Gustav Freytag
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Gustav Freytag (* 13. Juli 1816 in Kreuzburg, Oberschlesien, heute Kluczbork; † 30. April 1895 in Wiesbaden) war ein deutscher Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Der Vater von Gustav Freytag war Arzt und wurde später in Kreuzburg zum Bürgermeister gewählt. Gustav Freytag besuchte das Ölser Gymnasium und studierte danach bis 1835 Philosophie in Breslau, wo er sich dem Corps Borussia anschloss, sowie in Berlin. Von 1839 bis 1847 war er Privatdozent an der Universität Breslau. In dieser Zeit entstanden seine ersten Theaterstücke. Danach übersiedelte er nach Leipzig und ein Jahr später nach Dresden und pflegte regen Umgang mit Literaten. Im Jahr 1848 gab er gemeinsam mit Julian Schmidt die erste Ausgabe der Zeitschrift Die Grenzboten heraus, die er zum einflussreichsten Organ des liberalen deutschen Bürgertums formte. Mit der Übernahme der Grenzboten begann seine Karriere als Journalist. 1854 wurde ihm vom Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, mit dem er seit Anfang der 1850-er Jahre befreundet war, der Hofratstitel verliehen.
In den Jahren 1867 bis 1870 vertrat er als Abgeordneter die Nationalliberale Partei im Reichstag. Später trat er zurück, da er von der Politik Bismarcks enttäuscht war. 1870/71 nahm er als Berichterstatter im Hauptquartier des preußischen Kronprinzen am deutsch-französischen Krieg teil. In den Jahren 1871 bis 1873 vertrat er in der Zeitschrift Im neuen Reich seine nationalliberalen Anschauungen, wandte sich gegen Kleinstaaterei und verfocht die Idee eines kleindeutschen Einheitsstaates unter preußischer Führung. Freytag wurde zum Inbegriff des deutschen Liberalen. 1886 wurde er zum geheimen Hofrat und sieben Jahre später zur Exzellenz ernannt. Im selben Jahr erhielt er den Orden Pour le mérite.
In Thüringen wurde zu seinen Ehren der Wanderweg, der die Drei Gleichen (Burgen) verbindet, Gustav-Freytag-Weg benannt.
[Bearbeiten] Künstlerisches Schaffen
1844 erschien Freytags erstes Stück „Die Brautfahrt oder Kunz von den Rosen“, ein Lustspiel über Kaiser Maximilian, für das er den Preis der Berliner Hofbühne gewann. 1847, erschienen die Schauspiele „Die Valentine“ und „Graf Waldemar“, die allerdings zu Recht kein langes Bühnenleben hatten. Das Lustspiel „Die Journalisten“, welches 1854 erschien, feierte einen durchschlagenden Erfolg. Einer seiner bekanntesten Texte, der Roman „Soll und Haben“, der 1855 erschien, stellt die Tüchtigkeit und Redlichkeit des deutschen Kaufmanns im Vergleich zu jüdischen Kaufleuten, die als finstere Betrüger dargestellt werden, und zur als halbwilde Barbaren erscheinenden polnischen Landbevölkerung, dar. Deutlich wurde dies in der Debatte um die Verfilmung von „Soll und Haben“ im Jahr 1977 durch Rainer Werner Fassbinder, die letztlich zur Aufgabe des Projekts durch den WDR führte.
Die „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“, zwischen 1859 und 1867 verfasst, sind sein Hauptwerk und im Gegensatz zu den literarisch unbedeutenden Stücken und Romanen ein ausgezeichnet geschriebenes Buch, das seine Gültigkeit bis heute nicht verloren hat.
Die „Technik des Dramas“ (1863) wurde zu einem der wichtigsten dramaturgischen Lehrbücher, obwohl sie mehr der Dramentechnik des 19. Jahrhunderts angepasst war. Das Gesamtwerk erschien 1886 bis 1888 in 22 Bänden.
1869 schrieb Freytag den Text „Karl Mathy. Geschichte seines Lebens“, der das Leben eines früheren Freundes Freytags schildert. Ein weiterer Romanzyklus erschien zwischen 1872 bis 1880 unter dem Namen „Die Ahnen“ und schildert, akribisch recherchiert, die Schicksale einer deutschen Familie von der germanischen Vorzeit bis zur Gegenwart. Knappe zehn Jahre vor seinem Tod, im Jahre 1886, gestaltete er mit „Erinnerungen“ einen tagebuchähnlichen Text, in dem er seine wichtigsten Lebensabschnitte schilderte.
[Bearbeiten] Werke (in Auswahl)
[Bearbeiten] Romane
- Soll und Haben, 3 Bde., 1855
- Die verlorene Handschrift, 1864
- Die Ahnen, 6 Bde., 1872-1880
- Bd. 1. Ingo und Ingraban
- Bd. 2. Das Nest der Zaunkönige
- Bd. 3. Die Brüder vom deutschen Hause
- Bd. 4. Marcus König
- Bd. 5. Die Geschwister
- Bd. 6. Aus einer kleinen Stadt
[Bearbeiten] Theaterstücke
- Die Brautfahrt oder Kunz von den Rosen, 1844
- Deutsche Geister, 1845
- Die Valentine, 1847
- Der Gelehrte, 1848 (Fragment)
- Graf Waldemar, 1850
- Die Journalisten, 1854
- Die Fabier, 1859
[Bearbeiten] Herausgebertätigkeit
- Die Grenzboten, 1848-1870
- Otto Ludwig: Gesammelte Werke, 4 Bde., 1870
[Bearbeiten] Sonstiges
- Ein Haus-A. B. C zum 6. Februar 1861, 1861
- Die Technik des Dramas, 1863 (Digitalisat)
- Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 3 Bde., 1859-1867
- Bd. 1. Aus dem Mittelalter bis zur Besiedlung des Ostens
- Bd. 2. Von der Besiedelung des Ostens bis zum dreißigjährigen Kriege
- Bd. 3. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur neueren Zeit
- Karl Mathy, 1870
- Die Fahnenweihe in Siebleben. Ein Bild aus der deutschen Gegenwart, 1871
- Vom ersten Reichstage. Brief an die Wähler des Wahlkreises Erfurt-Schleusingen-Ziegenrück, 1871
- Doktor Luther, 1883
- Der Kronprinz und die deutsche Kaiserkrone, 1889
- Gesammelte Werke, 22 Bde., 1886-1888
- Vermischte Aufsätze aus den Jahren 1848 bis 1894, 2 Bde., 1901/1903
[Bearbeiten] Verfilmungen
- Soll und Haben (D, 1924), unter der Regie von Carl Wilhelm, mit Hans Brausewetter, Mady Christians, Ernst Deutsch, Hugo Döblin, Karl Etlinger, Heinrich George, Olga Tschechowa u.a.
- Die Journalisten (TV-D, 1961), unter der Regie von Fritz Umgelter, mit Alfred Schieske, Ursula Kopp, Dagmar Altrichter, Heinz Weiss, Karl Walter Diess u.a.
[Bearbeiten] Literatur
- Gabriele Büchler-Hauschild: Erzählte Arbeit. Gustav Freytag und die soziale Prosa des Vor- und Nachmärz. Paderborn u.a.: Schöningh 1987. ISBN 3-506-78111-1
- Hannah Burdekin: The ambivalent author. Five German writers and their Jewish characters, 1848-1914. Oxford u.a.: Lang 2002. (= Britische und irische Studien zur deutschen Sprache und Literatur; 29) ISBN 3-906767-05-1
- Roland Freymond: Der Einfluss von Charles Dickens auf Gustav Freytag. Mit besonderer Berücksichtigung der Romane ‚David Copperfield‘ und ‚Soll und Haben‘. Repr. v. 1912. Hildesheim: Gerstenberg 1973. (= Prager Deutsche Studien; 19)
- 150 Jahre Soll und Haben. Studien zu Gustav Freytags kontroversem Roman, hrsg. v. Florian Krobb. Würzburg: Königshausen u. Neumann 2005. ISBN 3-8260-2714-0
- Martin Gubser: Literarischer Antisemitismus. Untersuchungen zu Gustav Freytag und anderen bürgerlichen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts. Göttingen: Wallstein-Verl. 1998. ISBN 3-89244-259-2
- Claus Holz: Flucht aus der Wirklichkeit. „Die Ahnen“ von Gustav Freytag. Untersuchungen zum realistischen historischen Roman d. Gründerzeit 1872-1880. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1983. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Dt. Sprache u. Literatur; 624) ISBN 3-8204-7530-3
- Peter Heinz Hubrich: Gustav Freytags „Deutsche Ideologie“ in Soll und Haben. Kronberg (Taunus): Scriptor-Verlag 1974. (= Scriptor-Hochschulschriften; Literaturwiss.; 3) ISBN 3-589-20042-1
- Herbert Kaiser: Studien zum deutschen Roman nach 1848. Karl Gutzkow: Die Ritter vom Geiste; Gustav Freytag: Soll und Haben; Adalbert Stifter: Der Nachsommer. Duisburg: Braun 1977. (= Duisburger Hochschulbeiträge; 8) ISBN 3-87096-137-6
- Michael Kienzle: Der Erfolgsroman. Zur Kritik der poetischen Ökonomie bei Gustav Freytag und Eugenie Marlitt. Stuttgart: Metzler 1975. ISBN 3-476-00311-6
- Jürgen Matoni u. Margarete Galler: Gustav-Freytag-Bibliographie. Dülmen: Laumann 1990. ISBN 3-87466-141-5
- Otto Mayrhofer: Gustav Freytag und das Junge Deutschland. Marburg: Elwert 1907. Reprint. New York, N.Y. u. a.: Johnson (1968) (= Beiträge zur deutschen Literaturwissenschaft; 1)
- Larry L Ping: Gustav Freytag and the Prussian Gospel. Novels, Liberalism, and History. Oxford u.a.: Peter Lang 2006 (= North American Studies in 19th-Century German Literature; 37) ISBN 3-03910-545-0
- Michael Schneider: Geschichte als Gestalt. Formen der Wirklichkeit und Wirklichkeit der Form in Gustav Freytags Roman „Soll und Haben“. Stuttgart: Heinz 1980. (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik; 83) ISBN 3-88099-087-5
- Izabela Surynt: Das „ferne“, „unheimliche“ Land. Gustav Freytags Polen. Dresden: Thelem bei w.e.b. 2004. (= Arbeiten zur neueren deutschen Literatur; 21) ISBN 3-937672-33-8
- Karin Wirschem: Die Suche des bürgerlichen Individuums nach seiner Bestimmung. Analyse und Begriff des Bildungsromans, erarbeitet am Beispiel von Wilhelm Raabes „Hungerpastor“ und Gustav Freytags „Soll und Haben“. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1986. (= Marburger germanistische Studien; 5) ISBN 3-8204-8962-2
- „Mein theurer Theodor“ Gustav Freytags Briefe an Theodor Molinari 1847-1867. Nach den Handschriften herausgegeben und kommentiert von Izabela Surynt und Marek Zybura. Dresden, Neisse Verlag 2006, ISBN 3-934038-63-8
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Gustav Freytag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Gustav Freytag als nicht textkritische Online-Texte beim Projekt Gutenberg-DE
- Alfred Dove: Freytag, Gustav. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 48, S. 749–767.
- Sekundärliteratur zu Gustav Freytag
- Gustav Freytag: Flugschriftensammlung, Einblattdrucksammlung und Bibliothek
- Homepage zu Gustav Freytag
- Das Gustav-Freytag-Museum in Wangen
- Das Gustav-Freytag-Gymnasium in Gotha/Thüringen
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Personendaten | |
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NAME | Freytag, Gustav |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 13. Juli 1816 |
GEBURTSORT | Kluczbork, Oberschlesien |
STERBEDATUM | 30. April 1895 |
STERBEORT | Wiesbaden |