Lippeverband
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Der Lippeverband kümmert sich als Zweckverband der Wasserwirtschaft um die Regulierung und Reinhaltung von Wasser im unteren Einzugsgebiet der Lippe.
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[Bearbeiten] Hintergrund
Durch den fortschreitenden Bergbau kam es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu immer mehr Bergsenkungen. Diese Veränderungen führen zu Verwerfungen in den oberen Erdschichten. Hierdurch werden auch wasserführende Schichten betroffen. Auswirkungen dieser Veränderungen sind beispielsweise Verödungen von grundwassergespeisten Seen und Feuchtgebieten. Durch Blockaden und Kapillaren, die durch die Verwerfungen gebildet werden, kann aber auch Grundwasser an die Oberfläche gelangen und neue Poldergebiete und Seen entstehen. Die Absenkung der Erdoberfläche stört auch das Gefälle in natürlichen Flussläufen. Es entstehen neue Hochwasser oder Gewässer fließen sogar rückwärts.
Mit dem Bergbau entstand aber auch Industrie, welche einen enormen Bedarf an Frischwasser hatte und ihrerseits Schmutzwasser produzierte. Dieses Schmutzwasser wurde häufig in natürliche Gewässer eingeleitet. Um die Auswirkungen auf die Menschen gering zu halten, wurde beispielsweise die mitten durch das Ruhrgebiet fließende Emscher als natürlicher Abwasserkanal genommen und die Emschergenossenschaft mit dessen Befestigung und Wasserreinigung beauftragt. Nach diesem Vorbild wurden in der Folgezeit weitere kleinere Wasserwirtschaftsverbände gegründet. In einem Gutachten von Heinrich Helbing für das Landwirtschaftsministerium wurde 1917 empfohlen, anstelle kleiner Genossenschaften große Zweckverbände zu Gründen. Hieraus entstand dann in der Folge für das untere Einzugsgebiet der Lippe westlich von Lippborg der Lippeverband. In diesen gingen kleinere Genossenschaften im Einzugsgebiet auf.
[Bearbeiten] Verbandsgeschichte
Quellen: Lippeverbandsgesetz, Homepage Lippeverband
Der Lippeverband wurde am 19. Januar 1926 als Zweckverband per Gesetz gegründet. Die 1913 gegründete Sesekegenossenschaft ging in ihm auf. Dieses Lippegesetz hatte als Vorbild das Emschergenossenschaftsgesetz und die dadurch begründete Emschergenossenschaft.
1932 nimmt der Lippeverband in Soest die erste Kläranlage in Betrieb. Diese enthielt bereits eine biologische Klärstufe.
Im Jahr 1969 wird der Wasserverband Westdeutsche Kanäle (WWK) gegründet. Sein Zweck ist die Speisung der Kanäle mit Frischwasser. Bereits 1970 beginnt er die Zusammenarbeit mit dem Lippeverband. Die Kanäle beziehen nun Frischwasser aus der Lippe und in Trockenzeiten erhält die Lippe Wasser aus den Kanälen.
1975 wird der Lippedeich in Hamm-Herringen auf 16 Meter erhöht. Damit ist er der höchste Flussdeich Deutschlands. Im Jahr 2004 ist der Deich sogar 17 Meter hoch.
Das Lippegesetz wird 1990 novelliert und regelt als Lippeverbandsgesetz (LippeVG) den neuen Einzugsbereich des Lippeverbandes.
[Bearbeiten] Verbandsgebiet
§ 5 Absatz 1 des LippeVG von 1990 legt als Verbandsgebiet das oberirdische Einzugsgebiet
- der Lippe unterhalb Lippborg (Lippe-km 142,44) bis zur Mündung,
- des Mommbaches (Stollbach, Langhorster Leitgraben),
- des Lohberger Entwässerungsgrabens einschließlich des Bruckhauser Mühlenbaches und
- des Rotbaches
fest. Hinzu kamen mit der Novellierung die Teilgebiete der Gemeinden Ahlen und Beckum, die über Steinkohlefeldern liegen. Ebenso wurden die Planungs- und Reserveräume für die Nordwanderung des Ruhrbergbaus in den Gemeinden Ahlen, Ascheberg, Beckum, Drensteinfurt, Ennigerloh, Raesfeld und Sendenhorst zum Verbandsgebiet.
[Bearbeiten] Kennzahlen
Im Jahr 1997 hatte der Lippeverband 113 Mitglieder und das Verbandsgebiet umfasste 3280km². In diesem Gebiet wohnten ca. 1,3 Mio. Menschen. Er betrieb 64 Kläranlagen, 56 Pumpwerke und 77 Regenwasserbecken.