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Hermann Kreutz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hermann Kreutz (* 1931 in Büssow, Kreis Friedeberg/Neumark) ist ein deutscher Kirchenmusiker, Kirchenmusikdirektor, Chorpädagoge und Dozent für Chorleitung.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Künstlerische Entwicklung

Hermann Kreutz war ein Sohn des Pfarrers Ernst Kreutz und lebte von 1933 bis 1945 mit seiner Familie in Reetz (heute: Recz), wo sein Vater Pfarrer der damaligen Katharinenkirche (heute: Christuskirche) war. Nach der Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkrieg, auf der sein Vater umkam, lebte er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern bei Minden auf und besuchte eine Internatsschule in Petershagen. Hier übernahm er bald bereits als Schüler die Leitung des Madrigalchors der Schule. Nach dem absolvierten Abitur begann er ein Studium der Kirchenmusik an der Westfälischen Landeskirchenmusikschule in Herford unter Wilhelm Ehmann. Während seines Studiums war er als nebenberuflicher Organist und Chorleiter in (Löhne)-Obernbeck tätig.

Nach dem Abschluss des Kirchenmusikstudiums in Herford schloss er ein Studium der Chorleitung an der Nordwestdeutschen Musikakademie bei Kurt Thomas an. Im Jahr 1955 wurde er nach Gütersloh eingeladen, wo seine damalige Verlobte und spätere Ehefrau bereits als Organistin beschäftigt war. Hier sollte die Stellung eines Chorleiters besetzt werden, da der amtierende Kirchenmusiker Eduard Büchsel sich fortan vor allem dem Orgelspiel widmen wollte.

[Bearbeiten] Bachchor Gütersloh

Hermann Kreutz baute in der Zukunft in Gütersloh, wo bislang neben dem im Zerfall begriffenen Evangelischen Bachchor der Kirchenchor und ein Kinderchor existierte, die Chorarbeit an der Kirchengemeinde durch Gründung einer Choralsingschule (später: Gütersloher Singschule) und einer Jugendkantorei weiter aus.

In der Folge entwickelte er den Bachchor zu einem der bekanntesten westfälischen Chöre mit weitem überregionalen Bekanntheitsgrad. Im Jahr 1961 wurde der Chor in „Bachchor Gütersloh“ umbenannt. Ab 1964 wurden die Rundfunkgesellschaften aufmerksam, sowohl der WDR als auch NDR und SFB machten in der Folge zahlreiche Einspielungen vor allem auch selten aufgeführter A-capella-Werke verschiedener Komponisten. 1959 wurde mit dem Bachchor eine erste Single-Schallplatte eingespielt, im Jahr 1968 spielte er die erste Langspielplatte mit Bachchorälen ein, der bald weitere folgen sollten. Schwerpunkte der Chorarbeit bildete neben den klassischen Chorwerken von Schütz, Bach, Brahms und anderen bekannten Komponisten die Erarbeitung neuer anspruchsvoller Chorwerke von Hugo Distler, Ernst Pepping, Johannes Driessler, Willy Burkhard, Frank Martin, Francis Poulenc sowie auch zahlreiche Uraufführungen von Werken des Gütersloher Komponisten Carl Theodor Hütterott. Unter anderem wurde in Zusammenarbeit mit dem WDR die erste Schallplatteneinspielung der Weihnachtsgeschichte von Ernst Pepping herausgebracht. Er führte mit dem Bachchor Konzertreisen nach Belgien, Frankreich, Polen und Berlin durch.

Seit dem Mauerbau führte Hermann Kreutz den Bachchor regelmäßig über 30 Jahre hinweg in den Pfingsttagen zu Chorfahrten nach Berlin. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, am Rande der Legalität und unter abenteuerlichen Bedingungen wurde – zunächst einzeln oder in kleinen Gruppen "privat" - die Grenze überschritten, um dort Gottesdienste musikalisch mitzugestalten und durch die (illegale) Mitnahme von Chornoten und anderen Materialien die kirchenmusikalische Arbeit in den Ostberliner Gemeinden zu unterstützen. In Westberlin wurden Konzerte in der Gedächtniskirche und anderen Kirchen gegeben.

Im Jahr 1967 wurde Hermann Kreutz mit dem Bachchor Gütersloh zur Teilnahme an dem europäischen Chorfestival Europa cantat in Namur eingeladen, hier wurde gemeinsam mit dem Komponisten César Geoffray seine Messe einstudiert und aufgeführt. Seit 1970 gestaltete Hermann Kreutz mit dem Bachchor und dem WDR regelmäßig Offene Singen, die im WDR live übertragen wurden.

[Bearbeiten] Künstlerische Bedeutung

Beginnend im Jahr 1958 leitete Kreutz eine jährliche Chorwoche des Kasseler Internationalen Arbeitskreises für Musik in der Bildungsstätte Bündheim in Bad Harzburg. Ab 1964 bildete sich aus Teilnehmern dieses Kreises ein eigener Chor, die Bündheimer Kantorei, der seitdem in monatlichen Chorwochenenden im Raum Hannover probt und Konzerte erarbeitet.

Im Jahr 1978 reiste Kreutz mit dem Westfälischen Vokalensemble, welches aus seinen Chören, dem Bachchor und der Jugendkantorei Gütersloh, der Bündheimer Kantorei, dem Kammerchor der Musikhochschule Münster sowie dem Kammerchor der Volkshochschule Münster bestand, auf eine Konzertreise nach Polen, auf welcher in Szczecin und Stargard Konzerte veranstaltet wurden. Außerdem erfolgte eine Einladung zum internationalen Chorfestival in Miedzyzdroje, auf welchem ansonsten 17 Chöre aus allen Ostblockstaaten, aus England, Frankreich, Holland, Italien, Spanien und den USA teilnahmen. Dem Ensemble unter Leitung von Hermann Kreutz wurde auf dem Festival der erste Preis zugesprochen. Im Jahr 1986 erfolgte eine weitere Konzertreise nach Polen.

1975 erhielt Hermann Kreutz den Ruf als Dozent für Chorleitung an die Musikhochschule Münster (Staatliche Hochschule für Musik Westfalen-Lippe, Abteilung Münster). Hier gründete er den Chor und den Kammerchor der Musikhochschule Münster. Mit diesem Chor und der Jugendkantorei Gütersloh trat er regelmäßig auf den Evangelischen Kirchentagen auf.

Im Jahr 1990 musste Hermann Kreutz aufgrund einer langwierigen Erkrankung seine Tätigkeit in Gütersloh aufgeben. Seit seiner Genesung und der Übersiedlung nach Münster führte er die Chorarbeit mit der Bündheimer Kantorei, dem Kammerchor der Musikhochschule Münster und dem Chor der Volkshochschule Münster weiter. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand trennte sich der Kammerchor 1997 organisatorisch von der Musikhochschule und besteht bis heute als "Kammerchor Münster" als selbständiger Chor unter Leitung von Hermann Kreutz weiter.

Einer seiner Söhne ist der Pianist und Professor für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik Detmold Peter Kreutz.

[Bearbeiten] Diskographie (Auswahl)

[Bearbeiten] Literatur

  • Festschrift 50 Jahre Bachchor Gütersloh 1946-1996, Gütersloh 1996

[Bearbeiten] Weblinks

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