Orden Polonia Restituta
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Der Orden Polonia Restituta (Order Odrodzenia Polski, Orden der Wiedergeburt Polens) ist nach dem Orden vom Weißen Adler die zweithöchste zivile Auszeichnung der 3. Polnischen Republik und war die zweithöchste Auszeichnung der 2. Republik.
Unter kommunistischer Herrschaft (Volksrepublik Polen) war er die zweithöchste zivile Auszeichnung nach dem Orden Erbauer Volkspolens.
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[Bearbeiten] Insignien des Ordens
1921 - 1945 (2. Republik) und 1945 - 1990 (Exilregierung in London), danach ab 1990 3.Republik
Das Ordenskreuz ist vierarmig, im Avers weiß emailliert mit goldenem Rande. In der Mitte befindet sich ein rundes Medaillon mit weißem gekröntem Adler, der von einem blau emaillierten Band mit goldener Inschrift "Polonia Restituta" umgeben ist. Im Revers ist das Kreuz glatt, in goldener Farbe gehalten, in der Mitte befindet sich ein rundes Medaillon mit der Jahreszahl "1918" (Neugründung des polnischen Staates).
Der Bruststern (nur Großkreuze und Großoffiziere) ist silbern, achtstrahlig und besitzt in der Mitte ein weißes Medaillon mit goldenen Buchstaben "RP" (Rzeczpospolita Polska, Republik Polen), das von einem blau emaillierten Band mit der Inschrift "Polonia Restituta" umgeben ist.
Das Band des Ordens ist rot, mit zwei beiderseitigen weißen Streifen am Rande (identisch mit dem Band des Sankt-Stanislaus-Orden s der 1.Republik). Der Orden wird vom Staatspräsidenten nach Beratung mit dem Ordenskapitel verliehen.
1944 - 1990 (Kommunistische Herrschaft, Republik und Volksrepublik)
Bis um 1949 wurde das Ordenskreuz in beinahe unveränderter Form beibehalten, jedoch wurde der Adler gegen einen ungekrönten ausgetauscht und die Jahreszahl im Revers zu "1944" (Ausrufung der neuen Republik Polen durch die stalinhörige sog.Lubliner Regierung) geändert. Das Aussehen des Brusterns blieb vorläufig unverändert. Das Band wurde ohne Änderungen beibehalten. Um 1949 änderte man den Namen des Staates zu "Volksrepublik Polen". Der Bruststern erhielt danach das Monogramm "PRL" (Polska Rzeczpospolita Ludowa, Volksrepublik Polen). Die Kreuze aller fünf Klassen wurden um etwa 10% vergrößert. Das Ordensband blieb unverändert.
[Bearbeiten] Klassen und Trageweise des Ordens
Polonia Restituta hat fünf übliche Klassen: Großkreuz, Komtur mit Stern (Großoffizier), Komtur, Offizier und Ritter.
Die Schärpe des Großkreuzes trägt man von der rechten Schulter zur linken Hüfte, den Stern dieser Klasse auf der linken Brust. Den Großoffizierstern trägt man auf der rechten Brust, dazu die entsprechende Halsdekoration. Auch das Komturkreuz (3.Klasse) ist eine Halsdekoration. Das Offizierskreuz (4.Klasse, am Band mit Rosette) und das Ritterkreuz (5.Klasse) trägt man auf der linken Brust. Im Falle mehrerer Verleihungen des Ordens an dieselbe Person durfte man nur die aktuell höchste Stufe tragen.
[Bearbeiten] Zeittafel zur Geschichte des Ordens
- 1920: der Ministerrat schlägt neben der Erneuerung des Ordens vom Weißen Adler die Gründung eines dreiklassigen Verdienstordens "Order civili" vor. Der Plan wird fallengelassen.
- 1921: 4. Februar - der vierklassige Orden Polonia Restituta in oben beschriebener Form wird gestiftet und ein Ordenskapitel konstituiert. Das Staatsoberhaupt wird kraft seines Amtes zum Inhaber und Großmeister, außerdem soll das achtköpfige Kapitel einen Kanzler, Sekretär und Schatzmeister ausersehen. In diesem Jahre erhalten 76 polnische Staatsbürger den Polonia.
- 1922: 28. April - durch Einführung des Offizierskreuzes mit Rosette am Band wird der Orden auf fünf Klassen erweitert. 216 Personen erhalten den Orden, darunter 129 Ausländer (Präsidenten, Ministerpräsidenten, Minister, nur Großkreuze).In diesem Jahre werden auch die an den Staat zu entrichtenden Abgaben bei der Verleihung des Ordens (in mkp., Polnische Mark) eingeführt:
- Großkreuze - 150 000;
- Großoffiziere - 85 000;
- Komture - 40 000;
- Offiziere - 30 000;
- Ritter - 20 000;
- (zum Vergleich: Quartal-Fahrkarte für Warschauer Straßenbahnen: 70 000 mkp.)
- 1923: 984 Verleihungen . In diesem Jahre schafft man das dreiklassige "Verdienstkreuz der Republik Polen" (nur Brustdekoration), um die Verleihungen des Polonia Restituta begrenzen zu können.
- 1925: neue Verleihungskriterien werden geschaffen. Das Großkreuz können ab nun nur Personen im Rang eines Ministerpräsidenten, Kardinals oder Marschalls bekommen. Großoffiziere müssen den Rang eines Ministers, Erzbischofs, Vorsitzenden des Höchsten Gerichts oder Generalobersten haben; das Komturkreuz können nur Bischöfe, Unterstaatssekretäre, Ordinarien oder Generalleutnante und -majore bekommen. Für die unteren Stufen waren die Kriterien niedriger angesetzt, immerhin war es aber für einen kleineren Beamten oder Unteroffizier unmöglich, die Auszeichnung zu bekommen.
- 1921 - 1939: in der Zwischenkriegszeit haben beinahe 5 000 Ausländer den Orden (verschiedene Klassen) bekommen, darunter:
- 1611 Franzosen
- 555 Rumänen
- 441 Amerikaner
- 436 Italiener
- 285 Jugoslawen
- 230 Belgier
- 197 Tschechoslowaken
- 57 Österreicher
- 57 Letten
- 24 Briten
- 9 Deutsche
- 1931 - 1938: 3221 Verleihungen an polnische Staatsbürger fanden statt, davon 46 Verleihungen des Großkreuzes.
- 1939 - 1945: die polnische Regierung im Exil setzt die Verleihungen des Ordens fort, jedoch in sehr begrenztem Umfang, denn es werden neue Verleihungskriterien geschaffen: der Orden soll vorrangig an polnische und ausländische Militärs vergeben werden. Nur etwa 100 Verleihungen finden statt, davon etwa 20 Großkreuze.
- 1944: das noch von keiner Macht außer Moskau anerkannte Lubliner "Komitee der nationalen Befreiung" (das vornehmlich aus Kommunisten und einigen Opportunisten besteht) dekretiert am 23.Dezember die "Erneuerung" des Ordens Polonia Restituta mit oben beschriebenem Aussehen, wobei das Ordenskapitel abgeschafft wird. Bis 1990 wird der Orden demzufolge von zwei Instanzen verliehen: der Regierung der "Volksrepublik" und der Londoner Exilregierung, die noch bis um 1970 vom Vatikan, Spanien und Portugal anerkannt ist. Bis um 1970 verleiht Warschau den Polonia ziemlich sparsam, nach 1975 fängt eine richtige Lawine der Verleihungen an, besonders der niedrigeren Grade. Der Orden ist begehrt, da er eine Rentenzulage mit sich führt. Sogar kleine Büroangestellte, Beamte und Dorfbürgermeister können ihn bekommen, man braucht nur einen Draht zum lokalen Parteisekretär zu haben. Besonders verhaßt im Volke sind Verleihungen unter General Wojciech Jaruzelski nach dem Kriegszustand: zahlreiche Funktionäre der Miliz (Polizei), der Geheimpolizei usw. bekommen die Auszeichnung. Im Volksmunde heißt sie nun "Polonia prostituta".
- Die Londoner Exilregierung verleiht den Orden weiter, aber sehr sparsam: es finden jährlich, am Tage des Ordensfestes vom 11.November, höchstens 10 Verleihungen statt, vor allem an Exilpolen. Alle diese Verleihungen wurden nach 1990 von der 3.Polnischen Republik anerkannt.
[Bearbeiten] Einige bedeutende Ritter des Ordens Polonia Restituta (nur Großkreuze, bis 1945)
- General Władysław Sikorski, 1923;
- Ministerpräsident Ignacy Paderewski, 1923;
- Roman Dmowski, Politiker, 1923;
- General Lucjan Żeligowski, (Eroberer von Wilna), 1923;
- Literatur-Nobelpreisträger Władysław Reymont, 1924;
- General Kazimierz Sosnkowski, 1924;
- Stefan Żeromski, Schriftsteller, 1925;
- General Edward Rydz-Śmigły (späterer Marschall von Polen), 1928;
- Industrieminister Eugeniusz Kwiatkowski (Erbauer von Gdingen), 1931;
- Aleksandra Piłsudska, Gemahlin des Marschalls Piłsudski, als einzige Frau in der Vorkriegszeit, 1933;
- General Kazimierz Fabrycy, Armeeführer im Krieg von 1939, 1941;
- General Stanisław Kopański, Teilnehmer der Schlacht um Tobruk, 1942;
- General Graf Tadeusz Bor-Komorowski, Befehlshaber des Warschauer Aufstandes von 1944, 1944;
- General Dwight D. Eisenhower, 1945;
- Lord Elgin, britischer Politiker, 1945;
- Arthur Tedder, Marschall der Royal Air Force, 1945;
- General George Marshall, 1945 (lehnte die Annahme ab).
[Bearbeiten] Literatur
- Władysław Boncza-Tomaszewski, Kodeks orderowy, Warszawa 1939;
- Paul Hieronymussen, Orders, Medals and Decorations of Britain and Europe, London 1967;
- Arnhard Graf Klenau,Europäische Orden ab 1700, München 1978;
- Václav Měřička, Book of Orders and Decorations, London 1975;
- Zbigniew Puchalski,/ Ireneusz J. Wojciechowski, Ordery i odznaczenia polskie, Warszawa 1987