Schlesische Aufstände
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Schlesischen Aufstände waren drei bewaffnete Konflikte, die in Oberschlesien zwischen 1919-1921 stattfanden. Gegnerische Parteien des Konflikts bildeten bewaffnete deutsche Formationen (Polizei, Grenzschutz sowie Freikorps der Schwarzen Reichswehr)) und bewaffnete Formationen polnischer Nationalisten. Grund des Konflikts war der Versuch der Abspaltung von Deutschland (und des Anschlusses an Polen) der gemischtsprachigen Region Oberschlesien durch polnische Nationalisten [1]. Entgegen den Erwartungen der nationalistischen polnischen Aufständischen, erfolgte jedoch keinerlei direkte militärische Unterstützung durch den polnischen Staat.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] I. Schlesischer Aufstand
Der I. Aufstand wurde in der Nacht vom 16./17. August 1919 durch die POW (Polnische Militär-Organisation) (Polska Organizacja Wojskowa Górnego Śląska) - polnische Freischärler [2] - ausgelöst [3]. Der Aufstand wurde durch die Schwarze Reichswehr am 26. August 1919 niedergeschlagen. Die Aufständischen erreichten aber die Amnestierung der Gefangenen.
[Bearbeiten] II. Schlesischer Aufstand
Der II. Aufstand brach in der Nacht vom 19./20. August aus und dauerte bis zum 25. August 1920. Er wurde ebenfalls von Alfons Zgrzebniok kommandiert. Seine unmittelbare Ursache war eine große Manifestation gegen den Polnisch-Sowjetischen Krieg am 17. August 1920, in deren Verlauf es zur Demolierung der Räume des polnischen Plebiszitkommissariats und Plünderungen polnischer Geschäfte durch prodeutsche Demonstranten kam, so wie die Erschießung von 10 Bergleuten vor der Zeche „Myslowitz“ durch den Grenzschutz. Die Kämpfe wurden auf Wunsch der Internationalen Kommission beendet, nachdem den propolnischen Kräften der Zugang zur vorläufigen Verwaltung und Sicherheitskräften zugesichert wurde.
[Bearbeiten] III. Schlesischer Aufstand
Die sehr angespannte Sicherheitslage, Terror und Gegenterror in Oberschlesien vor und während des Plebiszits am 20. März 1921, kosteten auf beiden Seiten ca. 3.000 Menschen das Leben. Aber auch nach der Volksabstimmung (Stimmenverhältnis: 700.605 für Deutschland, 479.359 für Polen) besserte sich die Lage kaum. Die Spannungen mündeten in den III. Schlesischen Aufstand, der in der Nacht vom 2./3. Mai 1921 ausbrach und bis zum 5. Juli 1921 dauerte. Die Polnische Regierung stellte unmissverständlich ihre Missbilligung des Aufstandes klar und rief Korfanty vom Plebiszitkommissarposten ab[4]. Der III. Aufstand wurde vom Oberst Graf Maciej Mielżyński kommandiert. Die unmittelbare Ursache war die Ablehnung des Britisch–Italienischen Gebietaufteilungsvorschlags (Percival-de Marinis Linie), der drei Viertel Oberschlesiens - darunter alle Industriezentren - bei Deutschland belassen wollte, durch die propolnische Seite. Zahlreiche polnische Freiwillige, die "nicht in Schlesien beheimatet waren", beteiligten sich [5]. Dabei begann die Besetzung des Teils Oberschlesiens, der nach Korfantys Vorstellungen an Polen abgetreten werden sollte. Lediglich die italienischen Truppen hinderten die Aufständischen am Vormarsch, die französischen Verbände schritten nicht ein. Deutsche Freikorps schlossen sich daraufhin im Selbstschutz Oberschlesien (SSOS) zusammen und begannen mit der Gegenwehr. Die größte Schlacht des Aufstandes fand in der Region um St. Annaberg vom 21. - 27. Mai 1921, deren Höhepunkt der Sturm auf den Annaberg durch den SSOS mit der Besetzung des Berges am 21. Mai 1921 bildete. Der Aufstand selbst endete am 5. Juli 1921 mit einem Waffenstillstandabkommen, das auf Druck der Alliierten zustande kam. Korfanty beugte sich diesem Druck, wollte den Aufstand nur als eine militärische Manifestation sehen und befahl den Stopp der Kämpfe. Dafür wurde er von der militärischen Aufstandsführung, u.a. durch Oberst Mielżyński, scharf kritisiert. Korfanty setzte sich dennoch durch und konnte den verbesserten und 1922 in Genf unterzeichneten Teilungsvorschlag (2/3 Deutschland, 1/3 Polen) als eigenen Erfolg feiern.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Gotthold Rhode Geschichte Polens, S.477, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1980, ISBN 3534007638
- ↑ Heinrich Jaenecke Polen. Träumer Helden Opfer, S.79, STERN-Bücher im Verlag Gruner & Jahr , Hamburg 1981, ISBN 3570008258
- ↑ Hans Roos Geschichte der polnischen Nation 1918-1978, S.91, Kohlhammer, Stuttgart Berlin Köln Mainz 1979, ISBN 3170049321
- ↑ Aus der Korfantys Rede vom 3. Mai 1921: „Rząd polski odwołał mnie ze stanowiska komisarza plebiscytowego, ponieważ nie byłem w stanie zapobiec puczowi.“ (Die Polnische Regierung rief mich von dem Plebiszitkommissarposten ab, weil ich nicht in der Lage war den Putsch zu verhindern) Quelle: Sigmund Karski „Albert (Wojciech) Korfanty. Eine Biographie“
- ↑ Hans Roos Geschichte der polnischen Nation 1918-1978, S.91, Kohlhammer, Stuttgart Berlin Köln Mainz 1979