Palmaille
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Die Palmaille (frz. [palˈmɑj], regional vor allem [palˈmaljə]) ist eine Straße in Hamburg-Altona. Sie gehört zu den ältesten Straßen der Stadt.
[Bearbeiten] Geschichte
Angelegt wurde die Palmaille 1638, mitten im Dreißigjährigen Krieg, am Elbhang des holsteinischen Ortes Altona, der 1664 vom dänischen König die Stadtrechte verliehen bekam; damals lag die Palmaille noch außerhalb des bebauten Gebietes, in Richtung der Vogtei Ottensen.
Ihren Namen verdankt sie einem dem Croquet verwandten, beliebten italienischen Ballspiel der frühen Neuzeit namens Palla a maglio (französisch Pallmail, holländisch Palmalie oder Palmaille, englisch Pall Mall); der damalige Landesherr Graf Otto V. von Schauenburg ließ dafür eine mehrere hundert Meter lange, ebene Spielbahn anlegen, die seitlich mit insgesamt 400 Linden bepflanzt wurde und an deren Enden zwei eiserne Torbögen standen, durch die man den Holzball mit einem Schläger treiben musste. Der Graf selbst kam allerdings nicht mehr lange in den Genuss seines Lieblingsspiels, da er 1640 plötzlich und jung verstarb.
Danach verfiel die Anlage zunächst, wurde teilweise von Seilmachern (Reepschlägern) als Arbeits- und Lagerfläche für ihre langen Taue genutzt und teilweise auch bebaut. Nach dem "Schwedenbrand" von 1713 ließ der Oberpräsident der Stadt, Christian Detlev von Reventlow, 1717 an der Palmaille vier Lindenreihen pflanzen und beidseitig Fahrwege anlegen, um eine "publike Allee" zu schaffen; dazu musste er "sanften Druck" auf einige Grundbesitzer ausüben, damit sie ihre Grundstücke gegen Entschädigung hergaben. 1757 wurde Cay Dose durch den dänischen König mit den Entwürfen für ein Schloss am Ostende der Palmaille beauftragt, der Bau gelangte jedoch nie über die Planungsphase heraus.
Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts entstanden längs der Straße beidseitig überwiegend repräsentative Gebäude; insbesondere die Bauten, die der klassizistische dänische Architekt Christian Frederik Hansen hier um 1800 errichten ließ, prägen das Gesicht dieser Prachtstraße. Davon erhalten sind bis heute die Ensembles Palmaille 49 - 63 und 108 - 120, da dies eine der wenigen Gegenden des alten Altona war, die in den Bombennächten des 2. Weltkriegs nahezu unversehrt blieben.
Insbesondere im 19. Jahrhundert wurde die Straße mehr und mehr zur bevorzugten großbürgerlichen Wohngegend. Nach 1866 entstand hier die preußische Generalkommandantur; auch der Dichter Detlev von Liliencron bewohnte hier längere Zeit eine Dachwohnung.
1823 richtete der dänische Hofastronom und Geodät Heinrich Christian Schumacher in der Palmaille 9 die Sternwarte Altona ein. Die Sternwarte wurde bis 1871 betrieben, das Gebäude 1941 bei einem Bombenangriff zerstört.
1905 wurden die fast 200 Jahre alten Linden gefällt; durch Nachpflanzung wölbt sich inzwischen wieder ein (allerdings nur noch zweireihiges) Blätterdach über dem breiten autofreien Mittelstreifen. Und hinter den schönen Fassaden finden sich nur noch wenige Wohnungen, dafür zahlreiche Firmensitze.
Heutzutage ist die Palmaille eine vierspurige Hauptstraße, die der Verbindung der Hamburger Innenstadt, vorbei an Altonas Fischmarkt und dem Rathaus, das früher ein Bahnhof war, mit der Elbchaussee Richtung Blankenese dient.
Koordinaten: 53° 32' 46" N, 9° 56' 20" O