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Ole Nydahl - Wikipedia

Ole Nydahl

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ole Nydahl
Ole Nydahl

Ole Nydahl (* 19. März 1941, nahe Kopenhagen, Dänemark), auch bekannt als Lama Ole, ist ein Lehrer (Lama) des Diamantweg-Buddhismus. Er repräsentiert die Lehren der tibetischen Karma-Kagyü-Schule, einer der vier großen Schulen des tibetischen Buddhismus. Seit Anfang der 1970er Jahre bereist er die ganze Welt, hält Vorträge und Meditationskurse und gründet buddhistische Meditationszentren.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ausbildung, Drogenerfahrungen und erste Begegnung mit buddhistischen Lehrern

Ole Nydahl wuchs in Dänemark auf, studierte von 1960 bis 1969 Englisch, Deutsch und Philosophie in Kopenhagen und einige Semester auch in Tübingen und München. Das Philosophicum bestand er mit Bestnote und begann eine Doktorarbeit über "Aldous Huxley und die Glückbringende Vision", ohne sie abzuschließen.

Ab 1961 sammelte er erste Drogenerfahrungen durch den Konsum von Haschisch. 1966 lernte Ole Nydahl seine zukünftige Frau Hannah kennen.Mit ihr gemeinsam nahm er Haschisch sowie LSD und konsumierte später auch Drogen mit größerem Suchtpotential, unter anderem Morphin. Die beiden schmuggelten mit Haschisch aus dem Nahen Osten und asiatischen Ländern. Nach ihrer Heirat führte die Hochzeitsreise das Paar 1968 zum ersten Mal nach Nepal. Dort begegneten sie dem Drukpa-Siddha Lopön Tsechu Rinpoche.

1969 wurden die beiden wegen Drogenschmuggel verhaftet. Die Zeit in Untersuchungshaft nutzte er zur Meditation. Obwohl die beiden nach Nydahls Aussage zu den Paten der Kopenhagener Drogenszene gehörten, fiel seine Haftstrafe mit 4 Monaten auf Bewährung relativ milde aus, Hannah Nydahl wurde freigesprochen. Nydahl führt dies auf den Einfluss von Lopön Tsechu Rinpoche zurück. 1970 nahm Nydahl das letzte Mal LSD kurze Zeit später zum letzten Mal Haschisch. Hannah und er waren zu dem Schluss gekommen, dass die Drogen ihre Meditationserfahrungen beeinträchtigten und sie hatten zu diesem Zeitpunkt bereits viele ihrer Jugendfreunde auf Grund deren exzessiven Konsums von Opiaten und Halluzinogenen verloren. Daher rät er seinen Schülern eindringlich von Drogen fernzubleiben.

1969 reisten sie zum zweiten Mal nach Nepal und nahmen in Kathmandu an der vom 16. Karmapa abgehaltenen Kronzeremonie teil.

[Bearbeiten] Buddhistische Ausbildung

Ole und Hannah Nydahl gehörten zu den ersten westlichen Schülern des 16.Karmapa Rangjung Rigpe Dorje, dem Haupt-Linienhalter der Karma-Kagyü-Schule, zu dem sie ein enges Verhältnis entwickelten. Sie lernten und meditierten über drei Jahre bei ihm. In dieser Zeit wurden sie auch von weiteren Kagyü-Lehrern wie Kalu Rinpoche, Künzig Shamar Rinpoche, Jamgön Kongtrul Rinpoche, Situ Rinpoche und anderen unterrichtet. Beide wurden auch Schüler von Lopön Tsechu Rinpoche und Künzig Shamar Rinpoche. Ole Nydahl hat keine traditionelle klösterliche Ausbildung und auch kein 3-Jahres-Retreat durchgeführt, das Lamas der Karma-Kagyü-Linie üblicherweise absolvieren.

[Bearbeiten] Diamantweg-Zentren und -Stiftung

Seit den frühen 1970er Jahren hat Ole Nydahl gemeinsam mit seiner Frau Hannah etwa 500 buddhistische Meditationszentren in Mittel- und Osteuropa, Asien, Amerika und Australien gegründet. In Deutschland sind diese Zentren unter dem Namen Diamantweg-Zentren bekannt. Nach eigenen Angaben wurde er vom 16. Karmapa, dem verstorbenen Oberhaupt der Karma-Kagyü-Schule, beauftragt, Zentren der Karma-Kagyü-Linie im Westen aufzubauen. Dem Wunsch ihres Lehrers folgend, unternahmen Hannah und Ole Nydahl ab 1973 ausgedehnte Vortragsreisen. Das erste von ihnen gegründete Meditationszentrum in Kopenhagen wurde im Oktober 1973 vom XIV. Dalai Lama Tenzin Gyatso eingeweiht.

Ole Nydahl ist Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender der „Buddhismus Stiftung Diamantweg der Karma Kagyü Linie“, einer Stiftung nach deutschem Recht. Sie unterstützt weltweit Projekte wie z.B. eine Bibliothek in Karma Guen (Spanien), in der buddhistische Texte gesammelt und übersetzt werden, eine Retreat-Stelle im Altai (Russland) und ein Zentrum des Diamantweges in Hamburg.[1]

[Bearbeiten] Lehrtätigkeit

Nydahl in London, 2005
Nydahl in London, 2005

Ole Nydahl bereist ständig weite Teile der Welt, um seine Schüler und andere am Buddhismus interessierte Menschen zu unterrichten. Kurse zu verschiedenen Themen, wie zum Mahamudra (Großes Siegel), sollen dem Publikum ein tieferes Verständnis des Diamantweg-Buddhismus vermitteln. Nydahl legt Wert darauf, dass seinen Schülern Lehr- und Meditationstexte weitestgehend in ihrer jeweiligen Landessprache zur Verfügung stehen[2].

Eine wichtige von ihm weitergegebene Lehre ist das Phowa, eine Meditation, die der Vorbereitung auf die Sterbestunde dienen soll und daher im Diamantweg auch Meditation des Bewussten Sterbens genannt wird; den ersten Kurs darüber gab Nydahl 1987. Im Jahr 1972 hatte er diese Meditation bei dem Drikung-Kagyü-Lama Ayang Rinpoche erlernt. Die von Ole Nydahl gelehrte Phowa-Variante entstammt der Longchen-Nyingthig-Tradition der Nyingma-Schule.

Die Schüler Ole Nydahls sind ohne Ausnahme Laien, die vorwiegend im westlichen Kulturkreis leben, da eine traditionelle Ausbildung in der zölibatären, klösterlichen Zurückziehung nach Ansicht Ole Nydahls für die westliche Lebensweise wenig geeignet erscheint. Diese Ansicht wird nicht von allen buddhistischen Gemeinschaften und auch nicht von allen Lamas der Karma-Kagyü-Linie geteilt.

Der 16. Karmapa bescheinigt Ole Nydahl in Briefen von 1972 und 1978 die Fähigkeit, die Grundlagen der buddhistischen Lehre zu vermitteln und setzt ihn als Leiter der europäischen Karma-Kagyu Zentren ein. Ole Nydahl erklärt, dass der Shamarpa ihm 1982 den Lama-Titel verliehen habe, auf seiner Internetseite präsentiert er dazu kein Dokument. In aus den Jahren 1983, 1995 und 2006 datierte Briefen gehen die hochrangigen Kagyü-Autoritäten Khenpo Chödrak Thenpel Rinpoche und Shamar Rinpoche auf seine Lehrqualifikation ein. Im Brief von 1983 bestätigt ihn Shamar Rinpoche als Buddhistischen Meister [3] und bescheinigt ihm die Fähigkeit, Meditationen zu leiten und Interessierte in die buddhistischen Lehren einzuführen. In den Briefen von 1995 und 2006 bestätigen ihn Shamar Rinpoche und Khenpo Chödrak Thenpel Rinpoche als Reaktion auf Zweifel an der Rechtmäßigkeit seines Titels als Lama und befinden ihn als zur Weitergabe der buddhistischen Lehre (Dharma) befähigt[4].

Während seiner Vorträge macht Nydahl auch Aussagen zu Politik und Weltgeschehen, insbesondere zu Themen, denen seiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Er begründet dies mit der Absicht, zum Nachdenken anzuregen und bei seinen Schülern ein politisches Verantwortungsbewusstsein zu wecken, das seiner Meinung nach mit der Annahme der buddhistischen Philosophie einhergehen sollte[5].

So warnt Nydahl u. a. vor dem zunehmenden globalen Bevölkerungswachstum, denn dieses gehe einher mit allgemeiner Verschlechterung der Lebensbedingungen sowie mit einem Verlust an Menschenwürde. Nydahl verweist außerdem auf Kulturgegensätze zwischen Islam und westlicher Wertegesellschaft, eine sich ausbreitende islamische Parallelgesellschaft und Menschenrechtsverletzungen durch die Scharia. Er kritisiert dabei auch die Unterdrückung der Frau im Islam.

Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit verfasste Ole Nydahl mehrere buddhistische (teils autobiographische) Bücher, die in mehreren Sprachen erschienen.

In der Auseinandersetzung um die Nachfolge des 16. Karmapa, des Linienhalters der Karma-Kagyü-Linie, unterstützt Nydahl Trinle Thaye Dorje.

[Bearbeiten] Auseinandersetzung mit der DBU

Von Ende 1999 bis April 2000 gab es eine öffentliche Auseinandersetzung zwischen der Deutschen Buddhistischen Union e.V. (DBU) und dem Buddhistischen Dachverband Diamantweg e.V. (BDD), da die DBU Nydahl in einer offenen Stellungnahme wegen seiner Einstellung zum Islam, seiner politischen Aussagen, seiner Redeweise, seiner Selbsteinschätzung und seines Umgangs mit Frauen kritisiert hatte. Es gab ein Treffen beider Seiten am 04.10.2000 und "obwohl unterschiedliche Sichtweisen deutlich wurden, so zeigten doch beide Seiten Bereitschaft aus der Vergangenheit zu lernen und Gemeinsamkeiten zu bestärken." Das Gespräch wurde als "ein erster Schritt" gesehen "und sollte dazu führen, Missverständnisse auszuräumen, Klarheit zu schaffen und Zusammenarbeit zu fördern.".[6]

[Bearbeiten] Rezeption in der Religionswissenschaft und Beurteilung durch christliche Informationsstellen

Dr. Oliver Freiberger (Lehrstuhl für Religionswissenschaft, Universität Bayreuth) sah die Auseinandersetzung mit der DBU als bedeutend genug an, um sie in einer Studie über „interbuddhistische und interreligiöse Verhältnisse im Westen“ als Beispiel für Konflikte bei der Entwicklung des Buddhismus im Westen zu wählen[7]. Kirchliche Kreise, z.B. die EZW[8] und die schweizerische evangelische Informationsstelle[9] kritisieren Ole Nydahls Lehrstil und seine Lebensweise. Prof. Martin Baumann (Lehrstuhl für Religionswissenschaft, Universität Luzern) schließt sich den evangelischen Stellungnahmen bezüglich Nydahls Lehrstil an[10].

[Bearbeiten] Referenzen und Fußnoten

  1. Diamantweg-Stiftung
  2. Interview im Diners Club Magazine und Kagyü Life, Nr. 23 Juli 1997, S36
  3. Dieser Titel ist nicht mit dem Titel "Lama" identisch.
  4. Anerkennungsbriefe zum Lamatitel (Homepage Nydahl)
  5. Ole Nydahl über Meditation (Homepage Nydahl)
  6. Buddhismus Heute 32, Nr. 1, [2001], S77
  7. Freiberger, Oliver. 2001: „Inter-Buddhist and Inter-Religious Relations in the West“, Journal of Global Buddhism 2: 59-71, S. 65. und Anmerkung Nr. 30.
  8. EZW-Publikation (Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen) Nr. 185: "Wenn Eisenvögel fliegen ...". Der tibetische Buddhismus und der Westen, Berlin 2006
  9. Leben & Glauben Nr 38/1999, [1], [2]
  10. Baumann, Martin 2005: "Eine Art Buddhismus Light?"

[Bearbeiten] Werke

  • Ole Nydahl: Vom Reichtum des Geistes. Buddhistische Inspirationen, Knaur MensSana, München Okt. 2006, ISBN 3426665905
  • Ole Nydahl: Der Buddha und die Liebe, Knaur, München Sept. 2005, ISBN 3426666928
  • Ole Nydahl: Wie die Dinge sind. Eine zeitgemäße Einführung in die Lehre Buddhas, Joy-Verlag, Oy-Mittelberg Okt. 2002, ISBN 3928554131; Droemer/Knaur, München Apr. 2004, ISBN 342687234X
  • Ole Nydahl: Das große Siegel. Die Mahamudra-Sichtweise des Diamantweg-Buddhismus, Droemer/Knaur, München Juli 2006, ISBN 3426872927, Joy-Verlag, Oy-Mittelberg 1998, ISBN 3928554301
  • Ole Nydahl: Über alle Grenzen. Wie die Buddhas in den Westen kamen; Joy-Verlag, Oy-Mittelberg Juli 2002,ISBN 3928554026; Kamphausen, Bielefeld Juli 2005, ISBN 3899010531
  • Ole Nydahl: Die Buddhas vom Dach der Welt, Eugen Diederichs Verlag, München Juni 1986, ISBN 3424006645; Aurum im Kamphausen Verlag, Bielefeld Okt. 2003, ISBN 389901023X
  • Ole Nydahl: Mahamudra. Freude und Freiheit grenzenlos, Joy Verlag GmbH, Oy-Mittelberg 1988, ISBN 3980162435
  • Ole Nydahl: Die Vier Grundübungen, Joy-Verlag, Oy-Mittelberg 2000, ISBN 3928554328
  • Ole Nydahl: Der buddhistische Weg, Hörkassette, perspectiva GmbH, Mai 1997, ISBN 3037700580

[Bearbeiten] Weblinks

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Commons
Commons: Ole Nydahl – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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