Deutsche Messe (Schubert)
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Die sogenannte Deutsche Messe (Originaltitel: „Gesänge zur Feier des heiliges Opfers der Messe“, D 872) ist ein geistliches Musikwerk des Komponisten Franz Schubert aus dem Jahre 1826.
Das Werk wurde von dem Professor an der Wiener Technischen Hochschule Johann Philipp Neumann in Auftrag gegeben. Von Schubert selbst gibt es zwei Fassungen, eine für vierstimmigen gemischten Chor mit Orgel sowie eine weitere, die zusätzlich je zwei Oboen, Klarinetten, Fagotte, Hörner und Trompeten, sowie drei Posaunen, Pauken und einen Kontrabass vorsieht. Daneben gibt es mehrere Bearbeitungen von Schuberts Bruder Ferdinand, darunter eine für drei Knabenstimmen mit Orgel sowie eine für vier Männerstimmen ohne Begleitung. Verbreitung gefunden hat das populäre Werk aber durch eine Vielzahl weiterer Bearbeitungen, die häufig den Bedürfnissen der Pfarrgemeinden Rechnung trugen.
Ihren Namen hat die Deutsche Messe daher, dass sie, anders als die meisten geistlichen Werke der Zeit, die Landessprache verwendet. Dies, sowie die sehr freie, assoziative und romantisierende Übertragung und Interpretation des liturgischen Textes (s. u.) führte zur anfänglichen Ablehnung des Opus durch das Wiener Erzbischöfliche Konsistorium, erlangte jedoch bald weite Popularität, insbesondere durch die Verbreitung der deutschen Bet- und Singmesse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Musikalisch ist die Deutsche Messe von schlicht-eingängiger, diatonischer Melodik und gleichmäßiger Rhythmik geprägt; modulatorische Komplikationen werden weitgehend vermieden, wodurch sie für jedermann leicht singbar ist. Ihre acht strophisch gehaltenen und homophon gesetzten Teile erinnern in ihrer schlicht-syllabischen Deklamation an den Gemeindegesang und verraten deutlich, dass ihr Schöpfer seinen Weltruhm insbesondere als Liedkomponist errungen hat. Dabei stützt er sich zudem eindeutig auf das Vorbild des Deutschen Hochamtes von Michael Haydn, einem Komponisten, den er sehr schätzte.
Der Text stellt keine Übersetzung der tradierten lateinischen Vorlagen dar, sondern beruht vielmehr auf der Sammlung „Geistliche Lieder für das heilige Messopfer“ des Auftraggebers J.P. Neumann aus dem Jahre 1826. Während die lateinischen Texte des katholischen Ritus großteils den Lobpreis Gottes in den Mittelpunkt stellt, rücken die Texte der Deutsche Messe eher den Menschen mit seinen irdischen Sorgen und Nöten ins Blickfeld und sollen auch als Messandachten dienen. Weitgehend der katholischen Liturgie folgend besteht die Messe aus folgenden Teilen:
- Introitus („Wohin soll ich mich wenden“)
- Gloria („Ehre sei Gott in der Höhe“)
- Evangelium/Credo („Noch lag die Schöpfung formlos da“)
- Offertorium („Du gabst, o Herr, mir Sein und Leben“)
- Sanctus („Heilig, heilig, heilig“)
- Benedictus („Betrachtend Deine Huld und Güte“)
- Agnus Dei („Mein Heiland, Herr und Meister“)
- Schlussgesang („Herr, Du hast mein Flehen vernommen“)
- Anhang. Das Gebet des Herrn („Anbetend Deine Macht und Größe“)
Die Gesänge der Deutschen Messe sind im kirchlichen Alltag, insbesondere in Österreich, bis zum heutigen Tag sehr verbreitet und populär. Die Deutsche Messe hat in der österreichischen Version des katholischen Gebets- und Gesangbuches Gotteslob die Nr. 802.