Edvard Grieg
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
Edvard Hagerup Grieg (* 15. Juni 1843 in Bergen, Norwegen; † 4. September 1907 ebd.) war ein norwegischer romantischer Komponist. Er integrierte – ähnlich Mussorgsky und dem Mächtigen Häuflein in Russland – die Volksmusik seiner Heimat mittels derer typischen Elemente wie der Verwendung leerer Quinten, scharf betonter Tanzrhythmen und dem eigentümlichen Schwanken zwischen modalen und Dur-Molltonarten in die klassische Musik. Seine Harmonik war dabei für die damalige Zeit teilweise recht gewagt. Er gilt vor allem im Ausland somit als der norwegische Komponist schlechthin, war und ist aber in Norwegen selbst nicht unumstritten. Seine Musik war von den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bis heute, trotz mancher Kritik von professioneller Seite betreffs mangelnder motivisch-thematischer Entwicklung und Schwächen in der Formbeherrschung, immer sehr populär. Am bekanntesten sind die Orchesterwerke Peer-Gynt-Suite 1 und 2, die Suite Aus Holbergs Zeit, sowie das Klavierkonzert in a-Moll. Seine Lyrischen Stücke für Klavier waren und sind in der Hausmusik weit verbreitet. Ferner sind die Sonate für Klavier e-Moll, die Ballade für Klavier g-Moll, sowie das Streichquartett op. 27 zu erwähnen. Grieg trat außerdem europaweit erfolgreich als Dirigent und Klavierinterpret eigener Werke auf.
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[Bearbeiten] Leben von Edvard Grieg
[Bearbeiten] Kindheit
Edvard wurde im Jahre 1843 als viertes von fünf Kindern im westnorwegischen Bergen geboren. Sein Vater Alexander war wohlhabender Kaufmann und britischer Konsul in Bergen. Er führte den von seinem aus Schottland eingewanderten Großvater 1779 gegründeten Fischhandel fort. Seine Mutter Gesine (geb. Hagerup) wurde als junges Mädchen von ihren Eltern zur Ausbildung zu Albert Methfessel nach dem damals dänischen Altona geschickt. Sie trat in Bergen mit Erfolg als Pianistin und Dichterin auf und war einer der angesehensten Klavierlehrer der Stadt. Sie veranstaltete in ihrem Haus allwöchentliche Musizierkreise, bei denen neben Instrumentalwerken auch Teile aus Opern aufgeführt wurden. In seiner 1903 erschienenen, in ihrer Aussagekraft allerdings umstrittenen autobiographischen Skizze Mein erster Erfolg misst Grieg den Eindrücken, die er in dem lebhaften Handels- und Kulturzentrum sammelte, eine entscheidende Bedeutung für seine musikalische Inspiration zu:
- „So z. B. vermochte ich, wenn mir als kleinem Jungen erlaubt war, zu einem Begräbnis zu gehen oder einer Auktion beizuwohnen, ganz genau zu berichten, welchen Eindruck der Vorgang auf mich gemacht hatte. Wenn man mir untersagt hätte, diesen kindlichen Instinkten nachzugehen, wer weiß, ob meine Phantasie nicht unterdrückt und in eine andere Richtung getrieben worden wäre, die meiner wahren Natur fremd war.“ [1]
Ab dem sechsten Lebensjahr erhielt er von der Mutter regelmäßigen Klavierunterricht. Mit neun Jahren begann er erste eigene Kompositionen zu entwerfen. Aus seiner Jugendzeit sind viele Klavierstücke erhalten, die später teilweise in der Gesamtausgabe veröffentlicht worden sind.
Seine Schulzeit verlief eher ungünstig. Nach der Grundschule absolvierte er die Tanksche Schule, eine an Neuen Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften ausgerichtete Realschule, welche dem künstlerisch-musikalisch veranlagten Edvard weniger entgegen kam.[2] Seinem Interesse an Musik und Komposition begegneten die Lehrer teilweise mit Spott und Zynismus. Grieg im Jahre 1903 zu seiner Schulzeit:
- „Seine Rauheit, seine Kälte, sein Materialismus – alles das war für meine Natur so abschreckend.“[3]
Aufgrund dessen musste er die dritte Klasse wiederholen. Es ist behauptet worden, dass die negativen Erlebnisse Griegs während seiner Schulzeit auf seinen Umgang mit den Lehrern am Konservatorium weiterwirkte. Dieser Meinung stehen Untersuchungen entgegen, die den Lehrern wohlwollende Anerkennung ihre begabten Schülers bescheinigen.[4].
Der Besuch und die positive Beurteilung der musikalischen Anlagen des Jungen durch Ole Bull, den bekannten Geiger und Vorkämpfer einer eigenen norwegischen Musik und Kultur im Jahr 1858 führten schließlich zu Griegs Besuch des Leipziger Konservatoriums.[5]
[Bearbeiten] Ausbildung in Leipzig
Von 1858 bis 1862 studierte er am Konservatorium Leipzig, bei Carl Reinecke, Louis Plaidy, Ernst Ferdinand Wenzel und Ignaz Moscheles. 1862 kehrte er nach Bergen zurück.
[Bearbeiten] Nach der Ausbildung
Ein Jahr später übersiedelte er nach Kopenhagen. Entscheidende musikalische Impulse vermittelte ihm dort die Begegnung mit dem früh verstorbenen Rikard Nordraak. 1864 gründete er zusammen mit Hans Christian Andersen und anderen Musikern in Kopenhagen die Konzertgesellschaft zur Pflege neuer skandinavischer Musik. 1866 erfolgte ein Umzug nach Christiania (Oslo), wo er 1867 seine Cousine Nina Hagerup heiratete. 1869/70 hielt er sich als Stipendiat in Rom auf, wo er Franz Liszt begegnete. Ab 1874 lebte er mit Staatssold als freischaffender Komponist teils in Bergen, teils in Oslo, teils in Lofthus am Sørfjord, einem Seitenfjord des Hardangerfjordes.
Er unternahm Reisen durch ganz Europa als Pianist und Dirigent. Von 1880 bis 1882 war er Dirigent des Orchesters der Musikgesellschaft „Harmonie“ in Bergen. 1885 bezog Grieg das Haus mit Namen Troldhaugen im Weiler Hop südlich von Bergen, welches heute das Grieg-Museum beherbergt. Edvard Grieg starb am 4. September 1907 in Bergen an einer Lungenkrankheit.
[Bearbeiten] Werk
Unter zeitweiliger Einbeziehung der Volksmusik seines Heimatlandes schuf Grieg eine spezifische Musiksprache. Griegs größte Bedeutung liegt in der Klavier- und Kammermusik; kaum ein Klavierschüler, der nicht mit seinen Lyrischen Stücken in Berührung kommt. Herausragend sein Streichquartett op. 27, welches in der Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart als eine der bemerkenswertesten Kompositionen der Kammermusik im 19. Jahrhunderts gewertet wird.
Daneben schrieb Grieg auch wertvolle, jedoch unbekanntere Chor- und Liedliteratur. Als Höhepunkt der letzteren gilt gemeinhin sein Zyklus „Haugtussa“ nach Arne Garborg, der die Jugendzeit und erste Liebe eines Mädchens thematisiert, das über das „zweite Gesicht“ verfügt und mit der Geisterwelt der Berge in Verbindung steht.
Wenig bekannt ist, dass der dänische Komponist Niels Wilhelm Gade Anreger einiger früher Werke Griegs war. U. a. entstand Griegs erste Symphonie nach Aufforderung Gades, als die beiden in Kopenhagen zusammentrafen. Grieg war allerdings nie, wie oftmals kolportiert, Gades Schüler.
Von seinen Orchesterwerken erfreuen sich die beiden Peer-Gynt-Suiten und das Klavierkonzert bis heute außerordentlicher Beliebtheit. Die Morgenstimmung, der erste Satz seiner Peer-Gynt-Suite Nr. 1, wird in Werbung, Film und Fernsehen so häufig verwendet, dass sie zu den bekanntesten klassischen Melodien überhaupt zählt. 1998 verwendete der Song „Ocean of Light“ von In-Mood & Juliette das Thema dieses Stücks als Hookline.
Ebenso bekannt ist In der Halle des Bergkönigs. Nach diesem Stück benannte u. a. die Band Savatage ein komplettes Album (In The Hall Of The Mountain King), welches auch eine Adaption dieses Stücks für E-Gitarre enthielt. Weitere Adaptionen von In der Halle des Bergkönigs gibt es von Ritchie Blackmore's Rainbow sowie von Apocalyptica, das sie als Instrumentalsong für ihr Album Cult verwendeten, und in Hall of the Mountain King umbenannten. Die früheste bekannte Verwendung des Stückes im Film fand in einer gepfiffenen Version in dem frühen deutschen Tonfilm „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ (1931) statt. Das Sück, gepfiffen von Peter Lorre, war die einzige „Musik“ des ganzen Films.
Das Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16 wurde in einer Live-Version vom Kadetten Sven Erik Libaek mit Arthur Fiedler und dem Boston Pops Orchestra im Hafen von Portsmouth, New Hampshire, im Cinemiracle-Film „Windjammer“ (1958) aufgeführt.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- Dramatische Musik
- Peer Gynt Schauspielmusik op. 23 nach dem gleichnamigen Drama von Henrik Ibsen, daraus:
- Suite Nr. 1, op. 46 (Morgenstimmung, Åses Tod, Anitras Tanz, In der Halle des Bergkönigs)
- Suite Nr. 2, op. 55 (Der Brautraub, Arabischer Tanz, Peer Gynts Heimkehr, Solveigs Lied)
- Peer Gynt Schauspielmusik op. 23 nach dem gleichnamigen Drama von Henrik Ibsen, daraus:
- Opernfragment Olav Trygvason op. 50
- Orchestermusik
- Klaviermusik
- Sonate für Klavier e-Moll op. 7
- Ballade für Klavier g-Moll op. 24
- Volksmusikbearbeitungen op. 29 (Improvisationen), op. 66 (Norwegische Volksweisen) und op. 72 (Bauerntänze Slåtter)
- Lyrische Stücke für Klavier, mehrere Alben, entstanden in unterschiedlichen Schaffensperioden
- Suite Aus Holbergs Zeit op. 40, später arrangiert für Streichorchester
- Kammermusik
- Sonate Nr. 1 für Violine und Klavier F-Dur op. 8 (1865)
- Sonate Nr. 2 für Violine und Klavier G-Dur op. 13 (1867)
- Streichquartett g-Moll op. 27 (1877–8)
- Klaviertrio A-Dur (?), unvollendet (1878)
- Sonate für Violoncello und Klavier a-Moll op. 36 (1882–3)
- Sonate Nr. 3 für Violine und Klavier c-Moll op. 45 (1886)
- Streichquartett F-Dur, unvollendet (1891)
- Klavierquintett B-Dur, unvollendet (Jahr ?)
- Lieder auf Texte von Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe u. a. op. 4 und op. 48
- Liederzyklus Haugtussa nach Arne Garborg op. 67
[Bearbeiten] Literatur
- auf deutsch
- Finn Benestad und Dag Schjelderup-Ebbe: Edvard Grieg – Mensch und Künstler, Deutscher Verlag für Musik, Leipzig, 1993, ISBN 3-370-00291-4
- Finn Benestad und Hella Brock: Edvard Grieg - Briefwechsel mit dem Musikverlag C. F. Peters (1863 - 1907), Edition Peters, 1997, ISBN 3-876-26010-8
- Ulrich Tadday (Hrsg.): Reihe Musik-Konzepte – Edvard Grieg, Edition Text und Kritik, München, 2005, ISBN 3-88377-783-8
- Hanspeter Krellmann, Edvard Grieg, Rowohlt, 1999, ISBN 3-499-50430-8
- Ekkehard Kreft, Griegs Harmonik, Peter Lang GmbH, 2000, ISBN 3-631-35995-0
- Klaus Henning Oelmann, Edvard Griegs Briefwechsel, Hänsel-Hohenhausen, 1994 -, ISBN 3-8267-1123-8; ISBN 3-937909-55-9 (Serie)
- Ute Schwab und Harald Herresthal: Edvard Grieg und sein Verhältnis zu Carl Reinecke. Studia musicologica norvegica 25, Scandinavian University Press, Oslo, 1999, S. 157 ff.
- Jing-Mao Yang, Das „Grieg-Motiv“ – Zur Erkenntnis von Personalstil und musikalischem Denken Edvard Griegs, Bosse, 1998
- auf norwegisch
- Benestad, Finn/Schjelderup-Ebbe, Dag (1980): Edvard Grieg – mennesket og kunstneren. H. Aschehoug & Co. (W. Nygaard), Oslo. ISBN 82-03-10239-5
- Bredal, Dag/Strøm-Olsen, Terje (1992): Edvard Grieg – Musikken er en kampplass. Aventura Forlag A/S, Oslo. ISBN 82-588-0890-7
- Johansen, David Monrad (1956): Edvard Grieg. Gyldendal Norsk Forlag, Oslo.
- Purdy, Claire Lee (1968): Historien om Edvard Grieg (originaltittel: The Story of Edvard Grieg). A/S Forlagshuset, Oslo. ISBN 82-511-0152-2
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Edvard Grieg: Verzeichnis seiner Werke mit Einleitung: Mein erster Erfolg. Leipzig, 1910, S. 3
- ↑ Joachim Reisaus: Grieg und das Leipziger Konservatorium Untersuchungen zur Persönlichkeit des norwegischen Komponisten Edvard Grieg unter besonderer Berücksichtigung seiner Leipziger Studienjahre. Dissertation, Leipzig, 1988, S. 57 ff.
- ↑ Edvard Grieg: Verzeichnis seiner Werke mit Einleitung: Mein erster Erfolg. Leipzig, 1910, S. 7
- ↑ Ute Schwab und Harald Herresthal: Edvard Grieg und sein Verhältnis zu Carl Reinecke. Studia musicologica norvegica 25, Scandinavian University Press, Oslo, 1999, S. 157 ff.
- ↑ Edvard Grieg: Verzeichnis seiner Werke mit Einleitung: Mein erster Erfolg. Leipzig, 1910, S. 10
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Edvard Grieg – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Die Grieg-Sammlung der Stadtbibliothek in Bergen/Norwegen
- Literatur von und über Edvard Grieg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Einträge zu Edvard Grieg im Katalog des Deutschen Musikarchivs
- Edvard Hagerup Grieg – Biographie, Werkverzeichnis, Bibliographie, Würdigung
- Edvard Grieg – Gedenk- und Begegnungsstätte Leipzig e.V.
- Lyrische Stücke als pdf und midi - (kostenlos)
- Klassika - Grieg - Werkverzeichnis
[Bearbeiten] Aufnahmen
- Classic Cat – Grieg – Verzeichnis mit freien Aufnahmen
- Liederzyklus Haugtussa - Solveig Kringelborn, Sopran - Malcolm Martineau, Pianist
Personendaten | |
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NAME | Grieg, Edvard |
ALTERNATIVNAMEN | Edvard Hagerup Grieg, Eduard Grieg, Edward Grieg |
KURZBESCHREIBUNG | norwegischer Komponist |
GEBURTSDATUM | 15. Juni 1843 |
GEBURTSORT | Bergen |
STERBEDATUM | 4. September 1907 |
STERBEORT | Bergen |