Rüdiger von Bechelaren

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Du hast neue Nachrichten auf deiner Diskussionsseite.

Rüdiger von Bechelaren ist eine Figur aus der Nibelungensage, deren Existenz letztlich historisch nicht einwandfrei belegt werden kann.

Inhaltsverzeichnis

1 Nibelungensage und historische Entsprechungen
2 Rüdigers historische Persönlichkeit
3 Literatur
4 Weblink

[Bearbeiten] Nibelungensage und historische Entsprechungen

Die Nibelungensage handelt von verschiedenen Sagenkreisen, aber auch von geschichtlichen Vorgängen, die sich zwischen dem 8. und dem 10. Jahrhundert ereignet haben. König Etzel und die Hunnen spiegeln sich dabei in den Ungarn und ihren Herrschern.

In der Sage verwaltet Markgraf Rudeger von Bechelaren das Gebiet östlich der Enns und ist dem Hunnenkönig untertan. Das heißt, dass im 10. Jahrhundert ein deutscher Graf seinen Herrschaftsbereich auf Besitzungen aus der Zeit der ersten deutschen Ostsiedlung im Donauraum inne hatte. Seinen Sitz hatte er in Pöchlarn, welches sich von Bechelaren ableitet und eine alte Regensburger Besitzung war. Die deutsche Kolonisation war an der Donau bereits ab der Mitte des 8. Jahrhunderts in den Grundzügen vollzogen. Die Einflussgebiete ungarischer Herrscher reichten zeitweise bis weit nach Niederösterreich, auch wenn diese bisweilen die Oberhoheit des Fränkischen Reichs anerkannt haben. Nach der Schlacht bei Preßburg (ad Brezalauspurc) und der vernichtenden Niederlage des bayerischen Heerbanns durch die Ungarn wurde das Land bis zur Enns fest von den Ungarn besetzt. Die Ungarn schweiften vorübergehend im Norden bis zur norddeutschen Küste, im Süden bis Norditalien und im Westen bis weit nach Bayern und Schwaben hinein. Vor allem hatten sie die volle Oberhoheit über das Gebiet östlich der Enns. Dennoch sind im späten 10. Jahrhundert großteils noch die gleichen Besitzverhältnisse wie zu karolingischer Zeit vor dem Ungarneinfall nachgewiesen.

In der Nibelungensage heißt es weiter, dass Krimhilde und ihr Gefolge schon bei Ense auf dem Feld versorgt und sie von Rüdigers Gemahlin hie in disem lant begrüßt wurden. Daraus erschließt sich, dass Rüdigers Herrschaftsbereich bis etwas westlich der Enns gereicht haben muss. In seinem Hoheitsbereich werden Pöchlarn und Melk als Burgen genannt. In Melk wird den Burgunden die Straße nach Mautern ins Osterlant gezeigt. In Mautern, einem alten Passauer Besitz, nimmt Bischof Pilgrim dann Abschied von seiner Nichte Krimhilde. Bis an die Traisen kommen dem Zug laut Text dann schon hunnische Abgesandte entgegen. Am Ostufer der Traisen, in Traismauer, wird auch schon eine starke Burg König Etzels erwähnt. Damit lässt sich der Machtbereich Rüdigers auf die Gegend zwischen dem Ennsfeld etwas westlich von Enns und der Traisen festlegen. Die Gegend östlich der Traisen wird als Osterlant und im Heldenepos Die Rabenschlacht als Isterîch bezeichnet.

Untertane Fürsten von Etzel kommen bis Tulln als Empfang der Burgunden. Erst dann kommen ihnen Etzel selbst und Dietrich von Bern entgegen. In Wien werden die Hochzeit und das Beilager gefeiert. Das Hunnenreich, in der Nibelungensage als Heunenlant und in der Rabenschlacht als Hiunische marke bezeichnet, beginnt hinter Wien. Vermutlich an der Fischa, wo auch schon das Gebiet der Awaren nach der Niederlage gegen Karl den Großen begann. Als erste Stadt auf diesem Gebiet wird Heimenburc, das heutige Bad Deutsch-Altenburg genannt. Der Name leitet sich vom Personennamen Heimo und nicht wie oft irrtümlich angenommen von den Hunnen ab.

Es kann ohne Zweifel angenommen werden, dass die Grenzen, und somit die Machtbereiche im 8. bis 10. Jahrhundert starken Schwankungen unterworfen waren. Dies zeigt sich auch im Epos Biterolf und Dietleib, in dem die Burg Mautern schon als die erste im Osterlant betitelt wird. Demnach hat der Bereich des heunischen Grenzlandes bis an die Ausläufer der Wachau oder sogar der Pielach gereicht. Die ab der Mitte des 10. Jahrhunderts errichtete Ottonische Mark hat von der Enns bis zum Wienerwaldkamm gereicht und deckt sich dadurch weitgehend mit dem Einflussgebiet Rudegers im Epos Die Rabenschlacht. Über Lehnsnehmer Rudegers wird nicht berichtet. Lediglich ein Gefolgsmann des Markgrafen in Melk wird in der Nibelungensage erwähnt. Sein Einflussbereich erstreckt sich bis Mautern.

Als historisch gesichert darf ein Hoheitsgebiet der Grafen von Ebersberg im Bereich Ybbs-Persenbeug angenommen werden. Dieses Geschlecht, welches mit den Karolingern verwandt war, hatte große Bedeutung, aber starb schon 1045 aus. Im Grenzgebiet östlich der Enns hatten sie viel Grundbesitz. Die Vermutung liegt nahe, dass einige Flussläufe wie zum Beispiel Marbach (bedeutet Grenzbach) oder auch Melk (bedeutet Grenze) zeitlich verschiedene Grenzlinien zum ungarischen Herrschaftsgebiet darstellten.

[Bearbeiten] Rüdigers historische Persönlichkeit

Letztlich ist der Versuch, in Rudeger von Bechelaren eine historische Persönlichkeit zu sehen, darauf gegründet, dass zum 4.12 eine Eintragung eines Rudegerus marchio im Nekrolog des Chorherrenstiftes St. Andrä an der Traisen existiert. Das Stift wurde erst zur Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet, und das Nekrolog ist nochmals rund 100 Jahre jünger. Der genannte Eintrag ist der älteste Nachweis auf eine derartige Person. Das Nekrolog selbst ist aber eine Abschrift älterer Quellen. Sagengestalten bzw. Figuren aus der Mythologie wurden grundsätzlich nicht in Nekrologen aufgenommen. Darauf gründet sich die Annahme, eine historische Person in Markgraf Rudeger zu sehen. Weiters kann für seine Existenz noch angeführt werden, dass der Name Rüdiger zur fraglichen Zeit bei den Eppensteinern auftaucht. Dort wird ein Graf Rutker als Bruder Markwarts III. von Eppenstein, des Markgrafen der karantanischen Mark, 985 und 991 genannt.

[Bearbeiten] Literatur

Karl Lechner: Die Babenberger : Markgrafen und Herzoge von Österreich 976 - 1246. 6., unveränd. Aufl.. Böhlau, Wien ; Köln ; Weimar 1996, ISBN 3205985699S. 21-29