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Paulus Manker

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Paulus Manker (* 25. Jänner 1958 in Wien) ist ein österreichischer Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biographie

Manker ist der Sohn der Schauspielerin Hilde Sochor und des Regisseurs Gustav Manker. Er wurde am Max-Reinhardt-Seminar in Wien bei Susi Nicoletti ausgebildet. Als Filmschauspieler war er erstmals 1979 in Lemminge (Regie Michael Haneke) zu sehen; seitdem folgten zahlreiche weitere Rollen sowohl im Film - z. B. in Die Ausgesperrten (1982) (Regie Franz Novotny), Wer war Edgar Allan? (1984) (Regie Haneke), Schlafes Bruder (1994/1995) (Regie Joseph Vilsmaier, Das Schloss (1997/1998) (Regie Haneke) und Slumming (2006) - als auch am Theater.

Als Regisseur trat Manker erstmals 1985 in Erscheinung, sein Film Schmutz erhielt auf dem Filmfestival in Cannes zahlreiche Auszeichnungen. 1988 folgte Weiningers Nacht, 1992 Das Auge des Taifun, 1995 Der Kopf des Mohren, 1996 Hans Hollein - alles ist Architektur und 1997 Alma - the Widow of the Four Arts und verschiedene Kurzfilme, darunter das Porträt seiner 80jährigen Mutter "Die Seele brennt heut wieder sehr" (2004).

Theaterregie führte Paulus Manker 1988 am Wiener Volkstheater bei Weiningers Nacht von Joshua Sobol über den jüdischen Philosophen Otto Weininger, wobei er auch die Hauptrolle spielte, 1993 am Burgtheater bei Franz Molnárs Liliom (mit Karlheinz Hackl in der Titelrolle), 1995 bei den Wiener Festwochen bei Joshua Sobols und Niklas Franks Der Vater, 1996 (und seither jedes Jahr an einem anderen Schauplatz) "Alma", ein Simultandrama über die Künstlermuse Alma Mahler-Werfel und 1996, wieder am Burgtheater, bei Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill (Bühnenbild Erich Wonder, Kostüme Vivienne Westwood). 2000 inszenierte er mit der multimedialen Cyber-Show "F@lco" am Wiener Ronacher das Leben des österreichischen Popstars Falco. 2003 inszenierte Manker Sobols "iWitness" am Cameri Theater Tel Aviv, die Geschichte des in Berlin von den Nationalsozialisten hingerichteten österreichischen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter.

2006 nahm Michael Glawoggers "Slumming" an der Berlinale teil, in dem Manker einen trinkenden Wiener Obdachlosen namens Franz Kallmann darstellte. Er mischte sich während der Dreharbeiten ins Westbahnhof-Milieu in Wien und spielte eine Szene in alkoholisiertem Zustand, um die Rolle möglichst authentisch spielen zu können.

Manker gehört mit zu den eigenwilligsten deutschsprachigen Schauspielern. Er gilt als sensibel, verletzend, genialisch bis zur Unausstehlichkeit und verleiht damit seinen Auftritten die Einmaligkeit, die großes Theater und großer Film nicht zuletzt darum gewinnen: Weil sie ihre Zuschauer in einschüchternder Weise gnadelos auf Abstand halten.

[Bearbeiten] Theaterarbeit

Erste Engagements führten Paulus Manker als Schauspieler nach Salzburg, zu den Wiener Festwochen ("Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus, Regie: Hans Hollmann) und ans Burgtheater Wien (1979/1980, "Komödie der Verführung" von Arthur Schnitzler, Regie: Horst Zankl, Bühnenbild:Hans Hollein, Kostüme: Karl Lagerfeld)), danach an das Mitbestimmungsmodell am Schauspielhaus Frankfurt/M. (1980/1981, Intendanz Johannes Schaaf und Wilfried Minks), an das Thalia Theater in Hamburg (1981/1982, Jean Genet: "Unter Aufsicht") sowie an das Residenztheater in München (1983/1984), wo er erstmals mit dem Regisseur Peter Zadek zusammen arbeitete ( Ibsens "Baumeister Solness"), dessen Stammensemble er seither angehört.

Peter Zadek holte Manker während seiner Zeit als Direktor des Hauses auch in das Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, dem Manker dann von 1986 bis 1989 angehörte. Hier sah man ihn 1986 erstmals in der Hauptrolle des antisemitischen Juden Otto Weininger in dem Furore machenden Stück "Weiningers Nacht" von Joshua Sobol, das er 1988 am Wiener Volkstheater in der Doppelfunktion Regisseur/Hauptdarsteller auch selbst inszenierte und verfilmte. Dieser Part wurde später zu seiner Paraderolle. In Hamburg stand er zudem als Oktavius in Shakespeares "Julius Cäsar", als Lindekuh in Wedekinds "Musik" (mit Susanne Lothar) und als Casti-Piani in Peter Zadeks legendärer Inszenierung von Wedekinds "Lulu" auf der Bühne.

1990 wechselte Manker zurück ans Wiener Burgtheater unter Claus Peymann und spielte u.a. In Peymanns Inszenierung von Goethes "Clavigo" den Carlos (mit Ulrich Mühe als Clavigo), in Peter Zadeks Inszenierung von Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" den Bassanio (mit Gert Voss als Shylock) und in Becketts "Warten auf Godot" den Pozzo (Regie: Cesare Lievi, mit Traugott Buhre und Branko Samarovski).

Manker war an einigen veritablen Theaterskandalen beteiligt wie beispielsweise Zadeks "Alice im Wunderland" (1996, Münchner Kammerspiele), in der er das Kaninchen spielte. Für heiße Diskussionen sorgte Manker als Richard III. (1997) im gleichnamigen Stück von Shakespeare, das bei den Wiener Festwochen und an den Münchner Kammerspielen in der Inszenierung von Peter Zadek zur Aufführung kam.

Weitere Theaterarbeiten: "Figaro lässt sich scheiden" (1998; Wiener Festwochen/Theater in der Josefstadt) Regie: Luc Bondy (mit Gert Voss), "Hamlet" (2000; Wiener Festwochen/ Schauspielhaus Hamburg), Regie: Peter Zadek (mit Angela Winkler, Otto Sander, Eva Mattes), "Der Jude von Malta" Regie: Peter Zadek (mit Gert Voss), "Pancomedia" (2001; Burgtheater Wien) Regie: Dieter Giesing, "Die Zeit und das Zimmer" (05; Schauspielhaus Bochum), Regie: Dieter Giesing.

[Bearbeiten] Filmregie

[Bearbeiten] Filmrollen (Auswahl)

1979 Lemminge (Michael Haneke) / 1980 Exit – nur keine Panik (Franz Novotny) / 1982 Die Ausgesperrten (Franz Novotny, nach dem Roman von Elfriede Jelinek) / 1983 Die Macht der Gefühle (Alexander Kluge) / 1984 Wer war Edgar Allan? (Michael Haneke) / 1985 Fraulein (Michael Haneke) Regieassistenz / 1987 Das weite Land (Luc Bondy) / 1988 Sternberg – Shooting Star (Niki List) / My 20th Century (Ildikó Enyedi) / 1989 Weiningers Nacht (Paulus Manker) / Landläufiger Tod, 1 & 2 (Michael Schottenberg) / 1991 Tödliche Entscheidung (Oliver Hirschbiegel) / 1993 Die Sturzflieger (Peter F. Bringmann) / 1995 Schlafes Bruder (Joseph Vilsmaier) / 1996 Das Schloß (Michael Haneke) / 1998 Alma – A Show Biz ans Ende (Paulus Manker) / 1999 Code inconnu (Michael Haneke) / 2000 Wambo (Jo Baier) / 2002 Die schöne Braut in Schwarz (Carlo Rola) / 2003 Polterabend (Julian Pölsler) / 2004 Basta. – Rotwein oder Totsein / C(r)ook (Pepe Danquart) / 2006 Slumming (Michael Glawogger)

[Bearbeiten] Zusammenarbeit mit Joshua Sobol

Neben den Regisseuren Michael Haneke und Peter Zadek ist der israelische Autor Joshua Sobol Mankers wichtigster künstlerischer Partner. Mit ihm arbeitet Manker seit 1985 zusammen; gemeinsam realisierten sie eine Reihe von Projekten, die neue Räume und Formen theatralischen Erlebens schaffen sollten:

  • 1995 adaptierten sie (gemeinsam mit Niklas Frank) dessen Abrechnung mit seinem Vater Hans Frank, Hitlers Generalgouverneur in Polen. Im Theater an der Wien wurde das Publikum auf der Drehbühne von Szene zu Szene gedreht, mit Hilfe der Hydraulik auch auf die Unterbühne gefahren. Sie nannten es eine "Grottenbahnfahrt des Grauens" und verwendeten Filmeinspielungen und Dokumente aus Franks privatem Familienalbum. Österreichs FPÖ-Chef Jörg Haider klagte, da er bei Hans Franks Gang zum Galgen zitiert wurde.
  • 1996 kreierten Manker und Sobol ihr bisher erfolgreichstes Projekt: „Alma - A Show Biz ans Ende“, ein interaktives Stück über Alma Mahler-Werfel, bei dem über 50 Szenen simultan in den Räumen des Jugendstil-Sanatorium Purkersdorf bei Wien stattfanden. Die bislang mehr als 10-jährige Aufführungsgeschichte führte „Alma“ in die Städte ihres Lebens: Venedig (2002), Lissabon (2003), Los Angeles (2004), Petronell bei Wien (2005) und Berlin (2006). 1997/98 wurde die Produktion auch verfilmt.
  • 2000 schufen Sobol und Manker ein Multimedia-Spektakel im Wiener Revuetheater Ronacher: F@lco - A Cyber Show, über den österreichischen Rockstar Falco, das auf einer in den Zuschauerraum hineingebauten Bühne in @-Form in Form eines Rockkonzertes mit Laser, 3D-Animationen und Wasserleinwand präsentiert wurde, bei dem die Zuschauer unmikttelbar mit eingebunden waren.
  • 2003 inszenierte Manke die Uraufführung von Sobols “iWitness” am Cameri Theater Tel Aviv, die Geschichte des Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter, eine Parallele zu den israelischen "Refusniks", jungen israelischen Soldaten, die sich weigern, in den besetzten Territorien Dienst zu tun.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen

  • Weiningers Nacht (Hg.), Drama von Joshua Sobol, mit Essays von Joachim Riedl und Nike Wagner und Texten von J. Amery, S. Freud, A. Gerber, A. Hitler, E. Lucka, K. Lueger, J. Moser, J. Le Rider, H. Rodlauer, F. Salten, A. Schopenhauer, A. Strindberg und S. Zweig. Im Anhang: Unveröffentlichte Texte Otto Weiningers, Europa Verlag, Wien 1988
  • Die feindlichen Brüder. Resentiments gegen die herrschende Ästhetik von Theateraufzeichnungen, Theater heute, Jahresheft 1992
  • Michael Haneke (in: Der siebente Kontinent. Michael Haneke und seine Filme, Hg. von Alexander Horwath) Europa Verlag / Österreichisches Filmmuseum, Wien 1991
  • Alma – a Show Biz ans Ende (Hg.), Polydrama von Joshua Sobol, Wien 1997
  • Warum Gert Voss zum Film musste (in: Die Verwandlungen des Gert Voss von Klaus Dermutz), Residenz Verlag, Salzburg 2001
  • Es bildeten sich Gruppen! - Christoph Schlingensiefs Container, in: Der Standard, Wien 2001
  • Hans Hollein. Schriften & Manifeste. (Hg., mit François Burkhardt), Akademie der bildenden Künste, Wien 2002
  • Nachruf auf Susi Nicoletti, in. Die Bühne, Wien Juni 2005
  • Thorsten Becker: Schmutz (nach dem gleichnamigen Film von P.M.), Ammann Verlag, Zürich 1989
  • Werner Kofler: Manker (Invention), Deuticke, Wien/München 1999

[Bearbeiten] Weblinks

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