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Ferdinand I. (HRR) - Wikipedia

Ferdinand I. (HRR)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ferdinand I. (* 10. März 1503 in Alcalá de Henares bei Madrid; † 25. Juli 1564 in Wien) war von 1558 bis 1564 Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation und bereits ab 1526 König von Böhmen und Ungarn.

Ferdinand I.
Ferdinand I.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Ferdinand wurde als viertes Kind von Philipp I. und Johanna von Kastilien in Alcalá de Henares geboren. Er war Enkel von Ferdinand II. von Aragonien und Isabella I. von Kastilien, sowie von Maximilian I. und Maria von Burgund. Sein Bruder war Karl V., dem er in der Kaiserwürde nachfolgte.

Als Lieblingsenkel von Ferdinand II. von Aragon wurde er nach dem Tode seines Vaters 1506 am spanischen Hof erzogen. Dieser wollte ihm den spanischen Thron vererben, hatte es allerdings versäumt, in seinem Testament Regelungen für seinen Enkel zu treffen. Daher konnte der ehrgeizige Bruder Karl nach seiner Ankunft in Spanien 1517 seine Ansprüche sofort durchsetzen und schickte Ferdinand in die Niederlande. 1518 verließ Ferdinand Spanien für immer.

Sein anderer Großvater, Kaiser Maximilian, schloss mit König Wladislaw II. von Ungarn und Böhmen einen Vertrag, demzufolge Ferdinand 1521 mit dessen Tochter Anna verheiratet wurde.

Nach dem Tode Maximilians gelang es Ferdinand, gegen den Willen seines Bruders Karl, des neuen Kaisers, im Wormser Teilungsvertrag am 21. April 1521 die „niederösterreichischen Länder“ (das Erzherzogtum Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain und Tirol) zu erhalten.

Da er die Landessprache nicht beherrschte und die Rechte der Städte einzuschränken gedachte, hatte er mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Da insbesondere die Wiener Bürger ihm Widerstand entgegensetzten, ließ er die Anführer nach Wiener Neustadt vorladen, wo 8 von ihnen hingerichtet wurden. Diese Episode ging als das Wiener Neustädter Blutgericht in die Geschichte ein.

Ferdinand I.
Ferdinand I.

1526 fiel König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn in der Schlacht von Mohács. Ferdinands Anspruch auf die böhmische Krone, durch Heirat bedingt, wurde in Preßburg von einer Ständeversammlung am 16. Dezember 1526 bestätigt und er wurde am 24. Februar 1527 gekrönt. Auch die mit der böhmischen Krone verbundenen Länder Mähren, Schlesien und die beiden Lausitzen kamen unter seine Regierung. In Kroatien wurde Ferdinand I. von Habsburg durch den kroatischen Adel 1527 zum König von Kroatien gewählt, als Gegenleistung für die Verteidigungsführung gegen die Türken.

Im restlichen Ungarn dagegen sprach sich nur eine Minderheit für ihn aus und gegen ihn wurde der Fürst von Siebenbürgen, Johann Zápolya, als Gegenkönig gekrönt. Dieser stellte sich unter türkischen Schutz und wurde 1529 nach der Eroberung von Buda dort vom siegreichen Sultan Süleyman als Vasallenkönig eingesetzt. Suleiman bedrängte auch Wien, wurde aber am 14. Oktober 1529 zum Rückzug genötigt (siehe auch Türkenkriege). Im Vertrag von Großwardein 1538 erkannte Ferdinand II. hierauf Johann Zápolya für die von diesem beherrschten Gebiete als König von Ungarn an. Das durch Ferdinand beherrschte Gebiet wurde als Teil der habsburgischen Lande festgeschrieben. Nach Johann Zápolyas Tod 1540 erhob seine Witwe Isabella, unterstützt von der Pforte, für ihren unmündigen Sohn Johann Sigmund Ansprüche auf das ganze väterliche Erbe, und Ferdinand konnte bis zum Friedensschluss mit den Türken 1562 nicht zum ungestörten Besitz Ungarns gelangen.

1530 wurde er mit dem Herzogtum Württemberg belehnt, das der Schwäbische Bund 1519 dem Herzog Ulrich entrissen und an Österreich verkauft hatte. Als dann 1534 Ulrich sein Land wiedereroberte, kam zwischen ihm und Ferdinand der Vertrag von Kadaň zustande, wonach Ferdinand Württemberg als Reichslehen behielt, Ulrich es als österreichisches, also als Afterlehen, erhielt. Die Teilnahme Ulrichs am Schmalkaldischen Krieg gab Ferdinand Gelegenheit, dieses Afterlehen wieder zurückzuziehen. Der darüber entstehende Streit wurde erst 1552 unter Herzog Christoph zu dessen gunsten beigelegt.

Am 5. Januar 1531 schließlich wurde er in Köln von den deutschen Kurfürsten, mit fünf Stimmen, zum deutschen König gewählt und von Erzbischof Hermann V. von Wied in Aachen gesalbt. Er leitete seitdem als Stellvertreter seines Bruders die meisten Reichstage.

In Böhmen erhoben sich gegen Ferdinand die zahlreichen Anhänger der Reformation; doch wurden diese nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) unterdrückt, worauf Ferdinand blutige Rache nahm.

Prunkrüstung Ferdinand des I. in der Hofjagd- und Rüstkammer Wien, Sommer 2005
Prunkrüstung Ferdinand des I. in der Hofjagd- und Rüstkammer Wien, Sommer 2005

Da sein Sohn Maximilian im Gegensatz zum katholischen Ferdinand Sympathien für den Protestantismus zeigte, verheiratet sein Vater ihn mit seiner Nichte Maria, der Tochter Karl V. Das Misstrauen ging so weit, dass es zur Ferdinandeischen Hausordnung kam, der Teilung der österreichischen Erblande.

Er schloss 1552 den Passauer Vertrag und 1555 den Augsburger Religionsfrieden ab.

Karl V. dankte 1556 ab. Dies war bisher noch nie geschehen und nach langen Beratungen proklamierten die Kurfürsten Ferdinand zum Kaiser.

Ferdinand war zwar ein eifriger Katholik, jedoch hatte er früh schon die Unmöglichkeit erkannt, den Protestantismus zu unterdrücken, und sich aus politischen Rücksichten für eine faktische Duldung der Protestanten erklärt. Als Stellvertreter Karls V. wie als Kaiser verfolgte er daher eine Politik der Kompromisse, Ausgleiche und gegenseitiger Duldung. Auch auf eine Einschränkung des päpstlichen Absolutismus und auf einige Reformen in der katholischen Kirche richtete sich sein Bemühen.

1562 brachte er die Wahl seines Sohns Maximilian II. zum römischen König zustande und teilte seine Länder unter seinen drei Söhnen auf (Maximilian II., Ferdinand II. und Karl II.). Nachdem er ab 1563 immer öfter von Fieberanfällen geplagt wurde, starb er am 25. Juli 1564 in Wien und wurde im Veitsdom auf der Prager Burg begraben.

Wahlspruch: Fiat iustitia aut pereat mundus = Gerechtigkeit muss sein, oder die Welt geht zugrunde

[Bearbeiten] Kinder

Seine Gemahlin Anna von Böhmen und Ungarn (1503-1547) gebar ihm 15 Kinder, von denen drei Söhne und neun Töchter den Vater überlebten.

  1. ∞ 1557 Patriziertochter Philippine Welser, Tochter des Patrizier Franz Anton Welser und dessen Gattin Anna Adler
  2. ∞ 1582 Prinzessin Anna Katharina von Mantua-Montferrat, Tochter des Herzog Wilhelm III. von Mantua-Montferrat a.d.H. Gonzaga und dessen Gattin Erzherzogin Eleonore von Österreich
  • Maria (1531-1581), Herzogin von Jülich, Kleve und Berg ∞ 1546 Herzog Wilhelm der Reiche von Jülich, Kleve und Berg, Sohn von Herzog Johann von Jülich, Kleve und Berg und dessen Gattin Prinzessin Maria von Geldern
  • Magdalena (1532-1590), Gründerin (1563) und Fürstäbtissin des Damenstift in Hall in Tirol
  • Katharina (1533-1572), Herzogin von Mantua-Montferrat und später Königin von Polen
  1. ∞ 1549 Herzog Francesco III. Gonzaga von Mantua-Montferrat, Sohn des Herzog Federico II. Gonzaga und dessen Gattin Prinzessin Margarete von Montferrat
  2. ∞ 1553 König Sigismund II. August von Polen, Sohn des polnischen König Sigismund I. und dessen Gattin Prinzessin Bona Sforza von Mailand

Seine Frau starb bei der Geburt ihrer jüngsten Tochter Johanna am Kindbettfieber.

[Bearbeiten] Literatur

  • Franz-Bernhard von Bucholtz: Geschichte der Regierung Ferdinands I. (9 Bde.) Schaumburg, Wien 1831-1838
  • Karl Oberleitner: Österreichs Finanzen und Kriegswesen unter Ferdinand I. vom Jahre 1522 bis 1564. Hof- u. Staatsdruckerei, Wien 1859
  • Paula Sutter Fichtner: Ferdinand I. Wider Türken und Glaubensspaltung. Styria, Graz 1986 ISBN 3-222-11670-9
  • Tibor Simányi: Er schuf das Reich: Ferdinand von Habsburg. Amalthea, Wien 1987 ISBN 3-85002-224-2
  • Anita Ziegerhofer: Ferdinand I. und die steirischen Stände. Dargestellt anhand der Landtage von 1542 bis 1556. dbv, Graz 1996 ISBN 3-7041-9062-4
  • Ernst Laubach: Ferdinand I. als Kaiser. Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V. Aschendorff, Münster 2001 ISBN 3-402-05165-6
  • Alfred Kohler: Ferdinand I. 1503-1564. Fürst, König und Kaiser. Beck, München 2003 ISBN 3-406-50278-4

[Bearbeiten] Weblinks


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