Holocaust-Drama
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Unter dem Begriff Holocaust-Drama werden Filmdramen zusammengefasst, die das Schicksal einzelner – in der Regel fiktiver Personen – vor dem realen Hintergrund des Holocaust der deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslager vor 1945 zeigen. Der Begriff wurde vor allem für die Filme in der Nachfolge des erfolgreichen Schindlers Liste (1993) ab Mitte der 1990er verwendet.
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[Bearbeiten] Merkmale
Der Plot eines Holocaust-Dramas wird vom Wissen der Zuschauer um die realen Hintergründe in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern der Zeit des Nationalsozialismus getragen. Einzelschicksale der Hauptdarstellenden versuchen persönliches Heldentum, unwillentliche Verstrickung und Schuld mit dem historischen Hintergrund zu verknüpfen. Der gute Deutsche (z. B. Schindler, Gerstein) wird moralisch überhöht. Sehr oft wird die Authentizität eines Teils der Geschichte betont. Dem Drehbuch liegt oft ein bereits veröffentlichter Roman zugrunde.
[Bearbeiten] Geschichte
Schon früh setzten sich einzelne Filme mit den Verbrecher der Nazizeit auseinander (so z.B. im deutschen Spielfilm Die Mörder sind unter uns von 1946) und thematisierten einzeln auch die Vernichtungs- und Konzentrationslager (z. B. Morituri von Eugen York). Eine breite Aufarbeitung begann jedoch erst viel später. Besondere Aufmerksamkeit fand die vierteilige US-Fernsehserie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß aus dem Jahr 1978, die auch zu einem allgemeinen Dialog über den Holocaust nicht nur in den USA sondern auch in deutschsprachigen Ländern führte. Starke Reaktionen rief die Zeitzeugen-Dokumentation Shoah von C. Lanzmann im Jahr 1985 und schließlich der bei Publikum und Kritik erfolgreiche Spielfilm Schindlers Liste von Steven Spielberg 1993 hervor.
[Bearbeiten] Kritiken
Die Filme lösten immer wieder Diskussionen über die Themenwahl aus. Zum einen wurde auch von Holocaust-Überlebenden angeführt, ein solches Thema ließe sich nicht angemessen verfilmen. Durch die Darstellung etwa des Lebens im Ghetto und der KZs werde deren Schrecken banalisiert. Dramatisierung und geschichtliche Wahrheit würden kaum mit einander in Deckung zu bringen sein. Die Angreifbarkeit des Themas Holocaust durch Rechtsradikale oder Revisionisten würden dadurch unnötig erleichtert.
Dem ist entgegen gehalten worden, dass es gerade einem Spielfilm gelingen könne, Jugendlichen die Dimensionen des Geschehenen begreifbar machen. Dafür sei Schindlers Liste (1993) ein Beispiel.
[Bearbeiten] Filme (Beispiele, Auswahl)
[Bearbeiten] Frühe Beispiele
- Das siebte Kreuz, Anna Seghers' Roman verfilmt 1944 von Fred Zinnemann
- Morituri, D, 1948, von Eugen York, produziert von Artur Brauner
- Tagebuch der Anne Frank (als Film dramatisiert 1959, 1987, 2001)
- Der Pfandleiher, USA, 1965
- Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß, Fernsehserie USA, 1978
- Sophies Entscheidung, USA, 1982
- Blutiger Schnee, Deutschland / Polen, 1984
[Bearbeiten] Neuere Beispiele
- Escape from Sobibor, 1987, ein Film über den Aufstand im Vernichtungslager Sobibor.
- Schindlers Liste, USA, 1993
- Das Leben ist schön, 1997, Roberto Benigni; eine italienische Tragikkomödie, (italienischer Originaltitel: La Vita è bella)
- Zug des Lebens,Frankreich, 1998, Radu Mihaileanu
- Die Grauzone, USA, 2001, Tim Blake Nelson
- Monsieur Batignole, F 2002, von und mit Gérard Jugnot
- Amen / (Der Stellvertreter), Griechenland, 2002, Constantin Costa-Gavras
- Rosenstraße, Deutschland, Niederlande, 2002, Margarethe von Trotta
- Der Pianist, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Polen, 2002, Roman Polański; ein Film über den Pianisten Władysław Szpilman, der in in Warschau überlebte.
- Der letzte Zug, Deutschland, Tschechien, 2006, Joseph Vilsmaier
- Nicht alle waren Mörder, D, 2006, Jo Baiers TV-Verfilmung von Michael Degens Erinnerungen.
- Die Fälscher (2007), Regie: Stefan Ruzowitzky
[Bearbeiten] Literatur
- Holocaust: Was darf, was muß man zeigen? In: Hamburger Abendblatt vom 25. Jan. 2005 (Beitrag zu D. Anker)
- http://www.comlink.de/cl-hh/m.blumentritt/agr95s.htm M. Blumentritt empfiehlt Nachlesen bei Adorno]
- Hurst, Heike: 'Der erste befreiende Film seit 1945'. Gespräch mit Claude Lanzmann. In: Frankfurter Rundschau, Nr. 27 vom 01.02.1986
- Koch, Gertrud: Die Einstellung ist die Einstellung. Visuelle Konstruktionen des Judentums. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1992
- Harald Welzer: Verweilen beim Grauen. Essays zum wissenschaftlichen Umgang mit dem Holocaust. Verlag: Edition Diskord. 1997. 155 Seiten. ISBN 3892956197
- Young, James E.: Beschreiben des Holocaust. Darstellung und Folgen der Interpretation. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997, 2. A - 2002. 340 Seiten. ISBN 351839231X
[Bearbeiten] Weblinks
- Cinematographie des Holocaust. Dokumentation und Nachweis von filmischen Zeugnissen. Ein Projekt des Fritz Bauer Instituts, Frankfurt am Main, 1992-2006.
- Hollywood und der Holocaust, Dokumentation von Daniel Anker (2004) (Original: Imaginary Witness – Hollywood and the Holocaust, USA 2004, Video OF 92 min; Dort Diskussionsbeiträge)
- Übersicht über Filme zum Thema Holocaust in der IMDb
- Literatur zu Verfilmungen der Holocaust-Thematik