Millennium-Gipfel
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Bei der 55. UN-Generalversammlung („Millennium-Gipfel“, engl.: Millennium Assembly) im Jahr 2000 haben die Vereinten Nationen eine verheerende Bilanz gezogen: Zu diesem Zeitpunkt lebten über eine Milliarde Menschen in extremer Armut. Das heißt, jede/r Fünfte auf der Welt hat weniger als den Gegenwert eines US-Dollars (Kaufkraftparität) pro Tag für seinen/ihren Lebensunterhalt zur Verfügung. Mehr als 700 Millionen Menschen hungern und sind unterernährt. Mehr als 115 Millionen Kinder im Volksschulalter haben keine Möglichkeit zur Bildung d.h. sie können weder lesen noch schreiben. Über eine Milliarde Menschen ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser verwehrt, mehr als zwei Milliarden haben keine Möglichkeit sanitäre Anlagen zu nutzen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Millenniumserklärung
Am 8. September 2000 verabschiedeten 189 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen mit der Millenniumserklärung einen Katalog grundsätzlicher, verpflichtender Zielsetzungen für alle UN-Mitgliedstaaten.
Reiche wie auch arme Länder verpflichteten sich, alles daran zu setzen, um die Armut drastisch zu reduzieren, und Ziele wie die Achtung der menschlichen Würde, Gleichberechtigung, Demokratie, ökologische Nachhaltigkeit und Frieden zu verwirklichen. Damit haben sich die Staats- und Regierungschefs erstmals auf exakt festgelegte Ziele in einem gewissen Zeitplan festgelegt. Außerdem ist zu erwähnen, dass sich nie zuvor neben Regierungen auch Unternehmen, internationale Organisationen aber auch die Zivilgesellschaft so einstimmig zu einem Ziel bekannt haben und sich einig sind, dass der Ausbreitung der Armut Einhalt geboten werden muss.
Oberstes Ziel ist die globale Zukunftssicherung, für die vier programmatische Handlungsfelder festgelegt wurden:
- Frieden, Sicherheit und Abrüstung
- Entwicklung und Armutsbekämpfung
- Schutz der gemeinsamen Umwelt
- Menschenrechte, Demokratie und gute Regierungsführung.
[Bearbeiten] Hauptziele
Für die Umsetzung der Millenniumserklärung erstellte eine Arbeitsgruppe aus UN, Weltbank, OECD und anderen Organisationen im Jahr 2001 eine Liste von Zielen, die als die acht so genannten "Millennium-Entwicklungsziele" (englisch: Millennium Development Goals, MDGs) bekannt wurden.
Im Einzelnen wurden folgende Hauptziele (mit dazugehörigen Zielvorgaben) formuliert. Alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sind sich einig und haben zugesagt, diese Ziele bis zum Jahr 2015 zu erreichen.
- Bekämpfung von extremer Armut und Hunger (Vorgabe: bis zum Jahr 2015 den Anteil der Menschen halbieren, die weniger als 1 US-Dollar am Tag haben, und ebenso den Anteil der Menschen, die Hunger leiden [Basisjahr 1990])
- vollständige Primarschulbildung für alle Jungen und Mädchen
- Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frauen
- Reduzierung der Kindersterblichkeit (Senkung der Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren um zwei Drittel)
- Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern (Senkung der Müttersterblichkeitsrate um drei Viertel)
- Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten
- Ökologische Nachhaltigkeit
- Aufbau einer globalen Entwicklungspartnerschaft
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- Weiterentwicklung eines offenen, regelgestützten, berechenbaren und nicht diskriminierenden Handels- und Finanzsystems (umfasst die Verpflichtung auf eine gute Regierungs- und Verwaltungsführung, "Good Governance")
- Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse der am wenigsten entwickelten Länder (umfasst zoll- und quotenfreien Zugang für die Exportgüter dieser Länder, verstärktes Schuldenerleichterungsprogramm für die hoch verschuldeten armen Länder und die Streichung der bilateralen öffentlichen Schulden sowie die Gewährung großzügigerer öffentlicher Entwicklungshilfe für Länder, die zur Armutsminderung entschlossen sind)
- Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse von Binnen- und kleinen Insel-Entwicklungsländern
- Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene, um die Schuldenprobleme der Entwicklungsländer umfassend anzugehen
- Strategien zur Beschaffung menschenwürdiger und produktiver Arbeit für junge Menschen
- Verfügbarmachen von erschwinglichen unentbehrlichen Arzneimitteln
- Nutzung der Vorteile von neuen Technologien, insbesondere der Informations- und Kommunikationstechnologien, möglich machen.
Auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung (englisch: World Summit on Sustainable Development) vom 26. August bis zum 4. September 2002 in Johannesburg/Südafrika wurden die Millenniumsziele in den Aktionsplan aufgenommen.
Eine UN-Millenniumkampagne unter Leitung der ehemaligen niederländischen Entwicklungsministerin Eveline Herfkens unterstützt derzeit (2006) in rund 60 Ländern nationale Kampagnen zur Erreichung der Millenniumsziele. Des Weiteren arbeiten weltweit zahlreiche Nichtregierungsorganisationen und auch von der Regierung unterstützte Institutionen im Rahmen der Entwicklungsforschung an Umsetzungstrategien sowohl auf lokaler als auch internationaler Ebene.
Als Beitrag Deutschlands wurde im April 2001 parallel zur Abstimmung der Millenniumsziele das Aktionsprogramm 2015 vom Bundeskabinett verabschiedet.
Im September 2005 sollte bei der "Millennium+5"-Konferenz zu Beginn der 60. UN-Generalversammlung überprüft werden, ob und in welchen Ländern und Regionen die Millennium Development Goals (MDGs) erreicht werden können.
Die Umsetzung der Millenniumsziele droht jedoch zu scheitern. Daher fordert der MDG-Beauftragte der UN Jeffrey Sachs einen MDG-Aktionsplan für 2008-2015. Aus Initiativen des ökumenischen Prozesses für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung z. B. von der Franz von Assisi Akademie wird zusätzlich eine stärkere völkerrechtliche Verbindlichkeit des gesamten Rio-Johannesburg-Prozesses eingefordert.
[Bearbeiten] Kritik
Kritiker bemängeln insbesondere an dem 1. Hauptziel (Anteil der Menschen mit weniger als 1 Dollar Tageseinkommen verringern), dass eine solche Monetarisierung das Armutsproblem zwar ökonomisch fassbar mache, aber gleichzeitig die Subsistenzwirtschaft aus dem Blick dränge, die in den genannten Ländern weit verbreitet ist und oft überhaupt das Überleben bzw. ein menschenwürdiges Leben erst ermögliche.
- Es fehlen konkrete Beschäftigungsziele, politische Beteiligungsrechte oder institutionelle Reformen der Entwicklungspartnerschaft.
- Die Ziele sind überambitioniert und unrealistisch.
- Durch die Milenniumserklärung werden Ziele von den Industriestaaten den Entwicklungsländern vorgeschrieben. Den Entwicklungsländern wird das Recht genommen, die Ziele zu setzen, die sie für richtig halten.
- Die Gleichstellung der Geschlechter kann in einigen Ländern wegen religiöser Einflüsse nicht verwirklicht werden.
[Bearbeiten] Literatur
- Information zur politischen Bildung Nr. 259/2005, „Entwicklung und Entwicklungspolitik“
[Bearbeiten] Weblinks
- Deutsche Kampagne der UN zu den Millenniums-Entwicklungszielen (deutsch)
- http://www.first8.org (englisch/ holländisch)
- Vereinte Nationen: Millennium Goals (englisch)
- http://www.developmentgoals.org (englisch)
- Die Millennium-Versammlung (deutsch)
- Internationale Kampagne der UN zu den Millenniums-Entwicklungszielen (englisch)
- Eurizons - Europaweite Kampagne zu den Millenniums-Entwicklungszielen (englisch)
- http://www.runic-europe.org/german/mdg/
- Millennium Development Goals (Themenportal des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik)
- Rio-Johannesburg Prozess und Umsetzung der Millenniumsziele, S.14
- Millenniumsziele und nachhaltige Entwicklung Agenda 21 Treffpunkt im Bildungsserver learn:line NRW
- Das Scheitern der Millenniumsziele Quelle:OEW
- Human Development Report 2005 (englisch)
- Prüfsteine für den Millennium+5-Gipfel
- IPS Inter Press Service Unabhängige Nachrichten über die Millenniums-Entwicklungsziele (englisch)
- Versprochen ist versprochen ...! Mit Theater die UN-Millenniumsziele einfordern. Quelle: GRIPS-Theater Berlin (deutsch)