Fink II
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Fink II lautet der Tarnname des am Rüschkanal auf Finkenwerder gelegenen U-Boot-Bunkers, der 1941 bis 1944 auf dem Gelände der Deutschen Werft gebaut wurde. 1945 wurde er gesprengt. Heute befindet sich dort das Denkmal Bunkerruine.
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[Bearbeiten] Die Deutsche Werft
Die am 6. Juni 1918 gegründete Deutsche Werft AG unterhielt auf Finkenwerder eine Werft zum Bau von Schiffen – auf dem sog. Vorland I zwischen (dem alten) Rüschkanal und dem Steendiekkanal gelegen. Ursprünglich wurde die Anlage für einen gesteigerten U-Boot-Bau für den Einsatz im Ersten Weltkrieg geplant. Nach Kriegsende (Anfang der 20er Jahre) wechselte die Firma auf das Vorland II westlich des Steendiekkanals. Hier versuchte man, sie als Produktionsort für Handelsschiffe zu etablieren und baute Schiffe für unterschiedliche 'zivile' Zwecke. Nur mühsam hielt jedoch die Produktion von Frachtschiffen, Passagierschiffen, Fischdampfer und Baggerschuten die Gesellschaft aufrecht.
Dies änderte sich 1936: Der Bau der U-Boote für den Kriegseinsatz in der Werftanlage Fink II verbesserte die wirtschaftliche Lage der Deutschen Werft rapide. Man beliefert nun die deutsche Kriegsmarine. Nicht anders ging es übrigens ihren direkten 'Nachbarn' am Neßkanal. Hier baute Blohm & Voss die Flugzeugwerft ihrer Tochtergesellschaft Hamburger Flugzeugbau GmbH, die maßgeblich an der Erweiterung der deutschen Luftwaffe beteiligt war.
[Bearbeiten] Wohnsiedlungen
Die Umwandlung des Dorfes Finkenwerder in einen kriegswichtigen Standort wirkte sich auch auf den Ortskern aus. Nach einer Idee des Architekten Peter Behrens wurde durch werkseigene Architekten die Arbeiter- und Werkmeistersiedlung gebaut - und dies trotz reichsweitem Baustopp für Wohnanlagen. Diese für die Zeit recht komfortablen Unterkünfte wurden aus Klinkern gebaut, die von Häftlingen im Konzentrationslager Neuengamme gebrannt wurden. Das SS-Unternehmen Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH belieferte das große Werft-Projekt.
[Bearbeiten] Der Bunker
[Bearbeiten] Der Bau des Bunkers
Der Nassbunker Fink II wurde 1940 geplant. Sein Bau wurde auf dem Gelände der Deutschen Werft im März 1941 begonnen. Er bestand zunächst aus zwei Nassboxen, in die jeweils drei U-Boote passten. Kurze Zeit später, im Sommer 1941, entstanden auf Befehl des OKM zwei weitere Boxen. Als die Fertigstellung des Bunkers 1942 kurz bevorstand, erhielt die Bauleitung (eine Arbeitsgemeinschaft der Firmen Wayss & Freytag, Beton & Monierbau AG) den Auftrag, eine fünfte Box hinzuzufügen. Dadurch verlängerte sich die gesamte Bauzeit erheblich: Erst 1944 konnten die Bauarbeiten am Bunker Fink II als abgeschlossen gelten.
Da ein U-Boot-Bunker ein Hafenbecken benötigt, musste der Rüschkanal erheblich erweitert werden. Der Bunker selbst wurde an Land gebaut, und erst nach seiner Fertigstellung wurde der neue Rüschkanal ausgehoben.
Da, wie oben bereits erwähnt, in jede Box drei Boote passten, hatte der Bunker nun eine Kapazität für 15 U-Boote. Es wurden insgesamt 130.000 m² Stahlbeton mit einem Gewicht von 263.000 Tonnen verbaut. Mit einer Länge von 151 m, Breite von 153 m und Deckenstärke (an der dicksten Stelle) von 3,6 m ist er weitaus größer als der nicht weit davon liegende U-Boot-Bunker Elbe II und der U-Boot-Bunker Kilian in Kiel (42,3 m Länge). Er ist jedoch weitaus kleiner als U-Bootbunker Valentin, der mit einer Länge von 426 m als der größte Bunker Deutschlands und der weltweit zweitgrößte gilt.
[Bearbeiten] Funktion des Bunkers
Der Bunker Fink II wurde als Werftanlage geplant und war in erster Linie ein Reparatur- und Montagebunker. Es wurden dort Restarbeiten an in anderen Werften entstandenen Schiffen, Ausrüstungsarbeiten sowie – insbesondere gegen Ende des Krieges – Reparaturen durchgeführt. Aber auch neue U-Boote wurden dort gebaut: So liefen hier 114 U-Boote vom Stapel, die meisten dem Typ VII C zuzuordnen.
Während der Luftangriffe wurde der Bunker von Zivilisten als Luftschutzbunker genutzt.
[Bearbeiten] Bombenangriffe
1945 griffen die Alliierten die Hamburger Hafenanlage an. Ein erster amerikanischer Angriff blieb folgenlos. Schwere Schäden richtete jedoch ein englischer Angriff an.
- In der Nacht vom 8. auf den 9. April 1945 wirft das RAF-Bomber Command mit 440 Flugzeugen 1491 to Bomben auf die Hafenanlagen von Hamburg ab. Dabei werden u.a. U 2509, U 2514 und U 3512 sowie 6 Handelsschiffe mit 8531 BRT versenkt und das bereits beschädigte Neubauboot U 2550 auf der Helling zerstört.Anmerkung.... Anderen Quellen zufolge versenken sich die genannten U-Boote selbst.
- Am 9. 4. wird der Bunker Fink II von einer Geschwader bestehend aus 40 Flugzeugen der RAF angegriffen (Gruppen Nr.5 und 17 und Lancaster der 617. Sqn. RAF). Dabei werden Bomben des Typs "Grand Slam"- und "Tallboy" verwendet.
Die Bomben schlagen sechs Löcher in die drei Meter starke Decke.
- Fünf Flugzeuge gehen verloren. Durch die Explosionswirkung eines Volltreffers sinkt innerhalb des Bunkers ein Hebewerk mit den darin befindlichen Booten U 677 und U 982." Anmerkung...
Der Bunker wurde wegen seines hohen Sicherheitspotentials während dieses Angriffs von ca. 3000 Personen als Luftschutzbunker verwendet. Von diesen Zivilisten starben vermutlich 58, über 120 wurden schwer- und leichtverletzt.
Neun Tage nach dem Luftangriff, am 18. April, also drei Wochen vor Kriegsende, erfolgte der letzte Stapellauf (das U-Boot U 2371).
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
Am 17. Oktober 1945 sprengten die Briten den Bunker. Durch die Detonation stürzten innere Stützwände und Teile des bis dahin noch intakten Daches ein. Eine komplette Beseitigung war jedoch nicht möglich, die Seitenwände des Bunkers sowie die Trennwände der Boxen blieben zunächst erhalten. Weitere Maßnahmen führte man Anfang der 60er Jahre durch: Bis auf eine Höhe von +5,70 m NN wurde die Bunkerruine abgetragen, die Kammern zugeschüttet. Bis zur Schließung der Deutschen Werft im Jahre 1973 war die Ruine noch sichtbar. Komplett zugeschüttet wurde der Bunker dann in den 80ern. 1996 wird die Fläche für den Rüschpark mit Aussichtshügel erhöht. Die Ruine ist nun nicht mehr zu sehen.
[Bearbeiten] Das Denkmal Bunkerruine
Heute ist der ehemalige U-Boot-Bunker Fink II zum zeitgenössischen Denkmal umgestaltet. Es wurde am 26. August 2006 zusammen mit dem Rüschpark eröffnet.
[Bearbeiten] Weblinks
- Finkenwerder Diskussionsforum
- Zum Seekrieg
- Hamburger Architektursommer 2006: Denkmal Bunkerruine
- Bunkermodell
- Sonderbauten in Hamburg. U.a.: Freigelegte Reste des U-Bootbunkers Fink II während des Umbaus zum Denkmal. Datum 04.04.2004. Sowie ein historisches Bild: 1956, der Bunker mit eingestürzter Decke.
[Bearbeiten] andere Quellen
- Till Briegleb: Fink II. Katalog. (Im Erscheinen)
- Realisierungsgesellschaft Finkenwerder mbH (Hg.): Fink 2. Ideen für den ehemaligen U-Boot Bunker Fink II Rüschhalbinsel Finkenwerder in Hamburg. Interdisziplinäres Gutachterverfahren 2004.
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