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Religionen in Frankfurt am Main

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Aufgrund der langen und bewegten Stadtgeschichte und der starken Immigration der vergangenen Jahrzehnte war und ist Frankfurt am Main Heimat für Gläubige aller Religionen. Die Stadt gilt seit der Reformation als traditionell protestantisch, wenngleich das katholische Gemeindeleben niemals ganz erlosch und heute dem evangelischen wieder ebenbürtig ist. Frankfurt ist außerdem seit Jahrhunderten Sitz einer der größten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Die übrigen Weltreligionen siedelten sich seit dem Zweiten Weltkrieg in der seit je international geprägten Stadt an.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Christen

Die Katharinenkirche ist die evangelische Hauptkirche der Stadt.
Die Katharinenkirche ist die evangelische Hauptkirche der Stadt.
Der Kaiserdom ist die größte katholische Kirche in Frankfurt.
Der Kaiserdom ist die größte katholische Kirche in Frankfurt.

Frankfurt am Main gehörte vor der Reformation zum Erzbistum Mainz. 1522 wurde die erste evangelische Predigt in Frankfurt abgehalten. Am 23. April 1533 wurde der katholische Gottesdienst in Frankfurt endgültig eingestellt, doch wurde ab 1548 die Bartholomäuskirche, welche seit dem 18. Jahrhundert als „Dom“ bezeichnet wird, den Katholiken als alleinige Kirche wieder freigegeben. Dennoch war Frankfurt über eine lange Zeit eine fast ausschließlich protestantische Stadt. Vorherrschend war das lutherische Bekenntnis. Doch gab es durch Zuwanderung auch reformierte Gemeindeglieder, denen aber nach einer kurzen Zeit der Duldung, die Feier ihrer Gottesdienste innerhalb Frankfurts untersagt wurde. Die Reformierten teilten sich je nach verwendeter Sprache in ihren Gottesdiensten in die französisch-reformierte Gemeinde (seit 1554), die reformierte Gemeinde (mit Predigtsprache deutsch seit 1555) und eine niederländisch-reformierte Gemeinde. Seit 1786 durften die Reformierten wieder innerhalb Frankfurts ihre Gottesdienste feiern, ab 1806 waren beide Bekenntnisse gleichgestellt.

Ein Dotationsvertrag von 1829/1830 regelt die Benutzung von acht Innenstadtkirchen, die sich im Besitz der Stadt Frankfurt befinden, durch die christlichen Gemeinden.

Seit 1995 gibt es in der eigentlich traditionell lutherischen Stadt mehr Katholiken als Protestanten. Laut Statistischem Jahrbuch 2003 sank die Zahl der evangelischen Einwohner zwischen 1990 und 2002 von 220.000 auf 166.700, die der Katholiken von 206.100 auf 170.300.

[Bearbeiten] Protestanten

Da Frankfurt eine „Freie Stadt“ war, regelte sie auch ihre kirchlichen Angelegenheiten selbst. So bestand anfangs ein lutherisches, später auch ein reformiertes Konsistorium (Verwaltung der Kirche). Beide Verwaltungsbehörden waren für die Gemeinden ihres Bekenntnisses in Frankfurt am Main zuständig (zwei Konsistorialbezirke). 1899 wurden beide Konsistorialbezirke unter der damals preußischen Verwaltung Frankfurts zum „Evangelischen Konsistorialbezirk Frankfurt am Main“ vereinigt (Evangelische Landeskirche Frankfurt am Main), welcher 1934 mit der Evangelischen Kirche in Nassau und der Evangelischen Kirche in Hessen-Darmstadt vereinigt wurde. Frankfurt wurde innerhalb der neuen Landeskirche Sitz einer Propstei, die später in „Propstei Rhein-Main“ umbenannt wurde. Heute gehören alle evangelischen Gemeindeglieder Frankfurts - sofern sie nicht zu einer Freikirche gehören - zu den Dekanaten Frankfurt-Höchst, Frankfurt-Mitte-Ost, Frankfurt-Nord und Frankfurt-Süd innerhalb der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Nur das 1977 eingemeindete Bergen-Enkheim gehört zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

[Bearbeiten] Katholiken

Die römisch-katholischen Gemeindeglieder blieben nach der Reformation eine sehr kleine Minderheit. Sie gehörten zunächst weiterhin zum Erzbistum Mainz, nach dessen Säkularisation beziehungsweise Aufhebung 1805 vorübergehend zum Bistum Regensburg und ab 1827 zum neu gegründeten Bistum Limburg, das seinerzeit für das Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt errichtet wurde.

Im 19. Jahrhundert zogen dann auch vermehrt wieder Katholiken in die Stadt. Sie hielten sich zunächst alle zur Bartholomäuskirche (Dom). Erst nach 1884 wurden die Pfarrbezirke aufgeteilt, wenngleich der Dom zunächst noch die einzige Pfarrkirche der Stadt blieb.

Durch Dekret des Limburger Bischofs vom Jahre 1922 wurde der Pfarrbezirk des Domes offiziell in 6 Pfarrbezirke getrennt. Später wurden weitere Pfarrgemeinden gegründet. Heute bilden alle Pfarrgemeinden des Bistums Limburg im Stadtgebiet den Bezirk Frankfurt; allerdings umfasst das Stadtgebiet seit der Gebietsreform der 1970er Jahre auch Pfarrgemeinden der Bistümer Mainz (Harheim, Nieder-Eschbach, Nieder-Erlenbach) und Fulda (Bergen-Enkheim).

[Bearbeiten] Sonstige christliche Gemeinden

Frankfurt hat zahlreiche Gemeinden Orthodoxer Kirchen. Durch Einwanderung aus den christlichen Ländern des Ostens kamen Angehörige fast aller orthodoxer Teilkirchen nach Frankfurt. Zu diesen gehören die Armenische Apostolische Kirche, die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, die Eritreisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche, die Griechisch-orthodoxe Metropolie von Deutschland, die Koptische Kirche, die Rumänisch-Orthodoxe Kirche, die Russisch-Orthodoxe Kirche, die Serbisch-Orthodoxe Kirche und die Syrisch-Orthodoxe Kirche.

In Frankfurt gibt es mehrere Gemeinden der Neuapostolischen Kirche und deren kircheneigener Verlag Friedrich Bischoff. Des Weiteren existieren einige evangelische Freikirchen in Frankfurt. Zu ihnen zählen verschiedene adventistische und Baptisten-Gemeinden, Methodisten-Gemeinden, sowie unabhängige Kirchen, wie die Ichthys-Gemeinde in Nied, die Freie Christengemeinde Frankfurt (FCG) und das Christliche Zentrum Frankfurt (CZF) im Riederwald. Seit kurzem gibt es von katholischer und freikirchlicher Seite spezielle Jugendkirchen. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat ihren Hauptsitz für das Gebiet Europa Mitte in Frankfurt am Main.

Im Stadtteil Bockenheim befindet sich das Gemeindezentrum der alt-katholischen Kirche.

[Bearbeiten] Juden

Hauptartikel: Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main
Die Judengasse auf dem Merian-Plan von 1628
Die Judengasse auf dem Merian-Plan von 1628
Die ehemalige Hauptsynagoge Frankfurts, zerstört 1938
Die ehemalige Hauptsynagoge Frankfurts, zerstört 1938

In das Jahr 1150 gehen die ersten Nachweise über eine jüdische Siedlung in Frankfurt am Main zurück, damals noch am Weckmarkt, südlich des Doms. Aber bereits 1241 und 1349 folgten die ersten Verfolgungen, die sogenannten „Judenschlachten“. Erst seit 1360, mit einer kurzer Unterbrechung während des Fettmilch-Aufstandes (1614-16), blieb die Israelitische Gemeinde Frankfurt am Main bis zu ihrer Auflösung durch die Nazis fast sechshundert Jahre lang bestehen und wurde seit 1945 wieder neu aufgebaut.

Seit dem 14. Jahrhundert orientierte sich das Leben der Juden in Frankfurt an der sog. Stättigkeit. Diese Verordnung bestimmte das Aufenthaltsrecht, die Abgaben und Einzelheiten über berufliche Tätigkeit und Alltagsverhalten. Seit 1462 wurde die Siedlung der Juden im Osten der Stadt in einem eigens dafür angelegten Ghetto, der Judengasse angeordnet. Diese befand sich entlang der Staufenmauer, die die Altstadt von der 1333 angelegten Neustadt trennte. Ursprünglich für 110 Bewohner geplant, lebten in der 350 m langen und 3 m breiten Gasse zu Anfang des 18. Jahrhunderts bereits etwa 3000 Personen. Der Ghettozwang brachte den Juden zwar einen gewissen Schutz vor Übergriffen des Pöbels, andererseits führte er zu menschenunwürdigen Wohnverhältnissen in der engen Gasse. Während des Fettmilch-Aufstandes plünderte im August 1614 ein aufgebrachter Mob die Judengasse und zwang die Juden zur Flucht in die Nachbarstädte Höchst und Hanau. Erst am 28. Februar 1616 nach der Niederschlagung des Aufstandes konnten sie zurückkehren. Fortan hing an den Toren der Judengasse ein kaiserlicher Adler mit der Aufschrift „Römisch kaiserlicher Majestät und des heiligen Reiches Schutz“. Trotzdem waren die Juden weiterhin von den Bürgerrechten ausgeschlossen und mussten zahlreiche Diskriminierungen erdulden. Ein Beispiel ist die Judensau, ein um 1475 am Frankfurter Brückenturm angebrachtes antijüdisches Spott- und Schandbild, das erst mit dem Abriss des Turmes 1801 entfernt wurde.

Erst Ende des 18. Jahrhunderts begannen sich einflussreiche Bürger für die Emanzipation der Juden einzusetzen, z.B. der damalige Senior Wilhelm Friedrich Hufnagel und der Historiker und Reformer Anton Kirchner. 1796 wurden bei einer Beschießung der Stadt durch französische Truppen zahlreiche Häuser der Judengasse zerstört. Danach wurde der Ghettozwang teilweise gelockert. 1806 dekretierte Großherzog Carl Theodor von Dalberg die religiöse Neutralität des Staates und die Gleichberechtigung aller Konfessionen. 1811 wurde der Ghettozwang formell aufgehoben. Infolge der Restauration nach 1815 wurde durch die Freie Stadt Frankfurt ein Teil der Reformen wieder rückgängig gemacht. So verloren die Juden wieder ihre politische Gleichberechtigung und mussten Einschränkungen ihrer wirtschaftlichen Betägigung hinnehmen. Erst 1864 konnten die jüdischen Einwohner ihre volle und endgültige Emanzipation erreichen.

Die wohlhabenderen Frankfurter Juden verließen das ehemalige Ghetto rasch und zogen zunächst in die östlichen Stadtteile, wie Ostend und Bornheim, später auch ins Nordend und Westend. Die alte Judengasse blieb zunächst ein Wohngebiet für die jüdische Unterschicht. Erst um 1880 wurden die alten Häuser bis auf wenige Ausnahmen (z.B. die Synagoge und das Rothschildhaus) abgebrochen.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Frankfurter Juden maßgeblich in das kulturelle, wirtschaftliche und politische Leben der Stadt eingebunden. Zahlreiche Stiftungen, wie die Johann Wolfgang Goethe-Universität und Institutionen wie die Metallgesellschaft oder die Frankfurter Zeitung, gehen auf jüdische Mäzene und Begründer zurück. Aber auch innerhalb der Israelitischen Gemeinde gab es ein dichtes Netz an sozialen, wohltätigen und Bildung vermittelnden Institutionen. Mehrere Schulen, das jüdische Krankenhaus, das Kinder- und Waisenheim hatten ihren Sitz im Osten der Stadt, in der Nähe des Zoos. Bedeutende Rabbiner sowie Ludwig Börne, Publizist und großer Verfechter der Emanzipation, waren in Frankfurt zuhause und prägten den liberalen Charakter der Gemeinde. Bis zum Jahr 1933 lebten etwa 28.000 Juden in der Stadt. Es war nach Berlin die zweitgrößte jüdische Gemeinde in Deutschland. Religiös betrachtet war die Frankfurter Israelitische Gemeinde in dieser Zeit liberal orientiert, mit drei großen Synagogen, die sich am Börneplatz, in der Schützenstraße und in der Freiherr-vom-Stein-Straße befanden. Daneben gab es die orthodox ausgerichtete Israelitische Austrittsgemeinde, die ihre Synagoge an der Friedberger Anlage hatte.

Das Jahr 1933 markierte, wie überall in Deutschland, einen tiefen Einschnitt in dieser Entwicklung. Mehr als 10.000 Juden wurden aus Frankfurt am Main in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert, andere konnten sich durch Auswanderung retten. Von den vier großen Synagogen blieb nur die Westendsynagoge in der Freiherr-vom-Stein-Straße von der Pogromnacht im November 1938 verschont. 1994 wurde sie nach den ursprünglichen Bauplänen restauriert.

Im Juli 1945 wurde die jüdische Gemeinde Frankfurt am Main wieder gegründet. Sie setzt sich, anders als vor 1933, nicht mehr aus deutschen Juden zusammen, die hier seit mehreren Jahrhunderten ansässig waren, sondern aus Überlebenden des Holocaust, die aus Polen, Rumänien, Ungarn und der ehemaligen CSSR zwischen 1945 und 1968 hierher gekommen waren. Bis 1989 zählte die jüdische Gemeinde Frankfurt am Main etwa 4500 Mitglieder. Seitdem ist diese Zahl durch die Einwanderung der Juden aus der ehemaligen Sowjetunion auf etwa 7200 gestiegen.

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main ist gesellschaftlich und kulturell ein fester Bestandteil der Stadt. Dies äußert sich in den seit 1982 regelmäßig stattfindenden Jüdischen Kulturwochen sowie kulturellen Veranstaltungen im Gemeindezentrum, die bei den Bürgern der Stadt sehr beliebt sind. In politischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre stand die Jüdische Gemeinde mehrfach im Mittelpunkt des Interesses. So z. B. bei den Auseinandersetzungen über die Aufführung des Theaterstückes "Der Müll, die Stadt und der Tod" von Rainer Werner Fassbinder, in der Auseinandersetzung um die Ausgrabungen am Börneplatz und nicht zuletzt während der Walser-Bubis Kontroverse.

Zusammen mit dem Jüdischen Museum, dem Fritz Bauer Institut zur Erforschung der Wirkungsweise des Holocaust und die umfangreiche Judaica Sammlung in der Stadt- und Universitätsbibliothek bildet die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main einen wichtigen Teil jüdischen Lebens und Kultur in der Stadt. Inzwischen existieren vier Synagogen, die bekannteste ist die Westendsynagoge. Anfang 2004 wurde in Frankfurt die weithin bekannte jüdische Schule Philanthropin als Grundschule wiedereröffnet. Heute ist die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main mit 7.161 Mitgliedern nach Berlin wiederum die zweitgrößte und bedeutendste in der Bundesrepublik Deutschland.

[Bearbeiten] Muslime

Die Nuur-Moschee, die dritte Moschee Deutschlands, wurde 1959 in Sachsenhausen durch die Ahmadiyya-Gemeinschaft erbaut. Seitdem entstanden zahlreiche weitere islamische Gebetsstätten in der Stadt. Alle großen islamischen Konfessionen sind in der Stadt vertreten. Das Alevitische Kulturzentrum hat seinen Sitz im Stadtteil Nied. In Seckbach und Griesheim gibt es schiitische Moscheen. Die meisten Frankfurter Moscheen gehören der sunnitschen Glaubensrichtung an. Da die meisten Frankfurter Muslime nichtdeutsche Einwanderern sind, organisieren sich die Gemeinden meist nach den Herkunftsländern und halten auch den Gottesdienst in der Heimatsprache ab. Neben den zahlreich vertretenen türkischen Gemeinden (von denen viele dem Dachverband DITIB angehören) gibt es afghanische, bengalische, marrokanische, pakistanische und somalische Gemeinden.

[Bearbeiten] Hindu

Indische Hindus, in deren Herkunftsland der Hinduismus zu Hause ist, verfügen in Deutschland im Vergleich zu Hindus aus Sri Lanka kaum über eigene religiöse Gebäude. Vermutlich steht in Frankfurt am Main der einzige Tempel, der von ihnen getragen wird. Für religiöse Feste werden hauptsächlich staatliche Einrichtungen genutzt.

[Bearbeiten] Buddhisten

In Frankfurt-Sachsenhausen befindet sich das Shambhala-Meditationszentrum in dem sich verschiedene buddhistische Gruppen wie Rigpa, Choedzong, Theravada-Gruppe und andere treffen.

Durch Einwanderung aus Asien entstanden in Frankfurt koreanische, thailändische und vietnamesische Gemeinden mit eigenen Gebetsstätten.

[Bearbeiten] Zarathustrier

Unweit der Mainzer Landstraße befindet sich der Garten der Zarathustrischen Gemeinde zu Frankfurt am Main, dort werden religiöse Feste wie z. B. die Gahanbahars begangen. Der Garten wird auch von der Zarathustrischen Gemeinde zu Wiesbaden und allen Zarathustriern der Umgebung genutzt.

[Bearbeiten] Sonstige

Im Stadtteil Unterliederbach gibt es ein Kulturzentrum indischer Sikhs. Die Glaubensgemeinschaft der Bahá'í hat im benachbarten Hofheim am Taunus ihr einziges Haus der Andacht in Europa. Auch die Zeugen Jehovas haben hier etliche, zum Teil fremdsprachige, Versammlungen.

[Bearbeiten] Weblinks

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