Makedonien
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Makedonien ist ein geographisches und historisches Gebiet auf der Balkan-Halbinsel. Es bedeckt ungefähr 67.000 km² und eine Bevölkerung von ca. 5 Millionen. Es gibt keine amtliche Anerkennung von dessen Begrenzung, besonders da sie Gegenden von Bulgarien, von Serbien und von Albanien miteinschließt, die nicht „Makedonien“ genannt werden.
Der größere, südliche Teil des Gebietes bildet heute die Provinz Makedonien in Nord-Griechenland. Der kleinere, nördliche Teil bildet den Staat (Republik Mazedonien), der 1991 seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärte. Auch Südwest-Bulgarien erstreckt sich über einen kleineren Teil des Gebietes.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte
Altertum
Die Frage, wie „griechisch“ die antiken Makedonen waren, ist auch heute nicht ohne politische Brisanz. Das Gebiet war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Nach der griechischen Auffassung sollen die Makedonen mit den Nordwestgriechen um 1200 v. Chr. in dieses Gebiet eingewandert sein. Einige antike Historiker beschreiben die Makedonen als eine Mischbevölkerung aus Phrygern, Thrakern und Illyrern, die nicht als ein griechischer Stamm eingewandert sein sollen, doch sind die meisten modernen Forscher heute der Ansicht, dass die Makedonen als ein griechischer Stamm anzusehen seien, der sich allerdings aufgrund enger Kontakte zu Thrakern und Illyrern stark von den übrigen Griechen unterschieden habe.
Über ihre Sprache gibt es bis heute unterschiedliche Auffassungen, zumal die Quellenlage eher dürftig ist. Nach Auffassung des Linguisten Otto Hoffmann (Die Makedonen, 1906) ergibt sich aus dem Namenmaterial, insbesondere den Personennamen, aber auch den Orts- und Monatsnamen, dass die Makedonische Sprache bzw. der makedonische Dialekt ein griechischer Dialekt war. Diese Auffassung vertreten auch einige führende Sprach- und Geschichtswissenschaftler unserer Zeit (Dr. Ivo Hajnal/Hermann Bengtson, N. G. Hammond). Andere Sprachwissenschaftler sind der Meinung, das Makedonische sei eine mit dem Griechischen verwandte Einzelsprache.
Am ehesten wird man die Makedonen vor Alexander I. daher vielleicht als „Proto-Griechen“ bezeichnen können.
In der Antike gab es keinen einheitlichen Staat Griechenland, sondern die durch gemeinsame Kultur, Religion und Sprache verbundene Gemeinschaft der griechischen Klein- und Stadtstaaten. Von besonderer Bedeutung war die Teilnahme der Makedonen bei den Olympischen Spielen und den eleusinischen Mysterien spätestens ab den ersten überregionalen olympischen Spielen nach den peloponnesischen Kriegen 408 v. Chr., wo der makedonische König Archelaos Sieger im Viergespann wurde.
Viele antike Griechen, insbesondere die Athener, erkannten die Makedonen zumindest zeitweise nicht als Griechen an und bezeichneten sie zuweilen auch als „Barbaren“. Als Barbaren wurden zwischen 1.700 bis 800 v. Chr. Nicht-Griechen bzw. nicht griechischsprechende Völker bezeichnet.
Als seit spätestens 338 v. Chr. politisch dominante Macht in ganz Griechenland prägten die Makedonen dann die Bezeichnung Makedonien zunächst für die sich bildende staatliche Struktur. Als Bezeichnung der Landschaft blieb auch Epeiros (griech. für Festland) geläufig. Staatsform war die Monarchie. Der König wurde von der Heeresversammlung gewählt.
Den Grundstein zur Großmachtstellung legte König Archelaos (413 v. Chr. bis 399 v. Chr.). Unter seiner Herrschaft zog es viele griechische Gelehrte und Künstler an seinen Hof. Ein weiterer König war Perdikkas II., ein Zeitgenosse des Thrakerkönigs Sitalkes. Zur führenden Macht im antiken Griechenland wurde Makedonien binnen weniger Jahre jedoch erst ab 356 v. Chr. durch König Philipp II.. Er konnte Ober- und Niedermakedonien erstmalig fest miteinander verbinden, organisierte das Heer neu und begann, den makedonischen Einflussbereich durch Eroberungen und Unterwerfungen auszuweiten.
Vor allem Athen war Philipps Machtzuwachs ein Dorn im Auge, zumal die Makedonen in ihren Augen Barbaren waren und sich schon im Peloponnesischen Krieg auf die Seite ihres Erzrivalen Sparta geschlagen hatten. Athen brachte auf Betreiben des Demosthenes mit dem Chalkidischen Bund ein starkes anti-makedonisches Bündnis zusammen. Dessen Heer wurde jedoch 338 v. Chr. in der Schlacht von Chaironeia von Philipp besiegt.
Der Makedonenkönig vereinte nun die zersplitterten und meist zerstrittenen griechischen Stadtstaaten im Korinthischen Bund auf der Basis eines Allgemeinen Friedens und schuf damit erstmals in der Geschichte ein geeintes Griechenland, nur mit Ausnahme Spartas und der griechischen Kolonien im westlichen Mittelmeer.
Nach Norden dehnte Philipp seine Herrschaft über die Landschaft Lynkestis aus, die seitdem auch als Obermakedonien bezeichnet wurde.
Unter Philipps Sohn Alexander dem Großen erreichte Makedonien den Höhepunkt seiner Macht und seine größte Ausdehnung. Unter dem Vorwand eines „Rachefeldzugs“ für den Persereinfall in Griechenland 170 Jahre zuvor, führte er 334 v. Chr. ein gesamtgriechisches Heer nach Kleinasien und besiegte in drei Schlachten – am Granikos, bei Issos und Gaugamela – die Perser vernichtend. Er eroberte nacheinander Ägypten und das Persische Kernland und dehnte sein Reich bis zum Hindukusch und zum Indus aus. Damit schuf er die Voraussetzung für die Hellenisierung ganz Vorderasiens.
Nach Alexanders Tod im Jahr 323 v. Chr. in Babylon zerfiel das Großreich unter den Kämpfen seiner Nachfolger, der Diadochen. Aus dem Alexanderreich ging in Vorderasien die Herrschaft der Seleukiden hervor und in Ägypten die der Ptolemäer. Die makedonische Dynastie sollte das Land am Nil 300 Jahre regieren, bis zum Tod Königin Kleopatras 30 v. Chr.
Makedonien selbst verlor dagegen immer weiter an Bedeutung. Sein Machtbereich schrumpfte infolge dreier Makedonisch-Römischer Kriege immer mehr zusammen. 168 v. Chr. erzwang Rom das Ende des makedonischen Königtums und die Aufteilung des Landes in vier selbständige Gebiete. Diese wiederum wurden 20 Jahre später als Provinz Macedonia ins Römischen Reich eingegliedert, das nun auch im östlichen Mittelmeerraum zur führenden Macht aufgestiegen war. Mit der Reichsteilung 395 n. Chr. fiel das Land an das Oströmische Reich, das kulturell und sprachlich griechisch geprägt war.
Makedonien im Mittelalter
Bereits im 4./5. Jahrhundert fielen Hunnen und Goten in Makedonien ein, ließen sich dort jedoch nicht nieder.
Seit dem 6. Jahrhundert/7. Jahrhundert wanderten Slawen ins nördliche Makedonien ein, die sich vor allem in den ländlichen Gebieten ansiedelten. Dadurch kam es zu tiefgreifenden ethnischen Änderungen: sie vermengten sich mit der ortsansässigen Bevölkerung, die sich aus Paionen, antiken Makedonen und anderen ethnischen Elementen zusammensetzte. Allerdings blieb in den Städten die byzantinische Kultur nach wie vor lange erhalten. Im byzantinischen Reich wurden die Slawen zu einem bedeutenden Faktor und sicherten sich ausgedehnte Siedlungsräume überwiegend im Kernland des geographischen Makedoniens und Thrakiens und drängte die hellenisierte Bevölkerung bis auf ein paar Inseln im Binnenland immer mehr an die Küsten.
Im 9. Jahrhundert wurde ihnen durch die aus Thessaloniki (slawisch Solun) stammenden Slawenapostel Kyrillos und Methodios die christliche Lehre gebracht. Kyrill schuf ihnen ein Alphabet, aber nicht wie oft vermutet das kyrillische, sondern das bis ins 13. Jahrhundert parallel zur Kyrillica verwendete glagolitische Alphabet. Die Herkunft der Kyrillica, in der für einige in slawischen Sprachen vorkommende, im Griechischen jedoch unbekannte Laute aus der Glagoliza entlehnte Buchstaben verwandt werden, ist umstritten.
Ab dem 9. Jahrhundert stand Makedonien abwechselnd unter byzantinischer und bulgarischer Herrschaft. Khan – später Zar Simeon I. eroberte große Teile der Balkan-Halbinsel, und Makedonien wurde Teil des 1. Bulgarischen Reichs. Nach Simeons Tod 927 jedoch zerfiel das Reich wieder. Durch Kaiser Basileios II. (bulgarisch Vasil II) Bulgarroktonos (der „Bulgarentöter“) kam Makedonien 1018 an Byzanz zurück. Etwa ab 1230 kam Makedonien erneut zu Bulgarien (2. Bulgarisches Reich).
Ende des 13. Jahrhunderts stand Makedonien unter serbischer Herrschaft. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts kam es in mehreren Schlachten zur Eroberung durch die Türken (1371 Schlacht an der Maritza, 1389 Schlacht auf dem Amselfeld, 1392 Besetzung Skopjes). In den darauf folgenden 500 Jahren gehörte Makedonien zum Osmanischen Reich.
Die Makedonische Frage im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts
Während der türkischen Herrschaft gab es gemeinsame Bestrebungen der Bulgaren, Serben und Griechen, sich vom Osmanischen Reich zu lösen.
Nach der Befreiung Südgriechenlands und der Proklamation des griechischen Staates 1829 folgten viele Griechen der sogenannten Megali Idea („Große Idee“), die das Ziel setzte, die restlichen griechischen Gebiete vom osmanischen Joch zu befreien und einen griechischen Staat mit der Hauptstadt Konstantinopel zu schaffen.
Für Bulgarien beendete der Vorfrieden von San Stefano 1878 die türkische Fremdherrschaft. Makedonien jedoch wurde von den Großmächten auf dem im gleichen Jahr stattfindenden Berliner Kongress dem Osmanischen Reich zugesprochen.
1893 entstand in Thessaloniki die nationale makedonische Freiheitsbewegung IMRO (Innere Makedonische Revolutionäre Organisation, mazedonisch VMRO); sie wurde von bulgarischen Komitees unterstützt, erlaubte ihnen jedoch keine Einmischung in die makedonische Befreiungsarbeit. 1903 kam es zum Ilinden-Aufstand gegen die Türken und zur Gründung der kurzlebigen makedonischen Republik Kruševo (mazedonisch: Kruševskata Republika).
1912/13 führte der Balkanbund (Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro) Krieg gegen das Osmanische Reich um Makedonien und Thrakien (Erster Balkankrieg). Die Türkei musste ihre europäischen Besitzungen zum größten Teil aufgeben. Danach entzündete sich der Streit um die Aufteilung der eroberten Gebiete. Dies führte noch 1913 zum zweiten Balkankrieg, aus dem Bulgarien als Verlierer hervorging. Der größte Teil der historischen Region Makedonien fiel danach an Griechenland (Griechisch oder „Ägäis-Makedonien“/Makedonia, 34.603 km², 51,57 %) und Serbien („Vardar-Makedonien“/Süd-Serbien). Der nordöstliche Teil kam an Bulgarien („Pirin-Makedonien“/Blagoewgrad, 6.789 km², 10,11 %) und ein kleiner Teil im Nordwesten an Albanien (Mala Prespa).
Der an Griechenland gefallene Teil Makedoniens war von griechischen Makedoniern (Griechen) 43 %, Türken 22 %, Pomaken (bulgarischsprechenden Muslimen), Bulgaren und Slawen (den heutigen slawischen Mazedoniern), Vlachen und Ladino-sprechenden Juden bewohnt. Bulgaren und slawische Mazedonier, die damals noch nicht getrennt erfasst wurden, machten etwa 20%-25 % der Bevölkerung aus.
Im Ersten Weltkrieg wurde das Gebiet der heutigen Republik Mazedonien erneut an Bulgarien angeschlossen, 1919 verlor dieses die eroberten Gebiete aber wieder und es wurden die Grenzen von 1913 wiederhergestellt. Der serbische Teil des Gebietes wurde Teil Jugoslawiens.
Im griechischen Teil wurden im Zuge des Bevölkerungsaustausches mit der Türkei 1923 (Lausanner Vertrag) 350.000 vorwiegend türkische Muslime vertrieben und 565.000 griechische Flüchtlinge aus der heutigen Türkei, vor allem aus Konstantinopel (Istanbul) und Smyrna (Izmir) angesiedelt. 86.000 Slawen ( Bulgaren und slawische Mazedonier) wurden nach Bulgarien umgesiedelt. Infolgedessen ist diese Region heute in überwiegender Mehrheit griechisch bevölkert. Mit dem Ziel eines sprachlich homogenen Nationalstaates wurde die Hellenisierung durch Umsiedlung und Assimilation angestrebt. Slawische Ortsnamen wurden durch griechische ersetzt und bis Ende der 1940er Jahre wurde die Pflege des slawischen Idioms zum Teil erschwert, wobei dessen Sprecher oft Repressalien seitens der staatlichen Behörden ausgesetzt waren.
Im zu Serbien bzw. ab 1918 zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien) gehörenden Teil Makedoniens wurden die slawischen Mazedonier von den Behörden als Süd-Serben (ab 1929 Vardarska banovina) betrachtet.
Die Geschichte wiederholte sich im Zweiten Weltkrieg, ab 1941 stand der nördliche Teil Makedoniens unter bulgarischer Besatzerherrschaft, ein kleiner Teil war von deutschen Truppen besetzt.
1944 wurden die Vorkriegsgrenzen wiederhergestellt. Pläne für ein vereintes kommunistisches Groß-Makedonien scheiterten an den Gegensätzen der kommunistischen Führer. Tito wollte einen Balkanbund ins Leben rufen, an dem auch Bulgarien und Albanien beteiligt gewesen wären, was aber nicht zuletzt am sowjetischen Widerstand und am Bruch zwischen Tito und Stalin 1948 scheiterte.
Anerkennung der mazedonischen Nation in Jugoslawien
1946 wurde der jugoslawische Teil des Gebietes, entsprechend den Plänen auf der 2. AVNOJ-Konferenz von 1943, eine eigene Teilrepublik des jugoslawischen Bundesstaates. Die slawischen Mazedonier wurden als eigenständige Nation anerkannt und die Reform der mazedonischen Sprache in Auftrag gegeben. Es erschien die erste standardisierte Grammatik der mazedonischen Literatursprache von Blaze Koneski (1921–1993).
Ein mazedonisches Nationalbewusstsein hatte sich bereits immer stärker im 19. Jahrhundert herausgebildet. Dies manifestierte sich mit dem Ilinden-Aufstand und der Proklamation der kurzlebigen Republik von Kruševo, benannt nach einer Kleinstadt im Südwesten Makedoniens, die allerdings mehrheitlich von Aromunen, auch Vlachen bewohnt war.
Mit der Aufteilung Makedoniens in den beiden Balkankriegen wurden die Erwartungen der Mazedonen vereitelt: die Gründung eines eigenen unabhängigen Staates. Bulgarien, Serbien und Griechenland begannen mit der Entnationalisierung und Vertreibung der slawische Mazedonen aus ihren Siedlungsgebieten. Im Zug des 2. Weltkrieges sah Bulgarien seine Chance das gesamte Makedonien zu erobern und verbündete sich mit Nazi-Deutschland. Mit der Besetzung Makedoniens durch Bulgarien 1941–1944 verwirklichten sich die bulgarischen Pläne der Vereinnahmung ganz Makedoniens und der Wiedererschaffung eines großbulgarischen Reiches.
Als sich Bulgarien 1944 wieder aus dem jugoslawischen Teil Makedoniens zurückziehen musste, erklärte Josip Broz Tito die „SR Mazedonien“ zur 6. Republik der jugoslawischen Föderation und verwirklichte so zumindest im Ansatz den Traum der Mazedonen nach einem selbstständigen Staat – wenn auch innerhalb des jugoslawischen Staatsverbandes. Die mazedonische Literatursprache wurde auf Grundlage der westmazedonischen Dialekte standardisiert, wie es schon Krste Petkov Misirkov (1874–1926) vorgesehen hatte, da das Westmazedonische die größte Distanz zu fremden Einflüssen bewahren und die mazedonische Eigenart am ehesten erhalten konnte. Im griechischen Bürgerkrieg unterstützte Jugoslawien die griechischen Kommunisten mit Aussicht auf den Erwerb Thessalonikis und lockte die mazedonische Minderheit (von den Griechen „slawophone Griechen“ genannt) mit der Aussicht auf einen gemeinsamen freien Staat. Als sich gegen Bürgerkriegsende ein Sieg der von den Westmächten unterstützten Royalisten abzeichnete, flohen Hunderttausende kommunistischer Partisanen in die Ostblockstaaten, darunter zehntausende mazedonische Kinder (deca begalci).
Insbesondere in Bitola, Gevgelija und Titov Veles entstanden so beachtliche Gemeinden teils geflohener, teils vertriebener Griechen und Slawische Mazedonier. Diese Umstände begünstigten und beschleunigten die Bildung einer mazedonischen Nation unter jugoslawischer Ägide.
Innerhalb der SFR Jugoslawien gehörte die Sozialistische Republik Mazedonien zu den wirtschaftlich rückständigsten Gebieten, mit einer Wirtschaftskraft von weniger als 75 % des gesamtjugoslawischen Durchschnitts. Eine große Rolle spielte die Landwirtschaft, insbesondere der großflächige Tabak- und Baumwollanbau. Die Industrie der rohstoffarmen Republik war nur gering entwickelt und war in erster Linie auf Stahl und Textilerzeugnisse konzentriert.
Mazedonien seit dem Zerfall Jugoslawiens
Mit dem Zerfall Jugoslawiens proklamierte die vormalige Teilrepublik Mazedonien am 19. November 1991 die Unabhängigkeit als Republik Mazedonien, 1993 erfolgte die Aufnahme in die Vereinten Nationen, in der EU auf Drängen Griechenlands und anderen internationalen Organisationen als Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien (engl. Former Yugoslav Republic of Macedonia).
Obwohl die Beziehungen zwischen Griechenland und der SFRJ nicht die schlechtesten waren, herrschte in Griechenland mehrheitlich Gleichgültigkeit gegenüber dem nördlichen Nachbarn. Dies änderte sich, als bereits während des Zerfallsprozesses Jugoslawiens von slawisch-makedonischen Nationalisten verstärkt Landkarten in Umlauf gebracht wurden, auf denen das so genannte Griechisch oder Ägäis-Makedonien (/Makedonia) und Pirin-Makedonien (/Blagoewgrad), dem jugoslawischen oder Vardar-Makedonien (/Süd-Serbien) zugeschlagen waren.
Insofern musste es Griechenland zwangsläufig als Provokation verstehen, dass Mazedonien bei seiner Unabhängigkeitserklärung 1991 eine Nationalflagge präsentierte, auf der der 1978 im nordgriechischen Vergina bei Ausgrabungen entdeckte Stern von Vergina zu sehen war. Griechenland fürchtete Bedrohungen der Integrität seines Territoriums, insbesondere, nachdem Mazedonien sich in der Präambel seiner neuen Verfassung auf die Tradition der Republik von Krushevo beruft, die ja die Schaffung eines einheitlichen Staates in den Grenzen des geographischen Makedonien vorsah. So verweigert Griechenland dem nördlichen Nachbarn auch die bloße Verwendung des Namens Makedoniens, da es die Vereinnahmung und slawische Monopolisierung der makedonischen Geschichte befürchtet.
Athen antwortete auf diese Provokation stante pede mit der Schließung der Grenzübergänge und einem Boykott sowie der Schließung des Hafens von Thessaloniki, über den die Republik Mazedonien 1991 80 % ihrer Importe abwickelte. Der Boykott, der Mazedonien in eine dramatische Wirtschaftskrise stürzte, wurde 1994 aufgehoben, nachdem dieses sich bereit erklärte, die Flagge zu ändern.
Heutige Bevölkerung
In der Republik Mazedonien stellen die Angehörigen der seit dem Zweiten Weltkrieg als solche anerkannten mazedonischen Nation heute die Mehrheit der Bevölkerung. Daneben gibt es größere Minderheiten, von denen die Albaner die mit Abstand zahlreichste sind.
Der griechische Teil Makedoniens ist heute in überwiegender Mehrheit ( 98 % ) griechisch-Makedonisch bevölkert.
Es existiert dort jedoch eine kleine slawomazedonische (oder auch slawophone) Minderheit, v. a. in den Präfekturen Kilkis und Florina, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung nicht gesichert ist, da es seit 60 Jahren keine Volkszählung gab, sowie aromunische und arvanitische Bevölkerungsteile, die jedoch seit langer Zeit vollkommen assimiliert sind.
Mit dem Ziel eines sprachlich homogenen Nationalstaates wurde die Hellenisierung durch Umsiedlung und Assimilation verfolgt. Die slawischen Sprachen Mazedonisch und Bulgarisch wurden verboten und Orte umbenannt. Bis Ende des 20. Jahrhunderts war und ist die Pflege der slawischen Kultur teils erschwert, teils sogar verboten und unter Strafe gestellt, da es offiziell in Griechenland nur eine moslemisch Minderheit gibt. Dies betrifft nicht nur slawische Mazedonier, sondern auch Bulgaren und die slawisch-muslimischen Pomaken.
Bulgarien hat zwar die Republik Mazedonien als Staat sofort anerkannt, weigerte sich jedoch, die slawische Mazedonier als ein eigenständiges Volk und Mazedonisch als eigene Sprache anzuerkennen. Eine größere Zahl von Einwohnern des zu Bulgarien gehörenden Teiles der historischen Landschaft Makedonien (Pirin-Makedonien) betrachtet sich freilich seiner Nationalität nach nicht als Bulgaren, so dass Konflikte zwischen Bulgaren und slawische Mazedonen bestehen.
Im Jahr 1999 legten die bulgarische und die mazedonische Regierung ihren jahrelangen Sprachenstreit bei, der die bilateralen Beziehungen schwer belastete. Bulgarien erkannte die Eigenständigkeit der mazedonischen Sprache und Nation erstmals offiziell an, Makedonien entsagte im Gegenzug jeglicher Einflussnahme auf die slawisch-mazedonische Minderheit in Bulgarien.
Literatur
- Otto Hoffmann: Die Makedonen, ihre Sprache und ihr Volkstum. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906.
- Ioannis Touratsoglou: Makedonien – Geschichte, Monumente und Museen. Ekdotike Athenon, Athen 1995, 1997. ISBN 960-213-329-5
Siehe auch
Weblinks
- Bibliographie zur Geschichte des antiken Makedoniens
- Genealogie, Makedonen
- Antike Quellen zu Makedonien (engl.)
- Karte Makedoniens (griechische Provinz)
- Infos zu Bevölkerungszahlen Makedoniens (engl.)
- Makedonische Informationszentrale (engl.)
- Die slavische Minderheit in Griechenland von Christian Voss