Henri Matisse
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Henri Matisse (* 31. Dezember 1869 in Le Cateau-Cambrésis, Frankreich; † 3. November 1954 in Nizza; eigentlich Henri Émile Benoît Matisse) war ein französischer Maler und Bildhauer.
Henri Matisse fand nach dem Rechtswissenschaftsstudium zur Malerei. Er setzte sich als junger Künstler intensiv mit den Kunstrichtungen des 19. Jahrhunderts auseinander und kopierte für den Staat im Louvre klassizistische Werke. Die erste Ausstellung seiner Arbeiten fand 1904 bei dem französischen Kunsthändler Ambroise Vollard statt. Matisse entwickelte sich zu einem der vielschichtigsten und innovativsten Künstler des 20. Jahrhunderts und war 1905 einer der Mitbegründer der „Fauves“, zu deutsch die „Wilden“. Die Fauves waren eine Künstlergruppe, die besonders expressiv und mit leuchtenden Farben arbeitete. Henri Matisse war als Maler, Grafiker und Plastiker tätig und lebte abwechselnd in Paris und in der Gegend von Nizza, wo er im November 1954 starb. Einer seiner Söhne war der New Yorker Galerist Pierre Matisse.
Sein Atelier war ein Zimmer mit Blick aus dem Fenster. Akte, Portraits, Wohnräume, Stillleben, Landschaften und dynamische oder schwer fassbare Themen wie der Tanz oder die Musik (Jazz) standen im Zentrum seines Darstellungsinteresses (Sujet). Sein künstlerisches Streben konzentrierte sich auf die Harmonie zwischen der maximalen Entfaltungsmöglichkeit der Farbe und einer fortschreitenden Abstraktion der gegenständlichen Form. Die Reduktion der Form bis hin zur Abstraktion führt ihn zur Betonung des dynamischen Elements. Das Spätwerk offenbart sich in den „Scherenschnitten“ und kann als Höhepunkt dieser Bestrebung gewertet werden. Diese Serie, die nur in blau und weiß gehalten ist (gouaches decoupees), hatte eine skulpturale Wirkung. Ein Beispiel dafür ist der blaue Akt, ein Scherenschnitt von 1952 mit den Maßen 116 x 81,9 cm. Ein Beispiel für die Leuchtkraft und Farben ist „Der Tanz“, ein Ölbild von 1910 (260 x 391 cm). Die nahezu gewaltsam gegeneinander gesetzten Farben (intensives Rot und blauer/grüner Hintergrund), die mitreißende Bewegungsdynamik, die rhythmische Struktur und die flächenverspannende Figurengruppe haben eine magische Ausstrahlung auf den Betrachter.
Einige seiner Werke wurden postum auf der documenta 1 (1955), der documenta II (1959) und der documenta III (1964) in Kassel gezeigt.
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[Bearbeiten] Papierschnitt
Um 1943 wurde der Papierschnitt zu einem weiteren Hauptausdrucksmittel in der Arbeit des von '41-44 erkrankten Künstlers; um 1948 schließt dieser sogar ganz mit der Malerei ab. Er ließ von Assistenten Papierbögen einfärben, aus denen er dann seine Figuren und freien Formen ausschneiden konnte. Matisse nannte diese Technik „mit der Schere zeichnen“. 1947 wurde eine Folge von Papierschnitten aus den Jahren 1943 bis 1944 unter dem Titel „Jazz“ veröffentlicht, die im Schablonendruck vervielfältigt worden waren. Der Titel spielt auf die Spontanität und Improvisation des Jazz an. Hinzu kamen noch Entwürfe für Wandteppiche und die Ausgestaltung einer Kapelle in Nizza, die alle in Papierschnitten vorbereitet wurden. Die Serie der „blauen Akte“ entstand 1952 nur wenige Jahre vor seinem Tod. Der Kunsthändler Heinz Berggruen stellte die Papierschnitte erstmals 1953 in seiner Pariser Galerie aus und 2003 in einer Sonderausstellung seiner Sammlung Berggruen in Berlin.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- 1905 - Luxus, Stille und Begierde, Musée d'Orsay, Paris
- 1905 - Lebensfreude
- 1906 - Self-Portrait in a Striped T-shirt, Kopenhagen
- 1908 - Harmonie in Rot, State Museum of New Western Art, Moskau
- 1908 - Das rote Zimmer, Eremitage, Sankt Petersburg
- 1909 - Spanierin mit Tamburin, Puschkin-Museum, Moskau
- 1909 - Der Tanz, Eremitage, Sankt Petersburg und MoMA, New York
- 1911 - Familienbildnis, Eremitage, Sankt Petersburg
- 1919 - Die weißen Federn
- 1937 - Dame in Blau
- 1949 - Blassblaues Glasfenster
- 1953 - Die Schnecke, Tate Gallery, London
- 1952 - Blauer Akt, Seilspringerin (Papierschnitt)
- 1952 - Der Papagei und die Meerjungfrau (Papierschnitt, 340 x 785 cm)
- 1952 - La tristesse du roi (Papierschnitt)
- 1953 - Die Garbe
- 1954 - Das Schicksal - Le destin
- Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli
[Bearbeiten] Literatur
- Matisse on Art (Documents of Twentieth-Century Art) (engl.) – Henri Matisse, Jack D. Flam (1995) ISBN 0-5202-0032-2.
- Matisse Portfolio – Henri Matisse (2003) ISBN 3-8228-2982-X
- Schnipp, Schnapp, Matisse – Henri Matisse, Nina Hollein, Max Hollein (2002) ISBN 3-7913-2753-4.
- Oliver Berggruen und Max Hollein (Hrsgg.): Henri Matisse. Mit der Schere zeichnen. Meisterwerke der letzten Jahre. Mit Beiträgen von Michel Anthonioz, Oliver Berggruen, Hannes Böhringer, Max Hollein, Rémi Labrussem Gunda Luyken, Ingrid Pfeiffer und Margret Stuffmann, Prestel Verlag, München 2002, 176 S. mit 149 Abb., davon 105 farb., ISBN 3-7913-2798-4.
- Beatrice Lavarini, Henri Matisse: JAZZ (1943-1947) - Ein Malerbuch als Selbstbekenntnis, scaneg Verlag 2000, 432 S., 20 Abb., ISBN 3-89235-079-5.
[Bearbeiten] Weblinks
- Kunstsammlung NRW
- Literatur von und über Henri Matisse im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Matisse Biografie (engl.)
- Fondation Beyeler, Riehen bei Basel
- Matisse im Webmuseum Paris
- Henri Matisse: Eine Virtuelle Kunst-Galerie
Personendaten | |
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NAME | Matisse, Henri |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Maler und Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 31. Dezember 1869 |
GEBURTSORT | Le Cateau, Frankreich |
STERBEDATUM | 3. November 1954 |
STERBEORT | Nizza, Frankreich |