Süddeutscher Rundfunk
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Der Süddeutsche Rundfunk (SDR) war von 1949 bis 1998 die Landesrundfunkanstalt für den nördlichen Teil Baden-Württembergs, genauer gesagt, für das Gebiet des bis 1952 bestehenden Landes Württemberg-Baden.
Der SDR war eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit Hauptsitz in Stuttgart und Mitglied der ARD. Studios bestanden in Mannheim, Karlsruhe, Heilbronn, Heidelberg und Ulm sowie in Bonn. Zum 1. Oktober 1998 fusionierte der Süddeutsche Rundfunk mit dem Südwestfunk (SWF) zum neuen Südwestrundfunk (SWR).
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Vorläufer des SDR (1924–1945)
Am 3. März 1924 wurde in Stuttgart die Süddeutsche Rundfunk AG (SÜRAG) gegründet, die am 11. Mai 1924 den Sendebetrieb aufnahm. 1925 trat die Gesellschaft der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft bei. 1930 nahm die SÜRAG in Mühlacker einen Mittelwellensender in Betrieb. Es war der erste deutsche Großrundfunksender. 1933 wurde die Süddeutsche Rundfunk AG in eine GmbH umgewandelt. Ein Jahr später wurde diese aufgelöst und der Stuttgarter Sender als Reichssender Stuttgart Teil des Großdeutschen Rundfunks. Er sendete bis 5. April 1945.
[Bearbeiten] Radio Stuttgart und SDR (1945–1998)
Am 3. Juni 1945 wurde durch die amerikanische Besatzung der Sender Radio Stuttgart eingerichtet, der täglich über Mittelwelle ein mehrstündiges Programm verbreitete. Leiter war Captain Fred G. Taylor, der spätere US-Direktor des RIAS. 1947 erhielt der Sender einen deutschen Intendanten. 1949 wurde der Sender Radio Stuttgart in eine Anstalt des öffentlichen Rechts für das Land Württemberg-Baden überführt und in Süddeutscher Rundfunk umbenannt. Ein Jahr später war er Gründungsmitglied der ARD.
Auch nach Bildung des Landes Baden-Württemberg 1952 war der SDR Landesrundfunkanstalt für den nördlichen Teil des Landes. Baden-Württemberg war somit für viele Jahre das einzige Bundesland, das zwei öffentlich-rechtliche Landesrundfunkanstalten hatte (SDR und SWF). Dieser Zustand wurde erst mit der Fusion beider Sender 1998 beendet.
Am 10. März 1976 wurde das neue Stuttgarter Funkhaus nach fünfjähriger Bauzeit in Betrieb genommen.
Bis März 1988 firmierte der Süddeutsche Rundfunk in seinen Programmen als Südfunk Stuttgart.
[Bearbeiten] Programmgeschichte
Der SDR strahlte bis 1950 nur ein Hörfunkprogramm aus (später als Südfunk 1 bzw. SDR 1 bezeichnet). Dann nahm das zweite Hörfunkprogramm (Südfunk 2 bzw. SDR 2) über UKW seinen Sendebetrieb auf. Am 1. November 1964 folgte ebenfalls über UKW zunächst als „Gastarbeiterprogramm“ das dritte Hörfunkprogramm, das ab 1. Oktober 1979 als Musik- und Servicewelle zum Vollprogramm Radio 3 Südfunk Stuttgart ausgebaut wurde. Ab 1985 war es unter den Namen Südfunk 3 auf Sendung, 1988 erfolgte die Umbenennung in SDR 3.
Am 5. April 1969 startete der SDR zusammen mit dem Südwestfunk (SWF) und dem Saarländischen Rundfunk (SR) Südwest 3, das Dritte Fernsehprogramm für die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und für das Saarland. Es war das letzte seiner Art in Deutschland (ohne die Programme aus den neuen Bundesländern). Das Programm wurde Zug um Zug zum Vollprogramm ausgebaut, seit 1971 ist es täglich auf Sendung.
In der Austastlücke dieses Programms startete der SDR 1984 sein regionales Videotext-Angebot unter der Bezeichnung Südfunk-Text, das später mit dem gleichzeitig gestarteten SWF-Text zum Südwest-Text zusammengeführt wurde.
Ab Anfang der 80er-Jahre wurden auf den neuen Frequenzen des Gastarbeiterprogramms mit Kurpfalz-Radio, Radio Stuttgart und dem Ulmer Samstagsradio (später Schwabenradio) zeitweise regionale Programme gesendet. Es folgten Frankenradio und Badenradio und für die Regionalprogramme wurde der gemeinsame Mantel Südfunk 4 bzw. SDR 4 geschaffen.
Am 1. Januar 1991 wurde das zweite Hörfunkprogramm SDR 2 mit SWF2, dem zweiten Hörfunkprogramm des Südwestfunks, zum neuen Kulturkanal S2 Kultur verschmolzen. Zur gleichen Zeit wurde S4 Baden-Württemberg gestartet, ein Gemeinschaftsprogramm mit dem SWF, das an die Stelle von SDR 4 trat. Die Regionalprogramme blieben bis auf Radio Stuttgart, das in Württemberg-Radio umbenannt und nun im Wechsel mit dem SWF-Studio Tübingen produziert wurde, größtenteils unverändert.
Am 17. Mai 1997 startete der SDR zusammen mit dem SWF das Jugendmultimedium DASDING im Rahmen des DAB-Pilotprojekts Baden-Württemberg. Es handelt sich um ein 24-Stunden-Angebot für Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren, das über DAB und ADR, im Internet, sowie seit 2000 über mehrere kleine UKW-Ortssender verbreitet wird. DASDING verbindet die Medien Hörfunk, Fernsehen und Internet zu einem neuartigen Angebot.
Alle Programme des SDR sendeten noch bis 30. August 1998. Am 1. September 1998 nahmen die Programme des SWR ihren Sendebetrieb auf. Offiziell gingen SDR 1 und SWF1 in SWR1 Baden-Württemberg auf, S2 Kultur wurde in SWR2 umbenannt, aus SDR 3 und SWF3 wurde SWR3 und S4 Baden-Württemberg wurde in SWR4 Baden-Württemberg umbenannt. Das Jugendprogramm DASDING wird vom SWR weitergeführt. Faktisch stellte die Fusion aber eine Übernahme des SDR durch den SWF dar, von welchem der Intendant, ein Großteil der Programmverantwortlichen und die (zuvor zwischen SDR und SWF sehr unterschiedliche) Programmkultur übernommen wurden.
Das Dritte Fernsehprogramm Südwest 3 wurde in die beiden Programme Südwest BW und Südwest RP (später Südwest Fernsehen und heute SWR Fernsehen) überführt.
[Bearbeiten] Intendanten
- 3. März 1924 bis 1945: Dr. Alfred Bofinger (1891–1959), 1924–1933 Vorstand der Süddeutschen Rundfunk AG; 1933–1934 Intendant der Süddeutschen Rundfunk GmbH; 1934–1945 Indendant des Reichssenders Stuttgart
- 13. Juni 1947 bis 7. November 1947: Dr. Fritz Ermarth (1909–1948), Intendant des Militärsenders Radio Stuttgart (trat nach fünf Monaten zurück)
- 1. Oktober 1948 bis 31. August 1949: Erich Roßmann (1884–1950), Intendant von Radio Stuttgart
- 1. September 1949 bis 31. August 1958: Dr. rer. pol. Fritz Eberhard (1896–1982), Intendant des SDR (SPD)
- 1. September 1958 bis 31. Dezember 1989: Prof. Dr. Hans Bausch (1921–1991), Intendant des SDR (CDU, nicht linientreu)
- 1. Januar 1990 bis 30. September 1998: Hermann Fünfgeld (* 1931), Intendant des SDR (CDU-nah)
[Bearbeiten] Programme
Der SDR veranstaltete zuletzt alleine oder in Zusammenarbeit mit anderen Rundfunk- bzw. Fernsehanstalten folgende Fernseh- und Hörfunkprogramme:
[Bearbeiten] Fernsehen
- Das Erste – Erstes Deutsches Fernsehen (Gemeinschaftsprogramm der ARD)
- Südwest 3 – Drittes Fernsehprogramm für Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland (Kooperation mit SWF und SR)
- Phoenix – gemeinsamer Ereigniskanal von ARD und ZDF
- KI.KA – Kinderkanal von ARD und ZDF
- ARTE – deutsch-französischer Kulturkanal
- 3sat – Kulturkanal von ARD, ZDF, ORF und SRG
[Bearbeiten] Hörfunk
- SDR 1 – Vollprogramm
- S2 Kultur – Kulturradio (Kooperation mit dem SWF)
- SDR 3 – Popwelle
- S4 Baden-Württemberg – regionalisiertes Programm mit Musik eher für die ältere Generation (Kooperation mit dem SWF)
- DASDING – Jugendprogramm, damals noch im Aufbau begriffen
[Bearbeiten] Sendeanlagen
Zur Ausstrahlung seiner Hörfunkprogramme und des ersten Fernsehprogramms der ARD verfügte der SDR zuletzt über folgende Grundnetzsender. Mit Ausnahme des Mittelwellensenders Dossenheim werden heute alle Standorte vom SWR weiterbetrieben. Das mit Abstand bekannteste Bauwerk darunter ist der von 1954 bis 1956 erbaute Stuttgarter Fernsehturm, ein Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Er war der erste Fernsehturm seiner Art und bildete in abstrahierter Form in einem Kreis das Logo des Süddeutschen Rundfunks.
- Sender Aalen-Braunenberg für UKW-Hörfunk und Fernsehen
- Sender Bad Mergentheim für UKW-Hörfunk und Fernsehen (bis 1999 auch Mittelwelle)
- Sender Buchen für UKW-Hörfunk und Fernsehen (bis 1993 auch Mittelwelle)
- Sender Ettlingen-Wattkopf für UKW-Hörfunk und Fernsehen
- Sender Heidelberg-Königstuhl für UKW-Hörfunk und Fernsehen
- Sender Heidelberg/Dossenheim für Mittelwelle (2004 stillgelegt)
- Sender Heilbronn/Obereisesheim für Mittelwelle (bis 1976 auch Fernsehen)
- Sender Heilbronn/Weinsberg für UKW-Hörfunk und Fernsehen
- Sender Langenbrand für UKW-Hörfunk und Fernsehen
- Sender Mühlacker für Mittelwelle und UKW-Hörfunk (bis 2004 auch Kurzwelle)
- Sender Stuttgart-Degerloch für UKW-Hörfunk und Fernsehen
- Sender Ulm-Jungingen für Mittelwelle
- Sender Ulm-Kuhberg für UKW-Hörfunk und Fernsehen
- Sender Waldenburg für UKW-Hörfunk und Fernsehen
Zusätzlich betrieb der SDR rund 250 Füllsender zur Versorgung von Tälern oder anderer im Empfangsschatten liegender Gebiete.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Dagmar Bergmeister (* 1929) war Ansagerin des SDR
[Bearbeiten] Literatur
- Robert Heinze: Radio Stuttgart, 1945-47. Ein Rundfunk im Aufbau. Magisterarbeit, Universität Konstanz 2004 (Volltext)
- Horst Jaedicke: Der gute alte Südfunk. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-89850-126-4