Panzerfaust
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Panzerfaust (auch Panzerabwehrrohr) ist eine rückstoßfreie, großkalibrige Panzerabwehrhandwaffe zur Bekämpfung von gepanzerten Fahrzeugen, befestigten Stellungen, tieffliegenden Hubschraubern und Truppenunterkünften sowie "weichen" Zielen wie Lastkraftwagen, Camps usw. aus geringer Entfernung.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Begriffsbestimmung
Im deutschen und internationalen Sprachgebrauch sind Panzerfäuste Panzerabwehrhandwaffen mit überkalibrigem, vor dem Abschußrohr liegendem Hohlladungs-Gefechtskopf. Das Geschoss wird über eine Treib- und Gegenladung aus dem Abschußrohr getrieben, ein Raketenmotor verlängert die Reichweite.
Die amerikanische Bazooka besitzt im Gegensatz dazu eine annähernd kalibergleiche, im Abschußrohr liegende Hohlladung, als Antrieb dient alleinig ein Raketenmotor. Gleiches gilt für LAW und Panzerschreck, eigentlich ein Raketenwerfer bzw. eine rocket propelled grenade.
Ein rückstoßfreies Geschütz verwendet analog dem Startvorgang der Panzerfaust lediglich eine Treibladung und eine eventuell vorhandene Gegenmasse, um das kalibergleiche Geschoss aus dem Rohr zu treiben. Eine bei der Panzerfaust vorhandene Raketenunterstützung fehlt. Zu nennen wäre hier etwa das schwedische Panzerabwehrmodell "Carl Gustaf" oder die Waffen im Kaliber 106 mm.
Der englische PIAT wiederum stellt eine Sonderform eines Mörsers dar, der eine Hohlladung mittels eines Zapfenmörsers direkt von der Schulter aus abfeuert. Die im Zweiten Weltkrieg eingesetzte Waffe war definitiv nicht rückstoßfrei, konnte dafür auch aus geschlossenen Räumen eingesetzt werden.
Im englischen Sprachgebrauch wird der militärische Terminus Panzerfaust teilweise auf die historischen, im 2. Weltkrieg verwendeten Panzerfaustmodelle beschränkt.
Der eigentliche Flugkörper ist im Gegensatz zu den Panzerabwehrlenkwaffen (Lenkflugkörpern, LFK), wie etwa MILAN, HOT oder TOW während des Fluges ungelenkt.
Moderne Panzerabwehrminen verwenden Panzerfäuste und ähnliche Waffen z.T. als Teil der Minenkonstruktion.
[Bearbeiten] Munition

Die verwendete Munition funktioniert nach dem Raketenprinzip, der Verschuss selbst erfolgt ohne Rückstoß nach dem Prinzip des rückstoßfreien Geschützes. Die Rückstoßenergie des Projektils wird durch die Energie einer sich entgegengesetzt nach hinten bewegenden Masse bzw. Gasmenge ausgeglichen. Der nach hinten austretende Strahl kann auf kurze Entfernung tödlich sein. Gegenmassen ermöglichen bei modernen Baumustern den Abschuss aus geschlossenen Räumen.
Die Panzerfaust verschießt Hohlladungsgeschosse, allerdings können mit bestimmten Mustern, wie dem schwedischen Modell Carl Gustav M2, auch Sprenggranaten zur Bekämpfung infanteristischer Ziele sowie Leuchtgranaten zum Ausleuchten des Gefechtsfeldes bzw. Brandmittel verschossen werden.
Die Entwicklung der Panzerfaust wurde in den letzten Jahrzehnten der Entwicklung immer neuerer Panzerungstechnologien angepasst. Die Entwicklung der Reaktivpanzerung machte die Entwicklung von Tandemhohlladungen erforderlich.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Panzerfaust ist eine Entwicklung des Zweiten Weltkriegs. Sie machte es möglich, Schusskörper von der Größe einer Artilleriegranate von der Schulter zu verschießen.
Die Abschußvorichtung (Rohr) wurde nach Verschuss weggeworfen, sie war nicht nachladbar. Eine frühe Wegwerf- oder Einwegwaffe, ein Prinzip, das sich bis heute bei manchen Panzerabwehrwaffen findet.
1942 wurde die Panzerfaust auf Grundlage der Faustpatrone entwickelt. Das Ergebnis war ein einfaches Werferrohr mit einem Gesamtgewicht von weniger als 10 kg. An der oberen Seite des Rohrs befand sich eine simple, aufzuklappende Zielvorrichtung und der darin enthaltene Abzug. An der Vorderseite befand sich ein 3,3 kg schweres Geschoss mit ungefähr 1,6 kg Sprengstoff.
Insgesamt verwendete man während des Zweiten Weltkrieges drei Ausführungen. Die Panzerfaust 30 wurde im August 1943 ausgeliefert. Die „30“ gab die optimale Reichweite in Metern an. Später entwickelte man die Panzerfaust 60 und die Panzerfaust 100. Ein weiteres Model mit 150 Metern Reichweite wurde zum Ende des Krieges in sehr geringer Stückzahl hergestellt und die Panzerfaust 250 kam nie über die Planungsphase hinaus. Verbessert wurden jeweils Reichweite, Hohlladung und Abschussvorichtung. In den letzten Kriegsmonaten wurden Millionen dieser Waffen hergestellt und an Soldaten sowie an den Volkssturm ausgegeben.
Die im Zweiten Weltkrieg im Einsatz befindlichen Panzerfäuste waren, wie oben erwähnt, Einwegwaffen. Eine Version mit vergrößerter Reichweite und Durchschlagskraft (Panzerfaust 150 m), mit optional montierbaren Splitterring (sog. "Splitterfaust") wurde gegen Kriegsende entwickelt. Hier war, wie bei späteren Waffen, ein nachladbares Startrohr vorgesehen.
[Bearbeiten] Technische Daten der deutschen Panzerfäuste
Bezeichnung | Gewicht | Gewicht (Treibladung) |
Ø des Gefechtskopfes |
Geschwindigkeit Vmax | wirksame Schussweite |
Durchschlags- leistung |
---|---|---|---|---|---|---|
Panzerfaust 30 m (klein) | 2,7-3,2 kg | 70 g | 100 mm | 28 m/s | 30 m | 140 mm |
Panzerfaust 30 m | 6,9 kg | 95-100 g | 149 mm | 30 m/s | 30 m | 200 mm |
Panzerfaust 60 m | 8,5 kg | 120-134 g | 149 mm | 45 m/s | 60 m | 200 mm |
Panzerfaust 100 m | 9,4 kg | 190-200 g | 149 mm | 60 m/s | 100 m | 200 mm |
Panzerfaust 150 m | 6,5 kg | 190-200 g | 106 mm | 85 m/s | 150 m | 280-320 mm |
[Bearbeiten] Bundeswehr heute
Heutzutage verwendet die Bundeswehr nach Ablösung der lange genutzten leichten Panzerfaust 44mm und schweren Panzerfaust 84mm „Carl Gustaf“ zur Panzerabwehr die Panzerfaust 3. Panzerabwehrminen und Lenkflugkörper mit größerer Reichweite wie MILAN, HOT und TOW ergänzen die Bewaffnung.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- OKW: Vorschrift D 560/2 - Merkblatt für die Handhabung der Panzerfaust - 1943