Nikolai Wassiljewitsch Gogol
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Nikolai Wassiljewitsch Gogol (russisch Николай Васильевич Гоголь, wiss. Transliteration Nikolaj Vasil'evič Gogol; 20. März/1. April 1809 in Welyki Sorotschynzi, Poltawa, Ukraine; † 21. Februar/4. März 1852 in Moskau) war ein russischer Schriftsteller ukrainischer Herkunft.
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[Bearbeiten] Leben
Gogol wurde als Sohn eines ukrainischen Gutsbesitzers geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Nischyn und ersten literarischen Versuchen kam er 1828 in die Hauptstadt Sankt Petersburg und scheiterte beim Versuch, eine Anstellung an der dortigen Universität zu erhalten. Gogol unternahm eine Reise nach Deutschland, versuchte - ebenso erfolglos -, Schauspieler zu werden und erhielt 1829 eine Stellung im Staatsdienst. 1831 gab er seine Stellung auf, wurde Geschichtslehrer an einer Privatschule für Mädchen und lernte den Dichter Alexander Puschkin kennen, der ihm den Weg in die russische Literatur wies. Er begann zu schreiben und feierte mit seinen volkstümlichen ukrainischen Erzählungen (Die Abende auf einem Weiler bei Dikanka) einen Überraschungserfolg. Schon in diesen Geschichten über ukrainische Bauern zeigt sich sein Hang zum Dämonischen. Es ist die einzigartige Kombination der derben Vertep-Komödiantik mit dem ukrainischen Lokalkolorit und märchenhafter, bisweilen unheimlicher Phantastik, die den Erzählband zum Erfolg macht. Noch überwiegt die Komik in der Darstellung der Teufel und Hexen, jedoch wird schon hier die Neigung zum alles durchdringenden Dämonischen deutlich, die sich in Gogols späteren Werken voll entwickeln sollte.
Eine weitere Sammlung von Dorfgeschichten, Mirgorod (Миргород, 1835), knüpft an den Erfolg der Abende an und nimmt bereits entscheidende Momente von Gogols reiferen Werken vorweg.
1834 wurde Gogol Professor am Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte an der Universität Sankt Petersburg. In seinen Werken Der Revisor (Ревизор, 1836), Die toten Seelen (Мертвые души, 1842) und Der Mantel (Шинель, 1842) karikierte er treffend die teils großspurige wie korrupte Lebensart des russischen Bürgertums. Gogol erhielt viele Anregungen für seine Werke von seinem Freund Alexander Puschkin. So z.B. soll Der Revisor auf eine Idee Puschkins zurückgehen.
Zwischen 1836 und 1848 unternahm Gogol Reisen durch Deutschland, die Schweiz, Österreich, Frankreich und Italien und durchlief eine schwere schöpferische Krise. 1848 begab er sich auf eine Wallfahrt nach Palästina und geriet unter den Einfluss eines exaltierten Priesters, der seine Werke als verderbt ansah. In einem Anfall religiösen Wahns verbrannte er daraufhin das Manuskript des zweiten Teils der „Toten Seelen“. An den Folgen übermäßigen Fastens verstarb Gogol im Alter von 42 Jahren.
Viele Jahre nach Gogols Tod wurde sein Grab geöffnet und man fand das Skelett des Dichters völlig verdreht im Sarg liegend vor. Eine naheliegende Erklärung dafür ist, dass Gogol lebendig begraben wurde.
[Bearbeiten] Werke
- Petersburger Novellen
- Die Abende auf dem Vorwerk bei Dikanka (1831/1832)
- Die Heirat (1833)
- Mirgorod (1835)
- Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen (1835)
- Der Newski Prospekt (1835)
- Der Revisor (1835)
- Die Spieler (1836)
- Die Nase (1836)
- Der Mantel (1842)
- Die toten Seelen (1842)
- Ausgewählte Stellen aus dem Briefwechsel mit Freunden (1847)
[Bearbeiten] Literatur
- Lorenzo Amberg: Kirche, Liturgie und Frömmigkeit im Schaffen von N. V. Gogol. Frankfurt am Main u. a.: Peter Lang. 1986. ISBN 3-261-03656-7
- Peter Deutschmann: Intersubjektivität und Narration. Gogol, Erofeev, Sorokin, Mamleev. Frankfurt am Main u. a.: Peter Lang. 2003. ISBN 3-631-50198-6
- Susi K. Frank: Der Diskurs des Erhabenen bei Gogol und die longinsche Tradition. München: Fink. 1999. (= Theorie und Geschichte der Literatur und der schönen Künste; 98) ISBN 3-7705-3415-8
- Melissa Frazier: Frames of the imagination. Gogols Arabesques and the romantic question of genre. Frankfurt am Main u. a.: Peter Lang. 2000. (= Middlebury studies in Russian language and literature; 22) ISBN 0-8204-4507-X
- Urs Heftrich: Gogols Schuld und Sühne. Versuch einer Deutung des Romans „Die toten Seelen“. Hürtgenwald: Pressler. 2004. ISBN 3-87646-100-6
- Kjell Johansson: Gogols Welt. Roman. München: Claassen. 2000. ISBN 3-546-00199-0
- Rolf-Dietrich Keil: Nikolai W. Gogol. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1998. ISBN 3-499-50342-5
- Andreas Krziwon: Das Komische in Gogols Erzählungen. Frankfurt am Main u. a., Peter Lang. 1994. ISBN 3-631-46147-X
- Andreas Larsson: Gogol und das Problem der menschlichen Identität. Die „Petersburger Erzählungen“ und der „Revisor“ als Beispiele für ein grundlegendes Thema in den Werken von N. V. Gogol. München: Sagner. 1992. ISBN 3-87690-518-4
- Birgit Seidel-Dreffke: Die Haupttendenzen der internationalen Gogolforschung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (deutschsprachiges Gebiet, USA, Großbritannien, Sowjetunion). Frankfurt am Main: Haag und Herchen. 1992. ISBN 3-89228-803-8
- Christian von Tschilschke: Epen des Trivialen: N. V. Gogols „Die toten Seelen“ und G. Flauberts „Bouvard und Pécuchet“. Ein struktureller und thematischer Vergleich. Heidelberg: Winter. 1996. ISBN 3-8253-0389-6
- Peter Urban (Hrsg.): Gogols Petersburger Jahre. Gogols Briefwechsel mit Puskin. Eine Geschichte in Briefen. Berlin: Friedenauer Presse. 2003. ISBN 3-932109-30-9
Russische Autoren
- Aksakov, S.T.: Istorija moego znakomstva s Gogolem. Izdanie podgotovili sotrudniki Muzeja „Abramcevo“ A.N. SSSR E.P.Naselenko i E.A.Smirnova. Izdatel´stvo Akademii Nauk SSSR, Moskva 196
- Belyj, Andrej: Mastersvo Gogolja. (Die Kunst Gogols). Nachdruck der Ausgabe Moskau 1934 mit einer Einführung von Dmitrij Čiževskij. Wilhelm Fink Verlag München 1969.
- Chrapčenko, Michail B.: Izbrannye trudy – Nikolaj Gogol´.Literaturnyj put´,velikie pisatelja. Moskva 1993.
- Garin, I. I.: Zagadočnyj Gogol´. Moskva 2002
- Mann, Jurij V.: Poëtika Gogolja. Variacii k teme.Coda Moskva 1996.
- Mašinskij, S. I.: Gogol´ v vospominanijach sovremennikov. Moskva 1952.
- Veresaev, V.: Gogol´ v žizni. Sistematičeskij svod podlinnych svidedel´stv sovremennikov. ACADEMIA Moskva-Leningrad 1933.
- Veresaev, V.: Kak rabotal Gogol´. Kooperativnoe Izdatel´stvo „Mir“. Moskva 1934.
- Zolotusskij, Igor´: Gogol´. Izdanie vtoroe, ispravlennoe i dopolnennoe. Iz serii „Žizn´ zamečatel´nych ljudej“, Molodaja Gvardija Moskva 1984
[Bearbeiten] Verfilmungen
- 1922 - Seine Excellenz, der Revisor - nach der Komödie Der Revisor
- 1926 - Der Mantel (Schinjel) - Regie: Grigori Koszinew, Leonid Trauberg
- 1932 - Eine Stadt steht Kopf - Regie: Gustaf Gründgens - nach der Komödie Der Revisor
- 1936 - Taras Bulba (Tarass Boulba) - Regie: Alexej Granowski - nach der gleichnamigen Novelle
- 1949 - Die sündige Stadt (The Inspector General) - Regie: Henry Koster - nach der Komödie Der Revisor
- 1952 - Der Mantel (Il cappotto]] - Regie: Alberto Lattuada - nach der gleichnamigen Novelle
- 1952 - Mainacht (Majskaja notsch, ili utoplen-niza) - Regie: Alexander Rou - nach der gleichnamigen Erzählung
- 1952 - Der Revisor (Rewisor) - Regie: Wladimir Petrow - nach der gleichnamigen Komödie
- 1959 - Gestohlenes Leben (Schinjel) - Regie: Alexej Batalow - nach der Novelle Der Mantel
- 1960 - Die toten Seelen (Mjortvaje duschy) - Regie: Leonid Trauberg - nach dem gleichnamigen Roman
- 1960 - Die Stunde, wenn Dracula kommt (La maschera del demonio) - Regie: Mario Bava - nach Motiven von Gogol
- 1961 - Taras Bulba (Taras Bulba) - Regie: J. Lee Thompson - nach der gleichnamigen Novelle
- 1961 - Die Nacht vor Weihnachten (Wetschera na chutorje blis dikanki) - Regie: Alexander Rou - nach dem Novellenzyklus Die Abende auf dem Vorwerk bei Dikanka
- 1963 - Die Kosaken kommen (Taras Bulba,m il cosacco) - Regie: Ferdinando Baldi - nach der Novelle Taras Bulba
- 1967 - Vij, Вий, Viy or Spirit of Evil - Regie: Georgi Kropachyov und Konstantin Yershov
- 1968 - Der Abend vor dem Fest Iwan Kupala (Wjetscheron nakanunje Iwana Kupaly) - Regie: Jurij Ilyenko - nach der Novelle Der Abend vor dem Johannistag
- 1972 - Lambaaye - Regie: Mahama J. Traoré - nach der Novelle Der Revisor
- 1973 - Calzonzin inspector - Regie: Alfonso Arau - nach der Novelle Der Revisor
- 1977 - Die Heirat (Shenitba) - Regie: Vitali Melnikow - nach der gleichnamigen Komödie
- 1977 - Rufe mich in die lichte Ferne (Posowi menja w dal swetluju) - Regie: German Lawrow, Staninslas Ljubschin - nach der Komödie Die Heirat
- 1977 - Inkognito aus Petersburg (Inkognito is Petersburga) - Regie: Leonid Gaida - nach der Komödie Der Revisor
- 1983 - Im Land des Trugbilds (Delibabok orszaga) - Regie: Márta Meszáros - nach der Komödie Der Revisor
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Nikolai Wassiljewitsch Gogol im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- In der Datenbank RussGUS werden über 180 Publikationen nachgewiesen (dort Suche - Einfache Suche: gogol,*)
- Kurzbiografie zu Nikolai Gogol
- Englische Kurzbiografie zu Nikolai Gogol
Personendaten | |
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NAME | Gogol, Nikolai Wassiljewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Николай Васильевич Гоголь (russisch), Nikolaj Vasil'evič Gogol' (Transliteration) |
KURZBESCHREIBUNG | Russischer Schriftsteller ukrainischer Abstammung |
GEBURTSDATUM | 1. April 1809 |
GEBURTSORT | Welikije Sorotschinzy in der Ukraine |
STERBEDATUM | 4. März 1852 |
STERBEORT | Moskau |