Erlösung
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Der Begriff Erlösung wird fast ausschließlich im religiösen Zusammenhang benutzt. Das Wort entspricht dem auslösen im Zusammenhang mit einem "Lösegeld". Dahinter steckt das in der Antike gebräuchliche Freikaufen eines Sklaven, also das Kaufen und anschließende Freilassen.
Erlösung ist die Befreiung von Bedrohungen und Übeln aller Art. Erlösen bedeutet "losmachen von einer unfreiwilligen Bindung".
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Erlösung im christlichen (biblischen) Verständnis
Im christlichen Verständnis ist der Mensch aufgrund seiner Trennung von Gott und der Verstricktheit in die Sünde, sowie des leidvoll-bedrohten Zustandes der Welt, angewiesen auf die Erlösung durch Gott. Diese wird bewirkt durch die Erlösungstat Jesu Christi, der am Kreuz das Versöhnungs- und Erlösungsopfer für die ganze Menschheit dargebracht hat. In Jesus Christus ist das Reich Gottes bereits angebrochen; seine Vollendung findet es, wenn Jesus als Herr und König wiederkommt, um über die Lebenden und die Toten zu richten. Erlösung verlangt die persönliche Annahme der Erlösungstat Jesu Christi durch Glaube und Taufe in den Leib Jesu Christi (1. Korinther 12,13). Die Verbundenheit zu einer Kirche ist oft ein Ergebnis der vorangegangenen Erlösung, wobei eine Kirche (Institution) nicht erlösen kann.
Gemäß biblischer Darstellung im Neuen Testament kann jeder Mensch die Erlösung (griechisch: soteria - Rettung, Heil, Erlösung) für sich persönlich in Anspruch nehmen, und zwar "allein durch den Glauben" (die Bibel, Röm. 1, 16-17; 4, 13-16), das meint den Glauben an das sog. Erlösungswerk Jesu (Röm. 3, 22). Hierzu ist von Seiten des Menschen lediglich ein Eingeständnis seiner Sündhaftigkeit Gott gegenüber (Sündenbekenntnis, 1. Joh. 1,) und seines Angewiesen-Seins auf Gott nötig (Umkehr (Buße / griechisch: metanoia - Umkehr, Sinnesänderung; 2. Petr. 3, 9)), sowie die In-Anspruch-Nahme der Vergebung (Wiedergeburt, Mk. 3, 31-35; 8, 34-38).
Im Christentum sind Buße (s. o.) und die Annahme der Erlösung durch Jesus Christus die Voraussetzung dafür, in das Paradies (bzw. in die Verherrlichung) einzukehren, da die Menschen unter anderem mit der Erbsünde behaftet sind und einen Erlöser brauchen. Gewissermaßen wird der Mensch mit der leiblichen Auferstehung und dem Gelangen ins Paradies befreit.
[Bearbeiten] Konfessionelle Verständnisse
- Allversöhnung: Wegen der objektiven Erlösung siehe Allaussöhnung, die für alle Menschen gilt.
- Calvinismus: Wegen Erlösung aufgrund der Vorherbestimmung siehe Calvinismus.
- Religionswissenschaft: Religionswissenschaftlich versteht man unter Erlösung allgemein die umfassende und ganzheitliche Herausnahme des Menschen aus einem Zustand der Entfremdung, Bedrohung und Unfreiheit sowie das Hineingenommenwerden in einen Status des endgültigen Befreit- und Angenommenseins. Die Erlösung kann als Selbsterlösung konzipiert sein (z.B. durch Gnosis) oder als Tat eines anderen (Gottes, der Engel oder anderer Kräfte) interpretiert werden.
[Bearbeiten] Erlösung im Judentum
Im Achtzehnbittengebet wird - von orthodoxen Juden täglich - für das Kommen eines goél, d.h. eines "Erlösers" bzw. Messias gebetet. Einige Reformgemeinden verwenden stattdessen den Begriff geula, "Erlösung".
Der Prozess der Erlösung wird im Allgemeinen mit dem Ausdruck Tikkun bzw. Tikkun Olam, d.h. Verbesserung (der Welt), bezeichnet und bezieht sich stets auf das Diesseits. Die Idee des Tikkun spielt in der Kabbala eine bedeutende Rolle und wurde vor allem von Isaak Luria und seinen Schülern im 16. Jahrhundert weiter entwickelt.
[Bearbeiten] Erlösungsgedanke des Islam
Auch der Islam kennt keine Erbsünde. Zwar erinnert der Koran ( 7,19-25; 2,35-39; 20,117-124) an Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies (Gen 3,1-24), doch übernimmt er nicht die paulinische Lehre von der Erbsünde (Röm 5).
Alle Sünden werden somit vom Menschen selbst auf Erden angesammelt. Aus dieser Selbstverschuldung erwächst auch die Selbstverantwortung für das jeweilige Tun und Lassen des einzelnen Menschen. Somit ist der Islam notwendigerweise keine Erlösungstheologie.
Der Mensch ist aus eigener Kraft dazu imstande, das Heil zu erlangen. Dazu berdarf es auch keines Mittlers, obwohl Muhammad Fürsprache (shafa'a) leisten kann. Zusätzlich besteht die Hoffnung auf Sündenerlaß durch Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft Gottes.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen:
- H. Speyer, Die biblischen Erzählungen im Qoran, Hildesheim 1961, 71f
- J.-D. Thyen, Bibel und Koran. Eine Synopse gemeinsamer Überlieferungen (Kölner Veröffentlichungen zur Religionsgeschichte, Bd. 19), 1989, 22-25
- G. C. Anawati, La notion de »péché originel« existe-t-elle dans l'Islam?, in: Studia Islamica XXXI (1970), 29-40
- G. Jäschke, Sucht auch ein Muslim Erlösung und wo findet er sie?, in: ZMR 41 (1957), 294-301
- Adel Theodor Khoury et al., Was ist Erlösung? Die Antwort der Weltreligionen 1985, 91-110
- Adel Theodor Khoury,Lexikon religiöser Grundbegriffe. Judentum-Christentum- Islam, 1987, 203
[Bearbeiten] Weblinks
- Enzyklika "Redemptor hominis" über Jesus Christus, den Erlöser der Menschen, von Papst Johannes Paul II.
- Aktuelle Literatur zur Erlösung durch Jesus Christus
- Erlösung aus Sicht der katholischen Kirche Eine Katechese der Karl-Leisner-Jugend