Schloss Altenstein
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Altenstein ist seit den 1970er Jahren ein Stadtteil von Bad Liebenstein in Thüringen. Es handelt sich um ein Schloss mit zugehörigem Park, der mit einer Fläche von etwa 160 Hektar zu den größten Parkanlagen Deutschlands zählt. Mittelpunkt des weitläufigen Landschaftsparks ist ein Schlossgebäude nach englischem Vorbild, welches mehrfach umgestaltet wurde.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Vorzeit
724 erfolgte die Errichtung einer Kapelle mit Priesterhaus durch den Heiligen Bonifatius. Aus 774 datiert die erste urkundliche Erwähnung einer Burg auf dem Stein; vermutlich wurde sie aber bereits kurz nach 531 zum Schutz der fränkischen Besitzungen in der Gegend errichtet. 1116 ist Dudo Herr von Stein als erster Burgmann nachgewiesen. Um 1150 wird auf dem Bonifatiusfelsen die „Neuenburg“ durch das Kloster Fulda errichtet. Diese Burg wird den Herren von Frankenstein als Lehen gegeben. Seitdem trägt der ehemalige Stein die Bezeichnung „Alter Stein“. Bis 1353 fallen die meisten fränkisch-hennebergischen Besitzungen an die Thüringer Landgrafen. Mit den ehemals fränkischen Dörfern Gumpelstadt und Waldfisch werden Steinbach und Schweina zum Amt Altenstein zusammengeschlossen. Schweina wird Hauptort des Amtes.
Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert müssen auf dem Stein, und in der Umgebung, unglaublich räuberische Zustände geherrscht haben, was sich auch an der wenig schmeichelhaften Zusatzbezeichnung „Dornheckenamt“ ablesen lässt. Erst um 1400 werden die Burgmannen vom „Alten Stein“ durch den letzten Thüringer Landgrafen Balthasar (1379-1406) entmachtet, der den Markgrafenstein bei der Chemnitzer Teilung 1382 erhalten hatte. Für die nächsten rund 90 Jahre hüllen sich die historischen Verzeichnisse über das Geschehen auf dem „Alten Stein“ und dem „Dornheckenamt“ in Schweigen. Erst als 1492 Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen und dessen Bruder Johann Ernst Schloss und Amt Altenstein an den verdienstvollen Kammerjunker Hans Hund von Wenkheim als erbliches Mann-Lehen überließen, kehren wieder geordnete Verhältnisse ein. 1495 erfolgte der Erwerb der Neuenburg durch die Hunde von Wenkheim. Am 4. Mai 1521 bewerkstelligte der berühmteste aus dem Geschlecht der Hunde von Wenkheim, Burghard II., die Gefangennahme von Martin Luther (1483-1546) - etwa 5 Kilometer oberhalb von Steinbach im Glasbachtal - und verbringt diesen auf die Wartburg. 1554 wird Schloss Altenstein durch fränkisch-braunschweigische Kriegsvölker, welche gegen den Markgrafen von Ansbach zu Felde ziehen, geplündert und weitgehend zerstört. Um 1557 wird mit der Erneuerung und Erweiterung des alten Schlossbaus begonnen. 1647 wird der letzte Herrscher des Geschlechts der Hunde von Wenkheim, Eberhard Friedrich (1647-1722), geboren. Dieser war im Gegensatz zu den meisten recht streitlustigen und gierigen Vorgängern ein großer Wohltäter, der durch Gerechtigkeitssinn, Freigiebigkeit und eine ganze Reihe von wohltätigen Stiftungen und Kirchenzuwendungen dem Geschlecht neuen Glanz einbrachte.
Außerdem beendete er die zwischen 1628 und 1699 stattfindenden, unmenschlichen Hexenprozesse im Amt Altenstein. In den Hexenverfolgungen fallen von 19 eingesperrten Frauen aus den Orten Schweina und Steinbach 18 dem Scheiterhaufen oder dem Galgen zum Opfer. Der Hexenturm auf dem Altenstein wird 1699 für immer geschlossen.
[Bearbeiten] Die Sachsen-Meininger-Zeit
Nach dem Tode von Eberhard Friedrich fällt das Lehen an die neuen, seit 1680 regierenden Landesherren, die Herzöge von Sachsen-Meiningen. Am 27. März 1733 verliert der Jägerbusche Hans David Fuchs aus Steinbach einen Erbschaftsprozess (andere Quellen berichten von nicht zurückgezahlten Geldforderungen) und steckt darauf hin das Erbgut sowie mehrere Häuser in Steinbach in Brand. Der durch den starken Wind entfachte Funkenflug entzündet auch das Schloss, welches bis auf die Grundmauern niederbrennt. Anton Ulrich Herzog von Sachsen-Meiningen (1687-1763) lässt durch den italienischen Baumeister Alessandro Rossini ein neues schlichtes und einfaches Barockschloss errichten. Anton Ulrich hat das Schloss allerdings nur einmal betreten, da der Baumeister das Schloss „verkehrt herum“, also mit der schönen Seite (Schaufassade) zum Berg statt zum Tal hin zeigend, errichtete. Auf Grund dieser Fehlplanung führt das Schloss ein Jahrzehnte dauerndes Schattendasein.
Erst 1799 beginnen neue Instandsetzungen und es erfolgt ein teilweiser Umbau durch den Sohn Anton Ulrichs Georg I. Herzog von Sachsen-Meiningen (1761-1803). Ab 1798 bis 1804 beginnt die Errichtung der Sommerresidenz auf dem Altenstein und die Gestaltung des Parks als englischer Landschaftsgarten, mit welchem so berühmte Namen wie Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871), sein Meisterschüler Carl Eduard Petzold (1815-1891, großherzoglich-weimarer Hofgärtner) und Peter Joseph Lenné (1789-1866) verbunden sind. Selbst der alte Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) soll Anregungen für den Park geliefert haben. In dieser Zeit erfolgt wie für den Landschaftsgarten typisch die Errichtung von mehreren Staffagebauten zur Belebung der Parklandschaft. Unter anderem: 1799 die Ritterkapelle. 1800 Anlegung des künstlichen Sees, des Luisenthaler Wasserfalls sowie der Schweizer Sennhütte im Luisenthal, die im chinesischen Stil gebaute Rotunde (bereits 1884 wegen Baufälligkeit abgebrochen), Chinesisches Häuschen (1906 komplett saniert und im Jahr 1923 wegen Baufälligkeit und fehlender Geldmittel zur Rekonstruktion abgebrochen - einziges Überbleibsel ist die Wetterfahne in Form eines Drachens auf dem Hofmarschallamt, Springbrunnen und Fontänenbecken, Teufelsbrücke (vermutlich 1918 im Zuge des I. Weltkriegs zerstört). 1801 - Installation der Äols-(deutsch: Wind-)harfe im „Hohlen Stein“. 1803 bis 1804 wurden Hofmarschallamt, Marstall und Orangerie errichtet. Ein weiterer Glücksfall für den Landschaftspark war die bereits 1799 entdeckte Altensteiner Höhle, die wegen ihrer Lage am Rande des Parks in der Nähe von Glücksbrunn früher auch Glücksbrunner Höhle genannt wurde. Die Altensteiner Höhle ist eine der wenigen natürlichen Höhlen in Europa, die im Sinne eines unterirdischen Landschaftsgartens gestaltet und genutzt wurden.(u. a. Höhlensee mit griechischem Tempel, Kahnfahrten, Illuminationen, Echokonzerte, etc.) 1814 erfolgte die Errichtung des eisernen Kreuzes auf dem Bonifatiusfelsen auf Anregung von Erb-Prinz Bernhard E(h)rich Freund (1800-1882). Am 13. August 1846 wird zu Ehren des 54. Geburtstags der Königinwitwe Adelheid von England (1792-1849) - mit Wilhelm von Clarence (1765-1837) von 1818-1837 verheiratet - der als Wilhelm IV. von Großbritannien von 1830 an für sieben Jahre den englischen Thron bestieg - ein großes Volksfest auf dem Altenstein veranstaltet.
In den Jahren 1846-1852 wurde der Altensteiner Parks erweitert und umgestaltet. Am 4. August 1850 organisiert der große deutsche Pädagoge Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852) ein großes Spielfest auf dem Altenstein. In den Jahren 1888-1889 erfolgte der Schlossumbau für den „Theaterherzog“ Georg II. Herzog von Sachsen-Meiningen (1866-1914), der als der letzte große Bauherrn und Förderer von Schloss und Park zu Altenstein gilt. Der Umbau erfolgte im Stil englischer Landhäuser des 16. Jahrhunderts - im Stil der englischen Spätrenaissance mit Fassaden im Neorenaissance-Stil. Der für den 11. August 1889 vorgesehene Besuch von Kaiser Wilhelm II. von Deutschland (1859-1941) wird von Georg II. abgesagt, weil sich der Kaiser strikt weigert, Georgs dritte Ehefrau, die frühere Schauspielerin Ellen Franz - dann Helene Freifrau von Heldburg - (1839-1923) zu sehen. In den Jahren 1890-1900 werden Teile des Parks zu Altenstein, vor allem im schlossnahen Bereich umgestaltet. Auf Einladung des Herzogspaares weilt Johannes Brahms (1833-1897) in den Jahren 1894-1895 mehrfach auf dem Altenstein. Am 25. Juni 1914 stirbt Herzog Georg II. in Bad Wildungen. Am Tag seiner Beisetzung auf dem Parkfriedhof zu Meiningen am 28. Juni 1914 fallen die verhängnisvollen Schüsse von Sarajevo, die den I. Weltkrieg auslösen. Nach dem I. Weltkrieg, der Abdankung des Kaisers sowie der Abschaffung der Monarchie erlischt auch die Funktion Altensteins als Sommerresidenz des Hauses Sachsen-Meiningen. 1920 wird als letztes Parkensemble das Herzogsgrab - Ruhestätte von Bernhard III. Herzog von Sachsen-Meiningen (1851-1928) und seiner Frau Charlotte - in unmittelbarer Sichtweite des Schlosses errichtet. 1942 (andere Quellen sprechen sogar schon von 1938) werden Schloss und Park zu Altenstein an das Land Thüringen verkauft. Während des II. Weltkrieges erfolgt eine Zweckentfremdung des Schlosses als Lazarett.
[Bearbeiten] Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Krieg kam es zu einer kurzzeitigen Nutzung als Lehrlingswohnheim und ab 1946 wurde es Erholungsheim der Handwerkskammer. 1979 wird Altenstein zum „Denkmal der Landschafts- und Gartengestaltung“ erklärt und in die Bezirksliste aufgenommen. In der Nacht vom 3. zum 4. Februar 1982 wird Schloss Altenstein durch einen verhängnisvollen Brand (technischer Defekt, vermutlich in Folge vortäglicher Schweißarbeiten) bis auf die Außenmauern zerstört. 1984 beginnen die ersten Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen zum Wiederaufbau. Am 20. Juli 1995 wurde die Gesamtanlage in das Eigentum der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übertragen. Seitdem wird schrittweise das Gesamtensemble rekonstruiert (Dachstuhl des Schlosses, Dach des Hofmarschallamtes, Sanierung der beiden Kavaliershäuser, Stützmauern des Schlosses). Für 2010 ist die Fertigstellung des Schlosses nach der Brandkatastrophe geplant.
[Bearbeiten] Tourismus
Das Informationsbüro des Fördervereins „Altenstein-Glücksbrunn“ mit Infopunkt des Naturparks Thüringer Wald ist täglich geöffnet und befindet sich im ehemaligen Wirtschaftsgebäude links neben dem Hofmarschallamt (Rundbau). Ein kleines Schloßmuseum befindet sich auch im Rundbau, besitzt aber leider eingeschränkte Öffnungszeiten.
In der näheren Umgebung befinden sich die Altensteiner Höhle sowie das Lutherdenkmal, an der Stelle, wo der mit Reichsacht belegte Martin Luther auf der Rückreise vom Reichstag zu Worms am 4. Mai 1521 zum Schein überfallen wurde und im Auftrag des Kurfürsten von Sachsen zu seiner eigenen Sicherheit zur Wartburg verbracht wurde.
[Bearbeiten] Meyers Lexikon (1885-90)
Altenstein, Lustschloß des Herzogs von Sachsen-Meiningen, mit großem Park, liegt auf dem südwestlichen Abhang des Thüringer Waldes, in der Nähe des Bades Liebenstein, 19 km südöstlich von Eisenach. Das Schloß, ein anspruchsloses Gebäude, auf einem nach zwei Seiten hin fast senkrecht abstürzenden Felsen stehend, wurde im vorigen Jahrhundert neu gebaut; aber die Unterbaue sind uralt, und noch sieht man Überreste des "Markgrafensteins", einer Ritterburg, deren Frühgeschichte in das Dunkel der Sage sich verliert. Sie stand bis 1733, wo sie in Feuer aufging. Die berühmte Altensteiner oder Glücksbrunner Dolomithöhle (etwa 200 m lang) wurde 1799 entdeckt. Etwa 3 km von A. ist die Stelle, wo Luther, von Worms zurückkehrend, 4. Mai 1521 ergriffen und auf die Wartburg gebracht wurde. Hier stand früher eine alte Buche, unter der Luther ausgeruht und sich durch einen Trunk aus der nahen Quelle ("Lutherbrunnen") gestärkt haben soll. Diese sogen. Lutherbuche ward jedoch 18. Juni 1841 vom Sturmwind gebrochen, so daß jetzt nur noch ein Stumpf vorhanden ist. Im J. 1857 ward der Platz mit einem Denkmal geziert.
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel soweit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen. |
[Bearbeiten] Literatur
- Ludwig Bechstein: Altenstein und Liebenstein - Ein Fremdenführer, 1842
- Emil Rückert: Altensteins Vorzeit, 1852
- Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (Hrsg.): Schloss und Park Altenstein. Amtlicher Führer. Bearbeitet von Günter Thimm und Bertram Lucke. München, Berlin 1997
- Parkführer der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie des Fördervereins Altenstein-Glücksbrunn
[Bearbeiten] Weblinks
- Förderverein Altenstein Glücksbrunn e.V.
- Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten - Schloss und Park Altenstein
- private Bildersammlung
- Fotorundgang
Koordinaten: 50° 50' 7" , 10° 21' 7" O