deshalb in einem einjährigen "Urlaub vom Leben" seinen vielberufenen utopischen "Möglichkeitssinn" auf, um anders und besser Mensch zu werden.
- Agathe ist Ulrichs Schwester. Im zweiten Teil des Romans entsteht eine mystisch verfremdete inzestuöse Beziehung zwischen Ulrich und Agathe.
- Paul Arnheim ist ein einflussreicher Industrieller und Politiker. Vorbild für Paul Arnheim war vor allem Walther Rathenau.
- Moosbrugger ist ein Sexualmörder, anhand dessen Musil vor allem die Problematik des Freien Willens behandelt.
- Diotima veranstaltet Salons, bei denen sich Vertreter der verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen in Kakanien treffen. Vorbild für die Figur war vermutlich Eugenie Schwarzwald.
- Bonadea ist eine Geliebte von Ulrich. Musil spielt mit dieser Figur vor allem die Thematik von Begehren und Moral durch.
- General Stumm von Bordwehr, dessen Schicksal später von Wilhelm Muster in Die Hochzeit der Einhörner (1981) weitererzählt wird.
- Graf Leinsdorf ist der Initiator der Parallelaktion, welche zur Vorbereitung des siebzigjährigen Thronjubiläum des Kaisers gestartet wurde.
- Sektionschef Tuzzi ist der Ehemann von Diotima. Er ist ein hoher Staatsbeamter und hält persönlich nicht viel von der in seinem Haus stattfindenden Parallelaktion.
[Bearbeiten] Literatur
- Wilfried Berghahn: Robert Musil. Bildmonographie. Rowohlt, Reinbek 1988
- Karl Corino: Musil. Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek 2003
- Sibylle Deutsch: Der Philosoph als Dichter. Robert Musils Theorie des Erzählens. St. Ingbert [Beiträge zur Robert–Musil–Forschung und zur neueren österreichischen Literatur; Bd. 5]
- Karl Dinklage (Hrsg.): Robert Musil. Leben, Werk, Wirkung. Wien 1960
- Eckhard Heftrich: Musil. Eine Einführung. Artemis, München 1986
- Renate von Heydebrand: Die Reflexionen Ulrichs in Robert Musils Roman "Der Mann ohne Eigenschaften". Aschendorff, Münster 1966 - Hervorragende Arbeit über die Bezüge von Ulrichs Gedanken zu philosophischen Strömen seiner Zeit.
- Kaiser/Wilkins: Robert Musil. Eine Einführung in das Werk. Kohlhammer, Stuttgart 1962
- M.-L. Roth: Robert Musil. Ethik und Ästhetik. Paul List, München 1972
- Brigitta Westphal: Musil Paraphrasen II / Musil Paraphrases II. Eine künstlerische Auseinandersetzung mit Musils "Mann ohne Eigenschaften" / An Artist's Approach to Musils "Man without Qualities". Peter Lang, Bern 1999 (Illustrationen von Brigitta Westphal, mit Vorwort von Karl Corino)
- Roger Willemsen: Robert Musil. Vom intellektuellen Eros. Piper, München 1985
[Bearbeiten] Weblinks
- Inhaltsangabe und Rezeption des Romans
- Kurze Rezension des Romans
- Christoph Hönig: "Der Mann ohne Eigenschaften" als ironischer und zugleich utopischer Roman. Rede vor der Humboldt-Gesellschaft 2002
- Katarina Frostenson: Mein Jahrhundertbuch in: Die Zeit Nr. 50/1999
- Musilmuseum Klagenfurt: Linkliste
- Über 100 Zitate mit Seitenangaben aus "Der Mann ohne Eigenschaften": http://www.zitate-aphorismen.de/zitate/autor/Robert_Musil/48