Eduard I. (England)
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Eduard I. (* 17. Juni 1239 in Westminster, London; † 7. Juli 1307 bei Burgh by Sands, Cumberland), engl. Edward I Longshanks, frz. Édouard Ier d'Angleterre, eigentl. Édouard Plantagenet, war von 1272 bis 1307 König von England, ab 1283 auch König von Wales. Er war der älteste Sohn Heinrichs III. aus dem Haus Anjou-Plantagenet und dessen Gemahlin Eleonore von der Provence.
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[Bearbeiten] Leben
Eduard hatte acht Geschwister und wuchs unter der Obhut von Hugh Giffard und dessen Frau Sybil (eine seiner Hebammen) im Palast von Westminster, London auf. 1246 starb Giffard, und Bartholomew Pecche übernahm die Erziehung. Eduard sprach wie seine Vorfahren normannisches Französisch, kein Englisch, das er sehr wohl beherrschte. Erst sein Enkel Eduard III. führte Englisch als Sprache bei Hofe ein. Wegen seiner Größe von 1,88 m trug er den populären Beinamen "Langschenkel" ("Longshanks"), aufgrund seiner grausamen militärischen Interventionen in Schottland den inoffiziellen, aber von ihm geschätzten Beinamen "Hammer der Schotten" (engl. "Hammer of the Scots"), den er sich in Latein auf sein Grabmal schreiben ließ: Eduardus Primus Scotorum Malleus hic est, 1308. Pactum Serva (dt. "Hier liegt Eduard I., Hammer der Schotten, 1308. Bleibe treu" - Eduards Motto). Nach Ansicht von Historikern wurde diese Inschrift möglicherweise erst 250 Jahre später angebracht. Eduard wollte auch die drei Angelsachsenkönige namens Eduard in der Zählfolge berücksichtigen, also Eduard IV. heißen. Es war der einzige Königsname, der sowohl bei den angelsächsischen als auch bei den englischen Königen verwendet wurde. Aus unbekannten Gründen wurde diese Zählung nie offiziell eingeführt.
Mit 26 Jahren geriet Eduard in der Schlacht von Lewes 1265 gemeinsam mit seinem Vater und dessen Bruder Richard in die Gefangenschaft seines angeheirateten Onkels Simon V. de Montfort, der einen Adelsaufstand gegen Heinrich III. anführte. Eduard gelang jedoch bald die Flucht und durch den Sieg bei Evesham über Simon (1265) die Rückgewinnung der Macht für seinen Vater sowie die Stabilisierung des Königtums.
1270 beteiligte er sich an einem Kreuzzug nach Palästina. Während Eduard sich bereits auf dem Rückweg in der Gascogne befand, starb sein Vater am 16. November 1272. Im August 1274 erreichte der zukünftige König England. Am 19. August wurde er von Robert Kilwardby, dem Erzbischof von Canterbury, in Westminster gekrönt.
Nach seinem Tod wurde Eduard I. zunächst in der Dorfkirche von Burgh by Sands beigesetzt, später gegen seinen eigentlichen Wunsch in Westminster (London) bestattet. Sein Grabmal ist unzerstört erhalten und kann auch heute noch besichtigt werden. Er liegt in einem Bleisarg, der nach seinem Wunsch durch einen Goldsarg zu ersetzen sei, sollte Schottland Teil des Königreiches geworden, also seine Eroberung abgeschlossen sein. Dies ist bis heute nicht geschehen, obgleich beide Länder seit 1607 ein Reich sind, allerdings nicht durch einen Eroberungskrieg.
[Bearbeiten] Außenpolitik
Eduard I. verfolgte eine konsequente Eroberungspolitik. Sein erstes Ziel war das bislang unabhängige Wales. Während zweier Feldzüge 1277 und 1282/1283 unterwarf er das Land und besiegte gleichzeitig den Fürsten Llywelyn ap Gruffydd, der zuvor Simon de Montfort unterstützt hatte. Mit dem Statut von Wales/Statut von Rhuddlan (siehe englische wikipedia Statute_of_Rhuddlan) gab er dem neu gewonnenen Territorium ein strenges und für die Einwohner ungewohntes, an England angelehntes Verwaltungssystem. In Irland wurde Eduard I. militärisch nicht aktiv. Eine Reform der Verwaltungsstruktur im Jahr 1285 hatte lediglich Auswirkung auf die englisch kontrollierten Gebiete um Leinster.
Das zweite wichtige Element, das Eduards Außenpolitik und die seiner Nachfolger gleichen Namens bestimmte, war der Versuch, den Vertrag von Paris aus dem Jahr 1259 mit der französischen Krone aufzulösen. Damals hatte Heinrich III. dem französischen König Erbhuldigung für Aquitanien, die Gascogne und andere Gebiete zugesichert, was eine Anerkennung französischer Lehnshoheit über einen Teil des angevinischen Reichsgebiets bedeutete. Eduard I. bemühte sich vor allem um die Herauslösung der Gascogne aus dem Lehnsverhältnis, unter anderem durch das demonstrative Verweigern der Huldigung für dieses Territorium. 1286 begann sein dreijähriger Aufenthalt in der Gascogne, in dessen Verlauf es ihm gelang, seine Herrschaft dort zu stabilisieren, vor allem dadurch, dass die Verwaltungsstrukturen mit denen Aquitaniens verwoben und ihnen angeglichen wurden. In mehreren Konstitutionen beanspruchte Eduard für sich die Funktion der höchsten Rechtsinstanz in seinen kontinentalen Territorien. Dies stand dem Anspruch des französischen Königs Philipp IV. als oberstem Lehnsherrn entgegen. Daraufhin kam es 1294 zum Kriegsausbruch zwischen Eduard und Philipp. Die Gascogne geriet vorübergehend in französische Hand. Eduards Feldzug in Frankreich schlug fehl, da zahlreiche Barone die Heerfolge und die Kirche einen finanzielle Unterstützung verweigerten. Im zweiten Vertrag von Paris 1303 erreichte Eduard I. zumindest die Rückgabe des wichtigsten Teils des Herzogtums mit den Städten Bordeaux und Bayonne.
In Schottland machte Eduard I. 1290 bis 1292 seine Macht im Zuge der nach dem Tod König Alexanders III. entstandenen Wirren geltend. Zunächst wollte er seinen Sohn, den späteren Eduard II. mit Alexanders Enkelin Margaret verheiraten. Jedoch starb sie bereits 1290. Darauf unterstützte der englische König seinen Vasallen John Balliol in einer Gruppe von dreizehn Bewerbern um die ungeklärte Thronfolge. Da England und Schottland durch den Vertrag von York aus dem Jahr 1237 territorial und politisch getrennt waren, muss dieses Vorgehen als Versuch Eduards gedeutet werden, sich in die Position eines Oberherren über Schottland zu versetzen und den schottischen König als Vasall an sich zu binden. Die Unterordnung eines Königs im Vasallenverhältnis, der auch zu persönlichen Huldigungsleistungen verpflichtet war, bedeutete eine Erhöhung der Position des englischen Königs. Eduard I. verfolgte also gegenüber Schottland die gleiche Politik, wie sie der französische König ihm gegenüber durchzusetzen versuchte. Balliol erhob sich jedoch bereits 1296 mit französischer Unterstützung. Eduard I. schlug ihn 1298 bei Dunbar, setzte ihn ab und ließ nun Schottland durch Statthalter regieren. Unterstrichen wurde dies durch die Entfernung des Krönungssteins aus dem Palast von Scone und der Aufstellung in Westminster - nach 700 Jahren erst kehrte der Stein als Leihgabe nach Schottland zurück. Ebenfalls 1296 schlug Eduard einen aufstand in Wales nieder.
Die von den Schotten unter William Wallace und dem jüngeren Robert Bruce immer wieder versuchten Aufstände schlug er grausam nieder. Dennoch waren Eduards militärische Aktionen in Schottland nicht von Erfolg gekrönt. Das Land entglitt immer mehr der englischen Kontrolle. Auf einem Feldzug gegen Robert Bruce starb Eduard I. bei Burgh by Sands nahe Carlisle.
[Bearbeiten] Innenpolitik
Innenpolitisch setzte Eduard I. ab 1294 die Besteuerung des Grundbesitzes der Kirche durch, parallel zu einem ähnlichen Vorgehen Philipps IV. in Frankreich. Dies brachte beide Herrscher in Konflikt mit Papst Bonifatius VIII. Darüber hinaus beanspruchte Eduard ein Kontrollrecht des Königs bei der Vergabe kirchlicher Lehen und unterband die Erhebung von Abgaben durch den Papst in seinen Territorien weitgehend.
Mit seinem Parlament, zu dem er regelmäßig seit 1295 außer den geistlichen und weltlichen Lords auch Abgeordnete der Städte und der Grafschaften berief, stand Eduard I. in gutem Einvernehmen und vergrößerte die Macht der Versammlung wesentlich, indem er 1297 ihr Steuerbewilligungsrecht anerkannte.
Als Gesetzgeber hat er sich um Handel und Münzwesen sowie vor allem um das Rechtswesen verdient gemacht. Im Gegensatz zur schwachen Herrschaft seines Vaters gab Eduard I. eine Vielzahl von Erlassen und Gesetzen heraus, wobei er sich auf einen loyalen und leistungsfähigen Beraterstab aus Klerikern, Adligen und vor allem am Ende seiner Herrschaft von ausgebildeten Juristen stützen konnte. Damit einher ging eine Verschriftlichung des Rechtswesens, das sich bis dahin vor allem auf mündlich überliefertes Gewohnheitsrecht berufen hatte. Mit den Statuten "De Donis" (1285) und "Quia Emptotes" (1290) stellte er ein verbindliches Grundstücksrecht auf. Zudem schränkte er damit die Entstehung von Afterlehen bei Bodenverkäufen ein, was die Stellung des Königs und des Hochadels im Lehnssystem stärkte, den Landadel aber schwächte. Mit dem "Statute of Mortmain" von 1275 schrieb Eduard für die Übertragung von Grundbesitz an die Kirche die königliche Zustimmung vor. Der Erlass "Circumspecte Agatis" von 1286 beschränkte die Kirchengerichtsbarkeit weitgehend auf kirchliche Angelegenheiten. "Quo Warranto" sollte 1275 auch die Gerichtsbarkeit der Magnaten einschränken, wurde aber nur ansatzweise durchgesetzt. Die zahlreichen Statuten, die Grundlagen für die spätere juristische und Verwaltungsstruktur Englands schufen, waren möglicherweise wichtiger als seine meist erfolglosen militärischen Unternehmungen.
Das "Statutem de Iudaismo" von 1275 sollte den Geldverleih einschränken, zugleich den Juden aber Zugang zu anderen Berufszweigen wie Handwerk und Landwirtschaft eröffnen. Dagegen richtete sich sowohl das Parlament als auch der Klerus. Nach einer Papstbulle von 1286, die auf die strikte Trennung zwischen Christen und Juden bestzand, ging Eduard hart gegen sie vor. Der König zwang die Juden, erkennbare gelbe Zeichen an der äußeren Kleidung zu tragen und ließ die Familienoberhäupter festsetzten, von denn einige hingerichtet wurden. 1290 formulierte er das Ausweisungsedikt, das alle Juden zum Verlassen des Landes zwang. 1303 eröffnete er ausländischen Kaufleuten mit der "Carta Mercatoria" Privilegien und erhöhte zugleich die Zölle, um die Kroneinnahmen zu steigern.
[Bearbeiten] Heeresreform
Eduard I. war der erste, der eine stärkere Rolle der Infanterie in einer neuen Kriegsführung anstrebte. Er erkannte, dass Bergbevölkerungen wie in Wales nicht mit kurz dienenden Kavallerieverbänden zu schlagen waren. Er führte daher wichtige Neuerungen ein, die lange Zeit beibehalten wurden: Er stellte ein das ganze Jahr dienendes Berufsheer auf. Um das Rekrutierungsproblem zu lösen, ermöglichte Eduard I. ein Verfahren, mit dem sich viele seiner Vasallen vom Kriegsdienst freikaufen konnten, genannt Scutage. Die anderen forderte er auf, weniger, aber besser ausgerüstete Truppen zur Verfügung zu stellen und nach Ableistung der Dienstpflicht weiter zu bezahlen. Ein solcher Militärdienstzeitvertrag – Vorläufer der „Indentur“ – wurde erstmals 1277 geschlossen. Diese Verträge waren schriftliche Abmachungen zwischen einem Berufsoffizier - auch Adeligen - und dem König. Sie bestimmten unter anderem Stärke und Zusammensetzung der zur Verfügung gestellten Truppen, ihren Standort, die Dauer und Art ihrer Dienste, die Höhe ihres Lohns, der Sondervergütungen. Diese Verbände setzten sich gewöhnlich aus allen Waffengattungen zusammen, wie Artillerietechnikern, Ärzten, Mineuren, Fußsoldaten, Feldgeistlichen, Dolmetschern, Bogenschützen und gewappneten schweren Reitern. Die Dauer der Dienstzeit schwankt zwischen vierzig Tagen und einer unbestimmten, „in Belieben des Königs“ gestellten Zeit. Eine weitere, von Eduard I. eingeführte Neuerung, war der Langbogen als Hauptwaffe. Mit dieser Waffe ließ sich mit einer gewissen Übung ein gezielter Schuss bis auf 240 Meter abgeben, die äußerste Reichweite betrug etwa 350 Meter. In den Feldzügen gegen Wales erkannte man erstmals den taktischen Wert des Langbogens. Durch einen Pfeilregen ließ sich der Feind zu Beginn einer Schlacht schwächen, und seine Verbände verloren ihren Zusammenhalt. Beim Angriff gaben die Bogenschützen den eigenen Truppen Feuerschutz.
[Bearbeiten] Historische Bedeutung
Zahlreiche Historiker gehen davon aus, dass mit Eduard I. ein Prozess einsetzte, in dessen Verlauf sich die ehemals normannischen Plantagenets verstärkt als englische Könige und weniger als Herrscher eines Reichs verstanden, dessen wichtigste Territorien auf dem europäischen Festland lagen. Parallel dazu lässt sich auch in der englischen Bevölkerung in seiner Epoche ein verstärktes Gemeinschaftsgefühl ausmachen, sowohl in der Abgrenzung gegen benachbarte Völker (vor allem gegen die Schotten) als auch in der immer manifester werdenden Verschmelzung zwischen Normannen und Angelsachsen.
[Bearbeiten] Ehen und Kinder
In erster Ehe heiratete er Eleonore von Kastilien, Tochter des kastilischen Königs Ferdinand III., mit der er die folgenden Kinder hatte:
- Eleanor (* 17. Juni 1264 – † 12. Oktober 1297)
- Joan (* 7. September 1265)
- John (* 10. Juli 1266 – † 1. August 1272)
- Henry (* 13. Juli 1267 – † 14. Oktober 1274)
- Juliana (Katherine) (* 1271 – † 5. September 1274)
- Joan (1272 – † 23. April 1307)
- Alphonso (* 24. November 1273 – † 19. August 1284)
- Margaret (* 11. September 1275 – † 1333)
- Berengaria (* 1276 – † 1279)
- Mary (* 11. März 1278 – † 8. Juli 1322)
- Isabella (* 1279)
- Alice (* 12. März 1279)
- Elizabeth (* 7. August 1282 – † 5. Mai 1316)
- Edward (* 25. April 1284 – † 21. September 1327)
- Beatrice (* 1286) und
- Blanche (* 1290)
Sie starb an einer Blutvergiftung, nachdem sie den Eiter einer Wunde ihres Mannes ausgesaugt hatte. In zweiter Ehe vermählte er sich 1299 mit Margarethe von Frankreich, die ihm die folgenden Kinder gebar:
- Thomas (* 1. Juni 1300 – † August 1338)
- Edmund (* 5. August 1303 – † 19. März 1330) und
- Eleonore (* 4. Mai 1306 – † 1322)
Zudem war er Vater des unehelichen Sohnes John. († 1324)
[Bearbeiten] Weblinks
Vorgänger |
König von England und Lord von Irland 1272 - 1307 |
Nachfolger |
Personendaten | |
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NAME | Eduard I. |
ALTERNATIVNAMEN | Eduard Plantagenet |
KURZBESCHREIBUNG | König von England |
GEBURTSDATUM | 16. Juni 1239 |
GEBURTSORT | Westminster/London |
STERBEDATUM | 7. Juli 1307 |
STERBEORT | Burgh by Sands/Cumberland |