Fruchtfolge
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Unter Fruchtfolge oder Felderwirtschaft versteht man die Reihenfolge der auf einer landwirtschaftlichen Fläche im Ablauf der Vegetationsperiode und der Jahre angebauten Nutzpflanzenarten. Es wird zwischen der Zwei-, Drei- und Vierfelderwirtschaft unterschieden. Die Einfeldwirtschaft dagegen kennt keine Fruchtfolge. Auf diesen ackerbaulichen Flächen wurde in Mitteleuropa meist Roggen über mehrere Jahre hintereinander angebaut. Prinzipiell ist weiterhin nach der Organisationsform zu unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Entstehung
[Bearbeiten] Zweifelderwirtschaft in der Antike
In der antiken und frühmittelalterlichen Landwirtschaft war die Zweifelderwirtschaft üblich, bei der die Ackerfläche in zwei Felder eingeteilt wurde, von denen eines mit Getreide bestellt wurde, während das andere brach lag. Dadurch lag im Vergleich zur Dreifelderwirtschaft stets die Hälfte statt einem Drittel der Nutzfläche brach. Alternativ konnte man das eine Feld mit Sommer- und das andere mit Wintergetreide bestellen, doch wurde der Boden dadurch stark in Anspruch genommen.
Die Notwendigkeit eines effektiveren Ackerbaus führte bereits im Imperium Romanum, zur Zeit des Prinzipats, zur Entwicklung der Dreifelderwirtschaft. Diese wurde jedoch erst im 8. Jahrhundert wiederentdeckt.
In Verbindung mit der Entwicklung des schweren Eisenpfluges wurden die Ernteerträge durch die Dreifelderwirtschaft deutlich erhöht. Zudem ermöglichte die Dreifelderwirtschaft den verstärkten Anbau von Sommergetreide wie Hafer, durch den wiederum die Pferdehaltung ermöglicht wurde. Pferde lösten im Hochmittelalter die Ochsen als Zugtiere ab, weil sie schwerere Pflüge ziehen können und schneller arbeiten, somit die landwirtschaftliche Effektivität erhöhen.
Bei der Dreifelderwirtschaft, die sich über Jahrhunderte als dominante Anbauform erhalten konnte, liegt die Fläche ein Jahr brach, das heißt sie wird nicht bearbeitet und natürlicher Aufwuchs als Weide genutzt. In der Regel wurde im Herbst gepflügt und ein Wintergetreide ausgesät. Das überdauert den Winter und wird im folgenden Spätsommer geerntet. Nach nochmaligem Pflügen und regelmäßiger Bodenbearbeitung bis zum Frühjahr (zur Unkrautbekämpfung) wurde ein Sommergetreide ausgesät, das wiederum im Spätsommer geerntet wird. Bis zum nächsten Herbst wurde die Fläche sich selbst überlassen und begrünte sich von alleine. Es gab jedoch auch die "Schwarzbrache", wobei der Boden regelmäßig bearbeitet wurde (Pflug, Eggen,...) um die Fläche auf lange Sicht weitgehend unkrautfrei zu bekommen, was wiederum die Getreideerträge positiv beeinflusst.
[Bearbeiten] Zelgengebundene Dreifelderwirtschaft
Erfolgte die Dreifelderwirtschaft zunächst als Fruchtfolge individuell auf dem jeweils eigenen Besitz, so entwickelte sich im Hochmittelalter die sogenannte Dreizelgenwirtschaft oder Zelgengebundene Dreifelderwirtschaft, bei der die gesamte Ackerfläche einer Dorfgemeinschaft in drei Großfelder geteilt wurde, die im gleichen Rhythmus bebaut wurden (Flurzwang). Dadurch konnten Überfahrtsrechte und Zugangswege sowie Wendeflächen für den Pflug entfallen, das Land konnte effektiver genutzt werden. Die Hinwendung zur Zelgenwirtschaft war auch durch das Erbrecht bedingt. Durch die Erbteilung waren die Parzellen immer kleiner geworden. In den besonders intensiv genutzten Gewannfluren waren viele Parzellen nicht mehr an Wege angebunden. Jede Zelge bildete eine Bewirtschaftungseinheit aus etlichen Parzellen, innerhalb derer sich alle Besitzer nicht nur an die vereinbarte Anbaufrucht, sondern auch an gemeinsam festgelegte Saat-, Bearbeitungs- und Erntezeiten zu halten hatten. Diese als Flurzwang bezeichnete kollektive Bewirtschaftungsform wurde allerdings nicht nur in der Dreifelderwirtschaft praktiziert.
Durch diese mittelalterlichen Neuerungen wurde in Europa die Grundlage für ein starkes Bevölkerungswachstum geschaffen, das erst durch die Pestwelle in der Mitte des 14. Jahrhunderts beendet wurde. Nach der allgemeinen Verbreitung der Kartoffel in Europa wurde die Brache durch eine Ackernutzung (vor allem Rotklee, Kartoffeln oder Rüben) ersetzt. Dieses System wird auch als verbesserte Dreifelderwirtschaft bezeichnet. Ab dem 18. Jahrhundert fügte man teilweise ein weiteres Anbaujahr mit Futterpflanzen zur Versorgung der Nutztiere in die Fruchtfolge ein (Vierfelderwirtschaft).
[Bearbeiten] Gegenwart
Je nach der Qualität der Böden und der regionalen Witterungseinflüsse werden heute in Nordeuropa Monokulturen (z. B. ausschließlich Weizen) oder zwei- bzw. dreijährige Fruchtfolgen verwendet, wobei auch Mischformen wie beispielsweise Raps-Weizen-Weizen vorkommen. Mit Hilfe von Kunstdüngern werden die benötigten Nährstoffe für jede Pflanzenart gezielt eingebracht, so dass die konventionelle Landwirtschaft nicht auf die bodenschonende Anbauweise der Felderwirtschaft angewiesen ist.
Durch die Agrarreform 2005 wird den landwirtschaftlichen Betrieben eine dreijährige Fruchtfolge und ein Stilllegungsanteil (Brache) vorgeschrieben.
Vereinzelt wird im Rahmen von Naturschutzmaßnahmen auch heute auf die alten Wirtschaftsformen zurückgegriffen. Beispielsweise wurden im Brandenburger Naturschutzgebiet Belziger Landschaftswiesen Felder mit wechselnden Streifen Getreide, Erbsen, Lupinen, Raps, Klee und Kartoffeln angelegt. Das daraus entstehende Mosaik aus Rotations- und Dauerbrachen bietet den gefährdeten Großtrappen die ökologisch erforderlichen Brut- und Nahrungsflächen.
[Bearbeiten] Vorteile
Der Anbau unterschiedlicher Pflanzen führt zu einem differenzierten Auf- und Abbau der im Boden enthaltenen Nähr- und Mineralstoffe, wodurch sie langfristig erhalten bleiben. Daraus resultiert eine Ertragssteigerung (z. B. beim Wechsel von der Zwei- auf die Dreifelderwirtschaft betrug diese rund 20%).
In der Vierfelderwirtschaft wurden beispielsweise auf dem Feld im ersten Jahr Wurzelfrüchte (Kartoffeln) angebaut, da diese dem Boden die meisten Nährstoffe entnehmen. Im 2. Jahr wurde Getreide angebaut und im dritten Jahr, wenn möglich Hülsenfrüchte, da diese in den Boden wieder Stickstoff einbringen. Im vierten Jahr wurde der Acker brach liegen gelassen (oder als Weide genutzt), damit er sich wieder mit den benötigten Nährstoffen anreichern konnte.
Eine sinnvoll gestaltete Fruchtfolge vermindert darüberhinaus den Befall der Kulturen durch Unkräuter, Pflanzenkrankheiten und einige tierische Schädlinge. Unkräuter können weniger überhand nehmen, wenn die angebaute Feldfrucht ständig wechselt. Sie werden insbesondere durch die unterschiedlichen Arten und Zeitpunkte der Bodenbearbeitung gestört. Viele Pilzkrankheiten beim Getreide können an Strohresten im Boden überdauern und machen eine Anbaupause für Getreide nötig. Sie wirken sich besonders negativ auf den Ertrag beim (Winter-)Weizen aus, während z.B. Hafer und (Sommer-)Gerste weniger empfindlich sind. Daher begann die Dreifelderwirtschaft mit dem recht anfälligen Winter-Weizen, im zweiten Jahr folgte ein Sommergetreide wie Hafer. Im dritten Jahr wirkte sich der Anbau von Hackfrüchten noch günstiger aus als die Brache, da durch die intensive Bodenbearbeitung (Hacken zur Unkrautbekämpfung) viel Luft in den Boden gelangte. Dadurch wurden Strohreste mit Pilzsporen besser abgebaut.
[Bearbeiten] Fruchtwechselwirtschaft
Die Fruchtwechselwirtschaft ist eine Form der Landwirtschaft bei der auf einem Stück Land in regelmäßigen Abständen verschiedene Pflanzen angebaut werden. Hierbei unterscheidet man zwischen Getreide und Blatt- oder Hackfrüchten. Die Getreidearten Mais und Hafer nehmen eine Zwischenstellung ein. Beim Fruchtwechsel werden Getreide und Blattfrucht im Wechsel angebaut. Diese Fruchtfolge ist im Hinblick auf Pflanzengesundheit, Unkrautselektion und Nährstoffeffizienz den getreidebetonten Fruchtfolgen vorzuziehen, diesen aber ökonomisch häufig unterlegen. In tropischen Gegenden kann sich der Fruchtwechsel innerhalb eines Jahres abspielen: Beispielsweise im Winter Weizen, im Sommer Tabak.
[Bearbeiten] Grundlagen für Fruchtfolgen
Zielsetzung Der geregelte Anbau verschiedener Ackerfrüchte auf demselben Flurstück nacheinander soll durch den Wechsel von Halm- und Blattfrüchten, Winterungen und Sommerungen, Humuszehrern und Humusmehrern und durch den Anbau von Früchten mit unterschiedlichen Wachstumszeiten, Wurzelsystemen (Flachwurzler und Tiefwurzler), Nährstoffansprüchen und Krankheitsanfälligkeiten die Bodenfruchtbarkeit erhalten und möglichst vermehren. Zusätzlich soll die Fruchtfolge die Krankheitsgefährdung der Ackerfrüchte auf ein Mindestmaß herabsetzen. Wird dieses Ziel erreicht, so sind gute Erträge bei verringertem Aufwand an Mineraldüngern und Pflanzenschutzmitteln möglich. In einer Fruchtfolge durchläuft jeder Feldschlag die gleichen Fruchtarten in der gleichen Reihenfolge. Um eine bessere Risikoverteilung zu erreichen, ist anzustreben, dass die Zahl der Feldschläge sich mit der Zahl der Fruchtarten in der Fruchtfolge deckt oder ein Vielfaches davon ausmacht. Bei einer derartigen Fruchtfolgeorganisation wird jede Fruchtart in jedem Jahr im Betrieb mit etwa gleichen Flächenanteilen angebaut.
Fruchtfolgebegriffe Eine Fruchtfolge oder ein Fruchtfolgesystem enthält verschiedene Fruchtfolgeglieder. Deren Abfolge soll optimal abgestimmt sein. Jedes Fruchtfolgeglied übt einen Einfluss auf die nachfolgende Fruchtart aus. Diese Vorfruchtwirkung setzt sich hauptsächlich aus Wirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit, die bodenbürtigen Krankheitserreger und die Verunkrautung zusammen. Vorfruchtwirkungen sind häufig witterungs- und bodenabhängig. Die Fruchtarten reagieren verschieden stark auf ihre Fruchtfolgestellung. Empfindliche Arten sind z.B. Weizen, Zuckerrübe, unempfindliche z.B. Roggen, Mais. Die Selbstverträglichkeit der einzelnen Fruchtarten ist unterschiedlich hoch. Sie hängt im wesentlichen vom Befallsaufbau bodenbürtiger und auf die Fruchtart spezialisierter Krankheitserreger ab, wie z.B. Nematoden. Daneben spielen Einflüsse auf die Bodenstruktur, den Humusgehalt und eventuell auch Wurzelausscheidungen (Allelopathie, wechselseitige Einflüsse benachbarter Pflanzen auf das Wachstum) eine Rolle. Bei guter Selbstverträglichkeit können geringe, bei schlechter Selbstverträglichkeit müssen große Anbauabstände derselben Fruchtart auf demselben Feldschlag eingehalten werden.
Fruchtfolgearten Für den Ackerbau wurden verschiedene Fruchtfolgesysteme entwickelt, in denen die Aufeinanderfolge der Fruchtarten gut abgestimmt ist, die Anbauabstände eingehalten werden und eine genügende Vielseitigkeit im Anbau vorhanden ist. Fruchtfolgesysteme können sich aus verschiedenen Fruchtfolgebausteinen zusammensetzen, die in der Regel durch den Wechsel von Halmfrucht und Blattfrucht gekennzeichnet sind. Der einfachste Fruchtfolgebaustein ist der Fruchtwechsel:
- Halmfrucht (z.B. Triticale)
- Blattfrucht (z.B. Kartoffeln)
Fruchtfolgebausteine in unterschiedlicher Zusammensetzung können in einem Fruchtfolgesystem beliebig oft hintereinandergereiht werden, um genügende Anbauabstände für Zuckerrüben, Kartoffeln, Raps oder Rotklee zu erzielen. Die Glieder eines Fruchtwechsels können auch verdoppelt werden. Dies entspricht einen Doppelfruchtwechsel:
- Halmfrucht (z.B. Wintergerste)
- Halmfrucht (z.B. Winterweizen)
- Blattfrucht (z.B. Zuckerrüben)
- Blattfrucht (z.B. Kartoffeln)
Der zweimalige Anbau von Blattfrucht hintereinander bringt eine bessere Bekämpfungswirkung gegen Fußkrankheiten im Getreide. Fruchtfolgebausteine mit verstärktem Halmfruchtanteil liegen in der Verbesserten Dreifelderwirtschaft vor:
- Halmfrucht (z.B. Winterroggen)
- Halmfrucht (z.B. Hafer)
- Blattfrucht (z.B. Kartoffeln)
Bausteine mit verstärktem Blattfruchtanteil werden als Überfruchtwechsel bezeichnet:
- Blattfrucht (z.B. Feldgemüse)
- Blattfrucht (z.B. Kartoffeln)
- Halmfrucht (z.B. Winterweizen)
Überfruchtwechsel kann in Betrieben mit Feldgemüse von Interesse sein. Bei diesem Fruchtfolgetyp ist eine besondere Aufmerksamkeit auf die Humusversorgung zu legen. In heutigen Maisfruchtfolgen kann der Silo- oder Körnermais die Funktion der Blattfrucht übernehmen. Er ist jedoch im Vorfruchtwert, in der Bekämpfungswirkung gegen Getreidenematoden, Fusarium-Schadpilze und in den Einflüssen auf die Bodenstruktur ungünstiger einzuschätzen als andere Blattfrüchte. Betriebe ohne Viehhaltung mit reinen Körnerfruchtfolgen weiten oft den Getreidebau aus, wobei die Blattfrucht möglichst eine Mähdruschfrucht sein soll:
- Halmfrucht (z.B. Winterweizen)
- Halmfrucht (z.B. Sommergerste)
- Halmfrucht (z.B. Triticale)
- Blattfrucht (z.B. Winterraps)
Dies ist auf vielen Böden vertretbar bei einem Wechsel von Winterung und Sommerung im Getreideanbau, bei der Einschaltung von unempfindlichen Getreidearten wie Hafer und Roggen in der 3.Getreidetracht, beim Anbau von Zwischenfrüchten und mit der Wahl einer Blattfrucht mit guter Vorfruchtwirkung. Solange die Rotationsbrache für die Flächenstilllegung erforderlich ist, kann sie an die Stelle der Blattfrucht treten. Die Begrünungsart kann so gewählt werden, dass die Fruchtfolge, vor allem durch den Vorfruchtwert der Rotationsbrache verbessert wird. Gut geeignet dafür sind Kleegrasgemenge. Fruchtfolgesysteme mit mehrjährigem Feldfutterbau werden Wechselwirtschaft genannt. Sie sind in der modernen Landwirtschaft selten, haben jedoch neue Bedeutung im Ökologischen Landbau bekommen.
[Bearbeiten] Aufgaben einer Fruchtfolge
Wenn man eine Fruchtfolge für den Betrieb plant, so muss man sich darüber im Klaren sein, welche Wirkungen mit ihr im Anbausystem erreicht werden sollen.
[Bearbeiten] Förderung der Bodenfruchtbarkeit
Über die Fruchtfolge kann in mehrfacher Hinsicht Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit ausgeübt werden. Wirkungen gehen dabei aus von der
- Dauer der Bodenruhe (Humus, Bodenfauna),
- Dauer der Bodenbedeckung (Krümelstruktur),
- Durchwurzelungstiefe (Lockerung, Wasserableitung, Humus),
- Durchwurzelungsdichte (Humus, Krümelstruktur)
- Intensität der fruchtartspezifischen Bodenbearbeitung (Humus, Bodenfauna).
Die Fruchtfolgegestaltung wirkt sich direkt auf messbare Merkmale der Bodenfruchtbarkeit aus. Bodenphysik: Es konnte nachgewiesen werden, dass in Futterbaufruchtfolgen mit Kleegras eine höhere Beständigkeit der Bodenkrümel (Aggregatstabilität) vorliegt als in Silomais betonten Fruchtfolgen. Das Kleegras, das in allen vorher genannten Bereichen die Bodenfruchtbarkeit günstig beeinflusst, führt demnach auch zu einer beständigeren Krümelbildung im Boden. Organische Dünger verbessern in der Regel die physikalischen Eigenschaften, den Humusgehalt, die mikrobielle Aktivität und in der Kombination dieser Wirkungen, die Aggregatstabilität des Bodens. Bodenmikroflora: Noch deutlicher als in der Bodenphysik nimmt die Fruchtfolgegestaltung langfristig Einfluss auf das Bodenkleinleben. Eine aktive Tätigkeit der Bodenmikroflora führt
- zu hohen Umsatzleistungen der in den Boden eingebrachten organischen Masse,
- steigert das natürliche Nährstoff-Nachlieferungsvermögen,
- fördert die Krümelbildung.
Eine aktive Bodenflora geht auch einher mit einer hohen Aggregatstabilität und damit mit einer guten Bodenstruktur. Andererseits ist das Bodenleben auf genügende Humusgehalte angewiesen, da der Dauerhumus die immer verfügbare Grundnahrung der Kleinstlebewesen (Mikroorganismen) darstellt. Die richtige Steuerung dieses Wirkungsgeflechtes, auf dem die natürliche Bodenfruchtbarkeit beruht, geht zu einem wesentlichen Anteil über die Fruchtfolge vor sich. Unter der Humuszehrenden Schwarzbrache sind die Humusgehalte auf die bodentypische Mindestmenge zurückgegangen. Beim Daueranbau der humuszehrenden Frucht Kartoffel liegen ebenfalls niedrige Humusgehalte vor. Die Stallmistgaben konnten nur einen geringfügigen Ausgleich im Vergleich zur Fruchtfolge bringen. Die mikrobielle Aktivität, die normalerweise eng an die Humusgehalte gekoppelt ist, hat hier jedoch überproportional stark zugenommen. Beim Humusneutralen Getreide (mit Stroheinarbeitung) liegen im Daueranbau die Humusgehalte etwas niedriger als in der Fruchtfolge, die mikrobielle Aktivität fällt infolge der einseitigen Nutzung stark ab. Im Dauergrünland hingegen verdoppeln sich die Humusgehalte und verdreifachen sich die mikrobiologischen Aktivitäten. Bodentiere: Auch die Bodenfauna wird von der Fruchtfolgegestaltung beeinflusst. Unter Früchten mit längerer Bodenruhe, z.B. dem Leguminosenfeldfutterbau, können sich Tiere wieder erholen, die durch die Bodenbearbeitung beeinträchtigt werden. Dies gilt insbesondere für den Regenwurm, der ein Schlüsselglied in der Lebensgemeinschaft in der Bodenfauna darstellt. Humushaushalt: Die meisten Bodeneigenschaften werden durch hohe Humusgehalte günstig beeinflusst. Mit Ausnahme der Moor- und Aueböden kann bei allen Böden durch eine kurzfristige Erhöhung der Humusgehalte eine Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit erreicht werden. Erfahrungsgemäss können die Humusgehalte von Böden unter Ackernutzung jedoch nicht dauerhaft angehoben werden. Aber auch eine kurzfristige Anhebung verbessert den Boden und erhöht durch die Mineralisierung der eingebrachten organischen Substanz das natürliche Nährstoff-Nachlieferungsvermögen. Solche kurzfristigen Anhebungen sind zu erreichen, wenn die Humusbilanz der Fruchtfolgen positiv ist.
[Bearbeiten] Vorbeugemaßnahmen gegen Verunkrautung, Krankheits- und Schädlingsbefall
Mit einer ausgewogenen Fruchtfolgegestaltung wird vor allem vorbeugend dem Überhandnehmen von Unkräutern, Krankheiten und Schädlingen im Kulturpflanzenbestand entgegen gewirkt. Nachträgliche sanierende Wirkungen mit verbesserten Fruchtfolgen sind entweder sehr langwierig (z.B. Verunkrautung) oder unmöglich (z. B. Nematoden, Rizomania-Erreger und die meisten anderen bodenbürtigen Krankheitserreger). Unkrautbesatz: Infolge zunehmender Einschränkungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kommt neben der Bodenbearbeitung und der mechanischen Unkrautbekämpfung auch der Fruchtfolgegestaltung wieder mehr Bedeutung hinsichtlich der Unkrautkontrolle zu. Der Wechsel von Winterung und Sommerung kann jeweils fruchtspezifische Ungräsern (Ackerfuchsschwanz und Windhalm in Winterungen, Flughafer in Sommerungen) an einer Massenvermehrung hindern. Mehrschnittige, über- oder mehrjährige Feldfutterbestände von Futterleguminosen bzw. Futterleguminosen und Gräsern vermögen alle Ackerunkräuter zurückzudrängen. Ein gut entwickelter Zwischenfruchtbestand begrenzt zwischen der Vorfruchternte und dem Nachfruchtanbau aufkeimende Unkräuter. Im allgemeinen gilt jedoch, dass Unkrautbekämpfungsverfahren ohne Chemie - Einschränkungen ergeben sich z. B. in Wasserschutzgebieten - nur im planmäßigen Verbund mit geeigneten Verfahren der Bodenbearbeitung und der mechanischen Unkrautbekämpfung sowie mit einer verhaltenen N-Düngung erfolgreich sein können. Schaderreger: Die Fruchtfolge übt vielseitige Einflüsse auf bodenbürtige Schaderreger aus. Chemisch nicht oder nur schwer bekämpfbare Erreger wie z. B. Nematoden, Rizomania-Virus, Schadpilze für Ährenfusariosen und Rapskrankheiten sind nur durch resistente Sorten oder durch genügend weitgestellte Fruchtfolgen in Schach zu halten. Da nicht für alle Fälle resistente Sorten zur Verfügung stehen oder diese teilweise geringere Ertragsleistungen bringen, setzt der vorausschauende Ackerbauer auf die vorbeugende Wirkung von Fruchtfolgen. Langfristig kann nur die betriebs- und standortangepasste Fruchtfolge gute Erträge ohne erhöhten Kostenaufwand gewährleisten. Aber auch bei chemisch bekämpfbaren Krankheiten, wie den Fusskrankheiten des Getreides, ist die sanierende Wirkung genügend weiterer Fruchtfolgen nicht außer acht zu lassen.
[Bearbeiten] Wurzelwachstum
Lange Zeit wurde der Nutzen der Fruchtfolge allein in der Förderung der Bodenfruchtbarkeit und der Bekämpfung bodenbürtiger Schaderreger gesehen. Es gibt aber auch Fruchtfolgewirkungen auf das Wurzelwachstum von Kulturpflanzen, die in einem Zwischenbereich von Bodenfruchtbarkeit und Krankheitsbefall angesiedelt sind und die als allelopathische Wirkungen bezeichnet werden. Sie sind schwer nachzuweisen, weshalb der Kenntnisstand darüber gering ist.
[Bearbeiten] Sonstige Fruchtfolgewirkungen
Die Fruchtfolge beeinflusst auch den Befall mit luftbürtigen Krankheiten und tierischen Schädlingen. Hier gilt der ökologische Grundsatz, dass Vielfalt zu vermehrter Beständigkeit führt. Je mehr Fruchtarten in einer Feldflur nebeneinanderstehen, desto langsamer wird sich ein hoher Befallsdruck entwickeln. Die Fruchtartenvielfalt kann bei manchen Früchten auch durch Sortenvielfalt ergänzt werden.
[Bearbeiten] Literatur
- Matthias Preissner: Der Beitrag der Fruchtfolge im ökologischen Landbau zur nachhaltigen Nutzbarkeit des Naturhaushaltes. Edion Zukunft 1988, ISBN 3-89799-077-6
- Bernhard Freyer: Fruchtfolgen Stuttgart (Hohenheim) : Ulmer, 2003; ISBN: 3-8001-3576-0
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Fruchtfolge und Bodenfruchtbarkeit Artikel auf Oekolandbau.de