Mandschu
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Mandschu (Mandschurisch: Manju; chin. 满族, Mǎnzú) sind ein Volk in der Mandschurei im Nordosten Chinas und eine der 55 anerkannten nationalen Minderheiten in China. Von den knapp 11 Millionen Angehörigen der Gruppe sprechen die meisten Chinesisch in dem jeweiligen Dialekt ihrer Wohnorte, also vor allem den Nordostdialekt. Nur noch einige Dutzend alte Menschen beherrschen die mandschurische Sprache, welche jedoch in Dialekten fortlebt. Bei der Volkszählung im Jahre 2000 wurden 10.682.262 Mandschu gezählt. Ihre Bevölkerung verteilte sich (nach den 1990er Daten) folgendermaßen: 50,43 % in Liaoning, 17,6 % in Hebei, 12,06 % in Heilongjiang, 10,67 % in Jilin, 4,65 % im Autonomen Gebiet Innere Mongolei und 1,68 % in Beijing (Peking).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Herkunft
Die Mandschuren stammen von den Jurchen ab, die im 12. Jahrhundert Nordostchina eroberten. Der Name „Mandschuren“ wurde 1635 offiziell von Huang Taiji (皇太极) der den Jianzhou Jurchen angehörte, eingeführt. Er dürfte allerdings schon ab 1605 benutzt worden sein. Nurhacis Sohn Huang Taiji entschied sich, den Namen „Mandschuren“ zu verwenden und verbot die Benutzung des Namen „Jurchen“. Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffes steht zwar nicht fest, es wird jedoch vermutet, dass es ein altes Wort für die Jianzhou Jurchen war. Nach einer anderen Theorie stammt der Begriff von dem Bodhisattva Manjusri (das „Bodhisattva der Weisheit“), dessen Menschwerdung Nurhaci zu sein behauptete. Vor dem 17. Jahrhundert waren die Vorfahren der Mandschuren ein ländliches Volk, das sich durch Jagen, Fischerei und teilweise Landwirtschaft ernährte.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Späte Jin-Dynastie
Im Jahre 1616 errichtete der Mandschurenanführer Nurhaci die späte Jin-Dynastie (后金代 hòujīndài) und den Staat Amaga Aisin Gurun, oder kurz Manju Gurun („Staat der Mandschuren“) und vereinigte die Mandschurenstämme. Auf diese Zeit geht auch die Schaffung des Militärsystems der Acht Banner zurück. Nach dem Tod Nurhacis änderte sein Sohn Hong Taiji den Namen der Dynastie in Qing.
[Bearbeiten] Qing-Dynastie
Als Li Zicheng 1644 Beijing eroberte, griff das Qing-Reich das Siedlungsgebiet der Han-Nationalität an und machte Beijing nach Mukden (seit der Zeit der Streitenden Reiche eine chinesische Stadt) zur neuen Hauptstadt. Aus machtpolitischen Gründen heirateten die ersten mandschurischen Kaiser Nachfahrinnen der mongolischen Großkhane um ihre Nachfahren als rechtmäßige Erben der mongolischen Yuan-Dynastie darstellen zu können.
In der Qing-Dynastie wurden alle wichtigen Ämter des Reiches mit jeweils einem han-chinesischen und mandschurischen Mitglied besetzt, wodurch ein recht großer Anteil der Mandschuren, deren Anzahl insgesamt vergleichsweise gering war, Regierungsbeamte waren.
[Bearbeiten] Assimilierung
Während der Qing-Dynastie versuchte die Regierung die mandschurische Kultur und Sprache zu erhalten. Diese Versuche waren langfristig nicht sehr erfolgreich, weil sich die Mandschuren immer mehr den Bräuchen der Han-Chinesen anpassten und auch deren Sprache nach und nach übernahmen. Bereits im 18. Jahrhundert wurde selbst am Kaiserhof nur noch selten Mandschurisch gesprochen. In den 1880er Jahren berichtete der Sprachforscher Paul Georg von Möllendorff, die Sprache sei am Hof mündlich nur noch als feststehende Kommandos bei Zeremonien in Gebrauch. Als Schriftsprache wurde sie aber weiterhin für offizielle Dokumente und die Kommunikation zwischen dem Kaiser und den Banneroffizieren, bis zum Zerfall der Dynastie, neben dem Chinesischen verwendet. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass auch die mandschurische Kultur in großem Ausmaß die han-chinesische beeinflusst hat. Große Gruppen von Han-Chinesen, die sogenannten Han-Bannerleute, wurden in einem gegenläufigen Prozess seit dem 17. Jahrhundert mandschurisiert. Viele Dinge, die heute als typisch für die nordchinesische Kultur angesehen werden, sind in Wirklichkeit mandschurischen Ursprungs und Ergebnis einer umgekehrten Assimilierung.
Obwohl sich – in der Hauptsache – die Mandschuren an die Han-Kultur assimilierten und sich selbst immer als „Chinesen“ (im Sinne von Angehörigen des Reiches der Mitte) begriffen, wurden sie gegen Ende der Qing-Dynastie von chinesischen Nationalisten als „ausländische“ Kolonialmacht dargestellt. Diese Darstellung verschwand aber schnell, weil das neue republikanische China nach der Revolution 1911 die Mandschuren in eine neue, republikanische „nationale Identität“ hineinkonstruierten.
[Bearbeiten] Mandschuko
1931 errichteten die Japaner im Nordosten Chinas einen als Mandschuko (jap. 満州国 Manchukuo; chin. 满洲国 Manzhouguo) bezeichneten Marionettenstaat. Zu dieser Zeit war das Gebiet bereits überwiegend von Han-Chinesen bewohnt und selbst unter den Mandschuren konnte dieses Projekt nicht viel Interesse erwecken.
Vermutlich wurde ein „mandschurischer“ Staat nur deswegen errichtet, um eine Sezession zu rechtfertigen und damit nicht nur China, sondern auch den seit dem 19.Jahrhundert starken Einfluss Russlands in der Region weiter zu schwächen und eine Invasion Chinas vorzubereiten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Territorium wieder ein Teil Chinas.
[Bearbeiten] Weblinks
- Ethnische Minderheiten in Xinjiang - Die Nationalität der Mandschuren (chinesische Regierungsseite auf Deutsch)
- The Manchu ethnic minority (chinesische Regierungsseite auf Englisch)
Achang | Bai | Blang | Bonan | Buyei | Chosen (Koreaner) | Dai | Daur | Deang | Derung | Dong | Dongxiang | Evenki (Ewenken) | Gaoshan | Gelao | Gin | Han | Hani | Hezhen | Hui | Jingpo | Jino | Kazak (Kasachen) | Kirgiz (Kirgisen) | Lahu | Lhoba | Li | Lisu | Man (Mandschuren) | Maonan | Miao | Monba | Mongol (Mongolen) | Mulao | Naxi | Nu | Oroqen | Pumi | Qiang | Russ (Russen) | Salar | She | Sui | Tajik (Tadschiken) | Tatar (Tataren) | Tu | Tujia | Uygur (Uiguren) | Uzbek (Usbeken) | Va | Xibe | Yao | Yi | Yugur | Zang (Tibeter) | Zhuang