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Operation Bagration - Wikipedia

Operation Bagration

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Operation Bagration
Strategische Karte des Verlaufs der Operation

Strategische Karte des Verlaufs der Operation

Konflikt Zweiter Weltkrieg
Datum 22. Juni 1944 bis 19. August 1944
Ort Weißrussische SSR, Sowjetunion
Ergebnis Entscheidender Sieg der Sowjetunion
Kontrahenten
Befehlshaber
Konstantin Rokossowski,
Georgi Schukow,
Alexander Wassilewski
Ernst Busch,
Walter Model,
Ferdinand Schörner
Truppenstärken
1. Baltische Front,
2. Baltische Front,
3. Baltische Front,
1. Weißrussische Front,
2. Weißrussische Front,
3. Weißrussische Front,
1. Ukrainische Front,
4. Ukrainische Front
4. Armee,
9. Armee,
3. Panzerarmee
Verluste
ca. 170.000 ca. 670.000


Operation Bagration war der Deckname einer Sommeroffensive der Roten Armee im Juni und Juli 1944, die die Eroberung der weißrussischen Hauptstadt Minsk zum Ziel hatte. Diese führte zur vollständigsten Niederlage deutscher Truppen in einer kriegerischen Auseinandersetzung und zur Vernichtung der Heeresgruppe Mitte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Verlauf

Am 22. Juni 1944 - auf den Tag genau drei Jahre nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion und kurz nach der alliierten Landung in Frankreich - rückten vier sowjetische Fronten mit insgesamt 2,5 Millionen Soldaten gegen die stark unterlegenen und schlecht ausgerüsteten Truppen der deutschen 4. Armee und der 9. Armee, sowie der 3. Panzerarmee der deutschen Heeresgruppe Mitte vor. Diese hatten zum Zeitpunkt des Angriffs eine Stärke von lediglich einer halben Million Soldaten.

Dem Angriff ging eine massive Artillerievorbereitung voraus, teilweise verfügte die Rote Armee über genug Munition, um eine doppelte Feuerwalze schießen zu können. Der vom sowjetischen Hauptquartier konzipierte Plan sah für die erste Phase des Angriffs die Zerschlagung der Frontverbände an der nördlichen, sowie der südlichen Flanke der Heeresgruppe vor, auf die dann ein auf Minsk gerichteter Zangenangriff folgen sollte, gefolgt von Vorstößen zu den ehemals polnischen Orten Lemberg und Sandomierz.

Trotz des massiven sowjetischen Truppenaufmarsches waren die deutschen Frontverbände vom Ausmaß des Angriffs völlig überrascht. Dies lag zum einen an der Tatsache, dass die deutsche Feindaufklärung nur noch mangelhaft durchgeführt werden konnte. Zum anderen wurde die drohende Gefahr durch das Oberkommando der Wehrmacht unter Adolf Hitler bis zuletzt ignoriert, da er zusammen mit der Mehrheit der zuständigen Generäle Wehrmacht einen Angriff in Richtung der Heeresgruppe Nordukraine erwartete. Aufgrund dieser Annahme wurde dieser Großverband und nicht die Heeresgruppe Mitte unter Generalfeldmarschall Busch verstärkt.

Die Rote Armee nutzte ihre Überlegenheit (das Vierfache an Soldaten, das Zwanzigfache an Artillerie, das 23fache an Panzern und das Zehnfache an Flugzeugen) und erzielte auf ganzer Linie Durchbrüche, in die dann Panzerkeile vorstießen. Die sowjetischen Truppen wendeten damit zum ersten Mal die von den Deutschen drei Jahre zuvor erfolgreich praktizierte Blitzkriegtaktik gegen ihren Gegner an. Begünstigt wurde dies durch Hitlers Befehle, zu halten und „Feste Plätze“ zu bilden, anstatt zur beweglichen Verteidigung überzugehen.

Nachdem die durch die Heeresgruppe Mitte gehaltene Front bereits am zweiten Tag nach Beginn der Offensive durchbrochen worden war und das Ausmaß der Katastrophe für das OKW und Hitler sichtbar wurde, wurde Busch dafür verantwortlich gemacht und seines Postens enthoben. Am 28. Juni übernahm Generalfeldmarschall Model das Kommando über die Heeresgruppe. Er konnte aber tatsächlich nichts weiter ausrichten, als den totalen Zusammenbruch der Front zu verhindern.

Durch die taktischen Fehler der Wehrmacht wurde die Bildung dreier Kessel bei Witebsk, Bobruisk und Minsk begünstigt und somit die Vernichtung der drei deutschen Armeen der Heeresgruppe verursacht. Die deutschen Verluste beliefen sich auf ca. 300.000 Gefallene, 250.000 Verwundete sowie 120.000 Soldaten, die von der Roten Armee gefangen genommen wurden. Diese wiederum hatte im gleichen Zeitraum lediglich 60.000 Tote und 110.000 Verwundete zu beklagen.

Am 13. Juli 1944 wurde die Offensive auf den von der Heeresgruppe Nordukraine gehaltenen Frontabschnitt ausgeweitet. Auch diese auf sowjetischer Seite als Lemberg-Sandomierz-Offensive bezeichnete Operation endete mit der Einkesselung und Vernichtung großer Teile dieser Heeresgruppe in der Nähe der Stadt Brody. Nachdem auf sowjetischer Seite ein Geländegewinn von 500 Kilometern in Richtung Westen erzielt worden war, kam der Vormarsch der Roten Armee erst Mitte August auf der Linie Warschau-Przemysl-Karpaten zum Stehen.

Sowjetische Infanterie in Minsk nach der Einnahme der Stadt im Juli 1944
Sowjetische Infanterie in Minsk nach der Einnahme der Stadt im Juli 1944

[Bearbeiten] Ergebnisse

Bedingt durch die katastrophalen Verluste verlor die Wehrmacht ihre operative Handlungsfähigkeit an der Ostfront vollständig und war in Folgezeit nur noch zu hinhaltendem Widerstand gegenüber der Roten Armee fähig. Eine Auffrischung der Kräfte war nicht mehr möglich, da das Deutsche Reich zum Zeitpunkt des Endes der Offensive in einen Drei-Fronten-Krieg verwickelt war. Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis die Rote Armee in das Deutsche Reich einmarschieren würde.

Es wird vermutet, dass der Vormarsch der Roten Armee auf Warschau bewusst gestoppt wurde, um es den deutschen Truppen zu ermöglichen, den zur gleichen Zeit stattfindenden Warschauer Aufstand niederzuschlagen. Dies erleichterte später die Bildung einer kommunistischen polnischen Regierung nach sowjetischem Muster.

Die Heeresgruppe Nord wurde durch den Durchbruch der sowjetischen Einheiten zur Ostsee von allen Landverbindungen abgeschnitten, hielt sich jedoch bis zum Kriegsende im Mai 1945 im Kurland.

Am 20. August begann die Rote Armee auf dem Gebiet der Heeresgruppe Südukraine mit einer weiteren, auf sowjetischer Seite mit Operation Jassy-Kischinew bezeichneten Offensive, in deren Ergebnis ein großer Teil des Balkans sowjetisch besetzt wurde.

[Bearbeiten] Sonstiges

Die Operation wurde vom sowjetischen Oberkommando nach dem Namen des Generals Pjotr Iwanowitsch Bagration benannt, welcher in der Schlacht von Borodino 1812 gegen die napoleonischen Truppen gefallen war.

[Bearbeiten] Zitate

"Das Verhalten der deutschen Soldaten in ihren befestigten Arealen war dumm [...] Unser Beschluss machte sie fertig. Unmengen an Granaten gingen auf sie nieder und man hörte nichts als ein Donnern. Die befestigten Anlagen konnten völlig zerschmettert werden. Es war tödlich [...] Die Deutschen hielten den Boden bis zum letzten Mann. Sie waren alle todgeweiht." Wenjamin Fjodorow, ehemaliger Soldat der Roten Armee in einer britischen Fernsehserie über den russischen Angriff am 22. Juni 1944

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Literatur

  • Steven J. Zaloga; "Bagration 1944: The Destruction of Army Group Centre"; Osprey 1996; ISBN 1-855-32478-4; (Quelle der im Artikel angegebenen Zahlen)

[Bearbeiten] Links

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