Jenny Aloni
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jenny Aloni (* als Jenny Rosenbaum am 7. September 1917 in Paderborn; † 30. September 1993 in Ganei Yehuda, Israel) war eine deutsch-israelische Schriftstellerin.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Jenny Rosenbaum war die Tochter eines jüdischen Kaufmanns. Sie besuchte ein katholisches Lyzeum in Paderborn bis zur Obersekunda im Jahre 1935. Seit 1933 beschäftigte sie sich intensiv mit dem Zionismus. 1935 hielt sie sich zur Vorbereitung ihrer Auswanderung aus dem Deutschen Reich in der Hachschara-Ausbildungsstätte auf dem Gut Winkel in der Mark Brandenburg auf. 1936 ging sie nach Berlin, wo sie Kontakte zu sozialistischen Gruppen innerhalb der zionistischen Bewegung pflegte und Hebräisch und Arabisch lernte. 1939 holte sie ihr Abitur nach und arbeitete als Gruppenleiterin in einem Kibbuz in Schniebinchen in der Niederlausitz. Im November 1939 gelangte sie mit einem aus jüdischen Kindern und Jugendlichen bestehenden Transport über Triest nach Palästina.
In Palästina studierte sie an der Hebräischen Universität in Jerusalem und verdiente sich ihren Lebensunterhalt mit Haushaltsarbeiten. 1942 meldete sie sich zur Jüdischen Brigade der Britischen Armee, für die sie Krankenschwester arbeitete. 1946 erfolgte ihre Entlassung aus der Armee, anschließend besuchte sie eine Schule für Sozialarbeit. 1946 hielt sie sich in Paris und München auf, um bei der Rückführung jüdischer „Displaced Persons“ in ihre Heimatländer oder ihrer Auswanderung nach Palästina zu helfen. 1948 heiratete Jenny Rosenbaum den 1934 nach Palästina eingewanderten Esra Aloni; 1950 wurde beider Tochter Ruth geboren. 1955 besuchte sie zum ersten Mal seit 1935 ihre Heimatstadt Paderborn. Seit 1957 lebte die Familie Aloni in Ganei Yehuda bei Tel Aviv. Von 1963 bis 1981 war Jenny Aloni ehrenamtliche Mitarbeiterin der Psychiatrischen Klinik in Beer Yaakov.
Jenny Aloni, die seit ihrer Jugend literarische Texte verfasste, schrieb auch nach ihrer Auswanderung nach Palästina vorwiegend in deutscher Sprache. Sie gilt als eine der bedeutendsten Autorinnen der deutschsprachigen Literatur Israels. Ihr Werk besteht aus Romanen, Erzählungen, Gedichten und Tagebüchern. Ihre Werke ist stark autobiografisch gefärbt: Es schildert zum einen die ersten Jahre des Dritten Reiches aus jüdischer Sicht, später – in den in Palästina entstandenen Texten – Probleme in der neuen Heimat und der jüdischen Identität. Sie war langjähriges Mitglied im Verband deutschsprachiger Schriftsteller Israels (VdSI), der vom Journalisten Meir Faerber 1975 in Tel Aviv gegründet wurde. Seit 1992 befasst sich das Jenny-Aloni-Archiv an der Universität Paderborn mit der Pflege ihres Werkes und Nachlasses.
Jenny Aloni erhielt 1967 den Kulturpreis der Stadt Paderborn sowie 1991 den Meersburger Droste-Preis und den Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis.
[Bearbeiten] Werke
- Gedichte, Ratingen b. Düsseldorf 1956
- Zypressen zerbrechen nicht, Witten [u.a.] 1961
- Jenseits der Wüste, Witten [u.a.] 1963
- Der blühende Busch, Witten [u.a.] 1964
- Die silbernen Vögel, München 1967
- Der Wartesaal, Freiburg i. Br. [u.a.] 1969
- Die braunen Pakete, Ganei Yehuda 1983
- Ausgewählte Werke, Paderborn [u.a.] 1987
- Gesammelte Werke in Einzelausgaben, Paderborn [u.a.]
- 1. Das Brachland, 1990
- 2. Zypressen zerbrechen nicht, 1990
- 3. Erzählungen und Skizzen I, 1991
- 4. Der blühende Busch, 1992
- 5. Der Wartesaal, 1992
- 6. Erzählungen und Skizzen II, 1994
- 7. Gedichte, 1995
- 8. Korridore oder Das Gebäude mit der weißen Maus, 1996
- 9. Kurze Prosa, 1996
- 10. Berichte, Gedichte in Prosa, Hörspiele, Gespräche, 1997
- „... man müßte einer späteren Generation Bericht geben“, Paderborn [u.a.] 1995 (zusammen mit Hartmut Steinecke)
- „Ich möchte auf Dauer in keinem anderen Land leben“, Paderborn [u.a.] 2000
- „Ich muß mir diese Zeit von der Seele schreiben ...“, Paderborn [u.a.] 2006
[Bearbeiten] Literatur
- Hartmut Steinecke (Hrsg.): Jenny Aloni, Paderborn 1996
- Hartmut Steinecke: Das Jenny-Aloni-Archiv der Universität Paderborn, Paderborn 1996
- „Warum immer Vergangenheit?“, Paderborn 1997
- Hartmut Steinecke (Hrsg.): „Warum immer Vergangenheit?“, Münster 1999
- Petra Renneke: Das verlorene, verlassene Haus, Bielefeld 2003
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Jenny Aloni im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jenny Aloni im Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren
- Biografie und Bilder von Jenny Aloni
Personendaten | |
---|---|
NAME | Aloni, Jenny |
ALTERNATIVNAMEN | Rosenbaum, Jenny |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-israelische Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 7. September 1917 |
GEBURTSORT | Paderborn |
STERBEDATUM | 30. September 1993 |
STERBEORT | Ganei Yehuda, Israel |