Königsplatz (München)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Königsplatz ist ein öffentlicher Platz im Münchner Stadtteil Maxvorstadt, er gehört zum Gesamtensemble der Brienner Straße, der ersten Prachtstraße Münchens. Der Platz im Stil des europäischen Klassizismus ist ein Zentrum kulturellen Lebens und gilt als eines der Hauptwerke des ludovizianischen "Isar-Athen".
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Lage
Der Königsplatz liegt im dritten Viertel der Brienner Straße im Süden der Maxvorstadt. Er ist der dritte und letzte Platz im Gesamtensemble Brienner Straße. Im Osten trennt er die Meiserstraße von der Arcisstraße, im Westen wird der Königsplatz von der Luisenstraße begrenzt.
[Bearbeiten] Verkehr
Im Individualverkehr besitzt der Königplatz keine andere Funktion als die einer Verlängerung der Brienner Straße. Gleichzeitig wird der Verkehr zur Luisenstraße geführt, mit der eine Verbindung zum Hauptbahnhof entsteht.
Im öffentlichen Verkehr ist der Königsplatz durch den U-Bahnhof "Königsplatz" (U2) angeschlossen.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Geschichte des Königsplatzes ist eng mit der der Brienner Straße verknüpft. Karl von Fischer, der im Auftrag des damaligen Kronprinzen und späteren Königs Ludwig I. zusammen mit Friedrich Ludwig Sckell den ehemaligen Fürstenweg von der Münchner Residenz zum Schloss Nymphenburg zur Pracht- und Hauptstraße Brienner Straße ausbaute, versuchte den starren Rasterplan der Maxvorstadt durch Plätze aufzubrechen, die er an Stellen, an denen quer einfallenden Straßen auf den Fürstenweg zuliefen, projektierte.
[Bearbeiten] Die Konzeption Karl von Fischers
Den Königplatz konzipierte Karl von Fischer nach Vorbild der Akropolis in Athen. Klassische Strenge sollte in lebendiges Grün eingebettet werden und so Ausdruck der städtebaulichen Vorstellungen Ludwigs I. entsprechen, der kulturelles Leben, bürgerliche Ideale, katholisches Christentum, königliche Verwaltung und Militär gemeinsam und in Grün eingebettet sehen wollte. Insofern gehört der Königsplatz zu einem Ensemble, das mit der Abtei St. Bonifaz beginnt, über Königsplatz zu den Pinakotheken läuft, an der sein Leibregiment in der Türkenkaserne zu einer Einheit wuchs.
Um einen mit Tempel umstandenen Raum Platz zu schaffen, erweiterte Karl von Fischer die Brienner Straße. Dabei war kein Straßenkreuz die Grundlage für den Platz; die sich kreuzenden Straßen verlegte Fischer an die Ränder des Platzes, die dadurch ihn begrenzten und den Raum eigenständig machen. Fischers Konzept sah an den Längsseiten zwei etwa 200 Meter lange Tempelbauten vor, unmittelbar an den Platzkanten Wohnbebauung. Die starre Symmetrie sollten Rasen und Bäume aufheben. Dieses Konzept wurde aber nur teilweise verwirklicht.
[Bearbeiten] Weiterentwicklung durch Leo von Klenze
Nachdem Leo von Klenze den Auftrag zur Ausführung des Königsplatzes erhielt, behielt er die Grundkonzeption Karl von Fischers bei. Seine Glyptothek korrespondiert mit der Antikensammlung, die Georg Friedrich Ziebland entwarf. An der Kreuzung Brienner Straße mit der damaligen Arcisstraße hatte Karl von Fischer bereits kleine Wohnbauten, die architektonisch der palaisorientierten Bebauung der Brienner Straße mit freistehenden, im Grundriss quadratisch wirkenden Gebäuden, entsprachen, den östlichen Abschluss des Königsplatzes verwirklicht. Im Westen ergänzte Leo von Klenze den Abschluss durch die Propyläen, die in Form und Dimension eine 1:1-Replik des Athener Vorbildes mit eigenen Bildprogramm und ägyptischen Einflüssen sind. Diese nehmen der Brienner Straße ihren durchgehenden Charakter - ähnlich dem Karolinenplatz. Da zum Realisierungszeitpunkt die Umgebung noch freies Gelände war, übernahmen die Prophyläen zugleich die (symbolische) Funktion eines Stadttores. Somit wurde der Königplatz eine Oase städtebaulicher Ruhe. Wesentlich für die Wirkung der Bauwerke und ihr Zusammenspiel ist die Neigung des Platzes. Er fällt von den Gebäuden über die Rasenflächen zur zentralen Straße leicht ab. Diese geringe Neigung genügt, um den Eindruck von antiken Tempelanlagen, die stets auf Anhöhen und Hügeln errichtet wurden, zu erzeugen. Der Königsplatz sollte keinen bestimmten Sachzweck erfüllen oder einer Herrschaftsinszenierung dienen, sondern einzig der Antike mit ihrer Ästhetik und ihren Idealen, wie sie Ludwig I. verstand, nacheifern.
[Bearbeiten] Entstellung während der NS-Herrschaft
Nach der NS-Machtergreifung begann 1934 die Umgestaltung Münchens zur Hauptstadt der Bewegung. Der von den NS-Machthabern in "Königlicher Platz" umbenannte Königsplatz wurde durch Paul Ludwig Troost so umgestaltet, dass die Konzeption Karl von Fischers umgekehrt wurde. Sämtliches Grün wurde entfernt. Am östlichen Ende wurde nördlich der Brienner Straße der „Führerbau“, südlich das Verwaltungszentrum der NSDAP errichtet. Anstelle von Fischers Wohnhäusern wurden zwei Ehrentempel für die sogenannten "Gefallenen" des Hitler-Ludendorff-Putsches 1923 errichtet. Dieser Riegel erweitert den Königsplatz in seiner Breite erheblich. Durch die Entfernung des Grüns konnte der Königplatz sich in Richtung der "Führerbauten" erweitern und wie ein Trichter auf die Ehrentempel hin fokussieren. Damit wurde die Blickrichtung um 180° umgekehrt. Gleichzeitig wurde der Platz mit Granitplatten, die bewußt aus allen Teilen des Deutschen Reiches stammten, gepflastert. Die vollkommen eben verlegten, 1 Quadratmeter großen Platten ließen die Tempelbauten wie die Propyläen sehr deplatziert wirken. Das lag in der Absicht Troosts. Die historischen Bauwerke sollten den Platz nicht mehr dominieren, sondern den Neubauten gleich- oder untergeordnet erscheinen. Gleichzeitig sollte das neue Deutschland im insbesondere von Troost entwickelten NS-Architekturstil zeigen, dass es sich von der alten Ordnung, architektonisch vom Rundbogenstil Ludwigs I., ableitet, jedoch eine eigene neue Ordnung darstellt, die alles relativiert und hinter sich einordnet. Seitdem wurde der Königsplatz für Aufmärsche und Kundgebungen der NSDAP genutzt. Am 10. Mai 1933 fand auf dem Königsplatz eine maßgeblich vom Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund organisierte Bücherverbrennung statt. [1]
[Bearbeiten] Nachkrieg
Während des Zweiten Weltkrieges wurde insbesondere die Tempelbauten schwer zerstört. Nach dem Einmarsch der US-amerikanischen Besatzungsmacht wurden die Ehrentempel 1945 von der US-Armee gesprengt. Erst 1987/88 wurden die Platten entfernt und der Originalzustand soweit wie möglich wiederhergestellt. In diesem Vergleich wurde noch einmal der Eindruck zwischen dem nationalsozialistischen Verständnis und dem Ludwigs I. deutlich. Lediglich die Wohnbauten Karl von Fischers fehlen noch, um den ursprünglichen Eindruck wiederherzustellen. An ihrer Stelle stehen noch die überwachsenen Sockel der Toostschen Ehrentempel. Eine Rekonstruktion der Fischerschen Bauten wird periodisch gefordert, bisher aber nicht ernstlich diskutiert.
Ende der 1990er Jahre wurden die Bauten generalsaniert. Die Giebelfigurengruppen wurden durch Kopien ersetzt, ein Teil auf dem Bahnsteig des U-Bahnhofs Königsplatz ausgestellt.
[Bearbeiten] Der Königplatz als Ausdruck des „Griechenlandabenteuers“
Mit der Thronbesteigung seines Sohnes Otto im neuen griechischen Königreich 1832 erhoffte sich Ludwig I. die Gründung einer dauerhaften wittelsbachischen Dynastie in Griechenland. Bereits zuvor und verstärkt durch diese geschichtliche Entwicklung kam Ludwigs Hellenophilie auch in Bauaufträgen zum Ausdruck. Der Königsplatz sollte ein Zeichen der Verbundenheit zwischen Bayern und Griechenland sein mit dem Haus Wittelsbach als Brücke zwischen den Ländern. Die dorischen Propyläen zeigen die Begründung dieser Verbindung, die zugleich das Eingangstor zur Zukunft ist. Die ionische Glyptothek führt zum Höhepunkt des kulturellen Schaffens in Form eines Tempelbaus. Das nach der korinthischen Ordnung gestaltete Gebäude im Süden des Platzes, das heute die Staatliche Antikensammlung beherbergt, hieß zu Ludwigs Zeit Kunst- und Industrie-Ausstellungsgebäude der Förderung der Kunst und des Gewerbes und sollte diese Entwicklung in die Gegenwart führen, die sich in den Fischerschen Bauten in der Ausfahrt zeigte.
Als Ludwig I. 1862 die fertiggestellten Propyläen durchschritt, war diese politische Programmatik bereits Vergangenheit: Ludwig verzichtete 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian II. auf den Thron; Otto war 1862 bereits kurz zuvor vom Griechischen Thron vertrieben worden.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Propyläen, entworfen durch Leo von Klenze, erbaut 1848-1862, mit Giebelfiguren von Ludwig von Schwanthaler, 1862.
- Glyptothek, Entwurf Leo von Klenze, erbaut 1816 - 1830), mit Giebelfiguren von Johann Martin von Wagner, 1818.
- Kunst- und Industrie-Ausstellungsgebäude der Förderung der Kunst und des Gewerbes (heute Staatliche Antikensammlungen) von Georg Friedrich Ziebland, 1838-1845. Die Giebelfigur „Bavaria als Beschützerin und Lenkerin aller bildenden Künste“ wurde von Ludwig von Schwanthaler entworfen.
[Bearbeiten] Museen
- Glyptothek (Königsplatz 3)
- Staatliche Antikensammlungen (Königsplatz 1)
- Kunstbau der Städt. Galerie im Lenbachhaus (U-Bahnhof Königsplatz, Zwischengeschoß)
[Bearbeiten] nähere Umgebung
Forschung und Bildung
- Technische Universität München
- Hochschule für Musik und Theater München im Führerbau
- verschiedene Institute der LMU München im ehemaligen Verwaltungsgebäude der NSDAP (Haus der Kulturinstitute)
Museen
- Städtische Galerie im Lenbachhaus
- Staatliche Graphische Sammlung im ehemaligen Verwaltungsgebäude der NSDAP.
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
- Oben Ohne Open Air des Kreisjugendringes München-Stadt (im Juli, seit 1998)
- Königsplatz Open Air (Klassik Open Air seit 1993, seit 2000 unregelmäßig)
- Kino Open Air
- München liest - aus verbrannten Büchern, zur Erinnerung an die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933
[Bearbeiten] Trivia
- Der Königplatz bekam von den Münchnern durch die massive NS-Umgestaltung mit Granitplatten den Spitznamen „Plattensee“.
[Bearbeiten] Literatur
- Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. Köln: DuMont 1979, ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer)
[Bearbeiten] Weblinks
- muenchen.de: Königsplatz
- Königsplatz im 3. Reich
- Historisches Lexikon Bayerns: Klaus Altenbuchner, Königsplatz, München
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Homepage der Ludwig-Maximilians-Universität München: München (seit 1826). 15.07.2006
Brienner Straße mit Wittelsbacherplatz, Karolinenplatz und Königsplatz | Ludwigstraße mit Odeonsplatz | Maximilianstraße | Prinzregentenstraße
Koordinaten: 48° 8' 49" N, 11° 33' 54" O