Evangelische Allianz
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Die Evangelische Allianz stellt zunächst einen losen Bund von Einzelpersonen, in der Schweiz auch Gemeinden[1], aus verschiedenen reformatorischen Kirchen dar. Ihre Entstehung datiert aus dem Jahr 1846. Sie vertritt weltweit rund 150 Millionen Menschen. [2]
Thomas Chalmers, einer der Mitbegründer der schottischen Freikirche, lud Vertreter aus 52 reformatorischen Kirchen nach London ein, um enger zusammenzuarbeiten und eine gemeinsame Gebetswoche zu beschließen, die derzeit in der zweiten Januarwoche stattfindet (Allianzgebetswoche). Nationale Sektionen gibt es im deutschsprachigen Raum in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Die Evangelische Allianz ist seit 1851 in Deutschland wirksam. In Österreich konnte sich die Evangelischen Allianz seit 1870 entfalten. Die meisten nationalen Evangelischen Allianzen sind in der 1952 gegründeten World Evangelical Fellowship (WEF) zusammengeschlossen, auf europäischer Ebene gibt es die Europäische Evangelische Allianz unter ihrem Generalsekretär Gordon Showell-Rogers (London).
Heute sieht die Internationale Evangelische Allianz die Verpflichtung von Lausanne von 1974 [3] und das Manifest von Manila von 1989 [4] als grundlegende Dokumente an.
Im deutschen Sprachraum steht IdeaSpektrum als Kommunikationsmedium der Evangelischen Allianz nahe.
Die Evangelische Allianz ist von der Christlichen Allianz zu unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Theologische Basis
Die theologische Basis der weltweiten Evangelischen Allianz betont:
- die Allmacht, Gnade, Schöpfung, Offenbarung, Erlösung, Endgericht und Vollendung durch den biblisch bezeugten Gott
- die göttliche Inspiration der Heiligen Schrift und ihre Irrtumslosigkeit
- die Erlösungsbedürftigkeit der Menschen
- Erlösung des Menschen allein durch Gottes Gnade aufgrund des Opfertodes Jesu
- Bekehrung und Wiedergeburt des Menschen durch den Heiligen Geist
- das Priestertum aller Gläubigen
- die sichtbare Wiederkunft Jesu Christi, leibliche Auferstehung der Toten zu Gericht und ewigem Leben der Erlösten
[Bearbeiten] Geschichte
Die Evangelische Allianz wurde 1846 auf internationaler Ebene in London gegründet und erhielt alsbald auch Organisationseinheiten in einzelnen Ländern.
Als Gründe der seinerzeitigen Gründung nennt die Evangelische Allianz vor allem
- zunehmende Säkularisierung
- leerer werdende Kirchen
- die Infragestellung der Bibel
- christliche Zersplitterungen
[Bearbeiten] Deutsche Evangelische Allianz
Die Deutsche Evangelische Allianz (DEA) ist ein Zusammenschluss evangelisch und vor allem evangelikal gesinnter Christen verschiedener Gemeinden und Gruppen. Sie bildet den deutschen Zweig der internationalen Evangelischen Allianz.
Derzeit bekennen sich nach Angaben der Evangelischen Allianz rund 1,3 Millionen Menschen zu Organisationen oder Einrichtungen, die zur Evangelischen Allianz gehören oder ihr nahestehen. Es gehören etwa 1.200 örtliche Allianzkreise zur Deutschen Evangelischen Allianz, in denen sich Christen aus verschiedenen lokalen Gemeinden und Werken, aus Landeskirchen und Freikirchen treffen um gemeinsam die Ziele der Evangelischen Allianz zu fördern.
Vertreter der Evangelischen Allianz treffen sich jährlich in Bad Blankenburg zur Allianzkonferenz.
Das angeschlossene Institut für Islam-Fragen bietet Informationen über den Islam aus evangelikal-christlicher Perspektive. Es wurde am19. Oktober 1999 gegründet. Den Vorsitz haben Horst Marquardt und Eberhard Troeger. Wissenschaftliche Leiterin ist Christine Schirrmacher. Das Institut bietet online ein Fatwa-Archiv.
Die Deutsche Evangelische Allianz ist akkreditierter Verband beim Deutschen Bundestag, Wolfgang Baake ist Beauftragter der Evangelischen Allianz beim Deutschen Bundestag. Langjähriger Mitvorsitzender war auch der Prediger Paul Deitenbeck.
[Bearbeiten] Rechtsstellung
Die Deutsche Evangelische Allianz hat heute den Status eines eingetragenen Vereins mit Sitz in Bad Blankenburg in Thüringen. Hier befindet sich auch das "Allianzhaus gemeinnützige GmbH", eine Tagungsstätte bzw. Konferenzzentrum mit Erholungsheim und Hotel für Einzelgäste und Gruppen.
Vor 1990] gab es zwei getrennte Einrichtungen, die "Evangelischen Allianz in der DDR" und die "Deutsche Evangelische Allianz e. V." mit Sitz in Stuttgart, die sich nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten ebenfalls wieder vereinigten. Die Geschäftsstelle der Deutschen Evangelischen Allianz befand sich bis November 2004 in Stuttgart. Geldnöte veranlassten den evangelikalen Dachverband jedoch zum Umzug nach Bad Blankenburg.
[Bearbeiten] Leitung
Derzeit gehören zum geschäftsführenden Vorstand:
- Vorsitzender: Jürgen Werth, Direktor des Evangeliums-Rundfunks (ERF)
- 2. Vorsitzender: Theo Schneider, Generalsekretär vom Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband
- Generalsekretär: Hartmut Steeb
[Bearbeiten] Mitglieder
Alle Mitglieds-Werke der Deutschen Evangelischen Allianz, die meist als eingetragene Vereine, zum Teil auch als GmbH organisiert sind, lassen sich grob in folgende drei Kategorien einteilen:
- Kategorie I: Selbständige Werke, die eng mit dem Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz zusammenarbeiten, da sie entweder direkt von der DEA oder mit Unterstützung der DEA gegründet worden sind oder später bewusst als solche der DEA angeschlossen wurden
[Bearbeiten] Nahestehende Organisationen
- Kategorie II: Selbständige diakonische, evangelistische, missionarische und seelsorgerliche Werke, die überregional arbeiten und sich in ihren Satzungen mit der Zusammenarbeit der Evangelischen Allianz verbunden fühlen und regelmäßigen Kontakt zur Geschäftsstelle der DEA halten
- Kategorie III: Werke und Einrichtungen die der Evangelischen Allianz nahestehen, die Glaubensbasis der DEA in ihren Satzungen oder Grundsätzen jedoch nicht offiziell erwähnen.
Die vollständige Liste findet sich in Der Deutschen Evangelischen Allianz nahestehende Organisationen.
[Bearbeiten] Schweizerische Evangelische Allianz
Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) ist ein Zusammenschluss evangelischer Landes- und Freikirchen, Werke und Einzelpersonen. Sie versteht sich als eine Stimme evangelischer Christen in der Öffentlichkeit. Die SEA fördert die Zusammenarbeit evangelischer Christen. In der französischsprachigen Schweiz (Romandie) ist die SEA als Alliance Evangélique Suisse (AES) eingetragen.
Die SEA hat sich zur Aufgabe gemacht, lokale Allianzen zu bilden und Informationsaustausch auch über die lokalen Sektionen hinaus zu fördern. Sie steht bei der Entwicklung von missionarischen und sozialen Diensten im Rahmen gemeinnütziger Institutionen beratend zur Seite. Sie nimmt Stellung zu aktuellen ethischen Fragen in Gesellschaft und Wirtschaft (siehe auch: Stellungnahmen der SEA) und organisiert regelmäßige Gebetsveranstaltungen.
In der Evangelischen Allianz der Schweiz arbeiten Christen aus 90 Organisationen und rund 550 evangelischen Kirchen und Freikirchen sowie über 1000 Einzelmitglieder in über 80 lokalen Sektionen der Deutschschweiz und der Romandie zusammen. Nach Schätzungen gehören insgesamt etwa 250'000 Personen zu ihrer Basis.
Die Schweizerische Evangelische Allianz ist ein Teil der Europäischen Evangelischen Allianz (EEA) und der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA).
[Bearbeiten] Organisation
Die Sektionen der SEA sind lokale Zusammenschlüsse von christlichen Gemeinden. Sie sind stimmberechtigte Mitglieder der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Die Schweizerische Evangelische Allianz ist sehr föderalistisch orientiert, so dass sich die einzelnen Sektionen im Organisationsgrad stark unterscheiden können.
Momentan gibt es in der Deutschschweiz 65 Sektionen und acht Mitgliedschaften einzelner Gemeinden. In der Romandie sind es 13 Sektionen und drei Mitgliedschaften einzelner Gemeinden.
Der Vorstand der SEA besteht aus sieben Personen, darunter Präsident Thomas Bucher, Leiter der Operation Mobilisation Schweiz, und Geschäftsführer/Zentralsekretär Hansjörg Leutwiler.
[Bearbeiten] Kontroversen
Die Evangelische Allianz nimmt auf internationaler, europäischer und lokaler Ebene Stellung zu ethischen, wirtschaftlichen und politischen Themen, beispielsweise zu Sexualethik [5], zum Bankgeheimnis [6] zu Religionsfreiheit [7] [8] oder zu Homosexualität [9] [10]. Sie vertritt dabei in ethischer Hinsicht eine konservativ-christliche und in wirtschaftlicher Hinsicht eine sozial-kritische Position. In beiden Fällen trifft sie dabei auf Kritik von Andersdenkenden[11].
[Bearbeiten] Siehe auch
- Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland
- Vereinigung Evangelischer Freikirchen
- Ökumenischer Rat der Kirchen
- Manfred Otto
[Bearbeiten] Literatur
- Joachim Cochlovius: Evangelische Allianz. In: Theologische Realenzyklopädie 10 (1982), S. 650-656
- Rudolf Westerheide, EINS - Wie wir als Christen glaubwürdig werden. Impulstour 2004., Born-Verlag, Januar 2004, ISBN 3-417-24817-5
[Bearbeiten] Weblinks
- World Evangelical Alliance
- Deutsche Evangelische Allianz
- Österreichische Evangelische Allianz
- Schweizerische Evangelische Allianz
- Informationen der Katholischen Kirche Österreich zur Evangelischen Allianz[12]
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ http://www.each.ch/sea/sektionen/index.php
- ↑ Georg Schmid: Kirchen, Sekten, Religionen. 2003
- ↑ Verpflichtung von Lausanne
- ↑ Manifest von Manila
- ↑ Sexual Ethics - Responding to a Changing World
- ↑ Das kleine Geheimnis der Schweizer Banken (PDF)
- ↑ Religionsfreiheit und die Frage der Toleranz
- ↑ Evangelische Allianz Deutschland: Christlicher Glaube und Islam (PDF)
- ↑ Österreichische Evangelische Allianz: Christlicher Glaube und Homosexualität
- ↑ Evangelische Allianz Deutschland: Steeb: Unterstützung der Homo-Bewegung schwächt das Vertrauen in die Politik
- ↑ CSD: Protestanten kritisieren Merkel
- ↑ Die Evangelische Allianz Österreich stelt zu dieser Webseite fest, dass sie nicht wenige inhaltliche Fehler enthält und teilweise tendenziös ist. Unter anderem stimmt es nicht, dass die Evangelische Allianz die Kindertaufe ablehnt. Die Tauffrage ist nicht Bestandteil der "Gemeinsamen Basis des Glaubens der Evangelischen Allianz", welches das theologisches Grundsatzpapier ist. Außerdem werden die Begriffe Evangelikale und Evangelische Allianz in einem Atemzug genannt und wie auswechselbare Begriffe verwendet.