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Kulturtourismus - Wikipedia

Kulturtourismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Touristen vor dem Angkor Wat, Kambodscha
Touristen vor dem Angkor Wat, Kambodscha

Unter Kulturtourismus versteht man Reisen, die gezielt unternommen werden, um Kulturdenkmäler zu besuchen, die Kultur fremder Länder kennen zu lernen, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen oder seine Bildung anderweitig zu erweitern bzw. zu vertiefen (sog. Bildungs-, Studien- oder Kulturreisen).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Herkunft und Wortbedeutung

Nach Nahrstedt (NAHRSTEDT 1996, S. 6 ff) wie auch der Erinnerung von Mitarbeitern taucht der Begriff Kulturtourismus in der zweiten Hälfte der 80er Jahre wie nebenbei in der Branchensprache und auf Tourismustagungen auf. Auch international kommt der Ausdruck "Cultural Tourism" in Mode. Die TUI bringt 1991 den Prospekt "Kultur und Erleben" heraus. In der Zeitschrift Freizeitpädagogik (FZP 1/92, 74) ist dann der Begriff "Kulturtourismus" als Tagungstitel für 1991 belegt. Seit 1991 gibt es auch die Regionalagentur für Kulturtourismus in Aurich (Uda von der Nahmer). Im Jahre 1992 wird der Begriff bereits mehrfach zum Tagungsthema.

[Bearbeiten] Wesen

Angesichts der historischen relativ neuen Verknüpfung von Kultur und Tourismus wie auch von Abgrenzungsschwierigkeiten beider Wortbestandteile ist eine Definition des Begriffs Kulturtourismus nicht einfach (BECKER 1992, S. 21 und LUGER 1994, s. 19 ff).

Laut einer EU-Studie ist Kulturtourismus "travel undertaken with the intention, wholly or partly, of increasing one`s appreciation of europe`s cultural resources. A cultural resource is any place, structure artifact or event, the experience of which increases a visitors appreciation of the origins, manners, tastes and customs of the host region." (n.Irish Tourist Board et.al.1988,S.3). Nach Becker nutzt "der Kulturtourismus (...) Bauten, Relikte und Bräuche in der Landschaft, in Orten und Gebäuden, um dem Besucher die Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsentwicklung des jeweiligen Gebietes durch Pauschalangebote, Führungen, Besichtigungsmöglichkeiten und spezielles Informationsmaterial nahe zu bringen. Auch kulturelle Veranstaltungen dienen häufig dem Kulturtourismus." (Becker 1992,S.21)

Für diese Sichtweise des Kulturtourismus gelten vier Grundsätze:

  1. Es soll keine spezifische Touristen-Kultur entwickelt werden, sondern die Angebote sowohl für die Nutzung durch Einheimische als auch durch Touristen konzipiert werden.
  2. Der Kulturtourismus soll ein gebietsspezifisches, authentisches Erlebnis vermitteln - es soll am Urlaubsort "Kultur-live" erlebt werden.
  3. Die Angebote des Kulturtourismus müssen vor Überlastungen bewahrt werden, so dass das kulturelle Potential nicht gefährdet wird.
  4. Die Angebote im Kulturtourismus müssen sich durch ein hohes Maß an Sachkunde, Gründlichkeit und Phantasie auszeichnen.

[Bearbeiten] Angebot

Zahlreiche Reiseveranstalter sind heute auf den Kulturtourismus spezialisiert, der für viele Destinationen außerhalb Europas und auch für den Tourismus nach und innerhalb der europäischen Länder eine große Rolle spielt.

Meist kleinere, spezialisierte Reiseunternehmen bieten für Interessierte gut geplante und von ausgebildeten Reiseleitern geführte Reisen an. In kleinen Gruppen werden fremde Länder oder bisher unbekannte Regionen in seiner Heimat erkundet. Es gibt fast für jedes Thema spezielle Studienreisen. Der Preis ist meist höher als bei einfachen Pauschalreisen, da der Gast stärker betreut wird. In den letzten Jahren hat sich auch die Kategorie der Wander- und Studienreisen gebildet, die immer größeren Zulauf findet. Dabei ist ein nachhaltiger Fremdenverkehr das Ziel.

In dem Netzwerk "forum anders Reisen" sind die meisten der nachhaltig wirtschaftenden Reiseunternehmen organisiert, die Studienreisen anbieten.

Marktführer in Deutschland sind die Unternehmen Studiosus (Umsatz 2005: 203 Millionen Euro, bei einem durchschnittlichen Reisepreis von 2300 Euro) und die zur TUI-Gruppe gehörende Gebeco, die auch die Marke Dr. Tigges inne hat. Weiterhin bieten viele lokale Volkshochschulen Bildungs- und Studienreisen in Zusammenarbeit mit Reisebüros an, welche den strengen Qualitätsrichtlinien des Dachverband der deutschen Volkshochschulen unterliegen.

Die Bedeutung des Kulturtourismus in Europa (n.Irish Tourist Board) lässt sich auf 23,5% aller Touristenankünfte (ins.34,5 Mio.1988) festlegen. Davon werden ca. 31 Mio. Touristenankünfte als "general cultural tourists" eingestuft, die restlichen 3,5 Mio. gelten als "spezific cultural tourists".

Goethe in Italien (Tischbein, 1787)
Goethe in Italien (Tischbein, 1787)

[Bearbeiten] Geschichte

Der Kulturtourismus knüpft an die historisch tief verankerte Institution der Grand Tour als Bildungsreise an, die später Studienreise genannt wurde. Ursprünglich war primärer Anspruch des Reisens, sich zu bilden (siehe z.B. GoethesItalienische Reise“). Der Erholungsaspekt kam erst im 19. Jahrhundert dazu, trat mit dem Aufkommen des Massentourismus ab Mitte des 20. Jahrhunderts aber deutlich in den Vordergrund.

Zugleich gab es aber weiterhin immer Reisende, für die eine Beschäftigung mit anderen Kulturen und Lebensweisen und der Natur des Gastlandes das wesentliche Element der Reise war. In jüngster Zeit ist eine starke Diversifizierung des Kulturtourismus zu verzeichnen. Neben die klassische Bildungsreise traten als Sonderformen etwa Sprach-, Konzert- oder Opernreise hinzu.

[Bearbeiten] Zukunftsaussichten

Der Kulturtourismus hat in Europa, auf Grund der europäischen Geschichte mit seinen historischen Relikten auf engstem Raum zusammengefasst, eine große Entwicklungschance. Diese Vielfalt gilt nicht nur für die Hochkultur, sondern der Regionalismus bewirkt eine Rückbesinnung auf die Alltagskultur, wobei die Irish Tourist board (1988) feststellte, dass in Europa mehr als 70% der Attraktionen des Kulturtourismus erst in den letzten 30 Jahren erschlossen wurden.

Die Chance zur Hebung der Einkünfte aus dem Tourismus ist Anreiz für die touristische Erschließung von Orten, Regionen und Ländern unter Betonung ihrer kulturellen Eigenart und Leistung. Ohne die aktive Mitwirkung der Regionen und die Förderung einer regionalen Identität der Träger dieser Kultur ist Kulturtourismus kaum zu entwickeln. Der Kulturtourismus definiert sich nach diesen Vorgaben als die "schonende Nutzung kulturhistorischer Elemente und Relikte und die sachgerechte traditioneller regionsspezifischer Wohn- und Lebensformen zur Hebung des Fremdenverkehrs in der jeweiligen Region; dies mit dem Ziel, das Verständnis für die Eigenart und den Eigenwert einer Region in dem weiten Rahmen einer europäischen Kultureinheit zu erweitern und zu vertiefen und zwar durch eine verstärkte Kommunikation zwischen den Bewohnern des europäischen Kontinents und durch eine sachlich richtige, vergleichende und diskursive Information über die Zeugnisse aus Vergangenheit und Gegenwart am Ort". Diese Definition beschreibt die klassische Form des Kulturtourismus, der mit dem Begriff Authentizität charakterisiert werden kann. Als Gegenpol bzw. Erweiterung zu diesem authentischen Kulturtourismus ist der so genannte "Erlebnis-" bzw. "Eventtourismus" zu verstehen.

[Bearbeiten] Weblinks

"Faszination Südafrika: Kultur und Natur hautnah erleben".

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