Paneuropäismus
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Unter Paneuropäismus versteht man eine Pan-Bewegung, die alle oder einen Großteil der europäischen Völker in einem Staat oder Staatengebilde vereinigen will. Heute wird der Begriff nur selten und meist abwertend gebraucht, meist für Bestrebungen zur religiösen, kulturellen oder sprachlichen Gleichschaltung in der Europäischen Union.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Frankenreich
Während das Römische Reich als Weltreich neben europäischen auch afrikanische und asiatische Gebiete umfasste, versuchte Karl der Große im 8. Jahrhundert n.Chr. als erster Herrscher, mit der Ausweitung des Frankenreichs nach Osten einen Staat zu bilden, der einen signifikanten Teil Europas umfasst. Allerdings kann man dieses Bestreben nicht tatsächlich als Paneuropäismus bezeichnen, da zu diesem Zeitpunkt noch keine europäischen Nationalstaaten existierten. Zudem zerfiel dieses frühe europäische Großreich nach Karls Tod im Jahr 814 rasch wieder.
[Bearbeiten] Französische Expansion unter Bonaparte
Der Ursprung des Paneuropäismus im heutigen Sinne ist im 18. Jahrhundert anzusiedeln, in der Zeit nach der Französischen Revolution. Während seiner Herrschaft gelang es Napoléon Bonaparte, große Teile Europas zu erobern oder in die französische Abhängigkeit zu bringen und ihnen die von ihm vertretene Gesellschaftsordnung des nachrevolutionären Frankreich sowie die selbstentwickelte Rechtsgrundlage Code Civil aufzuzwingen. Damit wurde erstmals in der Geschichte ein großer Teil Europas unter einer Herrschaft geeint. Doch auch dieses Großreich war nicht von Dauer, nach der Niederlage Napoléons in den Koalitionskriegen wurde der vorrevolutionäre Zustand durch die Restauration wiederhergestellt.
[Bearbeiten] Deutsche Expansion im Zweiten Weltkrieg
Mit der Zunahme der deutsch-nationalistischen Bewegungen infolge der Niederlage im Ersten Weltkrieg und mit der Übernahme der Herrschaft durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 kam wieder die Idee eines vereinten Europa auf, diesmal unter deutscher Herrschaft. In der Folge des Zweiten Weltkrieges kamen nach heutigen Schätzungen über 50 Mio. Menschen ums Leben. Dies war der bisher letzte Versuch einer gewaltsamen „Einigung“ Europas.
[Bearbeiten] Europäischer Einigungsprozess nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die friedliche Vereinigung Europas vorangetrieben. Dies begann mit der Gründung der Montan-Union im Jahr 1951, aus der sich später die Europäische Gemeinschaft und letztendlich die Europäische Union entwickelten. Hierbei wird jedoch auf die sprachliche, kulturelle und größtenteils auch staatliche Eigenständigkeit geachtet.
Siehe auch: Kerneuropa