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Neue Bundesländer - Wikipedia

Neue Bundesländer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Begriff neue Bundesländer bzw. neue Länder oder Neufünfland, 5 neue Bundesländer , früher auch Ex-DDR, ist ein umgangssprachlicher Begriff für die fünf Länder, die aufgrund des Ländereinführungsgesetzes vom 22. Juli 1990 auf Beschluss der Volkskammer der DDR aus den 14 Bezirken (ohne Ost-Berlin) zum 14. Oktober 1990 gebildet wurden. Bereits am 3. Oktober 1990 war der Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland vollzogen worden.

Inzwischen wird der Begriff neue Bundesländer von vielen als veraltet und zudem ähnlich abwertend wie Ex-DDR empfunden, da seit der Wiedervereinigung bereits ein längerer Zeitraum vergangen ist, das Wort aber immer noch die Sonderrolle des Gebietes betont. Im allgemeinen Sprachgebrauch herrscht die Tendenz vor, die fünf Länder zusammenfassend als Ostdeutschland zu bezeichnen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die fünf neuen Bundesländer

Im einzelnen handelt es sich dabei um die Länder:

Berlin zählt nicht zu den neuen Ländern. Berlin war laut seiner Verfassung bereits vor 1990 ein Land, das jedoch bis dahin de facto nur aus West-Berlin bestand und im Zuge der deutschen Wiedervereinigung um Ost-Berlin erweitert wurde. Laut Vier-Mächte-Abkommen war West-Berlin kein integraler Bestandteil der Bundesrepublik Deutschland, es wurde jedoch von dieser als Bundesland betrachtet und (mit einigen Einschränkungen) auch so behandelt.

Länder existierten in der DDR bereits bis 1952, diese wurden jedoch im Zuge der „weiteren Vervollkommnung des sozialistischen Verwaltungsaufbaus“, der in Wirklichkeit eine Abschaffung des Föderalismus und eine straffe Zentralisierung zum Ziel hatte, am 23. Juli 1952 aufgelöst und in 15 Bezirke und 217 Kreise aufgeteilt, wobei historisch gewachsene Strukturen zum Teil zerstört und der Zuschnitt der Bezirke vorwiegend nach ökonomischen Gesichtspunkten festgelegt wurde.

Zum Zeitpunkt des Beitritts zur Bundesrepublik Deutschland betrug die Bevölkerungszahl etwa 17 Millionen Menschen. Durch die allgemeine demografische Entwicklung in Deutschland und durch Abwanderung von mehr als zwei Millionen Menschen in die westdeutschen Bundesländer ging diese Anzahl auf weniger als 15 Millionen zurück.

Wegen ihrer Anzahl war zwischenzeitlich auch die Bezeichnung fünf neue Länder gebräuchlich. In den Jahren nach der Wiedervereinigung oder Wende wurden diese Gebiete – zum Teil scherzhaft – auch als Neufünfland (eine Anspielung auf Neufundland), Fünfneuland, FNL, Beitrittsländer, Beitrittsgebiet, Ossiland oder Anschlussgebiet bezeichnet. Die drei letztgenannten Begriffe umfassen normalerweise auch Ost-Berlin.

Wesentlich häufiger werden die fünf Länder zusammenfassend als Ostdeutschland bezeichnet – was durch gewandelten Sprachgebrauch einen fast neutralen Klang bekommen hat. Gelegentlich bezeichnet man mit Ostdeutschland – angelehnt an den inzwischen im RBB aufgegangenen Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) – nur den Nordosten, also das Gebiet der Länder Brandenburg, Berlin und zum Teil Mecklenburg-Vorpommern.

Auch der Begriff Mitteldeutschland erfährt derzeit in einigen Kreisen einen auflebenden Gebrauch – vor allem durch den Wunsch der Politiker in Sachsen und Thüringen, sich vom wirtschaftlich schwächeren Nordosten abzugrenzen. Insbesondere der Mitteldeutsche Rundfunk benutzt diese Bezeichnung, um das Sendegebiet (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) zusammenfassend zu bezeichnen. Im Wort Mitteldeutschland schwingt allerdings in Teilen der älteren Generation die Erinnerung an die früheren (vor 1945) deutschen Ostgebiete mit, da diese Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie „Ostdeutschland“ genannt wurden, während für das Gebiet der späteren DDR der Begriff „Mitteldeutschland“ verwandt wurde.

In der alten Bundesrepublik gebräuchliche Bezeichnungen für die DDR waren unter anderem: SBZ (Sowjetische Besatzungszone), Zone, Dunkeldeutschland, Drüben, Ostzone, so genannte DDR.

[Bearbeiten] Geschichte

Zur Geschichte der Neuen Länder vor 1945 siehe Geschichte Deutschlands, Mecklenburg, Brandenburg, Berlin, Geschichte Berlins, Geschichte Preußens, Geschichte Thüringens und Geschichte Sachsens. Zur Geschichte nach 1945 siehe SBZ, DDR, Geschichte der DDR und Ostberlin.

[Bearbeiten] Parteien, Organisationen und Administrative

Die neuen Bundesländer haben keine gemeinsame staatliche oder öffentliche Vertretung gegenüber den westdeutschen Bundesländern. Obwohl sich die Linkspartei nicht nur als „Ostpartei“ versteht, sondern als gesamtdeutsche Partei, versucht sie sich als politische Interessenvertretung der neuen Länder und Ostberlins zu profilieren. Sie verfügt dort über ein Wählerpotential von 20 bis 30 Prozent. Die Mitgliederzahlen der FDJ, DSF, des FDGB (bzw. DGB) sind in den neuen Bundesländern seit 1990 erheblich gesunken. Viele Organisationen der DDR sind seitdem ganz aufgelöst worden wie die Pionierorganisation, AdW der DDR und die Gesellschaft für Sport und Technik oder wurden Teil einer Organisation der alten Länder, wie zum Beispiel die DDR-Blockparteien CDU und LDPD (in der FDP aufgegangen).

[Bearbeiten] Bevölkerung

Die Geburtenrate ging seit 1990 in den neuen Bundesländern auf etwa die Hälfte zurück, so dass zahlreiche Schulen und Kindergärten geschlossen wurden. Die Einwohnerzahl der neuen Länder ist seit 1990 um etwa zwei Millionen zurückgegangen, da etwa drei Millionen die ehemalige DDR verlassen haben und etwa eine Million vorwiegend aus der Alt-Bundesrepublik zugewandert sind.

Insgesamt lässt sich die demografische Situation in den neuen Ländern als schlecht bis katastrophal einstufen. Mehrere Faktoren treffen hier verstärkt aufeinander:

  • Abwanderung junger Menschen mit Folge der Überalterung
  • Höhere Lebenserwartung (die Menschen werden immer älter)
  • Geringste Geburtenrate in der EU, ebenfalls mit Folge der Überalterung

Besonders schlecht ist die demografische Situation in der Lausitz (die Bertelsmann-Studie prognostiziert zum Beispiel für Hoyerswerda bis 2020 einen Bevölkerungsrückgang von 48 Prozent), in Ostbrandenburg, im Osten Mecklenburg-Vorpommerns und in der Mitte Sachsen-Anhalts (zwischen Magdeburg, Halle, Dessau und Halberstadt). Andererseits gibt es einige Gebiete, die nur geringe Bevölkerungsverluste zu verzeichnen haben, dazu zählen große Teile Thüringens und Sachsens sowie die westlichen Teile Mecklenburg-Vorpommerns (um Wismar und Schwerin). Einige Ballungsräume können in den letzten Jahren sogar wieder Bevölkerungszuwächse verzeichnen, dazu zählen zum Beispiel alle Gebiete rings um Berlin, insbesondere die Stadt Potsdam, die zu den am schnellsten wachsenden Großstädten Deutschlands gehört, außerdem wachsen noch die Ballungsräume um Leipzig, Dresden und Erfurt-Weimar-Jena. Stabilisiert haben sich auch die Regionen um Magdeburg und Rostock, die ebenfalls nur noch geringe Bevölkerungsverluste verzeichnen.


[Bearbeiten] Größte Städte

Stadt Einwohner
(31. Dez. 1988)
Einwohner
(31. Dez. 2000)
Einwohner
(31. Dez. 2005)
Leipzig 545.307 493.208 502.651
Dresden 518.057 477.807 495.181
Chemnitz 311.765 259.246 246.587
Halle (Saale)1 ~330.000 247.736 237.198
Magdeburg 290.579 231.450 229.126
Erfurt 220.016 200.564 202.844
Rostock 253.990 200.506 199.288
Potsdam 142.862 129.324 147.583
Cottbus 128.639 108.491 105.309
Gera 134.834 112.835 103.948
Jena 108.010 99.893 102.532
Zwickau 121.749 103.008 97.832
Schwerin 130.685 101.267 96.656

1inkl. Halle-Neustadt.

[Bearbeiten] Wirtschaft

In den 1990er Jahren wurden fast alle Haushalte mit Telefonanschlüssen ausgestattet.

Seit 1990 hat sich die Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern stark erhöht und ist im Durchschnitt etwa doppelt so hoch wie in Westdeutschland. Große Teile der Industrie wurden abgewickelt, das heißt geschlossen oder privatisiert, teilweise saniert und verkauft, wozu die Treuhandanstalt beauftragt worden war. Auch in den Betrieben, die noch bestehen blieben, wurde die Zahl der Mitarbeiter zumeist erheblich gesenkt. Das Wirtschaftswachstum bleibt seit einigen Jahren hinter dem Westdeutschlands zurück. Die Preise für Wirtschafts- und Konsumgüter haben sich seit der Bildung der neuen Länder zumeist erhöht, teilweise sogar drastisch um das etwa fünf- bis zehnfache wie die Mieten, die Versicherungen, die öffentlichen Verkehrsmittel, für Restaurantbesuche und für Handwerker und Dienstleistungen.

Nach dem Beitritt der DDR zum Bundesgebiet sank die Industrieproduktion der Neuen Länder um 70 Prozent. Fast 100 Prozent des ehemaligen Volkseigentums wurden privatisiert und 95 Prozent davon gelangten in den Besitz von Eigentümern außerhalb der Neuen Länder. Das Bruttoinlandsprodukt der Neuen Länder ist unter das der DDR von 1989/90 gesunken, das Bruttosozialprodukt der DDR betrug zuletzt 1990 354 Milliarden Mark (Stand 2003). Das Leistungsbilanzdefizit der Neuen Länder - das heißt der Importüberschuss gegenüber dem Export - beträgt 2003 rund 100 Milliarden Euro. Der durchschnittliche Gewinn, den die alten Bundesländer seit dem Beitritt in den Neuen Ländern erzielten („Vereinigungsgewinn“), beträgt nach Angaben des statistischen Bundesamts rund 100 Milliarden Euro pro Jahr, also bis 2003 etwa 1300 Milliarden Euro. Von den 190 größten deutschen Unternehmen hat keines seinen Hauptsitz in den Neuen Ländern, lediglich Zweigstellen einiger Großunternehmen existieren dort.

In vielen Städten der neuen Länder stehen nach Abwanderung viele Wohnungen leer - trotz Abriss und Rückbau, beispielsweise in Dresden etwa 20 Prozent aller Wohnungen, in Berlin etwa 100.000 Wohnungen.

[Bearbeiten] Verkehr

In den 90er Jahren wurde sehr viel Geld in die Vergrößerung des Straßennetzes und die Verbesserung der Straßenbeläge investiert.

Die Anzahl der in den den neuen Ländern verkehrenden Bahn- und Busverbindungen wurde zum Teil erheblich verringert, etliche Bahnlinien (insbesondere Nebenstrecken) und kleinere Bahnhöfe wurden geschlossen. Die Bus- und Bahnbenutzung ist stark zurückgegangen; in vielen kleineren Städten und in Dörfern geht dies sogar so weit, dass Busse nur noch einmal oder zweimal täglich fahren oder Verbindungen gänzlich gestrichen wurden.

Der Ausstattungsgrad der Bevölkerung in den Neuen Länder mit Autos ist seit 1990 gestiegen: Besaßen 1988 in der DDR 55 Prozent der Haushalte mindestens ein Auto, waren es 1993 bereits 67 Prozent und 1998 71 Prozent. (Zum Vergleich: In der Bundesrepublik waren es 1988 61 Prozent, 1993 74 Prozent, 1998 76 Prozent.) Die Haushalte der DDR hatten Ende der 60er Jahre erst zu 14 Prozent ein eigenes Auto, 1980 bereits 38 Prozent. (Quellen: [1] und [2])

[Bearbeiten] Politik

In den neuen Bundesländern gibt es ein anderes Wahlverhalten als in den alten, insbesondere erhält hier die Linkspartei.PDS bei den Kommunal- und Landtagswahlen im Durchschnitt zwischen 15 und 30 Prozent der Stimmen. CDU, SPD und FDP erhalten hingegen zumeist etwas geringere Wahlergebnisse als in Westdeutschland, die Grünen sind zur Zeit nur in Sachsen im Parlament vertreten. Auch die Vertretung der FDP in den Parlamenten ist seltener als in den alten Ländern. Insgesamt ist eine geringere traditionelle Parteibindung und damit verbundene höhere Bereitschaft zum Wechselwählen zu beobachten.

Nach einer Studie der Friedrich-Schiller-Universität Jena von 2003 stimmen 23 Prozent der Bevölkerung in Thüringen für eine Rückkehr zum Sozialismus, 58 Prozent beurteilen die DDR mehr positiv als negativ.

[Bearbeiten] Wissenschaft

Viele Wissenschaftler der DDR und Mitglieder der aufgelösten Akademie der Wissenschaften der DDR organisierten sich nach Entstehung der Neuen Bundesländer in der Leibniz-Sozietät. Einige nach der Wende weitergeführte Institute der DDR sind Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die meisten wurden jedoch von den Landesregierungen, von der Treuhand-Gesellschaft oder vom Bund geschlossen.

[Bearbeiten] Kultur

Viele Verlage, Zeitungen und Zeitschriften der DDR sind in den neuen Ländern geschlossen bzw. eingestellt worden. Einige jedoch gibt es noch oder erneut wie den Aufbau-Verlag, die Zeitschriften Melodie und Rhythmus, Frösi oder Das Magazin (siehe dazu die Liste von Printmedien der DDR). Die meisten Bezirkszeitungen der DDR wurden von westdeutschen Verlagsketten wie dem WAZ-Konzern übernommen.

Zur Vorgeschichte siehe Kultur in der DDR.

[Bearbeiten] Geographie, Geologie, Meteorologie und Klima

Da sich geologisch und geographisch im Gebiet der neuen Länder seit 1990 wenig geändert hat, gilt hier das bereits im Artikel über die DDR bzw. Deutschland ausgeführte. Minimale geographische Veränderungen gibt es lediglich aufgrund des fortgeführten Braunkohlenabbaus und aufgrund der Restflächenverwertung, sowie aufgrund des anfangs explosiv verstärkten Straßen- und Eigenheimbaus sowie aufgrund von vielen neuen Gewerbeflächen. Klimageschichtlich sind die Elbeflut von 2002 und die Oderflut 1997 erwähnenswert.

[Bearbeiten] Medien

In den neuen Ländern haben die Fernsehsender von mdr und rbb (anfangs DFF, dann ORB) sowie diverse regionale und überregionale Radiosender wie Radio Brocken ihren Sitz. Als überregionale in den neuen Ländern gedruckte und auch überwiegend dort gekaufte Tageszeitungen sind das Neue Deutschland und die Junge Welt zu nennen, als Zeitschriften SUPERillu und einige bereits in der DDR begründete wie zum Beispiel Funkamateur, Eulenspiegel, Bummi, Mosaik, Guter Rat, FLiEGERREVUE, AUTOStraßenverkehr (früher „Der Deutsche Straßenverkehr“), Die Weltbühne (heute Das Blättchen und Ossietzky), Die Sterne (heute mit Sterne und Weltraum vereinigt), Troll (Zeitschrift), Wochenpost (2002 eingestellt), Visier, Astronomische Nachrichten sowie die im Abschnitt Kultur genannten Zeitschriften.

[Bearbeiten] Gesundheit

Die meisten Polikliniken sowie verschiedene Krankenhäuser, vor allem in kleineren Städten, wurden bis Ende 1991 geschlossen. Die Zahl niedergelassener Ärzte nahm stark zu.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

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