Mühlviertel
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Das Mühlviertel liegt als eines der Viertel Oberösterreichs nördlich der Donau.
Charakteristisch sind die alten Bauernhöfe aus Granit, die Burgen und Schlösser.
Die Stadt Freistadt mit ihrer durchwegs gotischen Bausubstanz und der großteils wohlerhaltenen Stadtmauer zählt zu den eindrucksvollsten Beispielen mittelalterlicher Stadtbaukunst in Österreich.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Das Mühlviertel grenzt im Westen an Bayern, im Norden an Tschechien und im Osten an Niederösterreich. Naturräumlich gehört es zum Granit- und Gneishochland der Böhmischen Masse. Der höchste Berg ist der Plöckenstein mit 1.378 m im österreichischen Böhmerwald. Die einzigen flachen Zonen des Mühlviertels befinden sich zwischen Aschach und Ottensheim (der nördlich der Donau gelegene Teil des Eferdinger Beckens) und zwischen Mauthausen und Grein (Machland).
Granit und Gneis sind der geologische Untergrund des Mühlviertels, die Flüsse und Bäche fließen - bis auf wenige Ausnahmen im nördlichen Mühlviertel, jenseits der europäischen Wasserscheide - zur Donau. Das Mühlviertel unterscheidet sich vor allem auf Grund seiner Lage und seines geologischen Untergrundes bezüglich Flora und Fauna wesentlich von anderen Landesteilen. Besonderheiten in der Natur des Mühlviertels sind unter anderem weitgehend naturbelassene Fließgewässer, Bürstlingswiesen (Borstgrasrasen), Felsformationen (Wollsackverwitterung), Moore, Fischotter, Luchs und Böhmischer Enzian
Das Mühlviertel hat seinen Namen von den Flüssen Große und Kleine Mühl sowie der Steinernen Mühl, die durch das Viertel fließen. Das heutige Mühlviertel ist ein Zusammenschluss der beiden 1478 geschaffenen Viertel Mühlviertel und Machlandviertel. Die Grenze zwischen den beiden Vierteln war damals der Haselgraben. Als 1779 das Innviertel mit dem Frieden von Teschen an Oberösterreich fiel, wurden die beiden Viertel nördlich der Donau zusammengefasst, um weiterhin vier Viertel zu haben.
Das Mühlviertel umfasst vier Bezirke:
Das Stadtgbiet von Linz nördlich der Donau zählt nicht wie oft angenommen zum Mühlviertel, da es sich um eine Statutarstadt handelt, die zu keinem Viertel gezählt wird.
[Bearbeiten] Geschichte
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Um 1600 entstand der gute Ruf des Mühlviertler Webegewerbes. In zahlreichen Gemeinden mit Marktrecht entstanden eigene Webermärkte. In solche Gemeinden verdiente vielfach die Hälfte der Einwohner vom Weben oder dessen Nebenberufen ihr Einkommen. Als Rohmaterial diente den Webern Flachs, welches damals im Mühlviertel vielfach angebaut wurde. Neben Holz, Salz und Eisenwaren (Sensen) waren Weberzeugnisse dereinst eines der wichtigsten Exportartikel Oberösterreichs. Die Marktzünfte der Weber schlossen sich wie die Zünfte der anderen Handwerker zu einer Landesorganisation zusammen, deren Privileg, wie auch das Marktrecht, beim Antritt eines neuen Landesfürsten erneut bestätigt bzw. erteilt werden musste.
Die Tätigkeit der Landesweberzunft erschwerten zum einen „Gäuweber“, die aufgrund eigenes Grundbesitzes keine Notwendigkeit in einem Beitritt zur Landeszunft sahen, und zweitens die zahlreichen kleineren Aufkäufer von Garn, die diesen zu damals stark nachgefragtem Zwirn verarbeiteten, und mit viel Gewinn exportieren konnten. So wurde den Webern einerseits Rohmaterial entzogen, andererseits wurde es durch die höhere Nachfrage verteuert. Um 1700 nahm auch die ausländische Konkurrenz stärker zu, was einige unter Druck gekommene Weber zu schnellerer, ungenauerer Arbeit, oder zu anderen Betrugsversuchen verleitete. Dies bezeugen schärfere Qualitäts- und Kontrollbestimmungen die damals erlassen wurden.
Die große Bedeutung der Weberei hielt bis Ende des 19. Jahrhunderts an, als mechanische Webstühle und die Industrialisierung den Webern ihre Arbeit entzog.
Der technische Fortschritt im Verkehrswesen auf dem europäischen Festland begann im frühen 19. Jahrhundert im Mühlviertel mit der Errichtung der Pferdeeisenbahn von Linz nach Budweis. Sie war die erste Schienenbahn Kontinentaleuropas.
Im Frühjahr 1945 beteiligte sich die Bevölkerung des Mühlviertels drei Wochen lang an der so genannten Mühlviertler Hasenjagd. 150 aus dem KZ Mauthausen ausgebrochene Häftlinge wurden, getreu dem Motto "niemanden lebend ins Lager zurückzubringen" gejagt. Nur 11 Menschen überlebten die Jagd durch SS, SA, Gendarmerie, Wehrmacht, Volkssturm, Hitler-Jugend und Zivilbevölkerung.
Mit der Gründung der heutigen "Johannes-Kepler-Universität Linz" auf dem Areal des Urfahrer Schlosses Auhof zog die Wissenschaft im Mühlviertel ein. Eine Außenstelle dieser Universität besteht in der kleinen Mühlviertler Gemeinde Hagenberg. Dieser Ort wurde mit der ebenfalls dort vorhandenen Fachhochschule zu einem hochkarätigen Ausbildungsstandort für Computertechnologie. Die "Anton-Bruckner-Universität für Musik" des Landes Oberösterreich hat ihren Sitz in Urfahr, ist also ebenfalls im Mühlviertel angesiedelt.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Die Menschen leben im Mühlviertel auf kargem Boden. Viele Familien der zahlreichen Nebenerwerbsbauern beziehen ihr Zusatzeinkommen aus der Arbeit in Linzer Betrieben oder aus dem Fremdenverkehr, der hier den "sanften" Tourismus vermittelt. Haupterwerb in früheren Jahrhunderten war neben der Landwirtschaft der Anbau von Flachs und Hopfen. Die Leinenweberei brachte Wohlstand in die Orte, heute ist sie nur mehr mit wenigen Betrieben vertreten. Die Tradition des Bierbrauens ist nach wie vor lebendig: 7 Brauereien kann man auf der „Mühlviertler Bierreise“ kennen lernen. Seit einigen Jahrzehnten wird im Mühlviertel auch wieder Hopfen angebaut.
[Bearbeiten] Kunst und Kultur
Das Mühlviertel war Heimat für manche Künstler: Stellvertretend für diese möchte ich auf Karl Kronberger hinweisen. Er wurde in Freistadt geboren und wirkte später auch in München. Das Mühlviertel zog auch von auswärts zahlreiche Künstler an wie Franz von Zülow, der in Hirschbach seinen Sommersitz hatte. Er ist Namensgeber für eine der renommiertesten Künstlervereinigungen Oberösterreichs, der "Zülow-Gruppe" - es ist dies die ehemalige "Mühlviertler Künstlergilde", welche vorwiegend aus Vertretern der modernen Avantgarde besteht und ihren Sitz in Linz hat.
Alte Tradition besitzt die Hinterglasmalerei in Sandl. Sie wird nach wie vor in der traditionellen Form ausgeübt und ist im Freistädter Schlossmuseum mit Europas umfangreichster Sammlung vertreten. Als Gegengewicht zum großteils eher traditionell geprägten Umfeld entstand mancherorts eine durchaus "zeitgeistige" Kulturszene, wie die in ganz Österreich beachteten Jazztage in Ulrichsberg.
Der Namenspatron 2005 Adalbert Stifter war zwar kein gebürtiger Mühlviertler - wenn auch sein Vaterhaus im südböhmischen Oberplan nicht weit weg von hier steht. Die kulturelle Verankerung dieses großen deutschen Dichters, der zuletzt Landesschulinspektor in Linz war, mit dem Mühlviertel ist jedoch mit der Restaurierung des weltberühmten Kefermarkter Flügelaltares stark gegeben. Außer diesem Hauptwerk gotischer Schnitzkunst finden wir im Mühlviertel noch 5 weitere große Flügelaltäre aus dieser Kunstepoche.
Edward Samhaber, aus Freistadt gebürtig, war ein Dichter des 19. Jahrhunderts. Der in Putzleinsdorf als Pfarrer wirkende Norbert Hanrieder zählte zu den bedeutendsten Mundartdichtern Oberösterreichs. Anton Bruckner, einer der ganz großen europäischen Komponisten der Romantik, fand in Windhaag bei Freistadt seine erste berufliche Anstellung als Hilfslehrer. In diesem kleinen Ort an der Grenze entstanden auch die ersten kompositorischen Werke wie die "Windhaager Messe". Grein an der Donau wiederum ging mit seinem kleinen Stadttheater, welches zugleich Österreichs ältestes ist, in die Theatergeschichte unseres Landes ein. Es wurde 1791 errichtet.
[Bearbeiten] Mythologisches
Das Mühlviertel birgt mit seinen Granitfindlingen, Pechsteinen, dem "luftgeselchten Pfarrer" von St. Thomas am Blasenstein sowie dem sagenumwobenen Heidenstein bei Eibenstein noch viele Geheimnisse, denen nachzuspüren es wert ist.
[Bearbeiten] Fotogalerie
Die Naarn, ein Fluss im Mühlviertel |
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Königswiesen, Ort im Mühlviertel |
Stadtbefestigung in Freistadt |