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Wales

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel beschreibt das Land Wales. Weitere Bedeutungen, siehe Wales (Begriffsklärung).
Wales
Cymru
Flagge
Flagge von Wales
Details
Basisdaten
Hauptstadt Cardiff
Fläche 20761 km²
Bevölkerung 2 903 085 Einwohner
Bevölkerungsdichte 140 Einwohner pro km²
Sprachen Englisch, Walisisch (Cymrisch)
Zeitzone UTC, Sommerzeit: +1 UTC
Politik
Königin Elizabeth II.
Minister für Wales Peter Hain
Erster Minister Rhodri Morgan
Nationalhymne Hen Wlad Fy Nhadau
Wahlspruch Y Ddraig Goch ddyry cychwyn
Karte
Lage von Wales

Wales (walisisch: Cymru, lateinisch: Cambria) ist ein Landesteil (Nation) des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. Die Hauptstadt von Wales ist Cardiff.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte von Wales

Wales hat eine ausgeprägte Vorgeschichte in der viele Megalithanlagen entstanden und Menhire aufgerichtet wurden.

Die Römer errichteten im südlichen Teil des Landes eine Reihe von Kastellen, das westlichste lag bei Carmarthen (Maridunum). Bei Caerleon (Isca Silurum) wurde ein Legionslager errichtet; das dazu gehörende Amphitheater zählt zu den am besten erhaltenen in ganz Großbritannien. Die Römer waren auch im Nordteil aktiv.

Wales wurde aufgrund des heftigen Widerstands der Bevölkerung und wegen des hügeligen Terrains nie durch die Angelsachsen erobert. So blieb Wales eine keltische Region. Der Landesname stammt vom germanischen Wort welsch, was so viel wie Fremder bedeutet. Es bezeichnet ein Volk, das eine nicht-germanische, also fremdartige Sprache spricht. Aus dem gleichen Grund wird in der Deutschschweiz die Romandie, der französischsprachige Teil der Schweiz, auch "Welschland" oder "welschschweiz" genannt. Ebenso bezeichnen die Südtiroler die italienische Sprache als "Walsch".

Tanygrisiau, Gwynedd, Nord Wales, mit den Moelwyn-Bergen im Hintergrund
Tanygrisiau, Gwynedd, Nord Wales, mit den Moelwyn-Bergen im Hintergrund

Wales wurde schon vor England und Schottland christianisiert. Der Nationalheilige Sankt David unternahm im 6. Jahrhundert eine Pilgerreise nach Rom und diente nach seiner Rückkehr als Bischof. Zu einer Zeit also, als die Christianisierung in England gerade erst begonnen hatte. Die druidischen Bräuche, die sich bis heute erhalten haben sollen, waren meist eine Erfindung von "Historikern" des 19. Jahrhunderts.

Als die Normannen unter William of Normandy (später Wilhelm der Eroberer) im Jahre 1066 England eroberten, machten sie um Wales vorerst einen weiten Bogen. Nur mit den Grenzgebieten und südlichen Ländern Wales' (Welsh Marches, Mark Wales im Osten, Walisische Mark, gegenüber dem zunächst nicht unterworfenen Rest-Fürstentum Wales im Westen) belehnte Wilhelm der Eroberer seine Gefolgsleute. Doch 1282 besiegten die Normannen unter Führung von Edward I. die Armee des letzten unabhängigen walisischen Fürsten Llywelyn. Die Waliser gaben sich jedoch nicht geschlagen und revoltierten mehrmals. Der ernsthafteste Versuch war jener von Owain Glyndwr, dessen Rebellengruppe im Jahre 1401 bei Pumlumon eine englische Armee besiegte. Er versuchte die Unterstützung der Franzosen zu gewinnen, doch 1409 wurden seine Truppen vernichtend geschlagen. Der englische Thronfolger trägt seit dieser Zeit den Titel Prince of Wales (Fürst von Wales, nicht "Prinz von Wales").

Der Act of Union (Vereinigungsvertrag) aus dem Jahre 1536 unterteilte Wales in dreizehn Grafschaften. Das englische Recht galt nun auch in Wales. Dies bedeutete, dass das Englische als Amtssprache eingeführt wurde. Dies hielt die meisten Einheimischen von öffentlichen Ämtern fern.

Wales wurde in der Neuzeit stark industrialisiert, auf der Grundlage umfangreicher Kohlevorkommen. Die Mine von Penrhyn war Ende des 19. Jahrhunderts das größte von Menschenhand erzeugte Loch im Erdboden. Die Zeit zwischen 1830 und 1850 war von Unruhen und Aufständen geprägt. 1831 kam es zu einem blutig niedergeschlagenen Aufstand der Bevölkerung von Merthyr Tydfil, 1839 zu einem Chartisten-Aufstand in der Region um Newport, im selben Jahr sowie erneut 1842 bis 1843 kam es zu gewaltsamen (und im Resultat erfolgreichen) Protesten von Teilen der Landbevölkerung in Südwest-Wales mit Zentrum in Carmarthenshire, den sogenannten Rebecca Riots, welche sich gegen die Maut auf den neuen Turnpike Roads richteten[1]. Für zusätzliche Spannungen sorgte 1847 die Publikation eines im wesentlichen von anglikanischen Geistlichen erarbeiteten Parlamentsreports (Blue book), welcher die Bevölkerung von Wales als faul und moralisch schwach bezeichnete und die Schuld dafür der Zugehörigkeit zu nonkonformistischen Kirchen und der Nichtbeherrschung der englischen Sprache gab.[2] Wales wurde in den folgenden Jahrzehnten eine Hochburg der Gewerkschaften, des Syndikalismus und Sozialismus. Von 1901 bis 1903 wurde die Mine von Penrhyn bestreikt, wobei gelegentliche Auseinandersetzungen nicht ausblieben. Wiederholt wurde in dieser Zeit auch das Militär eingesetzt, um Streiks niederzuschlagen. Bei einem Eisenbahnstreik 1911 wurden zwei Arbeiter durch das Militär erschossen. Das erste Mitglied der Labour Party im Parlament, Keir Hardie, wurde für den walisischen Wahlkreis von Merthyr Tydfil im Jahr 1900 gewählt. Religiöser Nonkonformismus prägte die walisische Gesellschaft in dieser Zeit.

Nationalismus wurde eine größere Erscheinung im 20. Jahrhundert. Die Partei Plaid Cymru, die 1966 ihren ersten Parlamentssitz erringen konnte, setzte sich für mehr Autonomie und die Wiederbelebung der walisischen Sprache ein. Größtenteils als Ergebnis dessen wurde Dezentralisierung zu einem Hauptanliegen der Labour Party, und 1998 wurde schließlich die Nationalversammlung von Wales gebildet, die die Vollmacht über die öffentlichen Ausgaben innerhalb von Wales erhielt.

Am 2. März 2006 wurde ein neues Parlamentsgebäude eröffnet.

Siehe auch: Geschichte Britanniens, Geschichte des Vereinigten Königreiches, Liste der walisischen Herrscher

Geografie

Satellitenbild von Wales
Satellitenbild von Wales

Mit 20.779 km² ist Wales der kleinste Landesteil von Großbritannien. Wales liegt westlich von England. Im Norden grenzt Wales an die Irische See, im Westen an den St. Georgskanal und im Süden an den Bristolkanal. Die Küste wird durch Steilküsten und weitauslaufende Strände geprägt und ist über 1200 Kilometer lang. Das Landesinnere zeichnet sich durch das Kambrische Gebirge aus, das sich fast durch ganz Wales zieht.

Landschaften

Wales ist durch weitläufige Wiesen, hügelige Landschaften, Moore und Gebirge geprägt. Große Bereiche von Wales sind Landschaftsschutzgebiete. Die höchsten Berge in Wales sind Yr Wyddfa/Snowdon, gelegen im Gebiet von Gwynedd (1085 m), Aran Fawddwy (905 m) und Cader Idris (902 m). Zudem liegen in Wales drei Nationalparks:

Bodenschätze

Wales hat reiche Vorkommen an Kohle, Eisen, Kupfer, Kalk, Schiefer, Blei, Zinn, Zink und Silber. Die küstennahen Vorkommen an Kohle, Eisen und Kalk haben die Region im 18. und 19. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Lieferanten der Industriellen Revolution werden lassen.

Verwaltungsgliederung von Wales

Die derzeitige Verwaltungsstruktur wurde am 1. April 1996 eingeführt und teilt Wales in 22 so genannte unitary authorities, das heißt sie sind für alle lokalen Verwaltungsaufgaben zuständig. Es gibt keine Verwaltungsstufe über oder unter ihnen ("einstufige Verwaltung"). In Deutschland könnte man diese Einheiten mit den kreisfreien Städten vergleichen. Die unitary authorities haben somit zwar alle den gleichen Verwaltungsstatus, führen jedoch aufgrund ihrer Geschichte beziehungsweise ihrer Größe unterschiedliche Bezeichnungen, so gibt es 3 Citys ("Städte"), 10 County Boroughs ("Grafschaftsbezirke") und 9 Countys ("Grafschaften"). Heute (2004) ist die Zahl der unitary authorities auf eine Zahl von 40 angewachsen. Die Verwaltungsgebiete sind:

Verwaltung
Verwaltung
  1. Merthyr Tydfil (County Borough)
  2. Caerffili/Caerphilly (County Borough)
  3. Blaenau Gwent (County Borough)
  4. Torfaen (County Borough)
  5. Sir Fynwy/Monmouthshire (County)
  6. Casnewydd/Newport (City)
  7. Caerdydd/Cardiff (City)
  8. Bro Morgannwg/Vale of Glamorgan (County Borough)
  9. Penybont-ar-Ogwr/Bridgend (County Borough)
  10. Rhondda Cynon Taf (County Borough)
  11. Castell Nedd Port Talbot/Neath Port Talbot (County Borough)
  12. Abertawe/Swansea (City)
  13. Sir Gaerfyrddin/Carmarthenshire (County)
  14. Ceredigion (County)
  15. Powys (County)
  16. Wrecsam/Wrexham (County Borough)
  17. Sir y Fflint/Flintshire (County)
  18. Sir Ddinbych/Denbighshire (County)
  19. Conwy (County Borough)
  20. Gwynedd (County)
  21. Ynys Môn/Anglesey (County)
  22. Sir Benfro/Pembrokeshire (County)

Siehe auch:

Bevölkerung

Wales hatte bei der Volkszählung von 2001 insgesamt 2.903.085 Einwohner, davon waren 1.499.303 weiblich und 1.403.782 männlich. Gut drei viertel von ihnen waren geborene Waliser, gut 20 % in England geboren und jeweils weniger als ein Prozent der Bevölkerung stammten aus Schottland, Nordirland oder der Republik Irland. Die bei weitem überwiegende Zahl (>95 %) stufte sich selbst ethnisch als "Britisch, weiß" ein, 15 % schrieben Walisisch auf das Formular, obwohl diese Antwortmöglichkeit eigentlich gar nicht vorgesehen war. Alle Antworten, die auf asiatischen Ursprung schließen lassen (Chinesen, Pakistaner, Inder, oft British/Indian), bildeten zusammen 1,3 % der Bewohner, alle anderen ethnischen Gruppen kamen auf weniger als 1 %.

Religionen
Religionen

Religion

Wales ist überwiegend christlich. 71,9 % bezeichneten sich bei der Volkszählung 2001 als Christen, Wales hat kleine Anteile an Juden, Muslimen, Buddhisten, Hindus, Sikhs und Zeugen Jehovas, allerdings jeweils deutlich weniger als ein Prozent der Bevölkerung. Unter den Christen sind traditionell die Nonkonformisten, also die Anhänger von Freikirchen wie Baptisten, Kongregationalisten, Presbyterianern und Methodisten sehr stark. Die anglikanische Church in Wales ist daher seit 1920 nicht mehr Staatskirche.


Sprache
Sprache

Sprache

Die walisische Sprache ist für viele Waliser eine wichtige Form der Abgrenzung gegenüber der englischen Verwaltung; vor allem im Westen des Landes wird die walisische Sprache wie Gemeindesprache noch gesprochen; in Caernarfon, Gwynedd gaben 86 % der Bevölkerung an, Walisisch fließend zu beherrschen, im Vergleich zu nur 8 % der Bevölkerung von Chepstow. Insgesamt gaben 21 % der Bevölkerung von Wales an, Walisisch fließend zu beherrschen, 5 % waren eigenen Angaben zufolge sogar monolingual walisisch. Weitere 7 % attestierten sich selbst eine teilweise Kenntnis dieser Sprache, während sie für 71,6 % der walisischen Bevölkerung unverständlich ist.

Seit 1993 sind die englische und walisische Sprache formal gleichgestellt. Die Politik der Zweisprachigkeit äußert sich in der Praxis vor allem in zweisprachigen Orts- und Hinweisschildern. Aber auch in der Bildung, bis hin zum Universitätsstudium, und im Justizwesen kann die walisische Sprache benutzt werden.

Beispiel für Zweisprachigkeit: Recycling-Box in Cardiff
Beispiel für Zweisprachigkeit: Recycling-Box in Cardiff

Kultur

Wales ist von den Teilstaaten Großbritanniens am engsten mit England verbunden. Allerdings besitzt das Land eine eigene Kultur, die oftmals um eine Abgrenzung gegenüber England bemüht ist.
Die walisische Sprache wird teilweise, vor allem im Norden des Landes, noch gesprochen.
Das Land entwickelte eine eigene walisische Literatur aus der Dichter wie Dylan Thomas und Mihangel Morgan hervorgingen.
siehe Walisische Triaden

Seit den 1980ern wurde Wales eines der kreativen Zentren britischer Popmusik. Bands wie die Manic Street Preachers, Catatonia, die Super Furry Animals oder die Stereophonics konnten international Erfolge erzielen. Die international erfolgreichen Sänger Tom Jones, Shirley Bassey und Bonnie Tyler sind ebenfalls gebürtige Waliser.

Bekannte Waliser

Sport

Schauspieler

Dichter, Literaten

Musiker

Politik

Entdecker

Wirtschaft

Weitere

Wirtschaft

Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Wales einen Index von 91.6 (EU-25:100) (2003).[3]

Literatur

Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Wales – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Wales – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

Quellen

  1. John Davies: A History of Wales, London : Penguin, 1994, S. 366-367 und S. 377-382
  2. John Davies: A History of Wales, London : Penguin, 1994, S. 391-393
  3. Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25[1]

Koordinaten: 52° 21' N, 3° 38' W

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