Grätzl
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In Wien werden Teile von Wohnbezirken auch Grätzl (auch Grätzel oder Krätzl) genannt. Ein Grätzl umfasst meist mehrere Häuserblöcke. Für diese Teile gibt es keine offizielle Grenzziehung, jedoch ist jedem Bewohner eines „Grätzls“ gefühlsmäßig klar, wo die Grenzen seines Grätzl verlaufen.
Was ein Grätzl ausmacht, ist eine gewisse eigene Identität, die zum Beispiel durch Unterscheidung von benachbarten Gegenden oder ein eigenes Lebensgefühl erkennbar sein kann. Dies rührt oft auch daher, dass das heutige Gebiet Wiens abgesehen vom Stadtkern ursprünglich aus vielen verschiedenen Dörfern bestand, die erst nach und nach zu einem ganzen wurden. Trotz zahlreicher Abrisse und Neubauten in der Geschichte, bedingt durch die Verstädterung, kann man in einigen Stadtteilen trotz durchgehend dichter Verbauung dennoch noch immer den ursprünglichen Dorfcharakter erkennen, zum Beispiel anhand kleiner Plätze, enger Gassen, niedriger Bebauung, oder, seltener, auch anhand erhaltener ursprünglicher Bebauung. Für gewöhnlich versteht sich ein Grätzl nur als Teil einer ehemaligen Vorstadtgemeinde, beziehungsweise eines heutigen Stadtteils, dem sehr wohl offizielle Grenzen zu Grunde liegen. Doch insbesondere kleine Stadtteile, wie etwa der Spittelberg, werden nicht selten als ein eigenes Grätzl angesehen.
Grätzl findet man hauptsächlich in den Bezirken rund um den 1. Bezirk, welcher ja die ursprüngliche Größe Wiens innerhalb der Stadtmauern widerspiegelt, angesiedelt, da sich die verschiedenen Dörfer rund um Wien, in Stadtnähe, platzierten. In neueren Bezirken wie die nördlich der Donau gelegenen Bezirke Donaustadt und Floridsdorf, sowie im ursprünglichen Auengebiet Brigittenau südlich der Donau, oder Liesing ganz im Süden der Stadt, sprach man daher früher eher nicht von Grätzln, mittlerweile ist das Wort jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch weniger eng definiert. Als Grätzl werden mitunter auch jüngere charakteristische Wohngebiete bezeichnet, so beispielsweise der Leberberg in Simmering oder der Laaer Berg in Favoriten. Ein Grätzl ist immer an Wohnadressen bzw. direkte Wirkungsbereiche wie beispielsweise gerne besuchte Lokale gebunden. Je weniger urban ein Stadtteil ist, desto mehr verschiebt sich die Empfindung von "Grätzel" hin zu "Gegend". So können Stadtteile mit viel Industrie z.B. Industriegegenden sein, jedoch niemals Industriegrätzl.
Grätzl ist durchwegs die kleinste städtische Einheit, so kann ein Viertel auch mehrere Grätzl beinhalten.
Um den Begriff Grätzl nachvollziehen zu können, sei auch noch auf eine weitere Bedeutung hingewiesen. Grätzl wird auch als Synonym für "die nächste Umgebung" verwendet. So bedeutet z.B. "Im Grätzl bleiben" nicht weit weg zu gehen. "Aus den Grätzl nicht rauszukommen" bedeutet "die bekannte Umgebung nicht zu verlassen", "nicht offen für Neues zu sein" bis hin zu "sehr häuslich sein". Somit lässt sich auch erklären, warum jede Wohnadresse in Wien um sich herum ein Grätzl hat. Neben den oben angesprochenen Dorfstrukturen, die namentlichen Grätzl hervorgebracht haben, ist die nahe Umgebung zu eigenen persönlichen Wohnadresse immer auch "das eigene Grätzl".
[Bearbeiten] Liste der Grätzln (Auswahl)
- Alliiertenviertel, 2. Bezirk
- Alser Vorstadt, 9. Bezirk
- Althietzing, 13. Bezirk
- Alt-Währing, 18. Bezirk
- Aspanggründe, 3. Bezirk
- Brunnenviertel, 16. Bezirk
- Botschaftsviertel, 3. Bezirk
- Cottageviertel, 18. und 19. Bezirk
- Dornbach, 17. Bezirk
- Erdberg, 3. Bezirk
- Fasanviertel, 3. Bezirk
- Franziskanerviertel, 1. Bezirk
- Freihausviertel, 4. Bezirk
- Fünfhaus, 15. Bezirk
- Geiselberg, 11. Bezirk
- Grinzing, 19. Bezirk
- Großfeldsiedlung, 21. Bezirk
- Heiligenstadt, 19. Bezirk
- Hietzing, 13. Bezirk, Gegend um „Am Platz“
- Hacking, 14. Bezirk
- Hundsturm, 5. Bezirk
- Hütteldorf, 14. Bezirk
- Josefstadt, 8. Bezirk
- Kahlenbergerdorf, 19. Bezirk
- Kaisermühlen, 22. Bezirk
- Karmeliterviertel, 2. Bezirk, ursprünglich jüdisches Viertel, seit frühem 18. Jhdt.
- Mauer, 23. Bezirk
- Mexikoplatz 2. Bezirk, seit Mitte 19. Jhdt.
- Museumsviertel, 1. bzw. 7. Bezirk (Museumsquartier, KHM, NHM)
- Naschmarkt
- Neubau, 7. Bezirk
- Neuwaldegg, 17. Bezirk
- Nibelungenviertel, 15. Bezirk
- Nordrandsiedlung, 21. Bezirk
- Nußdorf, 19. Bezirk
- Oberdöbling, 19. Bezirk
- Ober Sankt Veit, 13. Bezirk
- Ratzenstadl, 6. Bezirk
- Rochusviertel, 3. Bezirk
- Servitenviertel, 9. Bezirk,
- Sievering, 19. Bezirk
- Spittelberg, 7. Bezirk
- Sankt Marx, 3. Bezirk
- Strozzigrund, 8. Bezirk
- Stuwerviertel, 2. Bezirk
- Unterdöbling, 19. Bezirk
- Unter Sankt Veit, 13. Bezirk, Anfang 19. Jhdt. als Neudörfl gegründet
- Ur-Ottakring, 16. Bezirk, ursprünglich um den heutigen Ottakringer Friedhof gegründet
- Volkertviertel, 2. Bezirk
- Währing, 18. Bezirk
- Wallensteinviertel, 20. Bezirk
- Wulzendorf, 22. Bezirk
