Lippenstift
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Der Lippenstift ist ein im 19. Jahrhundert entstandenes Kosmetikutensil zum Färben der Lippen, das überwiegend von Frauen benutzt wird.
Der älteste Fund, der auf das Färben von Lippen hindeutet, stammt aus dem Jahr 3500 vor Christus. Bei Ausgrabungen in der sumerischen Stadt Ur entdeckten Forscher eine Art Lippensalbe. Dass Königinnen wie Nofretete (um 1350 v. Chr.) nicht nur den Mund rot schminkten (da Nofretete Rostrot verwendete, durften ihre Untertanen nur weniger auffällige Rottöne benutzen), sondern auch die Augen deutlich betonten, ist ebenfalls vielfach dokumentiert. Auch bei Männern, vor allem Kriegern, waren gefärbte Lippen durchaus üblich.
Die Griechinnen im fünften Jahrhundert vor Christus dagegen hätten sich niemals mit Schminke öffentlich sehen lassen. In ihrer Kultur färbten sich nur Künstlerinnen und leichte Damen die Lippen.
Im alten Japan war Schminken eine Pflicht für hoch gestellte Frauen. Die Japanerinnen benutzten eine Mischung aus Wachs, Honig und Pigmenten, die der Zusammensetzung der modernen Lippenstifte schon recht nahe kam.
Während den Geschichtsschreibern unklar ist, ob und wie sich Frauen im Mittelalter schminkten, war Kosmetik im Barock sehr populär. Queen Elisabeth I. betonte ihre roten Lippen noch durch den Kontrast ihres weiß gepuderten Gesichts. Sie soll auch die erste Frau gewesen sein, die Lippenfarbe in Stiftform benutzt hat - sie musste nämlich ständig nachfärben. Queen Victoria entschied 1860, dass Make-up unhöfisch sei und befand sich damit im Einklang ihres puritanischen Zeitalters.
1883 präsentierte auf der Weltausstellung in Amsterdam ein Parfümhersteller aus Paris einen in Seidenpapier gewickelten Stift aus gefärbtem Rizinusöl, Hirschtalg und Bienenwachs. Zunächst hatte er jedoch einen schweren Stand, denn er war nicht nur sündhaft, sondern auch sehr teuer. Die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt, eine Diva des späten 19. Jahrhunderts, machte den Lippenstift populär, als sie mit kirschrotem Mund auf der Bühne stand. In den Goldenen Zwanzigern begann der Siegeszug des Lippenstifts endgültig. Designer hüllten ihn in eine praktische Metallhülse mit Schiebemechanismus, damit sich die Damen nur die Lippen und nicht auch die Finger oder das Handtäschchen färbten. Die Revlon-Brüder Charles und Joseph produzierten nicht nur den ersten Nagellack, sondern waren auch die ersten, die die Farbe für die Nägel mit der für die Lippen aufeinander abstimmten.
So wechselhaft die Geschichte, so unterschiedlich waren auch die Materialien, aus denen die Lippenfarbe hergestellt wurde. Während die Ägypterinnen Ocker und Farbsäfte mit Schilfrohr auftrugen, benutzte Queen Elisabeth I. eine Mixtur aus Alabaster, Gips und Farbpartikeln. Heutzutage bestehen die Lippenstifte aus Ölen, Wachsen, Pigmenten plus Chemikalien, die beispielsweise für die Haltbarkeit sorgen, weshalb Naturkosmetik auf kussechte Farbe verzichtet. Früher wurden die roten Pigmente (Karmin) auch aus der Cochenille-Schildlaus gewonnen.
[Bearbeiten] Literatur
- Sabine Gieske (Hrsg.): Lippenstift. Ein kulturhistorischer Streifzug über den Mund. Marburg 1996.
[Bearbeiten] Weblinks
- What's that stuff? - Lipstick Chemical & Engineerung News, July 12,1999, Volume 77, Number 28. Allgemeinverständlicher Artikel in der Mitgliederzeitschrift der American Chemical Society (englisch)