Heinz Rudolf Kunze
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Heinz Rudolf Erich Arthur Kunze (* 30. November 1956 in Espelkamp-Mittwald) ist ein deutscher Literat, Rocksänger, Musicaltexter/-übersetzer. Seine größten Single-Erfolge hatte er 1985 und 1986 mit Dein ist mein ganzes Herz und Mit Leib und Seele.
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[Bearbeiten] Biografie
[Bearbeiten] Die frühen Jahre
Am 30. November 1956 wird Kunze im Flüchtlingslager Espelkamp bei Minden geboren. Die Familie stammt aus Guben (Niederlausitz). Kunzes Vater war während des II. Weltkriegs Frontoffizier bei der Waffen-SS und kommt erst in Kunzes Geburtsjahr aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Als Kind leidet Heinz Rudolf Kunze an einer akuten Knochenkrankheit und sucht seine Interessen daher nicht im Sport, sondern im Lesen von Büchern und dem Hören von Musik. Erste eigene Textentwürfe entstehen.
Anfang der 1970er Jahre wird Kunze Künstler, allerdings Schriftsteller und nicht Musiker. Mitte der 1970er Jahre erhält er für seine Texte Zu Karla übers Wochenende und Romanze den 1. Preis für Kurzprosa in einem Literaturwettbewerb; erste Publikationen erscheinen. Unter dem Projektnamen Provinzriesen tritt Kunze danach zusammen mit seinem Freund Michael Thiele und Gastgitarrist Jaroslawski in Osnabrück auf. 1979 heiratet Heinz die ein Jahr jüngere Studentin Gisela.
[Bearbeiten] 1980 bis 1983
Heinz Rudolf Kunze spielt nun Gitarre und Klavier, singt seine eigenen Texte. Im Frühjahr 1980 gibt er erste Konzerte und tritt 1980 beim Pop-Nachwuchs-Festival in Würzburg zum ersten Mal in seinem Leben vor Fernsehkameras. Am Flügel sitzend und von seinem Freund Mick Franke (1955-2001) an der Gitarre begleitet, kämpft er um die Gunst der Jury und gewinnt einen Plattenvertrag. Das Debütalbum Reine Nervensache (1981) wird wohlwollend aufgenommen; 1982 erhält Heinz Rudolf Kunze dafür den Kleinkunstpreis Berliner Wecker sowie den Willy-Dehmel-Preis. Sein zweites Album Eine Form von Gewalt wird 1982 mit dem Deutschen Schallplattenpreis (heute bekannt als ECHO) ausgezeichnet. Auch die weiteren Alben Der schwere Mut und Die Städte sehen aus wie schlafende Hunde werden keine besonderen kommerziellen Erfolge. Kunze geht deshalb neben der Musik 'fremd', verfasst z.B. für den Spiegel ein Randy Newman-Essay und moderiert für den NDR und den SFB eigene Radiosendungen.
[Bearbeiten] 1984 bis 1987
Nun sucht Kunze zielstrebig auch den finanziellen Erfolg und schafft es: zuerst mit der Single Sicherheitsdienst und danach mit der deutschen Version des alten Kinks-Klassikers Lola. Mitte der 1980er Jahre trennt sich Heinz Rudolf Kunze von seinem langjährigen Partner und Freund Mick Franke und prompt gelingt ihm mit dem inzwischen zum Evergreen gewordenen Dein ist mein ganzes Herz der kommerzielle Durchbruch, für den Komponist und Produzent Heiner Lürig mitverantwortlich ist. Der Erfolgs-Express Kunze-Lürig kommt in Fahrt und scheint in den Folgejahren kaum noch zu bremsen: Mit Leib und Seele 1985, Finden Sie Mabel und Ich brauch Dich jetzt 1986 werden Goldene Schallplatten, Kunze erhält zudem die Goldene Stimmgabel. 1987 folgt der RTL Sonderlöwe in der Sparte Neues Deutsches Lied für das Live-Doppelalbum Deutsche singen bei der Arbeit aus dem gleichen Jahr.
[Bearbeiten] 1988 bis 1994
Ende der 1980er Jahre ziehen Heinz und Gisela Kunze von Osnabrück in die Wedemark bei Hannover. HRK (so die damals eingeführte Abkürzung für Heinz Rudolf Kunze) spielt 1988 mit seiner Verstärkung insgesamt siebzig Konzerte - davon drei in der DDR vor mehr als 40.000 Zuschauern - und veröffentlicht mit Meine eigenen Wege (aus dem 1988 erscheinenden Album Einer für alle) vorab eine Single, die bei der DDR-Tour gut aufgenommen wird. Dem Album Einer für alle folgt 1989 Gute Unterhaltung, aus dem im gleichen Jahr die Single Alles was sie will und im Folgejahr die Singles Größer als wir beide und Heul mit den Wölfen ausgekoppelt werden. Trotzdem liegen Kunzes Ambitionen nach wie vor im literarischen Bereich. So veröffentlicht er bis 1990 auch zwei eigene Bücher und fühlt sich nun bereit für eine erste literarisch-musikalische Reise durch das inzwischen wiedervereinigte Deutschland. Unter dem Titel Sternzeichen Sündenbock veröffentlicht er 1990 einen Livemitschnitt aus dem Mainzer Kabarett Unterhaus und lässt 1991 das Album Brille folgen, mit dem seinen bislang größten kommerziellen Erfolg feiern kann.
Der Erfolg der ersten zehn Jahre Heinz Rudolf Kunzes ist um so erstaunlicher, als er sich stetig wandelt. So beweist Kunze 1992 mit seinem Album Draufgänger, dass er auch härter sein kann: krachender Gitarren-Rock, deutlich beeinflusst vom Grunge der beginnenden 1990er, bestimmt dieses erste Konzeptalbum Kunzes. Draufgänger ist ein wildes, lautes, unruhiges Album, auf dem Kunze auch erstmals deutsch-deutsche Befindlichkeiten nach der Wende in Liedform aufnahm (Verraten und verkauft und Held der Arbeit, 1992 als Singles ausgekoppelt). Mit Finderlohn enthält das Album aber auch einen eher ruhigen Titel, der ebenfalls als Single erscheint. 1994 setzt Heinz Rudolf Kunze mit dem Album Kunze: Macht Musik wieder stärker auf musikalische Vielfalt. Als Abschiedsalbum für seine alte Band 'Verstärkung' gedacht, enthält es neben kommerziellen Songs (Leg nicht auf, Tohuwabohu, Einfacher Mann) auch den Titel Sex mit Hitler, der kurzzeitig auf dem Index der Bundesprüfstelle landete.
[Bearbeiten] 1995 bis 1999
Anfang 1996 erscheint Kunzes nächstes Studioalbum, bis dahin zieht er mit seinem zweiten literarisch-musikalischen Programm Der Golem aus Lemgo durch die Lande. Aus dem Album Richter-Skala (mit komplett neuer Verstärkung aufgenommen) werden mit Ich steh Dir bei (dem Titelsong der Sat.1-TV-Serie Max Wolkenstein) und Halts Maul zwei Singles ausgekoppelt. "Richter-Skala" markiert gleichzeitig den Höhepunkt der "anderen Alben", die mit "Draufgänger" begannen. Nach dem Ende der Richterskala-Tour gerät HRK dann heftig in das Kreuzfeuer der deutschen Medien, als er sich während eines Interviews im Spiegel unter dem Titel Austritt aus der NATO für eine Quote pro Deutscher Rockmusik stark macht. Niemand ahnt, dass Kunze hier der Entwicklung in Deutschlands Medienszene um fast zehn Jahre voraus war.
Bereits 1997 zeigt HRK eine weitere neue Seite auf. Mit seinem Album alter ego gibt sich Kunze verschmitzt blinzelnd „poppig“, „leichtfüßig“ und „eingängig“, wie es Kritiker seinerzeit beschrieben - ein Prädikat, das sich mit dem Nachfolgealbum Korrekt nun gänzlich bestätigte. Kunze und Lürig bewegen sich mit diesem Album musikalisch auf der Höhe der Zeit, bieten Rock, Balladen und mit Aller Herren Länder eine weitere Single in Gold, für die Kunze und Lürig in der Folge von Radio Schleswig-Holstein mit RSH Gold sowie mit der Goldenen Stimmgabel und den Fred-Jay-Preis der GEMA ausgezeichnet werden. Das Jahr 1999 steht dann ganz im Zeichen der Vorbereitungen für ein neues Album, mit dem Heinz Rudolf Kunze das nächste Millennium einzuleiten gedenkt. Die Zeit wird überbrückt mit Non-Stop, einer Art Best of-Kompilation, allerdings gemischt mit raren Liveaufnahmen und dem einzigen neuen Titel , der als Single (Non-Stop)ausgekoppelt wurde. Im Herbst 1999 erhält Heinz Rudolf Kunze erneut die Goldene Stimmgabel, diesmal in der Sparte Deutsch/Rock Progressiv, und eine goldene CD für die Übersetzungsarbeit am Musical Miss Saigon. Kunze nutzt die Gelegenheit um nochmals und wiederum wenig leise für das Deutsche Rock Radio-Projekt zu werben; der Ausdruck „Deutsch-Rock-Quote“ macht daraufhin erneut die Runde durch die Medien und Kunzes Unterstützer aus der deutschen Musikbranche machen sich plötzlich ganz rar.
[Bearbeiten] 2000 bis 2003
Das Jahr 2000 vergeht mit der Produktion eines neuen Kunze-Studioalbums. Außerdem spielt er mit seiner Verstärkung auf der EXPO 2000, übersetzt erfolgreich Musicals wie Rent ins Deutsche und veröffentlicht Bücher (nach Mücken und Elefanten und Nicht dass ich wüsste folgt Heimatfront). 2001 erscheint dann das lange erwartete Album Halt, welches sofort auf Position 10 in die Charts einsteigt. Kunze nimmt hierbei jedoch erstmals Impulse von außen hinzu: Neben Heiner Lürig produziert Chris von Rautenkranz (Blumfeld) vier Titel des Albums. Anfang 2002 lässt Kunze sein drittes literarisch-musikalisches Programm folgen, welches er Wasser bis zum Hals steht mir nennt - für einige Kritiker Zeichen einer latenten Midlife Crisis Kunzes. Radio Jena begleitet ihn mit der Langzeit-Hörfunk-Dokumentation Es war einmal und war doch nicht - 13 Monate im Leben von Heinz Rudolf Kunze. Dabei zeigt sich, wie es hinter der Fassade des Erfolgsduos Kunze/Lürig langsam aber stetig zu bröckeln beginnt. Die Situation eskaliert als Kunze und Lürig in einem offenen Brief das Ende der langjährigen Geschäftspartnerschaft bekannt geben. Für Kunze hat Es war einmal und war doch nicht jedoch auch eine ganz persönliche Note: Co-Produzentin der Radiodokumentation ist seine spätere Lebensgefährtin Gabriele Krause.
Im Spätsommer 2002 geht Kunze mit dem Hamburger Musikproduzenten Franz Plasa und neuen Musikern ins Studio, um das Album Rückenwind aufzunehmen. Trotz der massiven Unterstützung von mehreren Songwritern wird das Album ebenso wie die Singleauskopplung kein großer Erfolg. Im Sommer 2003 folgt auf der Landesbühne Hannover die Premiere des Musicals Ein Sommernachtstraum nach William Shakespeare, die (vorerst) letzte gemeinsame Autorenarbeit von Kunze und Lürig. Mit Vorschuss statt Lorbeeren und "Artgerechet Haltung" folgen 2003 und 2005 weitere Bücher. Die Tour zum Album Rückenwind lässt Kunze unter dem Titel Dabeisein ist alles (einziger neuer Song ist der Titelsong) gleich auf drei Medien (Doppel-CD, DVD und DVD-Audio) dokumentieren. Das Kunze/Lürig-Musical Sommernachtstraum läuft gleichzeitig so erfolgreich, dass der Dank der Stadt Hannover nicht lange auf sich warten lässt: Beide Künstler durften sich in das Goldene Buch der Stadt Hannover eintragen.
[Bearbeiten] 2004 bis 2007
2004 steht nochmals im Zeichen der Rückbesinnung. Heinz Rudolf Kunze schreibt sein zweites eigenes Musical (Titel: Poe - Pech und Schwefel, Musikkomposition: Frank Nimsgern), welches im September Premiere in Saarbrücken hat. Die größte Veränderung ist aber die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit Heiner Lürig, der Kunzes 25. Album Das Original produziert. Mit dieser Platte (Single-Auskopplungen: Immer für dich da und Mehr als dies - letzteres die Hymne des Evangelischen Kirchentages 2005) kehrte Heinz Rudolf Kunze auch auf die großen Bühnen zurück. Zum 25jährigen Bühnenjubiläum zeichnet der WDR zudem eine HRK-Rockpalast-Gala im Capitol in Hannover auf, die nach ihrer Ausstrahlung im November 2005 als DoppelDVD-Box Man sieht sich plus BonusLiveCD veröffentlicht wird.
Im Oktober 2006 erhält Heinz Rudolf Kunze den 'Praetorius Musikpreis' des Landes Niedersachsen für sein Lebenswerk, kurz danach erscheint der Mitschnitt seines vierten musikalisch-literarischen Programmes unter dem Titel „Kommando Zuversicht“ als Doppel-CD. Den Rest des Jahres erarbeitet Kunze auch zusammen mit Heiner Lürig und dem Rest der Verstärkung das neue Album „Klare Verhältnisse“, das am 26. Januar 2007 veröffentlicht wurde; vorab erschien für diverse Rundfunksender die Promo-Single "Guten Tag Traurigkeit". Das Album widmete Kunze seiner neuen Lebensgefährtin Gabriele Krause, für die er nach 25 Ehejahren Ehefrau Gisela und die beiden Kinder verließ. In einem Interview mit der Illustrierten 'BUNTE' vom Februar 2007 erklärte Kunze jedoch, dass ihm die Trennung von seiner Frau und den Kindern schwer gefallen sei und er deshalb sehr leide.
Am 8. März 2007 hat Heinz Rudolf Kunze mit dem Titel „Die Welt ist Pop“ an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2007 teilgenommen. Gewinner war Roger Cicero.
[Bearbeiten] Werke
[Bearbeiten] Die zehn wichtigsten Alben und CDs
Die Ziffer hinter dem Buchstaben ‚D‘ benennt die höchste Platzierung des Albums in den deutschen Verkaufscharts:
- 1981 – Reine Nervensache
- 1983 – Der schwere Mut
- 1985 – Dein ist mein ganzes Herz (D 10)
- 1986 – Wunderkinder (D 18)
- 1989 – Gute Unterhaltung
- 1991 – Brille (D 4)
- 1994 – Kunze: macht Musik (D 10)
- 1999 – Korrekt (D 12)
- 2005 – Das Original (D 28)
- 2007 – Klare Verhältnisse (D 21)
[Bearbeiten] Literarische Programme
- 1991 – Sternzeichen Sündenbock
- 1994 – Der Golem aus Lemgo
- 2002 – Wasser bis zum Hals steht mir
- 2006 – Kommando Zuversicht
[Bearbeiten] Singles (Auswahl)
Die Ziffer hinter dem Buchstaben ‚D‘ benennt die höchste Platzierung der Single in den deutschen Verkaufscharts:
- 1981 – Für nichts und wieder nichts
- 1985 – Dein ist mein ganzes Herz (D 8)
- 1987 – Mit Leib und Seele
- 1987 – Finden Sie Mabel
- 1992 – Finderlohn (D 55)
- 1994 – Leg nicht auf (D 56)
- 1999 – Aller Herren Länder (D 75)
(Hinweis: Die Welt ist Pop, Kunzes Lied beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2007, ist von seiner Plattenfirma nicht in den Handel gebracht worden sondern wurde nur als Promo-Single an die Rundfunksender verschickt.)
[Bearbeiten] Musicals
- 1987 – Les Miserables (deutsche Version: Übersetzung HRK)
- 1994 – Miss Saigon (deutsche Version: Übersetzung HRK)
- 1996 – Joseph and the amazing technicolor dreamcoat (deutsche Version: Übersetzung HRK)
- 1999 – RENT (deutsche Version: Übersetzung HRK)
- 2003 – Ein Sommernachtstraum (nach Shakespeare, HRK gemeinsam mit Heiner Lürig)
- 2004 – POE - Pech und Schwefel (HRK gemeinsam mit Frank Nimsgern)
- 2007 – Kleider machen Liebe – oder: Was ihr wollt (nach Shakespeare, HRK gem. mit Heiner Lürig)
[Bearbeiten] Bücher (Auswahl)
- 1984 – Deutsche Wertarbeit - Lieder und Texte 1980-1982
- 1997 – Heimatfront - Lieder und Texte 1995-1997
- 1999 – heinz rudolf kunze: agent provocateur
- 2003 – Vorschuß statt Lorbeeren - Lieder und Texte 2000-2002
- 2004 – Ein Sommernachtstraum
- 2005 – Silbermond samt Stirnenfuß - HRK Texte und Musik von 1980 bis 2005 von Holger Zürch
- 2007 – Heinz Rudolf Kunze - Meine eigenen Wege. Die Biographie von Karl-Heinz Barthelmes
- 2007 – Ein Mann sagt mehr als tausend Worte - Lieder und Texte 2006-2007
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Heinz Rudolf Kunze im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Webseite
- Biographie bei Laut.de
- Wunderkinder.de - Der Heinz Rudolf Kunze Fanclub im Internet
- Große Akkorde und Tabulatur - Sammlung
Personendaten | |
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NAME | Kunze, Heinz Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Rocksänger |
GEBURTSDATUM | 30. November 1956 |
GEBURTSORT | Mittwald-Espelkamp |