Fundamentalsatz der Algebra
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der (Gaußsche) Fundamentalsatz der Algebra besagt, dass der Körper der komplexen Zahlen algebraisch abgeschlossen ist.
Das bedeutet anders ausgedrückt: Sucht man Nullstellen eines nicht konstanten Polynoms mit ganzen, reellen oder komplexen Koeffizienten, und dehnt man die Suche in den Bereich der komplexen Zahlen aus, so wird man immer fündig.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Satz
Sei
ein nicht konstantes Polynom vom Grad ,
, mit komplexen Koeffizienten
. Dann hat das Polynom eine komplexe Nullstelle, d.h. es gibt eine Zahl
, so dass P(z) = 0 gilt. Genauer gilt sogar, dass die Anzahl der Nullstellen, wenn sie mit der richtigen Vielfachheit gezählt werden, insgesamt gleich dem Grad des Polynoms ist.
[Bearbeiten] Beispiel
Die Polynomgleichung
- P(x) = x5 − 5x4 + 17x3 − 13x2 = 0
hat die Lösungen
,
die natürlich die Nullstellen des Polynomes sind. Die Lösung 0 wird dabei doppelt gezählt, was aus der zerlegten Form des Polynomes ersichtlich ist:
Man verwendet auch die Sprechweise „0 tritt mit Vielfachheit 2 auf“, alle anderen Nullstellen treten mit Vielfachheit 1 auf. Dieses Beispiel zeigt auch, dass die Nullstellen im Allgemeinen nicht (alle) reell sind, selbst wenn das Polynom reelle Koeffizienten hat.
[Bearbeiten] Anmerkungen
Da man die zu den Nullstellen gehörenden Linearfaktoren abspalten kann, zerfällt somit jedes nicht konstante Polynom über komplett in ein Produkt aus Linearfaktoren:
,
wobei die zi die Nullstellen des Polynoms sind.
Bei Polynomen mit reellen Koeffizienten ist die konjugierte Zahl einer Nullstelle wieder eine Nullstelle. Das heißt, ist λ = x + iy eine Nullstelle, so auch .
Beweis: Mit und f(λ) = 0 ist
.
Daraus folgt, dass nicht-reelle Nullstellen bei Polynomen mit reellen Koeffizienten immer paarweise auftreten, das heißt, die Anzahl der komplexen Nullstellen ist gerade. Daraus kann man auch folgern, dass jedes Polynom mit reellen Koeffizienten und ungeradem Grad eine reelle Nullstelle hat.
[Bearbeiten] Beweise
Der erste vollständige Beweis für den Fundamentalsatz der Algebra wurde 1799 von Gauß im Rahmen seiner Dissertation angegeben. Inzwischen kennt man mehrere sehr unterschiedliche Beweise, die Begriffe und Ideen aus Analysis, Algebra oder Topologie beinhalten. Trotz seines Namens kann der Satz nicht mit rein algebraischen Methoden bewiesen werden, da er eine Aussage über den Körper macht - und dieser ist ein Konstrukt der Analysis. Am einfachsten kann der Fundamentalsatz der Algebra mit Methoden der Funktionentheorie bewiesen werden.
[Bearbeiten] Beweis mit Methoden der Funktionentheorie
Sei ein Polynom positiven Grades. Wegen
existiert ein R > 0 mit
für alle
. Weil
stetig und
kompakt ist, existiert nach dem Satz von Weierstrass eine Stelle
mit
für alle
. Wegen
ist
für alle
. Wäre C > 0, so wäre
holomorph auf
und durch
beschränkt, also nach dem Satz von Liouville konstant.
[Bearbeiten] Beweis mit Methoden der komplexen Geometrie
Sei ein nicht-konstantes Polynom mit komplexen Koeffizienten. Wir fassen es als Abbildung des komplex-projektiven Raums
auf, d.h.
,
. Die so definierte Abbildung komplexer Mannigfaltigkeiten ist holomorph und damit offen (d.h. das Bild jeder offenen Teilmenge ist offen). Da
kompakt und f stetig ist, ist das Bild
auch kompakt, insbesondere abgeschlossen in
. Damit ist das Bild bereits ganz
, denn
ist zusammenhängend. Insbesondere gibt es ein
, welches auf 0 abgebildet wird, d.h. eine Nullstelle von f.