Deutsch-Australier
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Deutschaustralier sind die viertgrößte ethnische Gruppe in Australien, mit einem Anteil von 3,5 Prozent (ca. 745.000, Stand: 2001)
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[Bearbeiten] Geschichte
Im frühen 19. Jahrhundert waren Deutsche als Missionare und Forscher in Australien aktiv. In der Mitte des 19. Jahrhundert begann der Ansturm auf Gold. 1891 haben sich rund 45.000 Deutsche Auswanderer in Südaustralien und Queensland niedergelassen. In der Zeit während des Ersten Weltkrieges bis zum Zweiten Weltkrieg galten die Deutschen als der „Feind innerhalb“. Einige wurden verbannt oder interniert.
[Bearbeiten] Wirkungen des Ersten Weltkrieges
Preussen/Deutschland gewann den Deutsch-Französischen Krieg 1870-71 und Deutschland wurde eine neue Großmacht in Europa. Es gab ein neues deutsches Nationalgefühl auch in Australien. Die zwei Ortsnamen 'Sedan' (eine Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg) und 'Bismarck' (Reichskanzler in Deutschland - großer Politiker) in Australien stammten aus diesen Jahren. Vor allem der deutsche Flottenbau weckte Argwohn und Misstrauen in Australien wie in England. 1899 gab es einen „Deutschen Flottenverein“ in Brisbane. Einige Leute meinten, dass deutsche Agenten hinter allen Problemen im britischen Weltreich steckten: Aufstände in Indien, Bürgerkrieg in Persien, Unruhen in Ägypten.
Die Bevölkerungszahl Australiens im Jahre 1911 betrug 4.455.005. In Australien lebten im Jahre 1914 etwa 100.000 Deutsche. Der Weltkrieg war eine sehr schwierige Zeit für die Deutsch-Australier. Vor dem Krieg waren sie sehr respektiert. Zwischen 1839 und 1914 leisteten die Deutsch-Australier einen großen Beitrag zur Entwicklung Australiens, besonders zu der Südaustraliens (im Jahre 1900 waren fast 10% der südaustralischen Bevölkerung Deutsch-Australier). Als Deutschland durch den Ausbruch den Ersten Weltkrieg zum Feind des Commonwealth wurde, entstand eine landesweite anti-deutsche Hysterie und viele Britisch-Australier vergaßen den großen deutschen Beitrag beim Aufbau des Landes. Sie dachten vielmehr, dass die Deutschen in Australien den deutschen Kaiser voll unterstützen würden.
Zwar waren die Deutsch-Australier stolz auf ihre deutsche Kultur, aber sie standen politisch vollends hinter Australien. Die meisten Britisch-Australier konnten dies jedoch nicht verstehen. Trotzdem waren viele Deutsch-Australier in der australischen Armee, und kämpften und starben für Australien. Auf dem Kriegerdenkmal in den öffentlichen Anlagen von Tanunda im Barossa-Tal stehen die Namen von acht Kriegsgefallenen. Sechs davon sind deutsche Namen. Man kann es als eine gewisse Ironie des Schicksals ansehen, dass General John Monash, der Australiens berühmtester Befehlshaber im Ersten Weltkrieg und der bei seinen Soldaten populär war, Sohn von deutsch-jüdischen Einwanderern (ursprünglicher Familienname Monasch) war. So schrieb er beispielsweise Briefe an seinen Vater Louis auf Deutsch. Er hatte auch am deutschen Vereinsleben in Melbourne teilgenommen. Seine Eltern nannten 1871 ihr erstes Haus in Richmond "Germania". Australiens legendärer Militär-Taktiker wurde zum Heerführer des Australian Corps ernannt, das 1918 durch die Zusammenlegung aller fünf australischen Heeresdivisionen in Frankreich geschaffen wurde.
--- Einzelne Fälle ---
Abgesehen von den australischen Ureinwohnern, waren die Deutsch-Australier vielleicht Australiens erste Patrioten. Schon im Jahre 1855 sagte ein Mr Kramer bei einer Versammlung in Lobethal in Südaustralien: "There should be no Englishmen, Irishmen, nor Germans, but all South Australians."
Die Deutsch-Australier beschrieben sich als Australier in einer Zeit, wo andere Leute in Australien sich als Mitglieder im Britischen Reich sahen. Im Jahre 1914 identifizierten sich die meisten weißen Australier mit "Mother England". In ihrem Buch The Anzacs schreibt hierzu die australische Autorin Patsy Adam-Smith: "The people didn't know what to do", my father answered when, as a child, I questioned him about the ill-treatment of a German in his town. "We hadn't had a war before this."
Einige Deutsch-Australier, deren Familien schon seit drei Generationen in Australien lebten, wurden interniert. Die Arbeitssituation wurde für Deutsch-Australier schwierig, und als Folge darauf sind nicht wenige Deutsch-Australier sogar "freiwillig" in die Internierungslager gegangen. Einige britischstämmige Australier wollten nicht mehr gemeinsam mit "Deutschen" arbeiten, und es wurde schwieriger für Deutsch-Australier, Arbeit zu finden. Hermann Homburg, der Justiz-Minister von Südaustralien, musste seine Stelle aufgeben. Er war in Südaustralien geboren, und war nie im Leben außerhalb von Südaustralien gewesen.
Es kam auch zu diversen Angriffen auf deutsch-australische Einrichtungen: So wurde etwa das Gebäude des Deutschen Vereins in Broken Hill in Neu-Südwales im Januar 1915 angegriffen, obwohl es seit Kriegsausbruch unbesetzt gewesen war.
Der Bürgermeister von Rainbow in der Mallee-Region von Victoria durfte nicht mehr Bürgermeister sein, nur weil er Deutsch-Australier war.
Deutsche Schulen mussten schließen. Die deutsche Sprache wurde in staatlichen Schulen verboten. Der Ministerpräsident von Südaustralien veranlasste, dass das Kultus-Ministerium niemanden beschäftigen durfte, der deutschen Hintergrund oder einen deutschen Namen hat. Die meisten Britisch-Australier waren gegen die deutsche Sprache, aber der Erziehungsminister in New South Wales, Arthur Griffith, sagte am 29. Juni 1915 im Parliament in Neu-Südwales: "I might remark that we are at war with the German nation; we are not at war with German literature."
In Südaustralien mussten im Jahre 1917 alle 49 lutherischen Schulen schließen. Nach den Winter-Ferien wurden viele dieser Schulen wieder geöffnet, als staatliche Schulen in denselben Gebäuden, mit neuen Lehrern. Die Regierung mietete die Gebäude von den Gemeinden. Diese Änderung war besonders für die kleinen Schulkinder ein traumatisches Erlebnis, da sie nicht verstehen konnten, warum die Regierung das getan hatte. Die Schüler bekamen zudem keinen Deutsch- und Religionsunterricht mehr.
Viele Australier haben alle Kriegspropaganda-Lügen über Deutsch-Australier geglaubt. Einige Deutsch-Australier mussten in Internierungslager gehen, nur weil ein Australier gesagt hat, dass der Deutsch-Australier etwas gegen England gesagt hatte, auch wenn das nicht stimmte.
Die nationalistische Leidenschaft half, den Verkauf von australischem Lagerbier zu steigern, während nun weniger importierte deutsche Biere gekauft wurden, die bis dahin einen guten Ruf genossen hatten. Das Australian Brewer’s Journal schrieb: "Die teutonischen Biersorten, die vom Feind hierher exportiert worden sind, sind tabu. Unsere Lagerbiere sind genauso gut, wenn nicht besser als ihre Modesorten."
Die Upwey Progress Association (östlich von Melbourne) wollte im Jahre 1916, dass der Bürgermeister eine Straßenlampe entfernt, weil die Worte "Made in Germany" auf der Lampe standen.
Der St. Kilda Football Club in Melbourne änderte für ein paar Jahre seine Trikot-Farben. Die St. Kilda-Farben schwarz-weiß-rot waren dieselben Farben wie auf der deutschen Reichsflagge. Das neue St. Kilda-Trikot im Jahre 1915 hatte die Farben schwarz-rot-gold der belgischen Nationalflagge. Heute sind die Farben von St. Kilda wieder schwarz-weiß-rot.
Matilda Rockstroh, eine Postbeamtin in der St Kilda Road in Melbourne, in Australien geboren und seit 37 Jahren im öffentlichen Dienst und ohne Beweis von Untreue, musste ihre Stelle wegen ihrer deutschen Abstammung aufgeben. Sie durfte keinen weiteren Kontakt mehr mit ihren ehenmaligen Kunden haben.
Edmund Resch, der Gründer von Resch's Beer in Sydney, musste in das Internierungslager gehen. Er hatte 50 Jahre lang in Australien gelebt.
Viele Deutsch-Australier änderten ihren Namen. Paul Schubert, Lehrer in der Sturt Primary School in Adelaide, musste seinen Namen ändern, um seinen Job zu behalten. Im Jahre 1916 wurde er zu Paul Stuart.
Selbst die britische königliche Familie änderte ihren Namen. Durch die Ehe von Queen Victoria (1819-1901) mit einem deutschen Prinzen hatte die britische königliche Familie 1840 einen deutschen Familiennamen bekommen. 1917 änderte König George V. den Familiennamen. Nicht mehr Sachsen-Coburg-Gotha; neuer Familienname wurde Windsor. Victorias Cousin wandelte seinen Familiennamen von Battenberg in Mountbatten um, da dies englischer klang.
Es ist interessant, dass Adelaide, der Name der Hauptstadt Südaustraliens, ursprünglich deutsch ist und sich von Adelheid ableitet.
Die Regierungen in Australien haben sehr viele deutsche Ortsnamen geändert, obwohl diese deutschen Namen von Pionieren stammten. In Südaustralien änderte die Regierung 69 Ortsnamen und Landschaftsnamen.
Vorurteile gegen die deutsche Sprache existierten nicht nur in Australien. In den USA bekam "sauerkraut" den neuen Namen "liberty cabbage" und "hamburgers" bekamen den neuen Namen ""salisbury steaks"" (benannt nach dem Arzt Dr. J.H. Salisbury: er empfiehl, dreimal täglich eine solche Boulette zu essen). Häufig setzten diese neuen Namen jedoch nicht durch.
Während des Krieges versuchte die australische Bundesregierung, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen. Im Oktober 1916 verwarfen die Australier die Wehrpflicht beim ersten "Conscription Referendum" (Volksentscheid über die Wehrpflicht). Selbsternannte "Patrioten" machten die Katholiken und die Deutsch-Australier für das Scheitern dieses Volksentscheides verantwortlich. Diese "Patrioten" waren sicher, dass die Deutsch-Australier gegen die Wehrpflicht im Volksentscheid gestimmt hätten und dass die große Zahl der Deutsch-Australier das Scheitern der Abstimmung zur Folge hatte. 1917 verweigerte dann der Premierminister Billy Hughes den Deutsch-Australiern das Stimmrecht. Trotzdem scheiterte auch der zweite Volksentscheid über die Wehrpflicht. Die Verweigerung des Stimmrechts, dieses Zeichen des Zweifels an ihrer Loyalität, ärgerte viele der Söhne von Deutsch-Australiern, die bei den australischen Streitkräften kämpften.
In "The Australian People and the Great War" schrieb Michael McKernan, dass bis 1914 die Deutsch-Australier "bewundert und respektiert wurden. Aber die Australier, vom Krieg emotionell so stark beansprucht, brauchten einen Krieg in ihrer eignen Nähe erzeugen, damit ihr Stricken und ihr Geldsammeln nicht ihre einzige Kriegserfahrung blieben. Die Deutsch-Australier wurden die Sündenböcke für Australiens fanatische, und (einigermaßen) naive Kriegsbegeisterung."
[Bearbeiten] Wirkung des Zweiten Weltkrieges
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Australien einen großen Zufluss von Displaced Persons aus Deutschland. 1991 gab es 112.000 in Deutschland geborene Einwanderer in Australien.
2001 sprachen 76.400 Personen Deutsch als Muttersprache. Damit ist Deutsch auf Rang 8, der am weitesten verbreiteten Sprache in Australien nach Englisch, Chinesisch, Italienisch, Griechisch, Arabisch, Vietnamesisch, Spanisch und Tagalog.
[Bearbeiten] Liste bekannter Deutschaustralier
- Eric Abetz - Politiker
- Eric Bana - Schauspieler
- Henry Bolte - Politiker
- Dieter Brummer - Schauspieler
- Ernest Burgmann - Anglikanischer Priester und Sozialaktivist
- Carl Ditterich - Australian Football Spieler
- Timothy Fischer - Politiker
- Gotthard Fritzsche - Missionär
- Mike Leon Grosch - Sänger
- Andre Haermeyer - Politiker
- Heinrich Haussler - Radrennfahrer
- Hans Heysen - Maler
- Nora Heysen - Maler
- Bert Hinkler - Flugpionier
- August Kavel - Missionär
- Gerard Krefft - Zoologe
- Ludwig Leichhardt - Entdecker
- Stewart Loewe - Australian Football Spieler
- Bertha McNamara - Polit- und Sozial-Aktivist
- Ferdinand von Mueller - Botaniker
- David Neitz - Australian Football Spieler
- Nick Riewoldt - Australian Football Spieler
- Hermann Sasse - Theologe
- Manfred Schäfer (Fußballspieler) - Fußballer
- Mark Schwarzer - Fußballer
- Wayne Schwass - Australian Football Spieler
- Gert Sellheim - Künstler
- Wayne Sievers - Politiker
- Wolfgang Sievers - Fotograf
- Carl Strehlow - Missionär
- Ted Strehlow - Anthropologe
- Chris Watson - Politiker und ehem. Premier Minister
- Markus Zusak - Autor
[Bearbeiten] Weblinks
- [1] Liste von deutschen Städte in Südaustralien mit ursprünglichen und neuen Namen
[Bearbeiten] Literatur
- Bennett, Robin: Public Attitudes and Official Policy towards Germans in Queensland in World War 1. Honours Thesis, University of Queensland 1970.
- Harmstorf, Ian: Insights into South Australian History, vol. 2, South Australia’s German History and Heritage. Historical Society of South Australia Inc. 1994.
- McKernan, Michael: Manufacturing the war: 'enemy subjects' in Australia. Sydney Collins, 1984.
- Tampke, Jürgen und Doxford, Colin: Australia, Willkommen. New South Wales University Press 1990.
- Voigt, Johannes H: Australia-Germany. Two Hundred Years of Contacts, Relations and Connections. Inter Nationes. Bonn 1987.