Diadochenkriege
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Als Diadochenkriege bezeichnet man die kriegerischen Auseinandersetzungen der Nachfolger (Diadochen) Alexander des Großens um sein Erbe und die Alleinherrschaft. Insgesamt gab es sechs Auseinandersetzungen, die sich über vier Jahrzehnte erstreckten.
[Bearbeiten] Verlauf
Schon kurz nach dem Tode Alexanders wurde die Rivalität zwischen den Nachfolgern offenbar. Perdikkas, Alexanders Stellvertreter, der Asien verwaltetete und Oberaufseher der Satrapien war, versuchte die Einheit des Reiches zu bewahren und sich selbst zum Reichsverweser (in Stellvertretung von Alexanders noch ungeborenen Sohnes) ernennen zu lassen. Antipater (Stratege von Makedonien und Griechenland), Krateros (Verweser des makedonischen Königtums), Antigonos I. (Großphrygien, Lykien und Pamphylien), und Ptolemaios I. (Ägypten) verbündeten sich gegen ihn und es brach der erste Diadochenkrieg aus. 322 v. Chr. verschaffte er sich die Verweserschaft des makedonischen Königtums und griff danach Ägypten an, scheiterte aber am Nilübergang und wurde schließlich ermordet. Der Feldherr Seleukos erhielt für seine Verdienste von Antipater Asien. Im Zuge des ersten Diadochenkrieg entstanden fünf Nachfolgestaaten unter den einzelnen Feldherren:
- Antipater, Herrscher in Makedonien
- Lysimachos, Herrscher in Thrakien
- Antigonos I. Monophthalmos, Herrscher in Kleinasien
- Ptolemaios I. Soter, Herrscher in Ägypten
- Seleukos I. Nikator, Herrscher in Babylonien
Sie einigten sich in der Reichsordnung von Triparadeios auf Antipater als neuen Reichsverweser. Auch er überlebte seine Machtergreifung nicht lange und wurde 319 v. Chr. ermordet. Weder sein Sohn Kassandros, welcher Herrscher von Makedonien werden wollte, noch Antigonos, welcher nach der Alleinherrschaft strebte, erkannten die Nachfolgeregelungen des Reichsverwesers an. Der zweite Diadochenkrieg entbrannte. Drei Jahre dauerten die nun folgenden Kämpfe. Sie brachten aber keine Entscheidung. Da Antigonos offen nach der Alleinherrschaft strebte, hielt der Frieden nicht lange an. Im Jahre 315 v. Chr. schloss Kassandros ein Kampfbündnis mit Lysimachos und Ptolemaios gegen den Strategen von Asien. Ein weiteres Mal endeten die Kämpfe unentschieden. Diesmal dauerten sie aber vier Jahre, bis man 311 v. Chr. endlich Frieden schloss und den dritten Diadochenkrieg beendete.
Zwischen diesem und dem vierten Diadochenkrieg zeigte sich, dass Demetrios, Sohn von Antigonos, mehr Glück im Kampf hatte als sein Vater. 307 v. Chr. eroberte er Athen, welches im Lamischen Krieg vor Makedonien kapituliert hatte. Er vertrieb die makedonischen Besatzer und stellte die attische Demokratie wieder her. Ein Jahr später schlug er bei Salamis (Zypern) die ägyptische Flotte von Ptolemaios vernichtend. Danach nahmen sowohl Antigonos I. Monophthalmos als auch Demetrios I. Poliorketes den Königstitel von Makedonien an. Um auf gleicher Augenhöhe zu bleiben, vollzogen die anderen Diadochen diesen Akt ein Jahr später in ihren Herrschaftsgebieten.
Sein Glück herausfordernd, versuchte Demetrios 304 v. Chr. Rhodos zu erobern. Diesmal scheiterte er, nicht zu letzt weil Rhodos Unterstützung der Ägypter bekam. Demetrios blieb trotz der Niederlage höchst aktiv im Kampf um die Nachfolge Alexanders. 302 v. Chr. erneuerte er den Korinthischen Bund, um seine Schlagkraft zu erhöhen. Zusammen mit seinem Vater übernahm er die Führung des Bundes. Dem entgegen brachte der makedonische König Kassandros I. eine Koalition mit den Ägyptern, Thrakiern und Seleukiden zusammen. Es begann der vierte Diadochenkrieg. Die Koalition schlug bei Ipsos in Anatolien 301 v. Chr. Antigonos I., welcher im Kampf fiel. Im Ergebnis der vierten kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Alexanders Nachfolgern entstanden vier Reiche:
- Makedonien und ein Teil Kilikiens (Kassandros)
- Thrakien und Kleinasien (Lysimachos)
- Syrien, Mesopotamien und der persische Osten (Seleukos)
- Ägypten mit Koilesyrien und Nebenländern wie der Kyrenaika (Ptolemaios)
Nun schien der Status quo gefunden zu sein. Denn es folgten fast 20 Jahre, in denen keine Auseinandersetzungen zwischen den Nachfolgern stattfanden. Und dies obwohl Demetrios I. 294 v. Chr. Athen eroberte (er stellte dort ein zweites Mal die Demokratie her), Sparta besiegte, den Sohn von Kassandros I. ermorden ließ und von der Heeresversammlung zum makedonischen König ausgerufen wurde Erst 288 v. Chr. führten die Anstrengungen Demetrios I. zur Erringung der Alleinherrschaft und der damit verbundenen Rüstungsausgaben zur fünften Konfrontation (288–286 v. Chr.). Lysimachos, Seleukos I. Nikator und Ptolemaios I. schlossen eine Allianz gegen Demetrios und konnten für diese auch den Molosserkönig von Epeiros Pyrrhos gewinnen. Von zwei Seiten fielen sie in Makedonien ein. Demetrios I. flüchtete nach Griechenland. Makedonien wurde zwischen Lysimachos und Pyrrhos aufgeteilt.
Fünf Jahre später besiegte Seleukos I. Nikator in der Schlacht von Kurupedion den thrakischen König Lysimachos. Danach zog er weiter nach Makedonien, um sich die Königskrone zu sichern. Doch wurde er von Ptolemaios Keraunos ermordet, welcher dann von der Heeresversammlung zum König ausgerufen wurde und sich gegen Antigonos II. Gonatas durchsetzte. Mit dem Sieg der Seleukiden endete der sechste Diadochenkrieg und auch die Zeit der Diadochen.
[Bearbeiten] Ergebnisse
Als Ergebnis der Diadochenkämpfe bildeten sich drei Dynastien die ihre Reiche stabilisieren konnten:
- Ptolemäer in Ägypten (bis 30 v. Chr.)
- Seleukiden in Kleinasien, Syrien, Mesopotamien und Iran (bis 64 v. Chr.)
- Antigoniden in Makedonien (bis 168 v. Chr.)
Keines der Diadochenreiche war selbst stark genug, das Alexanderreich wieder herzustellen. Später sollten sich Ägypten und das Seleukidenreich noch in sechs syrischen Kriegen zu Gunsten der Römer und Parther aufreiben.
Im Laufe der Kämpfe wurden fast alle Angehörigen Alexanders umgebracht, so 316 v. Chr. Alexanders Mutter Olympia, 310 v. Chr. Roxane und ihr 12jähriger Sohn Alexander IV. Aigos (beide auf Anweisung Kassanders) und 309 v. Chr. Herakles, der illegitime Sohn Alexanders und seine Mutter (auf Anweisung des Polyperchon).
[Bearbeiten] Literatur
- Graham Shipley: The Greek World After Alexander, 323–30 BC. London und New York 2000.
- Siehe auch die Literaturhinweise im Artikel Hellenismus.